MARZOCCHI Bomber CR Stahlfeder-Dämpfer – Testfazit: von c_g
Noch vor ein paar Jahren, waren Stahlfederdämpfer nur an echten Gravity-Bikes zu finden, doch die Zeiten ändern sich – selbst an Trail- und All-Mountainbikes der 140 mm Klasse sind sie mittlerweile zu finden. MARZOCCHI bringt den Bomber CR als klassischen Nachrüstdämpfer in ein Vielzahl von nach Einbaumaßen und Hub-Formaten – als preisgünstigen Sorglos-Dauerläufer der für jede Bike-Kategorie geeignet ist, vom 130-mm Trailbike bis zum Parkbike, geeignet ist. Ob das gelingt?
Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht und den originalen und recht straff abgestimmten ROCK SHOX Monarch Plus Dämpfer am POLE Evolink 158 durch den eher simplen Stahlfederdämpfer aus dem Hause MARZOCCHI ausgetauscht. Und?Wie hat sich das Bike gefahren? Aufs simpelste zusammengefasst: Rundum klasse!
Natürlich handelt sich bei unserem Test lediglich um einen Einzelversuch mit einer bestimmten Kinematik. Mit diesen Erkenntnissen wollen wir nicht implizieren, dass der Bomber CR jedes Bike besser macht, aber in meinem Fall war es so, denn der vorher sehr straffe Hinterbau wurde durch den Stahlfederdämpfer viel sensibler, feinfühliger und traktionsstärker. Die einzige Kehrseite der Sache war das höhere Gewicht, denn mit immerhin 880 g bringt der Stahlfederdämpfer doch immerhin 400 g mehr auf die Waage. Ein Mehrgewicht, das sich in unserem Fall, weil das Bike eh schon recht schwer ist mehr als gelohnt hat.
Das Setup des Dämpfers war ein echtes Kinderspiel. Mit fixen, nur inter verstellbaren High-Speed Dämpfungskreisläufen gilt es nur den Low-Speed Rebound und die Low-Speed-Compression einzustellen und gegebenenfalls der Stahlfeder in korrekter Stärke ein paar Umdrehungen Verspannung zu geben. Das Basis-Setup ist demnach ein echtes Kinderspiel. Den Rebound (Zugstufendämpfung) nur gerade so weit zudrehen, dass der Hinterreifen beim Ausfedern nicht mehr abhebt und die Druckstufe so, dass man einen für sich persönlich guten Kompromiss aus Wippresistenz und Komfort gefunden hat. Wirklich einfach und wenn man sich ein wenig damit beschäftigt eine Sache von wenigen Minuten.
Grundsätzlich würde ich die Dämpfungs-Performance des MARZOCCCHI Bomber CR alssehr zuverlässig und solide bezeichnen. Es eicht in seiner Performance zwar nicht an das Nveau eines perfekt abgestimmten FOX X2 heran, aber diesen Anspruch hat der Bomber ja auch nicht. In der Praxis und ohne den Anspruch eines WC-Piloten (sehr wohl aber mit einem recht sensiblen Popometer J) kann ich die Situationen, in denen ich mir eine etwas spezifischere Dämpfung gewünscht hätte – bei besonders großen Schlägen oder bei besonders schnellen und groben Wurzelteppichen etwa – wirklich an beiden Händen abzuzählen. Selbst im Park-Einsatz dürften sie bestenfalls einen winzigen Bruchteil des Federungsarbeit ausmachen, mit denen der Dämpfer konfrontiert wird. Was mir dabei wirklich gut gefallen hat ist die Tatsache, dass selbst ich als „ Federungs-Nerd“ (mit einiges an Erfahrungen in dem Bereich) nur sehr selten je die Notwendigkeit empfunden habe, die Dämpfung ein paar Klicks in die eine oder andere Richtung vom Grund-Setup zu verstellen. Grundsätzlich funktioniert die vergleichsweise simple Dämpfung nämlich so gut, dass man sie nach dem Grund-Setup im Grunde einfach vergessen kann. Gleichzeitig funktioniert sie über ein breites Spektrum von Schlägen sehr gut und macht das Bike damit wunderbar vielseitig.
Ganz anders, als erwartet hatte ich beim POLE auch nie das Verlagen nach einem zusätzlichen, schnell zuschaltbaren Plattformdämpfung um das Heck im Uphill zu beruhigen. Der Hinterbau blieb auch so bemerkenswert ruhig, war aber zugleich viel aktiver über Wurzeln und Kanten, was der Traktion des Bikes immens zugute kam. Selbst auf den typisch steilen und scheinbar endlosen Gardasee-Militärstrassen bin ich bestens mit dem Dämpfer zurecht gekommen und mehrfach über 1000 Höhenmeter am Stück damit hoch getreten. Auch hier mag die Kinematik des Bike sicher eine Rolle spielen, aber für mich war der fehlende Lockout bzw. der nicht vorhandene Hebel für die Plattformdämpfung über den gesamten Test nie etwas, was ich vermisst hätte. Das hätte ich so nicht erwartet.
