MARZOCCHI Bomber Z1 Coil – Zwischenstand: von c_g
Ersten kommt es anders, zweitens als man denkt … eigentlich wollte MiMü diesen Test für TNI durchführen, aber leider hat ihn die aktuelle Situation gezwungen, seine Testeraktivitäten erstmal auf Eis zu legen. So kam es, dass er nach dem Umbau der MARZOCCHI Bomber Z1 Air auf Coil gerade mal eine einzige, viel zu kurze Ausfahrt damit machen konnte, ehe er die Gabel wieder auf den Weg zu mir geschickt hat. Um sie an mein Testbike, das CUBE Stereo 170 anzupassen, habe ich sie nur noch von 160 mm Federweg auf 170 mm umgebaut. Hier zeigt sich schon der erste Vorteil der Coil, denn hier kann man den Federweg ohne zusätzliche Teile zwischen 15 und 170 recht einfach umrüsten. Seither habe die Bomber über meine heimischen Testtrails gejagt.
Hier meine auch für mich zum Teil überraschenden Praxiseindrücke dazu:
Wer hier schon länger mitliest, weiß wie sehr ich die MARZOCCHI Bomber Z1 (Air) mag. Sie hat mit ihrer einfachen GRIP Dämpfung nicht ganz die Einstellbarkeit ihrer FOX Geschwister mit GRIP2, funktioniert aber meinen Erfahrungen nach absolut souverän. Außerdem bietet sie mir als schwere und fordernden Fahrer bei einem (für mich noch) vertretbarem Mehrgewicht eine gefühlt höherer Lenkpräzisionals die FOX 36 Float. So kommt es, dass ich die Bomber Z1 seit dem Test in 2018 schon auf sehr viele Testbikes umgeschraubt habe und immer wieder gerne fahre. Mit der jüngsten Option der Umrüstung auf Stahlfeder war meine Spannung natürlich umso größer, wie sie sich dann fahren würde.
Nachdem ich selber den Umbau von Air auf COIL nicht durchgeführt habe, kann ich an der Stelle nur kurz zitieren, was MiMü dazu meint: „Wer einen kleinen Service an einer Federgabel hinbekommt, kriegt auch den Umbau gebacken. Die Schritt-für-Schritt Online-Anleitung ist sehr leicht verständlich, praxisgerecht und anschaulich bebildert. Wer nicht zwei linke Hände beim Schrauben hat, bekommt das problemlos hin.“ Ich selber habe die Z1 Coil lediglich von 160 auf 170 mm durch Umsetzen der Spacer umgebaut … und auch das ging für meinen Geschmack ziemlich einfach.
Der erste Schritt bei jeder Federgabel ist immer das Setup. Ohne eine Luftfeder einstellen zu müssen, gilt es zuerst einmal die passende Feder zu finden. Im Fall der Z1 Coil gibt es genau 4 Federhärten (Soft, Medium, Firm und X-Firm) mit der MARZOCCHI alle Fahrer zwischen 54 und 113 kg abdecken möchte. MARZOCCHI hat hierfür eine einfache Grafik parat – siehe unten. Diese zeigt, dass MiMü und ich beide im Spektrum für eine Feder in „Firm“ wegen . MiMü ist zwar leichter als ich, fuhr die Z1 aber mit 160 mm Federweg, während ich mit 170 mm Federweg auch noch die gleiche Feder fahren kann.
Und tatsächlich – beim ersten Aufsitzendem ich mit nur minimaler Vorspannen auf meinen bevorzugten SAG von 25%. Durch den Regler der Verspannung kann man dann den SAG noch zusätzlich feinjustierten, wer, das möchte. Allerdings sollte man bei Stahlfedern grundsätzlich nur sachte mit der Federvorspannung umgehen, denn sie reduziert auch gleichzeitig die Feinfühligkeit am Anfang des Federweges.
