IDWORX ROCK´n Rohler – Testfazit: von c_g
Wenn man den aktuellen Trends der 29er Geometrien nach immer flacheren Winkeln und kürzeren Hinterbauten glauben schenkt, dann müsste das IDWORX Rock´n Rohler mit seinen steilen Winkeln, dem langen Vorbau und vor allem dem sehr langen Hinterbau (hier vorgestellt) eigentlich ein Relikt alter Zeiten sein – ein letzter Vertreter einer aussterbenden Generation also?
Nicht umsonst haben zum Beispiel das BERGAMONT Revox, das BMC Teamelite bei den Hardtails oder auch das BMC Trailfox TF01 und das SPECIALIZED Enduro 29er bei den Fullies beste Bewertungen im Handling erhalten. Unsere eigenen Testerfahrungen bestätigen, dass an der Gleichung aus „kompakt + flach = Fahrspaß“ etwas dran ist.
Wie kommt es aber, dass das IDWORX so viel Spaß auf dem Trail macht wie ich es bereits im Zwischenstand geschrieben habe? Wie geht es, dass ich mich jedesmal auf eine Testrunde mit dem Bike gefreut habe und auch jedesmal die mir zur Verfügung stehende Zeit bis zum Letzten ausgenutzt habe (ja als Tester kann man auch nicht immer den ganzen Tag nur Biken gehen ;-))?
Nun, ich glaube die Antwort liegt im stimmigen Zusammenspiel aller Merkmale des Rock´n Rohler. Die agile Lenkung (71,5° Lenkwinkel) wird durch den langen Vorbau beruhigt. Das lange Heck erhält mit dem tendenziell steilen Lenkwinkel seine Verspieltheit ohne in steilen Bergaufpassagen aus der Ruhe zu kommen … viele Variablen halten sich hier sehr stimmig die Waage. Irgendwie scheint das IDWOX Rock´n Rohler wie ein guter über die Jahre gereifter Wein – edel, begehrenswert und (auch für Kenner) auf keinen Fall langweilig.
Nur an einem Punkt geht nach unserer Meinung das Konzept nicht ganz auf: der schmale Lenker. Ich habe in der letzten Testphase den 660 mm Lenker gegen einen 740 mm breiten Lenker getauscht … und festgestellt, dass das Bike damit (für mich) nur noch besser wird. Vor allem im Wiegetritt oder in technischen Downhills kommt einem der größere Hebel in Form von erhöhter Kontrolle zugute.
(Mit der Vorbaulänge habe ich gar nicht erst experimentiert, denn hier passt alles zum stimmigen Gesamtbild.)
Anders als das vorher getestete QUANTOR Kraftwerk 9.0, das präzise in die Kerbe eines Marathobikes schlug, gab sich das Rock´n Rohler breitbandiger. Es machte mir sowohl auf langen schnellen Ausfahrten, wie auch auf technische Trailrunden richtig viel Spaß. Vor allem in Uphill war es durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Egal wie steil der Anstieg war, mit dem RnR konnte ich immer gelassen sitzen bleiben. Erst an der Grenze, dessen was ich mit der Speed Spec Ausstattung noch treten konnte, brauchte es ein wenig Gewichtverlagerung.
Wenn es um die sitzenden Klettereigenschaften geht, belegt das IDWORX Rock´n Rohler einen Spitzenplatz. Stehend klettern enttäuscht es auch nicht – hier machen kürzere Bike aber eine bessere Figur.
Die echte Überraschung angesichts des langen Radstandes und der grandiosen Klettereigenschaften ist das tolle Handlichkeit auf dem Trail. Keine Spur von Trägheit oder langweiligem Handling, dafür sehr viel Gelassenheit.
Das Rock´n Rohler zirkelt um enge langsam zu fahrende und weite, schnelle Kurven als gäbe es kein morgen. Wenn die Traktion der SCHWALBE Rocket Ron mal an ihre Grenzen stößt, ist das Bike im Grenzbereich sehr gutmütig.