Besonders, was die Durchschlagreserven des Stahlfederdämpfers angeht, war ich sehr neugierig wie sich der MARZOCCHI CR schlagen würde – schließlich fehlt die natürliche Progression der originalen Luftfeder. Aber zu meiner Überraschung gab es auch hier nie etwas zu bemängeln. Selbst in Situationen, in denen ich üblicherweise einen auf mich optimal eingestellten Luftdämpfer regelmäßig zum Durchschlagen bringe, blieb der CR immer gutmütig und ohne je hart durchzuschlagen. Der Grund hierfür liegt zum einen in der zum Ende hin progressiven Druckstufendämpfung des Monotube-Designs mit sehr hohem Reservoirdruck (immerhin 500 psi) und in dem effektiven mechanischen Endanschlag in Form eines konischen Gummipuffers. Beide zusammen leisten hervorragende Dienste wenn man doch mal einen Sprung verpatzt oder sich bei der Landung verschätzt hat und produzieren bemerkenswerte Reserven gegen Ende des Federwegs. Natürlich könnte man Durchschlägen auch immer mit einer härteren Feder entgegen wirken, aber wie so oft geht es auch hier im die richtige Balance, denn eine härtere Feder das geht zwangsläufig auch immer auf Kosten des Komforts. Mit der von mir gefahrenen 550lbs Feder hatte ich auf Anhieb eine ideale Federhärte, die mir einen guten statischen SAG von 30% bot und am CR zugleich genug Reserven besitzt. TOP!
Wie nicht anders zu erwarten, gab es bisher auch keinerlei Probleme mit den Dichtungen oder Buchsen, was ja am Pole besonders wichtig ist, weil der Dämpfer trotz Fender schnell stark verschmutzt ist. Bis jetzt läuft alles ohne sichtbaren Ölfilm, Verunreinigungen oder Spiel.
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Zusammenfassung:
MARZOCCHItritt mit dem Bomber CR Stahlfederdämpfer auf den Nachrüstmarkt und will damit einen sehr vielseitig einsetzbaren Gravity-Dämpfer bringen, der mit verschiedensten Hinterbau-Kinematiken harmoniert. In unserem Fall mit einem POLE Evolink ist die Rechnung perfekt aufgegangen und bis auf das deutlich höhere Gewicht (immerhin 400 g gegenüber dem Originaldämpfer) gab es in der Praxis wirklich keine Nachteile. Systembedingt ist man mit einer Stahlfeder nie so flexibel, was das Fahrergewicht angeht, wie mit einer Luftfeder, aber in unserem Fall war es auch nie ein Thema, das Bike zwischen verschieden schweren fahren hin und her zu wechsel. Der MARZOCCHI Dämpfer hat mich von Anfang an mit mehr Sensibilität, höhere Traktion, mehr Komfort und einer rundum guten Allround-Performance begeistert und war in diesem Fall genau die Maßnahme um aus dem bereits sehr potenten POLE ein noch besseres Bike zu machen. Die Dämpfung und Einstellmöglichkeiten funktionieren gut für verschiedenste Anforderungen, haben aber auch nicht die Finesse anderer High-End Systeme. Dafür kostet der Bomber CR mit 399.- Euro (zzgl. der Stahlefeder) aber auch deutlich weniger. Ob der MARZOCCHI Bomber CR Dämpfer wirklich jedes Bike besser macht, können wir nach dem Einzeltest natürlich nicht sagen, einen Versuch ist es aber auf alle Fälle wert. Freiwillig baue ich ihn jedenfalls nicht so schnell wieder vom POLE ab.
RIDE ON,
c_g
Super Testbericht. Danke. Werde bei meinem Capra den selben Dämpfer verbauen. Hast du die Maße des Dämpferauges BZW. was für Lager und Buchsen werden benötigt? Gruß Peter
Hallo c_g,
mit 85kg eine 550lbs Feder klingt echt viel. Bin gerade auf der Suche nach einer Feder und TFtuned spring calculater spukte bei mir 600lbs aus und das bei 120kg. Jetzt weis ich gar nicht mehr wohin ich soll. Auch welche Feder (hersteller) auf diesen Dämpfer passt verstehe ich nicht.
Gruß
@Mark: Hier kommen zwei Faktoren in Spiel – zum Einen wiege ich aktuell 92 kg (ohne Klamotten und Ausrüstung ;-)) und zum Anderen hängt die für das jeweilige Bike erforderliche Federhärte natürlich auch immer vom Bike und dem Übersetzungsverhältnis der Kinematik ab. Ohne zu viel vorweg zu nehmen, fahre ich je nach Bike eine 500er oder eine 550er Feder.