INTEND COMPONENTS Edge 29er Federgabel – Testfazit: von c_g
(bisher hierzu erschienene Artikel: INTEND Edge 29 – Testintro, Zwischenstand)
Seit meinem Zwischenstand zu der exotischen Upside-Down-Gabel sind schon wieder ein paar Wochen vergangen Ich habe die Zeit gut genutzt und bin die außergewöhnliche Federgabel noch sehr viel auf meinen heimischen Trails gefahren. Außerdem habe mir abschließend noch einen Kurzurlaub in der Heimat der INTEND Edge gegönnt – zwei Tage auf den bekannten Trails rund um Freiburg, die ich zu meiner Schande vorher noch nicht kannte. Auf den zum Teil felsigen aber wirklich wunderschön gebauten Trails und einer längeren Tour rauf zum Schauinsland habe ich die INTEND Edge noch mal so richtig fordern können.
Einen Nachmittag lang, hatte ich sogar das Privileg dies in der wahrlich angenehmen Gesellschaft von Cornelius Kapfinger, dem Entwickler und Geschäftsführer von INTEND, zu tun. Dabei haben wir auch das von mir im letzten Post angesprochen Thema des nicht komplett genutzten Federwegs angesprochen. Um meine Vermutung einer etwas zu straffen High-Speed-Druckstufe zu überprüfen, hat Cornelius mir direkt auf dem Trail die Shims der Druckstufenkartusche so verändert, dass die Druckstufendämpfung ein klein Wenig schneller wurde. Der Aufwand dafür ist übrigens wirklich unglaublich gering – beinahe so leicht, wie bei der FORMULA CTS Kartusche. Wirklich cool.
Auf der Abfahrt hinunter den Canadian, war die Gabel dann wirklich ein Gedicht, war mir für meinen Geschmack aber fast schon wieder zu sensibel und hat mir vorne fast zu wenig Feedbacks gegeben. Der mit der INTEND Edge ohnehin schon herausgeforderte Stahlfederhinterbau (MARZOCCHI Bomber CR) meines POLE Evolink war da chancenlos unterlegen. Unten angelangt, war die Gabel mir klar, dass Gabel wirklich wahnsinnig gut ist, bat Cornelius aber doch der Fahrwerksbalance wegen wieder die Ursprungskonfiguration herzustellen.
Auf alle Fälle hat mir dieser Versuch gezeigt, welche Möglichkeiten doch noch in der Gabel stecken und wie leicht diese Möglichkeiten bei der INTEND Edge doch zu realisieren sind. Als abschließenden Tipp hat mir Cornelius noch geraten, einfach ein wenig den Luftdruck zu reduzieren und mal zu schaun, ob sich damit nicht ein noch besserer Kompromiss aus Fahrwerksbalance und Federwegsausnutzung hinbekommen ließe.
Gesagt getan, bin ich am nächsten Tag eine wunderschöne aber echt lange Tour hinauf zum Schauinsland gefahren und dann über tolle Trails wieder runter bis ins Herz von Freiburg. Wieder einmal fand ich die von Cornelius von Hand zusammengefügte exotische Upside-Down Gabel einfach super. Nein, wie schon mehrfach angesprochen ist die INTEND Edge in der Fahrpraxis nicht spürbar besser, als die anderen Top-Gabeln der großen Hersteller … aber eben auch keinen Deut schlechter. Und das ist ein riesiger Ritterschlag, wenn man bedenkt welche Ressourcen die großen Hersteller haben und dass die INTEND Edge wirklich nur aus dem Kopf eines einzigen jungen Ingenieurs entsprungen ist, Die Einzelkomponenten von gerade mal einer Hand voll von Zulieferern gefertigt wird, und jede einzelne Gabel von Cornelius persönlich zusammengebaut und verschickt wird.
Deswegen sehe ich den VK von 1950.- Euro auch mit ganz anderen Augen als bei den in Großserie und in Taiwan gefertigten Federgabeln der anderen Hersteller, die zwischen 1100.- und 1400.- Euro liegen. Was die Funktion angeht, ist die Edge absolut auf Augenhöhe mit den aktuellen Top-Gabeln. Die höhere Bremssteifigkeit und geringere Torsionssteifigkeit gegenüber herkömmlichen Federgabeln ist vielleicht auf dem Prüfstand messbar, ist meiner Meinung nach in der Fahrpraxis wirklich nur sehr selten zu spüren. Wer das Privileg genießt, sich neben der reinen Funktion auch noch eine richtig seltene Federgabel „Made in Germany“ leisten zu können, der macht mit der INTEND Edge auf jeden Fall nichts falsch.
Die einzige, für mich leicht zu verschmerzende Schwäche der Upside-Down Konstruktion ist der ein klein wenig aufwändigere Laufradein- und -ausbau durch die zueinander unabhängig beweglichen Standrohre. Trotz vielfachem Transport im Auto, nicht unbedingt sorgsamer Handhabung Handling und einer wirklich nicht zaghaften Fahrweise waren die nicht vorhandenen Schützer der offen liegenden Tauchrohre übrigens nie ein Thema. Cornelius selbst hatte damit auch bisher nie Probleme, weder am eigenen Rad, noch mit Kunden, obwohl das Thema vielfach nachgefragt und angesprochen wird.
Testfazit: Wir bei TNI-de hatten das Privileg eine der aktuell wohl seltensten 29er Gabeln für gut 6 Wochen im Test zu fahren – die INTEND Edge 29. Als derzeit einzige Upside-Down Enduro-Federgabel strotzt sie nur so von konstruktiven Besonderheiten und ist durch ihre feine CNC-Machart auch optisch einzigartig. Anders als viele Komponenten-Exoten, die oft mehr auf Show machen, funktioniert die Edge allerdings auf dem gleichen hervorragenden Niveau anderer aktueller Top-Federgabeln. Sie ist anders, aber sie ist saugut. Damit vereint die INTEND Edge eine exzellente Funktion mit einer kaum mehr zu überbietenden Exklusivität.
RIDE ON,
c_g
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Ps: Cornelius ist bereits in der finalen Testphase seines eigenen Luftfederdämpfers, der neben seiner besonderen Optik auch wieder mit allerlei technischen Finessen aufwartet. Eventuell bekommen wir auch noch die Gelegenheit, ihn mal zu fahren, wenn er verfügbar ist.