MARZOCCHI Bomber Z2 – Testintro: von MiMü
Als MARZOCCHI 2015 vor dem Aus stand und erst mit Hilfe des US-Giganten FOX gerettet werden konnte, ging für eingefleischte Fans der Italo-Federelemente eine Welt unter. Die Meinungen in den einschlägigen Internet-Foren zu dieser Übernahme konnten unterschiedlicher nicht sein und erst die im vergangenen Jahr vorgestellte Enduro-Gabel MARZOCCHI BOMBER Z1 schaffte es, die Wogen durch ihre tolle Performance zu glätten. c_g hatte Mitte 2018 dann auch gleich die Gelegenheit, das Gemeinschaftsprodukt Z1 auf Herz und Nieren zu testen, und war – wie ihr in seinem Testfazit nachlesen könnt – von der US-Italo-Forke doch zeimlich begeistert.
Mit der MARZOCCHI BOMBER Z2 wurde vergangenen April die kleine Schwester der Z1 vorgestellt, deren Einsatzbereich im Trail- bzw. All-Mountain-Segment angesiedelt ist. Auch sie hat mit der Ur-Z2 eine ehrwürdige Vorfahrin, die als echte Sorglos-Gabel bis weit nach ihrem Produktionsende an vielen Bikes zu finden war.
Und genau da will die neue Z2 nahtlos anknüpfen: sehr gute Fahreigenschaften, gepaart mit der nötigen Robustheit, einem akzeptablen Gewicht und nicht zuletzt einem 1a Preis-/Leistungsverhältnis sollen die Gabel für die breite Masse interessant machen. Preisbewusste Biker dürfte der verhältnismäßig niedrige UVP von 699.- € schon einmal ansprechen. Ob auch die restlichen Fakten für die Z2 sprechen, wird unser Test hoffentlich zeigen. Die einstellbaren Technik-Parameter bleiben dabei im überschaubaren Rahmen und dürften auch Novizen vor keine großen Herausforderungen stellen.
Am linken oberen Gabelholm lässt sich, unter einer schicken Abdeckung versteckt, mittels Schrader-Ventil die Luftfeder an das Fahrergewicht anpassen. Der große schwarze Aufkleber am linken Standrohr gibt dabei nicht nur Informationen über den korrekten Luftdruck, sondern beinhaltet auch noch eine Rebound-Empfehlung. Klasse!
Zusätzlich könnte man auch noch das Luftkammervolumen durch den Einbau von Tokens ändern, dazu müsste allerdings die Luftkammer mit einer 26mm Stecknuss geöffnet werden. Mehr dazu weiter unten.
Die rechte Gabelseite beheimatet die eigens für die BOMBER Z2 entwickelte RAIL SWEEP Dämpfung, deren Low-Speed-Compression durch den ohne spürbare Rasterung ausgeführten Drehknopf von vollkommen offen bis zum Lockout eingestellt werden kann. Auf vordefinierte Stufen, wie beispielsweise Open-Pedal-Lock, verzichtet MARZOCCHI bei der Z2 und greift stattdessen auf dieses schnell anpassbare System zurück, das es dem Piloten ermöglichen soll, on the fly auf den geänderten Untergrund reagieren zu können. Ebenfalls auf der rechten Gabelseite, allerdings am unteren Ende, befindet sich der fein gerasterte und zudem recht griffige Rebound-Einsteller. Er bietet insgesamt zwölf gerasterte Positionen.
Beim Betrachten des Gabelcastings dürfte echten Marzocchi-Fans dann doch wieder das Herz höher schlagen, denn auch hier vertraut man wieder der M-Arch genannten Gabelbrücke. Durch diese Formgebung sollte die Z2 damals eine höhere Steifigkeit besitzen, aber mindestens ebenso wichtig ist dabie der Wiederkennungswert dieses mazocchi-typischen Merkmals. An ihrer Rückseite verfügt die Gabelbrücke zusätzlich über versteifende, fachwerkartige Verstrebungen, wie man sie von anderen Gabeln genauso kennt. Die Standrohre der BOMBER Z2 besitzen einen Durchmesser von 34 mm, das gleiche Maß wie die direkte Konkurrenz FOX 34 aus gleichem Haus und nur unwesentlich schmäler wie die einer ROCK SHOX Pike mit 35 mm Standrohrdurchmesser. Das Die Standrohre und der Gabelschaft selbst fertigt MARZOCCHI aus einer 6000er Aluminium Legierung, ein durchaus guter Kompromiss aus Gewicht und Steifigkeit. Bereits im Stand wirkt die Z2 durch ihre massive, aber nicht klobige Formensprache sehr vertrauenerweckend und solide.
