CUBE Stereo 170 SL 29 – Testintro: von c_g

Klar, zum Ballern, Shuttle und Enduro-Rennen sicher ein tolles Bike, aber mehr geht damit bestimmt nicht.“ so oder ähnlich haben wohl einige gedacht, als wir euch im August das brandneue langhubige Twentyniner Stereo 170 29 der bayerischen Marke CUBE vorgestellt haben.

Das CUBE Stereo 170 hat noch viel mehr als üppigen Federer zu bieten – der Test wird zeigen wie viel.

Vor allem das Stereo 170 TM 29 hat aus seiner Gravity-lastigkeit keinen Hehl gemacht. Kein Wunder, mit seiner 180 mm Federgabel und dem sensiblen aber schweren Stahlfederdämpfer und passend robusten Komponenten dazu zeigt das Modell eine klare Zielsetzung – schnell bergab. Aber das soll lau CUBE bei weitem nicht alles sein, was das Stereo 170 kann. Spätestens wenn man sich die beiden anderen Modelle, das Einsteigermodell Stereo 170 Race 29 und das Topmodell Stereo 170 SL anschaut, fällt auf dass diese deutlich vielseitiger aufgestellt sind. Wir haben ein solches Bike, ein Stereo 170 SL zum Test erhalten und ich habe das Privileg es in den kommenden Wochen intensiv über die verschiedensten Trails zu jagen … bergauf und bergab.

Wie bereits in der Vorstellung erwähnt, hat das neue Stereo 170 29er ein paar Features zu bieten, die über das Plus an  Federweg hinausgehen. Neben seiner gegenüber dem bisher Potentaten 29er, dem Stereo 150 deutlich aggressiveren Geometrie (siehe weiter unten) hat das neue Stereo 170 Bike nämlich zwei spannende Verstelloptionen, die man bisher so noch nie bei CUBE gesehen hat.

Die eine ist ein integrierter, verstellbarer Steuersatz, mit dem sich durch einfaches Umdrehen der exzentrische Steuersatzschalen den Lenkwinkel um 0,6° verstellen lässt. Ganz einfach, ohne spezielles Werkzeug und sogar auf dem Trail zu bewerkstelligen … so zumindest wurde es angekündigt. Das Teil wird von ACROS gefertigt und steckt vollkommen unauffällig im Rahmen. Ohne es zu wissen, würde man nie auf die Idee kommen, dass hier etwas wirklich spanende im wuchtigen Steuerrohr steckt. Im nächsten Post zeige ich euch dann wie der Steuersatz genau aussieht und wie die Winkelverstellung funktioniert. Die große Frage ist nur, ob die Sache auch in der Praxis so funktioniert wie sie es soll, wie sie mit Schmutz und Nässe umgeht ob das System auch auf Dauer knarzfrei bleibt? Wir werden sehen.

Die nächste Besonderheit am Stereo 170 ist die doppelte Dämpferaufnahme. Stahlfederdämpfer sind ja voll im Trend und je größer der Federweg ist, desto größer die Verlockung und desto weniger relevant das Mehrgewicht.  Deswegen habensich die Entwickler von CUBE auch beim Stereo 170 zu diesem Thema ihre Gedanken gemacht … und haben einen ganz eigenen Lösungsweg zu den doch grundlegend unterschiedlichen Federkennlinien der beiden Dampfertypen gefunden. Anstatt die Kinematik des Bikes als Kompromiss auszulegen, damit sie sowohl mit Luftfeder- wie auch Stahlfederdämpfern „funktioniert“, hat man dem Stereo 170 einfach zwei eigene Kinematiken spendiert. Oben an der Umlenkwippe, nutzt man dazu einen Flip-Chip Einsatz und unten zwei separate Verschraubungen. Um zu verhindern, dass der Hobbyschrauben oder Shop-Mechaniker versehentlich die falschen Positionen nutzt, sind beide nicht nur gekennzeichnet (an unserem Testbike oben leider noch verkehrt herum :-)). Die untere hat außerdem auch noch eine andere Einbaubreite. Auch wenn unser Stereo 170 SL Testbike vorerst nur im Serientrumm ausgestattet kam, also mit einem Luftdämpfer, wäre es doch sehr spannend, mal zu sehen, wie dieser Ansatz in der Praxis aufgeht. Mal sehen, wie gut diese Kinematik am SL funktioniert, das ja mit einem FOX Float X2 Luftfederdämpfer ausgeliefert wird.

