VPACE TTrail Titanhardtail – Testintro (& erster Eindruck): von OLI
Letztes Jahr noch hatte VPACE auf Bikefestivals den Prototypen, des überarbeiteten Titanhardtails (in M) präsentiert, dieses Jahr wurde dann die finale Version (in XL) des wirklich sehr schönen Bikes präsentiert. Es ist auch schon wieder einige Zeit her, seit wir für Euch ein Hardtail im Test hatten und mit demschicken, neuen VPACE bietet nun die Möglichkeit.
Und dann auch nicht nur irgendeines, sondern DAS Bike, das Sören Zieher, der Mann hinter VPACE für sich selber aufgebaut hat. Wie es der Zufall so will, hat ein Freund von mir den Prototypen des letzten Jahres gekauft und wir haben mit den beiden ersten Trails eine gemeinsame Ausfahrt bei uns in denn Bergen gemacht (für Insider: von Benediktbeuren Richtung Tutzinger Hütte und dann das Lainbachtal wieder runter). Wer unsere Seite schon länger verfolgt, weiß, dass ich privat einen der Vorgänger besessen habe. Das T1LT im Bild rechts. Ich habe das Bike alleine schon wegen seiner Optik geliebt, den Rahmen aber dann doch verkauft, da ich immer öfter den Wunsch nach breiteren Reifen hatte. Der alte Rahmen ließ nur maximal 2.35“ zu, der neue erlaubt nun aber die unter Trail-Hardtailern so beliebte Zwischengröße von 2.6“. Aber ist das der einzige Unterschied? Als Sören mich fragte, ob mir denn der Rahmen in XL passen würde, habe ich schnell geantwortet: Klar, ich habe doch den Vorgänger schon in XL besessen. Die Antwort kam prompt, das neue Titan-Hardtail habe mit dem alten gar nichts zu tun. Und damit soll er Recht behalten.
Das neu entwickelte Titan Hardtail von VPACE folgt den aktuellen Trends bei Bikes: Das Rad wird (deutlich) länger, der Lenkwinkel flacher, es können Gabeln mit 120-140mm Federweg verbaut werden. Die maximale Reifenbreite wurde auf bis zu 2.6 erhöht, die Züge sind innenverlegt, die Kettenstreben sind kurz, der Achsstandard ist Boost und der Bremsstandard Postmount. Doch lassen wir zunächst die Zahlen sprechen – aus der Tabelle nicht ersichtlich sind noch folgende Daten:
Das Tretlager ist für 73mm BSA ausgelegt (was ich persönlich sehr erfreulich finde), das Steuerrohr ist OS44, das Sattelrohr 31.6 und die Kettenstrebenlänge beträgt gerade einmal 425 (!) mm. BB Drop beträgt 65 mm in allen Größen. *Steuerrohrlänge effektiv inkl. 15 mm Lagerschale unten Herausgekommen ist ein für die Ewigkeit gebauter Traumrahmen in mattem Titan – Understatement pur und doch sooo sexy.
Selbst die Bremsleitung taucht erst kurz vor dem Bremssattel aus der Sitzsstrebe wieder auf. Die Leitung für die Dropperstütze verschwindet vorne im Unterrohr und wird über das Tretlagergehäuse im Sitzrohr unsichtbar nach oben geführt.
Die Sitzstreben sind formschön seitlich am Oberrohr angeschweißt und das VPACE Logo ist nur als polierte Stelle am Unterrohr oder am Steuerrohr sichtbar.
VPACE bietet nun kein fertig zusammengestellte Komplettrad an, sondern der TTrail Titanrahmen kostet inkl. Sattelklemme und 12 mm Steckachse 1.590 €. Auf Wunsch kann es aber natürlich genau so, wie gezeigt, aufgebaut werden in der hier abgebildeten Top Ausstattung würde das Bike ca. 4500 Euro kosten. Ich muss zugeben, der Aufbau von Sören hat mir als Architekten und damit Berufsästheten den Mund wässrig gemacht:
Kombiniert ist der Rahmen mit der edlen FOX Float34 Federgabel und Newmen Carbon-Lenker und 50mm Vorbau sowie Laufrädern mit VPACE Naben und Newmen A30 Evolution Felgen.
