TNI-de – lange überfälliges Update (und Testankündigung): von c_g

Hallo liebe Leserschaft von TNI-de. Es gibt ein paar Dinge zu sagen – ein paar Dinge die uns nicht leicht fallen. Weil sie am Ende darauf hinauslaufen, dass TNI-de sich so langsam verabschiedet. Auch, wenn es in den letzten Monaten af unserer Seite seeehr ruhig geworden ist, wollen wir uns nicht einfach so davonschleichen.
Zuallererst einmal DANKE für eure Treue, eure vielen interessanten und oft von Fachkompetenz erfüllten Anmerkungen. Danke auch für die vielen ermutigenden Anregungen, mit denen ihr und immer wieder daran erinnert habt, dass unsere Arbeit Gehör findet und dass unserere detaillierten, mehrteiligen Tests auf Interesse stoßen. Ihr wart es, die uns trotz eines in den letzten Jahren als kleiner unabhängiger Test-Blog immer schwieriger werdenden Branchenumfeldes immer wieder dazu ermutigt habt, weiterzumachen. Doch irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem man Konsequenzen ziehen muss … In unserem Fall waren es vor allem private und berufliche Veränderungen, die uns in diesem Jahr zu einer Entscheidung gezwungen haben. Als Hobby-Testredakteure mit Familien und Full-Time-Jobs, war das Testen schon immer zeitlich eine Herausforderung …. aber mit diesem Jahr haben die Umstände (unter anderem auch die Pandemie) uns vor nochmal größere Herausforderungen gestellt. Nach fast einem halben Jahr Pause ist es an der Zeit die Hoffnung, dass es schon noch „besser“ wird, vorerst aufzugeben. Wir bei TNI-de waren uns schon immer einig: Wenn TNI-de und alles, was damit zusammenhängt, dauerhaft zur Belastung wird, dann lassen wir es besser sein. Und wenn die Zeit schlichtweg nicht mehr zum Schreiben und Testen reicht, müssen wir den Tatsachen irgendwann auch ins Auge blicken.

Es wird Zeit sich demnächst zu verabschieden – hoffentlich nur zeitweise, möglicherweise aber auch dauerhaft.

Diesen Abschied möchten wir aber so gestalten, wie wir auch begonnen haben – mit fundierten Tests. Dafür haben wir uns ein Bike mit einigen spannenden Neuheiten des Jahres zusammengestellt und diese Komponenten für eine Abschieds-Testreine geladen. Davon sind aktuell zwar leider (noch) nicht alle eingetroffen – in diesem Jahr ticken die Uhren einfach ein wenig anders – aber weil das Bike auch so schon recht spannend genug ist und sich auch schon im Trail-Einsatz befindet, wollen trotzdem schon mal mit der Vorstellung loslegen.

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ABSCHIEDSPROJEKT – Der RAHMEN

Die Basis für unser Abschiedsprojekt bildet ein NICOLAI G1 29er Rahmen. Warum gerade das G1? Wie ihr als regelmäßige Leser wisst, haben es uns die modernen, oft progressiv genannten Geometrien angetan. Ich selber habe im letzten Jahr das POLE Evolink158 als Dauertester und Testplattform gefahren und es als ideal für meine Fahrweise erlebt – und das interessanterweise nicht nur bergab sondern auch bergauf.

Während ich garnicht erst versuche das hohe Gewicht zu leugnen, sorgen der lange Radstand und der steile Sitzrohr dafür, dass ich selbst steilste Anstiege relativ „entspannt“ sitzend hoch komme. Während für manche Fahrer das POLE schon grenzwertig ist, geht das G1 noch einen Schritt weiter: Mit seinem 62,5° noch flacherem Lenkwinkel, mit 165/175 mm Federweg (per Flip-Chip verstellbar) am Heck noch potenter und über die modulare Bauweise des Hinterbaus (NICOLAI nennt die Bauteile Mutatoren) noch vielseitiger an die Wünsche des Fahrers anpassbar.

  

  

Daher, auch wenn der erst der Industrie langsam nachzieht, zählt das  G1 damit nicht nur zu einem der progressivsten Bikes, die es aktuell zu kaufen gibt. Hinzu kommt die rohe, industrielle Anmut und die komplette heimische Produktion, mit der die NICOLAI Bikes auch zu einem der attraktivsten Bikes gehören.