Ein Punkt ist mir noch aufgefallen … und gerade weil er mir erst so spät aufgefallen ist … hat er mich zum Nachdenken gebracht: Die entspannte Sitzposition.
Durch die 2,5 cm hohen Spacer des Stress-Reducer Systems (siehe Intro) bleibt das Cockpit trotz negativem 6° Vorbau recht hoch, aber ohne dass es mich in irgendeiner Weise gestört hätte – weder in Sachen Effizienz, noch der Kontrolle. Fahrer, die unbedingt eine sportlichere Sattelüberhöhung wünschen, sollten dies aber berücksichtigen.
Ein besonderes Lob erntete auch die USE Sumo Titan-Stütze, die dem maximal steifen und effizienten Rahmen ein hohes Maß an Komfort eingehaucht hat. Klasse!
Die ROHLOFF Speedhub 500/14 in der Testzeit – wie erwartet – keinerlei Zicken gemacht hat. Ein Getriebe ist nicht jedermanns Sache, aber an ein Bike wie dieses passt sie perfekt. Das leicht mahlende Gereäusch in den unteren 7 Gängen ist wahrnehmbar, hat mich aber nach ein wenig Eingewöhnung kaum mehr gestört. Die Übersetzungsbandbreite reichte nicht an die Referenz eines PINION Getriebes ran, war für meinen Geschmack aber voll ausreichend.
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TESTFAZIT: Nach nunmehr einem Monat auf dem IDWORX Rock´n Rohler hat sich das Bike tief in meine Gunst gefahren. Das Konzept eines sportlichen Sorglosbikes geht hier voll auf, aber anstatt nur das zu sein, ist das Rock´n Rohler eine Granate auf dem Trail und schnelles Marathon-/Langstreckenbike in einem. Angesichts dieser wirklich tollen Fahreigenschaften, dem bis ins kleinste Detail durchdachten Sorgloskonzept, ist der Presi von € 4295.- zwar kein Schnäppchen, aber jeden Cent wert.
Das Experiment mit der augenscheinlich „veralteten“ Geometrie ist beendet und das Urteil dazu fällt aus meiner Sicht überaus positiv aus – solange die Summe aller Teile stimmt, kann auch ein derartiges Bike maximalen Spaß machen … beim Rock´n Rohler tun sie das.
RIDE ON,
c_g
Hallo, und vielen Dank!
Das deckt sich alles mit den Eindrücken, die ich selber auf einer Probefahrt hatte.
Nun habe ich zwei Wochen auf diesen Abschlussbericht gewartet und werde jetzt gleich am Montag zu meinem Fahrradhändler laufen: Idworx Rock’n Rohler bestellen!
Ich freue mich schon!
Noch einmal vielen Dank, auch für die Begeisterung, die macht die Kaufentscheidung leichter…
Unsere idworx Geometrie hat sich über viele Jahre entwickelt. Angefangen habe ich damit in Canada in den 80-er und sie ist heute perfekt geeignet für Biker die richtig Mountain Biken. Also in jedem Gelände, bergauf/runter, Flachland und sogar North Shore (natürlichen Trails!) und bei jedem Wetter soll sie funktionieren (Schlamm/Schnee). Und nicht immer die kurzlebige Trends hinterher laufen.
Ich selber fahre mit einem „breiten“ Lenker von 620 mm. Viel breiter würde auf meinen Lieblings-Single-Trails auch gar nicht gut funktionieren zwischen den Bäumen und auf engen Switch-Backs).
Wir sind der Meinung dass viele Geometrie Trends komplett in die falsche Richtung gehen zur Zeit und für die meisten Biker gar nicht mehr passen zu wie und wo sie fahren.
Oh, der Chef persönlich! Ehrfurcht…
Ich habe noch ein Problem: Orange oder Schwarz? Was ist schöner?
Ich habe mir vor 2 Wochen das RnR gegönnt…nach vielen Jahren des Überlegens..soll ich mir echt so ein teures Rad holen? Dann auch „nur“ ein Hardtail?