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Trail-Performance
Und damit kommen wir zur Trail-Performance meiner umgerüsteten MARZOCCHI Bomber Z1 Coil …
Wie erwartet, ist die Sensibilität, gerade im Anfangsbereich etwas, das man erlebt haben muss. Die Gabel spricht wirklich auf jeden Kieselstein an und überrollt kleine Hindernisse mit einer Selbstverständlichkeit, als wären diese einfach ausradiert. Gerade über Trails mit kleineren Wurzeln und Stufen, fühlt man sich fast ein wenig wie auf einem fliegenden Teppich. Stahlfedertypisch und ein tolles Fahrgefühl für alle, die auf der Suche nach maximalem Komfort sind.
Komprimiert man die Gabel über diesen Anfangsbereich (ca. 20-30%) hinaus und bewegt sie im mittleren Federwegsbereich, bleibt sie zwar weiterhin komfortabel, baut aber mit zunehmendem Federweg immer mehr Gegendruck und generiert damit auch ein direkteres Feedback. Gerade über gröbere Trails und Wurzelteppiche arbeitet die Stahlfeder-Bomber damit einerseits extrem sensibel, fährt sich gefühlt aber fast sogar direkter als ihr Air-Gegenstück.
Diese Charakteristik hat mich von der ersten Ausfahrt an überrascht und widerspricht eigentlich, dem was ich von einer Stahlfeder erwartet hatte. Zugegeben, aufgrund der aktuellen Situation konnte ich damit noch keine wirklich langen Abfahrten alpiner Ausmaße fahren – dort würden sich die Unterschiede wohl am deutlichsten zeigen – aber auch nach mehrmaligem Direktvergleichen mit anderen (luftgefederten) Gabeln würde ich der Z1 Coil in der zweiten Federwegshälfte weiterhin einen Tick mehr Feedback und weniger Komfort attestieren. Sowohl die FOX 36 GRIP 2, wie auch die jüngste Generation der ROCK SHOX Lyrik (hier), die ich beide an dem gleichen Bike gefahren bin, empfinde ich in gröberem Gelände nicht unbedingt als besser, aber doch als spürbar komfortbetonter.
Bitte nicht falsch verstehen – die Bomber Z1 Coil ist weiterhin eine sehr gute Federgabel, die in der Komfortwertung ordentlich punktet, aber meinen bisherigen Erfahrungen nach kann sie sich in diesem Bereich nicht von ihren luftgefederten Konkurrenten absetzen. Wo sie dagegen gerade für aktive und aggressive Fahrer Vorteile zeigt ist im Feedback und damit der Fähigkeit genau zu kommunizieren, was zwischen Reifen und Untergrund vor sich geht. Um ein Beispiel zu nennen: Während ich mit der jüngsten Generation der ROK SHOX Lyrik auf manchen Wurzeltrails meine Reifen klar an deren Fraktionslimit gefahren bin, ohne es vorher zu spüren, zeigt mir die Z1 Coil immer schon frühzeitig an, wann das Limit erreicht ist. Was die damit noch sicher zu fahrende Geschwindigkeit angeht, schenken sich beide Gabeln nichts und liegen jenseits meiner persönlichen Limits.
Meine bisherigen Beobachtungen zeigen außerdem, dass sich die Z1 Coil und die Z1 Air auch in ihrer quantitativen Federwegsausnutzung kaum unterscheiden. Dort, wo ich mit der Air den Gummiring bisher durchschnittlich 2/3 des Federwegs vorgefunden habe, ist er auch mit der Coil der Fall und bei den Sprüngen, in denen ich regelmäßig den gesamten Federweg ausgenutzt habe, ist es auch bei der Coil genau si. Trotzdem erzeugt die Charakteristik der linearen Stahlfeder ein etwas anderes Fahrgefühl, das mir besonders auf steilen, eher langsam gefahrenen Passagen aufgefallen ist. Ihr wisst, schon – solche Passagen, wo man um jeden Millimeter dankbar ist, den die jeder nicht eintaucht. Dass die Coil hier gefühlt etwas höher im Federweg steht, bringt gefühlt eine zusätzliche Sicherheit und Ruhe ans Bike. Auch, wenn der Gummiring dies bisher nicht bestätigt – gefühlt bleibt bei der Coil einfach mehr nutzbarer Federweg übrig für unterwartete heftige Schläge oder Fahrfehler. Ich werde versuchen, die in der zweiten Testphase noch weiter zu erkunden.