Der Bremssattel wird nach dem PM6“ Postmount-Standard montiert, wodurch wohl die meisten Piloten gezwungen sein werden, ihre Discs mit den passenden Adaptern zu montieren. Gerade im Trail-/Allmountain-Bereich empfinde ich die Verwendung des PM7“ Standards, bei dem zumindest 180 mm Bremsscheiben ohne Adapter verbaut werden können, als die bessere Lösung. Als schönes Detail der Bremsaufnahme empfinde ich aber die beiden eingeklebten Gewindehülsen, wodurch nicht das Casting direkt bei häufigem Schraubenwechseln beschädigt werden kann.
Geklemmt wird die Vorderradnabe (übrigens BOOST-only) mit einer eigens entwickelten Schnellspann-Steckachse, die in ihrer Formgebung aber stark an ihr Pendant von FOX erinnert. Wie auch schon bei der Z1 kommt auch hier die neue Bremsleitungsbefestigung zum Einsatz, bei der die Leitung eher geführt als geklemmt wird. Im Testintro zur Z1 hat euch c_g diese Leitungsführung bereits vorgestellt. Selbstverständlich verfügt die Z2 über ein zeitgemäßes Tapered Steerer Steuerrohr. Neben dem von uns getesteten 29“ Modell bietet MARZOCCHI die Z2 auch noch in einer 27,5“ Variante an. Der Hersteller gibt eine eine maximale Reifenbreite von 2,6“ bei Verwendung eines 29“ (!) Reifens und 2,8“ Breite bei B-plus-Reifen an. Beim Federweg hat man jeweils die Wahl zwischen 100 bis 150 mm, wobei dieser in 10 mm-Schritten ansteigt. Hier erkennt man klar die Orientierung in Richtung Touren- bis Allmountainbike. Zudem werden beide Z2-Versionen mit 44 und 51mm Offset (in 27,5 auch in 37 mm) angeboten, sollen so an Bikes mit unterschiedlichsten Geometrie-Ansätzen passen.
Unsere Testgabel mit 140mm Federweg und einem Offset von 44mm stellte man uns im schon erwähnten „gloss red“ zur Verfügung, unauffällig über die Trails zu fahren wird damit wohl in nächster Zeit passé sein. Mit nachgewogenen 2014 g bei ungekürztem Steuerrohr hat die Gabel ein wenig Übergewicht gegenüber der direkten Konkurrenz von Float34 und Pike, aber bei der Z2 geht es ja auch weniger ums Gewicht als um einen idealen Kompromiss aus Preis-/Leistung. Die Steckachse allein schlägt im Übrigen mit 114 g zu Buche. Nachdem auf der offiziellen MARZOCCHI-Homepage keine Gewichtsdaten aufgelistet sind, können wir euch leider nicht sagen, ob unsere Testforke unter oder über der Werksangabe liegt.
Im Lieferumfang enthalten war neben dem eigentlichen Bedienungshandbuch auch noch eine recht interessanter , der die individuelle Einstellung der Z2 an den Piloten weiter erleichtert. Dort wird etwa das korrekte SAG Setting, das Finden der optimalen Rebound-Stufe oder die Verwendung besagter Token zur Veränderung des Luftkammervolumens abgehandelt. Wirklich spannend! Damit war mein persönlichen Grundsetup, über das ich euch dann in den Ersten Eindrücken berichten werde, denkbar schnell gefunden. Neben der fast schon obligatorischen Ahead-Kralle befanden sich genau drei passende Luftkammer-Spacer mit im Lieferumfang, und wer sie genauer betrachtet wird unweigerlich das FOX-Logo darauf erkennen (siehe Bild oben). Jeder dieser Spacer reduziert das Volumen um 10 cm³, bei der 140mm Version MARZOCCHI BOMBER Z2 sind ab Werk keine eingebaut. Im Laufe des Tests werde ich – wenn sinnvoll –die verschiedenen Konstellationen auch gerne mal ausprobieren. Unsere Test-Z2 ist natürlich schon in meinem Fully montiert und hat bereits den einen oder anderen Trail-Einsatz hinter sich bringen dürfen. Mit der weiteren Berichterstattung wird es also nicht allzu lange dauern!
MiMü