RMB Instinct Alloy 70 Powerplay – Zwischenstand: von c_g

Das ROXKY MOUNTAIN Instinct Alloy 70 Powerplay ist ein E-MTB dessen Handling dem ummotorisierten Instinct möglichst nahe sein soll.

Das erklärte Ziel von ROCKY MOUNTAIN BYCICLES mit ihren Powerplay E-MTBs ist es das Fahrgefühl und Handling ihrer nicht-motorisierten Bikes möglichst genau zu treffen. Ein Ansatz der erst durch den eigenen Powerplay Antrieb überhaupt möglich ist. Und während dies aufgrund der höheren Masse – die Physik lässt sich selbst von den findigen Kanadiern nicht überlisten – nicht zu 100% möglich ist, wurde es mir vom ersten Augenblick auf dem Instinct Alloy 70 Powerplay an klar wie ähnlich sich die E-MTB und die „normale“ Variante doch auf dem Trail sind und einfach richtig Laune macht – verspielt und doch sicher, effizient und doch voll touren-/langstreckentauglich.

Der bisherige Fahreindruck bestätigt, dass sich das Instinct Powerplay in der Tat sehr ähnlich fährt wie das „normale“ Instinct wirklich gut fährt – wenn auch die größere Masse es spürbar laufruhiger macht.

Und genau dies trifft auch auf das Instinct Powerplay E-MTB zu, das ja bis auf etwas längere Kettenstreben genau die gleiche Geometrie besitzt. Dementsprechend kann ich euch auch direkt auf meinen Kurztest mit dem Instinct verweisen, wenn es um die Sitzposition, Geometrie und Handling geht, denn in diesen Punkten sind die beiden Bikes sich sehr ähnlich und kann mich direkt den Besonderheiten des Instinct Alloy 70 Powerplay zuwenden.

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FAHRGEFÜHL & ANTRIEB

Am Anfang des Tests waren die Trails noch recht verschneit und nur zeitweise offen – eine besondere Herausforderung was die Traktion und damit die Feinfühligkeit des Motors angeht.

Mit den oft noch stark verschneiten Trails zu Anfang des Tests waren die Möglichkeiten fahrtechnische Herausforderungen anzugehen zuerst recht eingeschränkt und so konnte ich mich für ein paar Ausfahrten vor allem auf den Powerplay 3.0 Antrieb und das Zusammenspiel mit den Komponenten konzentrieren. Genau wie bei den Fahreindrücken vom Altitude C70Powerplay auch schon, hat mir der spezielle Motor von Anfang an richtig gut gefallen. Die Antriebssteuerung über den Kettenzug funktioniert bemerkenswert feinfühlig und so kann man das Bike selbst in schwierigen Situationen und am Traktionslimit immer wunderbar präzise fahren.

Die feinfühlige Unterstützung des Powerplay Antriebs hat sich bei mir besteht bewährt – hier bei einer dünnen Schneeauflage und noch mit den nicht übermäßig traktionsstarken MAXXIS Rekon Reifen.

Das Nachschieben in technischen Passagen ist hier auf ein absolutes Minimum reduziert und in der Fahrpraxis kaum mehr zu spüren. Sehr positiv finde ich, dass der Motors diese Feinfühligkeit in allen Unterstützungsstufen gleichermaßen gut beibehält und man selbst mit maximaler Leistung noch sehr sensibel das Drehmoment am Hinterrad steuern kann. Nachdem E-MTB Bereich nich tmiene Kernkompetenz ist, enthalte ich mich eines vergleichenden Gesamturteils, aber wenn es um das Fahrgefühl des Powerplay Antriebs geht, kann ich wirklich  nichts bemängeln.

Während der Antrieb selber sehr leise arbeitet, sind es die beiden Kettenleitrollen, die doch ein wenig Geräusche entwickeln.

Was die Geräuschkulisse des Motors angeht, ist der Powerplay 3.0 Antrieb grundsätzlich sehr leise,ganz sicher leiser als BOSCH und SHIMANO, aber nicht ganz so lautmos wie BROSE. Allerdings musste ich feststellen, dass die beiden Leitrollen, die ja ständig in Kontakt mit der Kette sind mit zunehmender Verschmutzung durchaus zu einer merklichen Geräuschentwicklung neigen.

