MARZOCCHI Bomber Z1 Coil – Fazit: von c_g
Wir leben in sehr bewegten Zeiten. Corona hat viele unserer Freiheiten eingeschränkt und das Leben nimmt mitunter eine vorher nicht geplante Wendung. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ihr so lange nichts mehr von uns gehört habt. Wir entschuldigen uns dafür, können euch aber leider nicht versprechen, dass sich das mittelfristig verändern wird … aber mehr dazu in einem späteren Artikel.
Jetzt und hier soll es um die umgerüstete MARZOCCHI Bomber Z1 Coil gehen, die ich seit dem Zwischenstand weiter intensiv gefahren bin. Mein Hauptaugenmerk lag dabei auf zwei Dingen: Zu sehen wie sie sich auch in härterem Gelände und bei einer härteren Gangart verhält und zweitens, wo die Unterschiede zur konkurrierenden Top-Gabeln liegen.
Weil ich das im Zwischenstand noch gefahrene CUBE Stereo 170SL mittlerweile wieder abgegeben habe, habe ich die Z1 Coil kurzerhand wieder auf 160 mm Federweg umgerüstet und sie auf dem CUBE Stereo 150 TM 29er abwechselnd mit der sonst dort verbauten FOX Float 36 GRIP 2 Factory gefahren. Im direkten Vergleich der beiden Gabeln auf meinen gewohnten Hometrails haben sich die bereits gewonnenen Beobachtungen weiter bestätigt: Die BOMBERZ1 Coil ist unglaublich gut berechenbar und ist rundum recht unauffällig zu fahren … sie bietet aber aufgrund ihres direkteren Feedbacks immer einen Tick weniger Komfort als etwa die FOX 36 GRIP2, wie ich sie fahre. Was die Durchschlagsreserven angeht, hatte ich mit keiner der beiden Gabeln je ein Thema. In Summe hat die die Z1 Coil ein rundum sehr gutes Federungsverhalten, kann sich aber nicht wirklich von den konkurrierenden Luftgabeln absetzen.
Diese Beobachtung basieren allerdings auf Praxiserfahrungen auf meinen, mir bestens bekannten Hometrails, wo ich jede Schlüsselstelle schon zigmal gefahren bin, jede tückische Wurzel mit Namen kenne und überall genau weiß, welche die für mich jeweils optimale Geschwindigkeit ist – Hometrail eben. Deswegen habe ich mit dem Fazit zu diesem Test auch solange gewartete, bis ich die Möglichkeit hatte, die beiden Gabeln mal in deutlich anderem Gelände direkt zu vergleichen. Diese Gelegenheit kam dann in Form eines Trips zum notorisch felsigen Bikepark Ochsenkopf im Fichtelgebirge, der wie die meisten anderen deutschen Bikeparks vor kurzem endlich wieder hat öffnen dürfen. Dort habe ich beide Gabeln auf den gleichen Strecken so hart gefahren, wie ich es vermag. Die Sache hat dadurch zusätzlich an Relevanz gewonnen, weil es am ersten Tag ausgesprochen nass und damit oft rutschig war, während der zweite Tag maximal griffig war, ganz nach dem Motto „Ballern was geht“.
Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass die beiden Gabeln sich hier grundlegend anders gefahren hätten – die FOX Float blieb weiterhin ein wenig komfort-betonter und die Z1 weiterhin die, mit mehr Feedback – aber meine persönlichen Präferenzen haben sich in diesem Gelände verschoben: In den verblockten Passagen war die Z1 subjektiv spürbar sicherer zu fahren, weil sie hier einerseits höher im Federweg stand und andererseits ihren Federweg etwas vorhersehbarer freigegeben hat. Ich kann es nicht in Zahlen fassen, aber mit der Z1 habe ich mich hier einen Tick kontrollierter und damit sicherer gefühlt. Zudem konnte ich mit dem erhöhten Feedback der Bomber noch besser als Traktionslimit gehen und so noch präziser den Bremspunkt setzten oder die Geschwindigkeit bestimmen, als mit der FOX Float.