Der Titanflaschenhalter kommt aus dem Hause VPACE selber, gebremst wird Magura MT Trail Sport (vorne Vierkolbenbremse) und der Antrieb basiert auf SRAM X0 Carbon 1×12, mit einem 32er Kettenblatt vorne.
Zusammen wiegt das Rad wie aufgebaut ca. 11.9 kg. Hier hatte ich zugegebenermaßen etwas weniger erwartet, aber lt. Angabe von VPACE soll der M Rahmen bereits ca. 2kg wiegen – ein für einen Titanhardtailrahmen relativ hohes Gewicht das darauf schließen lässt, dass es wahrlich für die Ewigkeit gebaut ist. Nach unserer letzten Diskussion hierhalte ich persönlich das Gesamtgewicht auch nicht für sehr wichtig – vor allem nicht, wenn es sich doch auf einem guten Level bewegt. Auf einer Skala von 1-10 würde ich aber dem Bike alleine optisch eine 10 geben. Das ist bei vielen der Customaufbauten von VPACEso, denn man merkt bei allem immer noch den Gestaltungswillen des Inhabers, der auf cleane Optik setzt. Sei es bei den Gravelbikes, Rennrädern oder seit einiger Zeit auch den Kinderbikes.
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Zu den ersten Fahreindrücken:
Wie genannt haben wir das Testrad des Chefs bekommen, der über 1.90 groß ist. Ich bin mit 1.88 auch nicht gerade klein, weshalb das XL wie gemacht für mich war, was man auf dem Foto unten sehen kann.
Letztes Jahr konnten wir für Euch ja schon das neu erschienene NORDEST Sardinha testen und ich muss zugeben, dass ich dachte, beide Bikes würden sich ähneln, alleine wegen des gemeinsamen Lenkwinkels von 67 Grad. Aber weit gefehlt: während ich dachte, das Sardinha sei schon lang, so ist das VPACE noch einmal länger. Es ist mit 690 mm eff. Oberrohrlänge und einem Reach von 500 mm das mit Abstand längste Bike, das ich jemals gefahren bin, hat aber mit 425 mm auch eine der kürzesten Kettenstrebenlängen. Den Radstand habe ich mit 1243 mm ermittelt. Der Sitzwinkel ist mit 74 Grad wiederum relativ normal und ich muss zugeben, dass ich alleine wegen der Zahlen erst einmal Angst vor dem Rad hatte. Würde es wegen der kurzen Streben zu schnell aufbäumen? Ist es mit der Länge nicht viel zu träge?
Wie immer kann man die Zahlen für sich alleine losgelöst nicht betrachten. Das Testrad ist mit einem 50er Newmen Vorbau ausgerüstet und kompensiert damit das lange Oberrohr (zum Teil). Die kurzen Kettenstreben führen dank des langen Oberrohrs zu einer wunderbar zentralen Gewichtsverteilung. Selbst bei sehr steilen, sitzenden Bergauffahrten neigt das Bike nicht zum Aufbäumen.
Die Länge wiederum macht interessanterweise den Rahmen, der wegen des Materials per se schon etwas weicher als Stahl ist, etwas komfortabler, auch in ruppigerem Gelände. Dies vor Allem in Kombination mit den 2.6er Nobby Nic auf den Newmen Felgen mit 30 mm Innenweite. Ich habe eine Strecke auf meinem Hometrail, die ich schon immer hasse, wenn ich auf einem schmalbereiften Hardtail unterwegs bin. Mit dem TTrail in der getesteten Ausführung war das kein Problem. Das Bike steht nun abends im Wohnzimmer (das passiert bei uns ganz selten und nur bei wirklich schönen Rädern) und wartet auf die nächsten Ausfahrten. Wie es weiter geht, könnt ihr bald hier lesen.
Oli