WTB B+ Trailblazer – Testfazit und Zusammenfassung: von c_g

Mittlerweile sind fast 1 ½ Monate vergangen, seit ich das Privileg bekommen habe einen Satz der damals noch nicht einmal offiziell vorgestellten WTB Trailblazer für einen Kurztest zu bekommen. Diese Reifen, die die ersten ihrer Art sind (B+ genannt), haben mich aber wegen ihrer Fahreigenschaften derart neugierig gemacht, dass ich WTB überreden konnte uns wenigstens die Reifen für einen ausführlichen Test zu überlassen.

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WTB Trailblazer Reifen am CUBE Stereo im harten Testalltag

GT und ich sind ja bereits sehr detailliert auf das Thema Kompatibilität eingegangen (hier) – ein Punkt bei dem B+ gegenüber allen anderen Plus-Formaten auftrumpft, einfach, weil die WTB Trailblazer so dimensioniert sind, dass sie mit normalbreiten Felgen (bis 30 mm Maulweite in die allermeisten 29er Rahmen und Gabeln passen.

Außerdem hatten wir beide schon ein wenig darüber berichtet, wie wir das Fahrgefühl der WTB Trailblazer erlebt haben – ich auf meinem CUBE Stereo Fully (hier) und GT auf zwei seiner Starrbikes (hier). Wer sich an meine ersten Praxiseindrücke erinnert, weiß dass diese mit einem Vorderrad auf Basis der sehr breiten WTB Scraper Felgen (Maulweite: 45 mm!!) vorne und der recht schmalen WTB Team I25 Frequency Felge (Maulweite: 25 mm!!) hinten … und beide kamen mir vor, als wären sie jeweils am unteren und oberen Limit der sinnvollen Felgenbreiten.

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Trotz schnellem Profil hat der WTB Trailblazer massive Traktion.

Deswegen habe ich der letzen Phase dieses Tests viel Zeit damit verbracht, Fahreindrücke auf verschieden breiten Felgen zu sammeln um euch eine fundierte Empfehlung aussprechen zu können.
Unmittelbar nach meinem letzen Artikel hierzu, habe ich zuerst einen kompletten Laufradsatz mit den WTB i25 ausprobiert und obwohl eine ganze Reihe der positiven Eigenschaften von B+ auch hier durchaus erkennbar geblieben sind – das Bike fuhr sich weiterhin sehr komfortable, sicher und entspannt – wurde meine Ahnung in der Art bestätigt, dass die schmale Felge die fast durchgehende Mittelstolle doch recht stark betont hat und somit die Brems- und Vortriebstraktion doch recht deutlich beeinträchtigt hat.

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Danach, hatte ich die Chance mir einen IBIS 741 Carbon-Laufradsatz auszuleihen, der mit einer Maulweite von 35 mm für mich das ideale Mittelmaß zu sein versprach. Bei gerade mal 1650 g für den Laufradsatz konnte ich gleichzeitig auch noch ganz ordentlich Gewicht gegenüber den WTB Laufrädern einsparen. Wie erhofft, war dieses Kombination sehr gut und brachte das Beste aus dem B+ Format heraus, das ich bisher kannte. Die breiten Felgen haben dem Trailblazer Reifen genau den richtigen Querschnitt verliehen um ihn auf hartem Untergrund weiterhin sehr gut und sanft rollen zu lassen ihm aber im Gelände aber dennoch eine sehr gute Traktion verliehen. Außerdem war die Breite einfach perfekt in Sachen Stabilität um es zuzulassen, dass ich den Reifendruck der WTB Trailblazer auf bis zu 1,0 bar habe reduzieren können, ohne dass der Reifen ungewollt schwammig oder unpräzise geworden wäre. Wahnsinn!!

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… auch auf schwierigem Untergrund fast schon mit der Gutmütigkeit eines Fatbikes

Die Kombi hat mir dermaßen viel Spaß gemacht, dass es eine reine Freude war. Manche ruppige Wurzeltrails konnte ich so fahren, als wären sie einfache Schotterautobahnen, weil die Reifen bereits so viel an Unebenheiten weggeschluckt haben ehe die Federung auch nur angefangen hat zu arbeiten. Vollgas-Abfahrten wurden so spürbar einfacher und entspannter und einfach nur schön. Die zusätzliche Sicherheit, die einem B+ verleiht ist und bleibt eine der herausragendsten Vorteile des Konzeptes. Fahrer, die schnell unsicher werden, in technischen Trails verkrampfen oder einfach etwas mehr Sicherheit suchen, werden ganz sicher sehr von einer Umrüstung auf B+ profitieren … und die aggressiven Fahrer können damit noch aggressiver fahren :-).

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Auch dieses Meer von Steinen ist kein Problem für B+.

Auf der Seite eines meiner üblichen Testtrails liegt eine mit groben Steinen gespickter Überlauf eines Wasserrückhaltebeckens und normalerweise fahre ich dort nicht oder, wenn, dann nur sehr zaghaft, denn die Felsen sind einfach ekelhaft. Mit den WTB Trailblazern aber war die Passage fast schon schlafwandlerisch einfach … fast wie die wenigen Male, als ich dort mit Fatbikes unterwegs gewesen bin. Toll und ein echter Beweis dafür, dass man mit B+ eben auch in felsigem Gelände handfeste Vorteile hat. Totz exponierter Seitenwände hatte ich übrigens nie Defekt zu beklagen.

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… nicht der Lieblingsuntergrund des WTB Trailblazers.