Keine Frage, mit einem VK des nackten Rahmens ab 2699.- Euro (je nach Konfiguration und Custom wünschen gegebenenfalls auch mehr) und das stattliche Gewicht von 3,82 kg (selbst gewogen für einen Rahmengröße L, mit Hardware aber ohne Dämpfer) ist das G1 nicht jedermanns Sache, aber das hat bisher noch kaum einen NICOLA-Käufer abgehalten (und meine bisherigen Erfahrungen mit deren bikes haben dies überwiegend bestätigt). Die große Frage für mich dabei war weniger wie fähig das G1 bergab sein würde – dafür habe ich schon genug NICOLAI 29er Geolution Bikes gefahren um das zu erahnen – sondern vielmehr, wie würde es sich am anderen Ende das Endurobike Spektrums machen. Ist es bereits „zu viel“ Bike für den Allround-Einsatz?

Wie gesagt, fahre ich den Rahmen schon seit einigen Wochen und werde mich daher schon bald mit meinen Erfahrungen dazu melden.

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Die (vorläufigen) Komponenten

Jetzt aber noch zu den Komponenten, mit denen ich das Bike aktuell aufgebaut habe. Wie schon gesagt, sind noch nicht alle angeforderten Neuheiten eingetroffen, weshalb wir in vielen Bereichen auf  gutes und bewährtes aus dem eigenen Fundus zurückgegriffen haben.

Den Antrieb stellt SRAM mit Komponenten aus dem„Eagle Eco-Systems“. Bis auf die Kette sind es alles gebrauchte Teile, die bei mir bei uns seit einiger Zeit laufen und nun einfach an das neue Bike gewandert sind. Auch bei den Bremsen habe ich es mir leicht gemacht und einfach eine seit über 2 Jahren absolut sorgenfrei laufende SRAM CODE RSC Bremsen genommen – in der für mich idealen Kombi aus 200 mm Scheibe vorne und 180 mm Scheibe hinten.

Ich hatte zwar etwas Neues angefordert, aber bis diese (hoffentlich bald) ankommen, werden die bestens bewährten DT-SWISS EX 1501 30 Laufräder ihren Dienst auf dem Bike verrichten – mit ca. 1860 g, den überragenden DT 240s Naben und 30 mm Innenweite bei maximaler Robustheit sicher keine schlechte Wahl.

In Sachen Reifen habe ich bereits eine 2021er Neuheiten im Einsatz – die bisher aggressivsten Reifen von VITTORIA– den Mazza in der Enduro Variante. Mit 1260 und 1400 g  in den Breiten 2,4“ und 2,6“ ganz sicher keine Leichtgewichte, aber dem deren 4C Compound samt Graphene ganz sicher dem Potential des Bikes entsprechend. Wie auf den Bildern zu erkennen, dürfen die Reifen sich bereits auf herbstlichen Trails bewähren, daher folgen auch schon bald meine ersten Praxiseindrücke.

Beim Cockpit vertraue ich auf bewährtes – darunter mein absoluter Lieblingssattel der SQ-LAB 6OX Ergowave Activeund Lieblingslenker, der SQ-LAB 30X Lenker mit 16° Backsweep – beides Produkte, die ich aufgrund ihrer für mich überragenden Ergonomie nicht mehr missen mag.

Auch bei den Federelementen sind dem Projekt leider wieder einmal Lieferengpässe in die Quere gekommen, weshalb ich dort aktuell eine bestens bewährte eine ROCK SHOX Lyric Ultimate Federgabel (mit 180 mm Federweg und der aktuellen 2021er DebonAir Luftfeder), sowie einen MARZOCCHI Bomber CR Coil Sorglos-Dämpfer fahre. Hier warte ich aktuell aber täglich darauf, dass noch spannendere 2021er Neuheiten bei uns eintreffen. Ihr dürft gespannt sein.

Wenig verwunderlich bei dem Potential des Bikes, ist unser Projektbike „TNI-Abschied“ keine Leichtgewicht. In der gezeigten Konstellation bringt es das NICOLAI G1 auf 15,9 kg(ohne Pedale), aber wie ihr wisst, ist uns das Gewicht mittlerweile weit weniger Wichtig, als der Spaßfaktor, bei dem die optimale Geometrie und Funktion aus unserer Sicht viel stärker wirken. Ein Laichtbauprojekt wird aus dem Bike wohl nie werden, aber durch eine gewichtsoptimierte Komponentenwahl (z.B ein leichterer Dämpfer, andere Laufräder und Reifen, …) dürften durchaus auch 14,5 kg oder weniger erreicht werden können.

Soweit erstmal zum längst überfälligen TNI-Update und dem Ausblick auf  die kommenden, leider aber eben auch voraussichtlich letzten Wochen und Monate bei TNI-de.

RIDE ON und nochmals Danke für alles,
c_g