Wer sich Gedanken zum Durchschlagschutz der systembedingt linearen Stahlfeder macht, kann im Übrigen beruhigt werden. Gegen Ende des Federwegs, erzeugt das von MARZOCCHI Air Assist getaufte System eine spürbare und bemerkenswert effektive Progression. Indem die Z1 die Progressivität des im inneren gefangenen Luftvolumens geschickt nutzt, blieben mir im Test bisher harte Durchschläge komplett erspart. Auch hier zeigt sich die z1 Coil als absolut sorgenfrei und unkompliziert.
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Zwischenstand:
Die Marke MARZOCCHI und Stahlfedern sind schon traditionell eine gute Kombination. Allein schon deswegen ist die Bomber Z1 Coil ein wichtiger Schritt für alle Fans der Italienerin. Unsere von Luft auf Stahlfeder umgerüstete MARZOCCHI Bomber Z1 ist und bleibt in ihrer Charakteristik eine Bomber und damit eine erstklassige und absolut sorgenfreie und sehr steife Federgabel. Die Stahlfeder erzeugt meinen bisherigen Erfahrungen nach aber nicht ganz das, was sie verspricht. Sie macht die Gabel zwar am Anfang spürbar sensibler, baut dann aber tiefer im Federweg zunehmend Gegendruck auf und fährt sich dadurch sogar ein wenig direkter, wie ihre luftgefederte Version.
Was für den aktiven Fahrer ein Vorteil ist, weil man so noch härter am Limit zu fahren kann und immer genau weiß zwischen Reifen und Boden vor sich geht, bedeutet die für andere Fahrer aber, dass sie auf ein wenig Komfort verzichten müssen. Ich weiß, dass die bisherigen Erkenntnisse sich nicht ganz mit dem decken, was anderer Tests sagen und bin schon dabei das Thema auch mit MARZOCCHI zu diskutieren. Ich werde die MARZOCCHI Bomber Z1 Coil jedenfalls noch eine Weile weiter fahren und sehen, wie sich meine Eindrücke im weiteren testverlauf noch entwickeln.
RIDE ON,
c_g
Hi Chris, ich fahre auch die Z1 in einem eEnduro mit 170 mm und der medium Feder. Ich hatte auch die Firm Feder Probiert aber die war für mein Systemgewicht zu straff. (eine 45lbs Feder wäre sicher das Optimum gewesen). Ich hatte auch das Gefühl das mit offener Druckstufe und mittlerer Zugstufe die Gabel im 2. Drittel etwas „direkter“ wurde. Jetzt fahre ich die 40lbs Feder mit einer mittigen Druckstufe und schneller Zugstufe (2Klicks) von offen und die Gabel ist über den gesamten Bereich komfortabler geworden. Die Endprogression ist dann aber deutlich zu spüren und verhindert auch wirksam das Durchschlagen. Ich finde die Gabel out of the Box genial.
Herzliche Grüsse
Jens
#stayhealthy
Hi! Danke für den tollen Bericht!
Ich bin sehr auf die Fortsetzung gespannt!
Mich würden noch zwei Sachen brennend interessieren:
1. Geräuschkulisse
2. Vergleich zu den Top Gabeln wie 36 Factory oder Lyrik Ultimate
VG
Denis
Hi, wenn ich nur die Feder wechseln möchte, reicht es, das TOP Cap abzuschrauben oder muss ich unten am Casting die Muttern auch lösen. (will mir das Öl-Geschmiere sparen)
Danke Dir.
Hallo,
Zum Federwechsel musst du nur die Top-Cap entfernen, dann kannst du die Feder rausziehen – keine Schrauberei am Casting, kein Ölgeschmiere.
Schöne Grüße,
MiMü
1000 Dank für die schnelle Antwort – winterliche Grüße zurück!