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Geometrie

Doch bevor wir zu unserem Testbike kommen, noch ein kurzer Exkurs in die Geometrie dese neuen Stereo 179 29ers, die einerseits sehr progressiv und dann doch wieder fast schon konservativ ausfällt:

Je nach Position des Steuersatzes kommt das Stereo mit einem progressiv flachen Lenkwinkel von 64,4 oder 65° (beim TM mit der längeren Federgabel nochmal 0,6° flacher). Auch beim Sitzwinkel setzt man auf  modern steile 76,5°. Hinzu kommt das bemerkenswert kompakte Heck mit einer Kettenstrebenlänge von gerade mal 435 mm – wohlgemerkt bei 170 mm Federweg!

Das CUBE Stereo 170 war kaum angekommen,d a durfte es auch schon nach Südtirol … und werde dort richtig hart gefahren.

Was sich auf den ersten Blick und den genannten Zahlen nach wie ein typischer „Long, Low and Slack – Cocktail“ anhört, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als nur teilweise richtig. So setzt CUBE auch beim Stereo 170  auf einem markentypisch  ziemlich kompakten Hauptrahmen. Mit gerade mal 604 mm effektive Oberrohrlänge in Größe L fällt das neue Race-Enduro des CUBE Action Teams sogar noch minimal kürzer aus als das aktuelle Stereo 150. Aus diesem Grund habe ich für den Test ein kleines „Up-Sizing“ vollzogen und mir das Testbike nicht in der sonst üblichen Größe 20″, sondern in 22″ zum Test geladen. Das liegt mit seiner effektiven Oberrohrlänge von 634 mm genau in den von mir derzeit bevorzugten Bereich, auch wenn es mit einer Sitzrohrlänge von nominell 52 cm recht hoch baut. Weil der Sitzdom aber weit über das Oberrohr hinausragt und das  Bike ein sehr tiefes Oberrohr besitzt, sollte das aber in der Praxis kaum Nachteile haben … so zumindest die Idee dahinter.

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Rahmendetails

Wenn man sich den einheitlich schwarz eloxierten Rahmen des Stereo 170 SL so ansieht, dessen einzige Farbtupfer das gold glänzende KASHIMA Beschichtung der Federelemente und der Dropper-Stütze sind, dann fällt es einem nicht schwer dem Topmodell ein gewisses Maß an Understatement zuzuschreiben. Erst auf den zweiten Blick und bei geeignetem Lichteinfall entdeckt man die Schwarz in Schwarz gehaltenen Schriftzüge und Panels – schlicht und edel. Im Kontrast dazu und keineswegs zurückhaltend wirken dafür die ausgeprägt hydrogeformten Rahmenrohren mit ihrer kantigen Formsache. Ein bereits bei den anderen Stereo Modellen bekanntes Feature sind die zum Teil versteckten Drehpunkte, die auch hier für eine noch sauberere Linienführung sorgen.

Die versteckten und von einer Seite verschraubten Lager sind mittlerweile schon fast ein Kennzeichen der jüngsten CUBE Generation.

Die Rahmendetails entsprechen dem aktuellen Stand der Technik, mit konischem Steuerrohr, Boost-Achse hinten und innenverlegten Zügen und Leitungen. Eine ISCG05 Aufnahme (bereits serienmäßig mit Bash Guard ausgestattet und einer PM7 Aufnahme passen genau in das Bild des potenten 29er Enduros. Alles an dem Bike entspricht dem aktuellen Stand der Technik und für einen Albrahmen sieht das Stereo 170 in meinen Augen einfach richtig gut aus. Sehr schön ausgeführt finde ich  außerdem den ausgeformten und verklebten Kettenstrenbenschutz mit verzahnten Rippen  mit dem die Geräuschkulisse durch Kettenschlagen minimiert werden soll.

