ERGON SM Pro Men Sattel – Testintro: von MiMü
Der Sattel ist für die meisten Biker wohl DIE wichtigste Konaktstelle zum Bike. Wer einmal richtige Sitzbeschwerden auf einer Tour erlebt hat – und das habe wihl die meisten von uns schon – wird mir sicherlich beipflichten: Sie könne einem den Spaß am Biken so richtig vermiesen. Die Suche nach einem passenden Sattel kann mitunter zermürbend sein, doch zum Glück gibt es Firmen, die sich diesem Thema auch nach ener medizinisch ergonomischen Geischtspunkten nähern. So auch die hierzulande bestens bekannten Koblenzer Spezialisten von ERGON mit ihrer neuesten Entwicklung für Mountainbiker, dem SM MTB, den es speziell für Frauen und für Männer gibt.
Mit dem SM Men möchte ERGON aber nicht nur die Marathon- und Tourenfahrer ansprechen, sondern auch die Allerwertesten von Trail- und All-Mountain-Fahrern erfreuen. Hinter dem neuen Sattel steckt natürlich wieder allerlei Know-How zur männliche Anatomie die ein dauerhaft beschwerdefreies Biken ermöglichen sollen. Eine der wichtigsten Komfort-Aspekte des SM, der auf den ersten Blick wenig auffällig wirkt, ist der ausgeprägte Entlastungskanal samt nach unten ausgezogener Nylon-Schale durch die die Durchblutung im bei Männern besonders sensiblen Dammbereich nicht eingeschränkt wird und der Druck daddurch stärker auf die Sitzknochen verlagert wird.
Um das Konzept der SM Men-Serie zu verstehen, ist dazu allerdings ein kurzer Exkurs in die männliche Anatomie notwendig. Betrachtet man die Formgebung des menschlichen Beckens, dann wird schnell klar: hier ist relativ wenig Platz für Sauerstoff transportierende Blutgefässe und Nervenbahnen.
Während die beim Mann außen liegenden Genitalien noch leichter (nach vorne) ausweichen können, werden die innen verlaufenden Blutgefäße und Nerven bei klassichen Sätteln schnell gegen die knöchernen Strukturen des Beckens gequetscht – unangenehme Taubheitsgefühle sind die Folge. Um den sensiblen Dammbereich zu entlasten, ist es also notwendig, die Druckverteilung hier zu verändern. Und genau hier kommt der bereits erwähnte Entlastungskanal ins Spiel: Er soll den Druck weg von der Dammregion hin zu den Sitzknochen und Teilen der Schambeinbögen verlagern.
Im Fall des SM Pro beginnt dieser Entlastungskanal bereits 3 cm hinter der eigentlichen Sattelnase. Mit einer Anfangsbreite von rund 1 cm zieht er sich auf insgesamt 18 cm Länge stetig fallend in das Heck des Sattels, wo er auf 3 cm Breite anwächst und seine maximale Tiefe von gut 15 mm erreicht.
Hier ist auch dieses 20 x 9 mm messende, formschöne Fenster in der Sattelschale beheimatet, an dem mittels Adapter (im Lieferumfang) Topeak-Satteltaschen oder anderes Zubehör wie etwa Rücklichter montiert werden können. Für die starke Y-Form der SM Men-Sattelserie zeichnet sich ein anderer Aspekt der männlichen Anatomie aus: Im Gegensatz zum weiblichen Becken ist das von uns Männern weniger flexibel. Wir sitzen daher aufrechter, die Sitzknochen werden stärker in Anspruch genommen. Den Übergangsbereich zwischen Sattelnase und -heck kann man dadurch aber schmaler ausführen, die Y-Form entsteht. Postiver Nebeneffekt: die nun schmale Sattelnase stört weniger beim Treten. Damit das Konzept des SM Men aber voll funktionieren kann, ist es allerdings wichtig, die richtige Sattelbreite zu benutzen. Man muss also den Abstand seiner Sitzknochen wissen, um das richtige Modell zu nehmen. Die Beckenknochen laufen v-förmig nach vorne zu, wodurch sich ihre Auflagefläche je nach Sitzposition ändert. Aufgabe der Sattelform ist es hier stets eine größtmögliche Fläche zur Verfügung zu stellen. Beim SM Men sind die beiden erhältlichen Sattelbreiten so gewählt, dass die nutzbare Sitzfläche dem Sitzknochenabstand entspricht. ERGON-Händler bieten die Messung des Sitzknochenabstand im Übrigen kostenlos an, wer selbst zu Hause messen möchte: ein einfaches Stück Wellpappe genügt. Dieses auf einen Stuhl legen, sich (am besten in Unterwäsche) aufrecht hinsetzen, und den Abstand zwischen den zwei am tiefsten eingeprägten Punkten mit einem Lineal abmessen. Fertig!