Das einzige, womit der WTB Trailblazer überhaupt nicht zurecht kommt, sind nasse und schlammige Verhältnisse. Das Profil ist klasse auf trockenen bis feuchten Trails, egal ob hart, lose, schottrig oder felsig, aber sobald die Böden rutschig oder schlammig werden, verliert der Reifen fast alle Seitenführung und einen großen Teil seiner Traktion. Vor allem Bergab hat mir das so manche brenzlige Situation bereitet.

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Eine harte Landung ins Flache bei 1,0 bar … ohne Folgen, aber ein Indiz dafür, dass der Durchschlagschutz nicht mehr ganz gewährleistet  ist.

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… der Sprung davor.

Und während ich mir ein paar Fahrfotos (oben und rechts) angesehen habe, ist mir noch etwas aufgefallen: Ohne, dass es mir währenddessen aufgefallen wäre, habe ich wohl bei diesem eher gemäßigten Sprung den Reifen bei 1,0 bar schon fast komplett durchgedrückt. In felsigem Gelände hätte eine solche Aktion zwangsläufig zu einem heftigen Durchschlag geführt … etwas, das auch bei einer angeblich so robusten Felge wie der IBIS gerne vermeide. Offenbar suggeriert das große Volumen der Reifen und die breiten Felgen eine scheinbare Sicherheit und Stabilität, die über einen unzureichenden Durchschlagsschutz hinwegtäuscht. Und obwohl ich nie einen Defekt hatte, habe ich mich danach entschieden, auf das letzte Quentchen Komfort zu verzichten und doch lieber etwas mehr Druck im Reifen zu fahren, wenn ich auf heftigeren Trails unterwegs war. Für meine Fahrweise und Fahrergewicht von 86 kg (+ Kleidung und Gepäck) würde ich daher doch eher zu Drücken von 1.25 bar raten, wenn man es gerne krachen lässt.

Etwa 2 Wochen vor dem Testende, haben wir dann noch einen Satz AMERICAN CLASSIC Wide Lightning 27.5” Laufräder erhalten, die gegenüber den IBIS ein wenig schmäler sind – 29 anstatt 35 mm Maulweite – um zu sehen, wie dieses Breite mit den Trailblazer harmonieren würde. Zu meiner Überraschung habe ich keinen echten Unterschied zwischen den beiden Felgen feststellen können was das was die Fahrverhalten des Reifens angeht. Dafür konnte ich mit dem AMERICAN CLASSIC Wide Lightning Laufrädern weitere 125 g rotierender Masse einsparen. Den einzigen Nachteil, den ich mir damit erkaufte, war, dass der WTB Reifen auf der Wide Lightning Felge bereits bei ca. 1,2 bar begann an Lenkpräzision einzubüßen. Doch nachdem die vorherigen Ergebnisse ohnehin aufgezeigt haben, dass erst Drücke ab 1,25 bar den erforderlichen Durchschlagschutz bieten, war das die für mich noch bessere Kombi, da leichter, günstiger und mit einer ebenfalls optimalen Performance.

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WTB Trailbazers uaf der AC Wide Lightining Felge – etwas schmäler aber weiterhin Top. Meine Wahl, wenn es um Preis, Gewicht und Fahrperformance geht.

Zusammenfassung: WTB bringt mit dem B+ Trailblazer Reifen ein Konzept, das sich auf den ersten Blick gar nicht so sehr von einem voluminösen 27,5” Reifen unterschiedet. Mein erster Eindruck, nach der Montage und Vermessung, war deswegen auch wenig euphorisch – die 2.8” Breite erreicht der Reifen nur  auf der 45 mm breiten Scraper Felge – aber schon bald zog mich das außergewöhnlich entspannte Fahrverhalten der Reifen, bedingt in erster Linie durch das größere Volumen in ihren Bann … und zähle ich B+ und damit die WTB Trailblazer zu einer der zukunftsweisendsten Entwicklungen der letzten Zeit. Ich liebe es mit ihnen über die Trails zu jagen – jedenfalls solange es trocken oder bestenfalls moderat nass ist.
Nach den ausführlichen Experimenten mit diversen Felgenbreiten, sehe ich für diesen Reifen das Optimum zwischen 30 und 35 mm Maulweite. Seltn bekommt meine eine Paarung mit einem so guten Rollverhalten und gleichzeitig so grandioser Traktion. Wie gesagt, solange es trocken ist, aber wie ein Kommentar von Mr. Poor’s (dem Erfinder von B+) erahnen lässt, sind bereits mindestens ein gröberer Reifen in der Entwicklung.

Das geniale an B+ ist, dessen Einfachheit und dennoch grandiose Fahrperformance. Letztlich ist B+ nicht anderes, als ein moderat breites 650b Laufrad mit einem recht (aber nicht zu ..) großen Reifen, der eben noch in einen normalen 29er Rahmen passt. Was mich aber ehrlich überrascht hat, ist was für einen großen Unterschied die breiten Reifen auf dem Trail machen. Sowohl was den Komfort angeht, als auch die Traktion und die subjektive Fahrsicherheit erschient mir B+ als eine sehr potente Ergänzungen für alle 29er Fahrer, die sich eben nach den oben genannten Qualitäten ausstrecken.
Was mich angeht, bin ich von B+ fasziniert und hoffe, dass die Auswahl an passenden Reifen und Felgen bald anwächst. 

RIDE ON,
c_g

Ps: Wie bereits mehrfach kurz angesprochen, habe ich von der Eurobike’14 ein Muster des einzigen “anderen” B+ Reifens mitgebracht, dem VEETIRE CO. Trax Fatty 27.5×3.25 (hier schon kurz vorgestellt) den ich bereits seit ein paar Tagen auf einem Bike fahre. Dementsprechend folgt das Review hierzu schon bald.