Die sehr saubere Leitungsführung durch die Kettenstreben und der Kettenstrebenschutz sind zwei feine Details des Bikes.

Ebenfalls erwähnenswert ist, die neue und sehr findige Leitungsverlegung im Tretlagerbereich, bei der man ohne den hässlichen und zum Teil auch defektanfälligen Leitungsbogen unter dem Tretlager auskommt. Statt dessen werden die Leitungen fast dehnungsfrei und mit geringstmöglicher Biegung über dem Tretlager geführt und verschwinden dank spezieller Forteile im Yoke gleich wieder in den Kettenstreben – ein Foto davon folgt.
Update: Hier die angekündigten Fotos der Leitungsverlegung im Tretlagerbereich … an einem nicht mehr ganz sauberen Bike:

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Ausstattung

Unser Testbike, ein Stereo 170 SL 29 kommt in typischer CUBE-Manier mit einer für seinen VK von 3999.- Euro sehr hochwertigen Ausstattung.

Eine bekanntermaßen exquisite FOX Float 36 Grip2 Federgabel mit 170 mm (im 51 mm Offset), und ein Float X2 Dämpfer mit 62,5 mm Hub sollen für maximale Traktion und Sicherheit auf dem Trail sorgen.

Für den Antrieb und die Schaltung ist eine Kombination aus SHIMANOS neuer 1×12 8100er XT mit 10-51 Zahn-Kassette und einer RACE FACE Next R Kurbel mit 32 Zähnen verantwortlich. Interessanterweise hat die Kurbel moderat kurze 170 mm Kurbelarme, wie ich selber sie seit einiger Zeit am liebsten fahre.

Auch bei den Bremsen kommt SHIMANO zum Zuge und stellt mit der neuen  4-Kolben-Bremse aus der XT 8100 Serie und großen Scheiben (200 mm vorne und 180 mm hinten). Die Bremsscheibenbefestigung erfolgt per Centerlock.

Die Dropper-Stütze ist eine FOX Transfer Factory mit eher moderatem 150 mm Hub, und einem SDG Radar Sattel. Auch wenn er schon lange angekündigt wurde, stand unser Testbike noch mit dem alten FOX Remote am Start. Auch wenn er optisch keine Augenweide ist … funktionieren tut er. Das Cockpit kommt ebenfalls von RACE FACE in Form eines Next R 35 Carbonlenkers (800 mm Breite und 20 mm Rise) und einem 50 mm Turbine 35 Vorbau.

Bei den Laufrädern kommt das SL mit den bewährten und zugleich leichten NEWMEN Evolution SL A.30 Laufrädern der 2. Generation (kein einstellbares Lagerspiel an den Naben mehr) in Centerlock Ausführung. Die Bereifung kommt von Schwalbe mit einem Magic Mary 29×2,35 Addix Soft vorne und einem Hans Dampf 29×2,35 Addix Speedgrip zum Einsatz – die garantiert zum niedrigen Gewicht des Bikes beitragen, bei einer adäquaten Nutzung des Bikes wohl aber auch schnell ans Limit kommen dürften. Hier wäre eine Super Gravity Kombi sicher nicht fehl am Platze gewesen, wäre aber sicher auch ein wenig zu Lasten der Allroundeigenschaften gegangen … die das Stereo 170 SL ja für sich beansprucht. Apropos Gewicht, unser XL Testbike bringt es auf gute 14,7 kg (ohne Pedale).

Mehr als 13.000 Tiefenmeter hat das Stereo 170 bereits beim ersten Testwochenende absolviert und hatte dabei so manche Überraschungen für mich parat.

Wie man den Bildern ansehen kann, war das CUBE Stereo 170 SL kaum bei uns angekommen, da durfte es auch schon mit mir nach Südtirol um dort seine Trail- und Gravity-Qualitäten unter Beweis zu stellen. Daher dürft ihr schon bald mit meinen ersten eindrücken rechnen.

RIDE ON,
c_g