Zur Laufleistung des ja nicht austauschbaren Akkus (beim Alloy 70 ja der große mit 632 Wh) kann ich aktuell noch zu wenig sagen und auch zu dem für mich besonders spannende Feature der frei einstellbaren Unterstützungslevels habe ich bisher noch zuwenig Erfahrungen gesammelt. Aber dazu werde ich dann im zweitej Teil noch etwas mehr sagen.

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Grundsatzfrage: NORMALE vs. SPEZIELLE GEOMETRIE am E-MTB

Jetzt möchte ich aber noch kurz auf die Geometrie des Instinct Powerplay eingehen, die ja bis auf die 7 mm längeren Kettenstreben ganz genau dem unmotorisierten Instinct entspricht. Passt all das noch zum  zwangsläufig verschobenen Nutzungsspektrum eines E-MTBs, mit dem man ganz automatisch noch mehr, noch steileren Uphills fährt? In aller Kürze: Für mich passt das sehr gut zusammen.

Das Instinct Powerplay hat eine bemerkenswert „normale“ Geometrie, die bis auf einen 7 mm längeren Hinterbau genau der des ummotorisierten Instinct entspricht.

Ich persönlich liebe es anspruchsvolle Anstiege zu meistern und während E-MTBs mit extrem langen Hinterbauten manchmal supersteile Passagen noch gelassener erklettern, ist es mit solchen Bikes oft schwer in rutschigen Situationen die Traktion am Hinterrad noch präzise einzuschätzen. In Folge gräbt man sich dann oft im Motocross-Stil und mit durchgehendem Hinterrad mehr den Trail hoch als mit Finesse zu fahren. Ganz anders beim Instinct Powerplay, das mit seinem tiefen Schwerpunkt und moderaten Heck alles, was man mit einem MTB je versuchen würde noch ganz gelassen hochfährt, in noch steileren Passagen aber dann doch eine aktive Fahrweise erfordert. Mit dem um 7 mm längeren Hinterbau des Instinct Powerplay schaffen die Kanadier es das E-MTB bergauf noch ein wenig gelassener zu machen als das bereits sehr kletterfreudige Instinct, ohne ihm seine Verspieltheit komplett zu rauben, die ja aufgrund der hohen Masse ohnehin ein wenig leidet. Gerade damit bleibt das Handling des E-Instinct ein weiteres Stück natürlicher. Ein Punkt den ich bei manchen anderen E-Bikes gerade auf normalen Trail oft vermisse.

Bis auf die hohe Massenträgheit (durch die zusätzliche Masse von Akku und Motor) hat auch das E-Instinct ein sehr gelungenes, ja fast schon verspieltes Handling.

Bergab und auf dem Trail konnte mich das Lenkverhalten und Handling des Instinct Powerplay ebenfalls voll überzeugen, wird aber auch durch die aus der Massenträgheit resultierende größere Laufruhe überlagert. Das hat mich anfangs ein wenig Umgewöhnung gekostet, gerade wenn es um den richtigen Bremspunkt vor Kurven oder intuitive Kurskorrekturen in letzter Sekunde geht, aber weil die Lenkung selbst mit dem moderat flachen Lenkwinkel ja die gleiche Kombination aus Sicherheit und Agilität vermittelt wie beim unmotorisierten Instinct, war das schnell vergessen. Insgesamt erlebe ich die „normale Geometrie“ am Instinct Powerplay als sehr positiven Punkt, genau wie auch schon beim PIVOT Shuttle aus dem Test vom letzten Jahr.

Auch das Instinct Powerplay verfügt über die RIDE-9 Verstellung … die aber bisher unangetastet in der neutralen Mittelposition geblieben ist.

Weil ich die RIDE-9 Einstellung des Instinct bisher nur in der mittleren Neutralposition gefahren bin, gibt es dazu aktuell noch nicht viel mehr zu sagen, als dass mir diese sehr gelungen vorkommt. Im weiteren Testverlauf werde ich auch hiermit noch ein wenig experimentieren, wobei ich glaube, dass die mögliche Verstellung in den Lenk- und Sitzwinkeln sich wahrscheinlich weniger deutlich auswirken wird, wie der Effekt auf die Tretlagerhöhe und damit die Bodenfreiheit. Schon jetzt erlebe ich auf steilen Wurzel-Uphills hin und wieder ungewollte Bodenkontakte mit den Pedalen die sich mit einem noch tieferen Tretlager sicher noch weiter mehren werden. Dabei ist anzumerken, dass das Instinct Powerplay, anders als heute bei E-Bikes üblich, mit normal langen 175 mm Kurbelarmen ausgestattet ist.