Mit seiner knapp 40 mm breiten, gut gepolsterten Sattelnase stellt der SM Men eine ordentliche Auflage für steile Uphills (Stichwort steile Rampen) zur Verfügung und dürfte durch sein leicht ansteigendes Heck ordentlich Gegenhalt bieten, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Beim Oberflächenmaterial vertraut ERGON auf strapazierbares und pflegeleichtes Microfiber das auf der Sitzfläche strukturiert und an den Fanke komplett glatt ist.
Von ihrer Grundform identisch, beinhaltete die SM-Serie drei Modelle, die sich vor allem im Matzerial des Sitzgestänges und der Polsterung unterscheiden. Den Einstieg macht der SM Sport Men für erschwingliche 69,95.- Euro. Er hat ein einteilige Polsterung aus orthopäischem Comfort Schaum , sowie ein CroMo-Gestell und hat damit ein Gewicht von ca. 309 g. Darüber folgt der SM Comp Men (UVP € 89,95.-, ca. 270 g) mit einem leichteren TiNox-Gestell sowie in die Polsterung eingearbeiteten Ortho-Cell-Polstern, die sich durch eine höhere Rpckstellkraft auszeichnen. An der Spitze der Serie steht der SM Pro Men (UVP € 109,95.-, ca. 235 g) bei dem anstatt des orthopädischen Komfort-Schaums eine besonders hochwertiger Air-Cell-Schaum zum Einsatz kommt.
Alle drei Modelle sind dabei in den zwei Breiten S/M (144 mm Breite)und M/L (160 mm Breite) erhältlich. Die Größe S/M deckt dabei einen Sitzknochenabstand von 9-12 cm ab, sein breiterer Bruder M/L bedient einen Abstand von 12-16 cm. Farblich gibt es den SM Sport und Comp nur in „stealth“ (komplett schwarz), den SM Pro Men dagegen auch noch in „blue“ (schwarz mit blauer Heckpartie) und „red“ (schwarz mit rotem Heck).
Ergon hat man das Topmodell, den SM Pro Men, in der Größe S/M und der Farbe „stealth“ zur Verfügung gestellt. Bei der Polsterung unseres Testmodells kommt der neuartige Orthopedic Air Cell Foam mit den ebenfalls neuen OrthoCell-Pads zum Einsatz. Dieser eigens entwickelte Schaumstoff soll nicht nur langlebiger und leichter sein als vergleichbares Gel-Material, er soll auch über höchste Rückstellkraft, tollen Fahrkomfort und natürlich effektive Druckentlastung verfügen. Im kompletten Sitzbereich verwendet ERGON so spezielle OrthoCell-Inlays, die den auftretenden Druck bestmöglich verteilen sollen. Mit nachgewogenen 238 g liegt unser Test-SM Pro gerade einmal 3 g über der Herstellerangabe von 235 g.
Die Sattelstreben sind mit einer Längenskala versehen und bieten einen Einstellbereich von 75 mm. Um euch möglichst schnell erste Sitz- bzw. Fahreindrücke liefern zu können, habe ich den ERGON SM Pro Men gleich einmal auf meinem RAGLEY Big Wig Trailhardtail montiert – was wie erwartet vollkommen problemlos funktionierte.
Beim ersten Probesitzen fiel mir die relativ straffe, aber nicht unkomfortable Polsterung auf. Aber nur echte Praxisimpressionen können klären, ob das Konzept mit dem langen Entlastungskanal wirklich aufgeht. Und diese Eindrücke werden wir euch in Kürze liefern.
MiMü