Für den Preis bekomme ich locker ein 29er Rohloff Fully.
Jetzt kann ich sagen ….habe das (für mich ) perfekte Rad gefunden.
Da ich Grobmotoriker bin und auf technischen Trails nicht gerade talentiert bin ist es cool, daß das RnR meine Fahrfehler ausbügelt…und ich wirklich entspannt einige harte Trails meisterte…
Auch war wegen des eigentlich in jeder Fachzeitschrift kritisierten schmalen Lenkers ein Lenkertausch eingeplant…
Aber als ich gerade gestern zwischen Autos im Stadtverkehr durchzirkeln mußte (nein, es müssen nicht immer Bäume auf Trails sein), erkannte ich den Sinn hinter dem Konzept! Schmaler Lenker bleibt!
Einen Kritikpunkt gibt es jedoch! Den kennt jeder..der Sattel…das Rad ist hochpreisig und ich finde es sollte deshalb mehrere Sattel zur Auswahl geben, auch wenn es eigentlich ein guter Sattel ist.
Ach ja, auch wenn ich kein Niederländer bin, Oranje sieht geil aus!
Das RnR ist auch einfach geil!
Nur schade, das das aktuelle RnR nicht mehr die schöne kilo Gabel von German Answer verbauthat.
@ Wernerscc: Ich würde direkt bei IDWORX nachfragen … evtl haben die noch die nie oder andere Kilo oder können dir ein solches Bike aufbauen. Wer weiß ;-).
vor zwei Jahren die Trans Alp damit gefahren. Perfekt. Die Geometrie ist für steile Ansteige wie geschaffen. Mein Lieblingsbike.
@ Peter: Freut uns sowas zu lesen. Dann weiterhin viel Spaß auf dem Bike :-).
Seit Juli bin ich mit dem Rockn Rohler einige tausend Kilometer gefahren und bin begeistert. Das „Sorglos-Konzept“ geht voll auf.
Ich lege immer sehr großen Wert darauf, dass mein Bike immer blitz-sauber ist, besonders die Kette und die Ritzel müssen glänzen. Nach einer „Schlammschlacht“ benötige nur ca. eine Stunde um das Rockn Rohler auf hochglanz zu bringen. Bei einem Bike mit Kettenschaltung würde das sehr viel länger dauern.
Ich habe folgende Modifiaktionen am Bike vorgenommen: Den Sattel habe ich durch einen SQ-Lab 611 active ersetzt; den Lenker durch einen SQ-Lab 310 (68 cm) und den Vorbau habe ich durch einen längeren, flacheren ersetzt.
Von Anfang an habe ich mich für die Hope Tech Evo V2 Bremsen mit den wuchtigen 3,2 mm breiten Scheiben entschieden, die auch am Idworx oPinion Travel Spec verbaut sind. Gerade bei langen, steilen Abfahrten geben mir diese Bremsen ein enormes Sicherheitsgefühl.
Bei den Reifen viel meine Wahl auf Conti X-King 2.4. Diese Reifen sind meiner Meinung nach die besten „Allrounder“.
An die Laufgeräusche, besonders in Gang 7, habe ich mich erst gewöhnt, als ich angefangen habe, mich mit dem „Innenleben“ der Rohloff zu beschäftigen. Nun sehe ich die Geräusche nicht mehr als „lästig“ an, sonders betrachte es als den „Sound deutscher zuverlässiger Ingenieurkunst“.
Mit diesen genannten Modifikationen habe ich mir ein komfortables, zuverlässiges Mountainbike zusammengestellt, mit dem ich viel Stunden genossen habe und sicherlich auch noch genießen werde.
Vorsicht: Diese Bike macht süchtig! Wer mit dem Gedanken spielt, sich das Rockn Rohler zuzulegen, sollte einen verständnisvollen Ehepartner haben. Zum Glück ist das bei mir der Fall 🙂