Gerade in Passagen mit mehrfachem Wechsel zwischen mäßig griffigen Felsen und rutschigen Holzkonstruktionen hat mir die Z1 durch ihr sensibleres Feedback klarer mitgeteilt, wie es um die Traktion bestellt ist, als die eindeutig komfortablere FOX 36er. Solange ich die Ideallinie noch nicht gefunden hatte und ich mich ans Terrain noch herantasten musste, fand ich die Bomber Z1 hier tatsächlich besser. Einen Teil zu diesem Eindruck trägt sicherlich auch die etwas höhere Steifigkeit der Z1 bei. Am zweiten Tag, bei durchweg sehr griffigen Verhältnissen und mit etwas mehr Ortskenntnis fand ich dagegen die Float wieder ziemlich genauso gut, vielleicht sogar einen Tick besser, denn sie hat sich bei etwa gleicher Geschwindigkeit komfortabler gefahren und war damit weniger ermüdend auf Non-Stop Abfahrten.
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Testfazit:
Als MARZOCCHI die Z1 im Jahr 2018 vorgestellt hat, hat sich die Enduro-Gabel auch ohne viele Einstellmöglichkeiten durch ihr gutmütiges Federungsverhaltens und der hohen Steifigkeit sofort in mein Bikerherz gefahren. Mit der Coil Variante und der Option auch bestehende Z1 Luftgabeln auf Stahlfeder umzurüsten, kehrt MARZOCCHI in 2020 zu seinen stahlgefederten Wurzeln zurück. Technisch gesehen ist die Stahlversion natürlich ein wenig schwerer (ca. 250 – 300 g gegenüber der Luftgabel), kann nur über vier unterschiedliche Stahlfedern ans Fahrergewicht angepasst werden, erlaubt es aber intern den Federweg zwischen 150 und 170 mm zu verstellen.
In der Fahrpraxis punktet die Z1 Coil als unglaublich berechenbare und sehr gut arbeitende Sorglos-Endurogabel, kann sich aber nicht, wie erwartet, mit noch mehr Sensibilität hervortun. Richtig glänzen kann die Z1 Coil durch ihr kontrolliertes Federungsverhalten und einem super definiertem Feedback. Das bringt vor allem im Grenzbereich und in wirklich technischem Gelände ein wenig mehr Kontrolle und damit Sicherheit, weil die Gabel immer sehr hoch im Federweg steht und über den gesamten Hub sehr gut vorhersehbar ist, bedeutet aber auch etwas weniger Komfort und harmoniert generell besser mit einer aktiven Fahrweise.
Mit diesem Testabschluss und nach mehr als 2 Monaten Fahrpraxis kann ich der Bomber Z1 Coil eine ausgezeichnete Performance attestieren. Die Z1 Coil ist eine rundum gelungene Set-and-forget Endurogabel, die es hart gefahren sehr wohl mit der aktuelle FOX 36 oder eine ROCK SHOX Lyrik aufnehmen kann. Für Fahrer, die überwiegend im Bikepark und auf heftigen Strecken unterwegs sind, ist das Mehrgewicht der Z1 Coil weniger bedeutend, als die hohe Gutmütigkeit. Für den Allround-Einsatz dagegen muss man bei der Z1 Coil etwas differenzierter abwägen welche Qualitäten im Fokus stehen sollen zumal die Fox 36 und die Lyrik sich durch die Verstellmöglichkeiten auch für gemäßigtes Gelände komfortabler abstimmen lassen.
RIDE ON,
c_g
Hi Christian, cooler Test. Kann ich genau so bestätigen. Konntest Du von MZ die Info bekommen warum die Gabel ab der Hälfte des FW so „deutlich“ wird? Ist die Progression der Luftfeder für den Duchschlagsschutz vielleicht etwas zu stark berechnet? Was denkst Du?
Herzliche Grüsse
Jens
#stayhealthy
… ich habe heute mal die Topcap der MZ Coil gegen die der Luftvariante getauscht. Das lies sich ganz gut machen da der Zapfen für die Aufnahme der Spacer ungefär das gleiche Maß in die Gabel reinragt und somit eine leichte Vorspannung erzeugt wie die „Coil Topcap“ Ich habe das Ventil aus der Topcap geschraubt um die „Luftfeder“ zu eleminieren. Was soll ich sagen: Ich konnte die Gabel mit etwas mehr Dämfung fahren und sie fühlte sich ab der Mitte des FW trotzdem nicht so direkt an. Etwas komfortabler. Gerade im Highspeed wenn dann doch mal ein richtiger Hit kam. erstaunlicher Weise habe ich aber den Federweg auch nur in dem Bereich genutzt wie ich es mit dem „geschlossen“ System hatte. Ich glaub ich lass das jetzt erst mal so für die nächsten Fahrten.
Moin!
Was ist denn los bei euch? Schade, dass es hier so ruhig ist!
Alles Gute, was auch immer gerade bei euch/dir los ist!
Hans