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I-Woc TRIO 
Bedieneinheit

Ein anderer Punkt, über den man sich vortrefflich streiten könnte, wäre die minimalistische I-WOC TRIO Bedieneinheit. Für Fahrer, welche die Informationsflut der üblichen E-Bike-Displays gewohnt sind, wirkt der kleine I-WOC mit ihren dreifarbigen kleinen LEDs schon grenzwertig spartanisch … aber gerade das gefällt mir an dem Instinct Powerplay mit jeder Ausfahrt immer besser.

 

Die LEDs informieren grob über den Akkuladestand (Bilder oben) oder zeigen die aktuelle Unterstützungsstufe an … mehr nicht. Für alle weiteren Informationen muss man den Umweg über das Smartphone und die EBikemotion App schauen. Es mag an meinem Alter oder meinem Umgang mit Informationen liegen, aber für mich persönlich wirkt gerade dieser Mangel an Informationen ausgesprochen befreiend. Die komplette Abwesenheit eines Displays am Instinct Powerplay hat mir geholfen meine Ausfahrten noch mehr zu genießen und mich komplett auf den Trail zu konzentrieren.

Es ist eine grundsätzliche Frage wie viel Informationen und Input man als Fahrer will. Ich persönlich finde es super, dass das Instinct Powerplay genau ohne Cockpit auskommt.

An alle Fahrer mit Hunger nach Informationen hat ROCKY aber genauso gedacht, für sie gibt es die EBIKEMOTION-App und eine gute Smartphone-Lenkerhalterung … schon bietet das Instinct Powerplay mindestens die gleiche Fülle an Infos, wie andere E-MTBs auch. Auch hier bedient ROCKY mit ihrem System beide Lager und überlässt es dem Fahrer wie sehr man sich auf die Technologien einlässt.

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AUSSTATTUNG & KOMPONENTEN

Was die Komponentenauswahl am Instinct Alloy 70 Powerplay angeht, konnte ich bisher keine echten Schwächen feststellen, konnte aber doch ein paar Punkte feststellen, die es Wert sind angesprochen zu werden.

Rocky hat in allen Bereichen viel Sorgfalt bei der Komponentenwahl des Instinct Powerplay walten lassen – die aktuellen Bedingungen machten allerdings schon früh andere Reifen erforderlich.

Aufgrund der größeren Massenträgheit des E-Bikes werden die FOX Federelemente je nach Fahrstil deutlich stärker beansprucht. Mit dem gewohnten SAG von 30% am Heck und 20% vorne war das Fahrwerk zwar sehr komfortabel, war aber mit meiner Fahrweise auch schnell überfordert. Je nachdem wie der weitere Test verläuft, werde ich vielleicht auch noch ein wenig mit der Progression arbeiten, habe fürs erste aber ein ganz gutes Ergebnis erzielt, indem ich einfach nur das Fahrwerk etwas straffer eingestellt habe.

Mit dem MAXXIS Rekon EXO in 29×2,6“ bekommt das Instanz Powerplay sehr gutmütige, leicht rollenden und komfortable Reifen. Bei gemäßigten Trails und guten Verhältnissen funktionieren sie recht ordentlich, bei den aktuellen Bedingungen und meiner Fahrweise sind sie aber doch recht schnell überfordert. Um allzu häufige Durchschläge zu vermeiden musste ich den Reifen auf gut 2,2 bis 2,5 bar aufpumpen und dadurch leidet natürlich sowohl der Komfort, wie auch die Traktion. Mit dem zuletzt vorgestellten SCHWALBE Eddy Current Addix Soft Supergravity (oben) ist dies aber schon wieder kein Thema mehr. Bei der Montage der SCHWALBE Reifen ist mir außerdem aufgefallen , dass die asymmetrischen Bohrungen der RACE FACE AR 30 Felgen es in Kombination mit dem dünnen Felgenband unnötig schwer machen den Reifen tubeless aufzupumpen, weil über die leichten Dellen in jedem Speichenloch viel Luft entweichen kann, ehe der Reifen Druck aufbaut. Das Thema lässt sich mit einem kräftigeren Felgenband aber schnell beheben.

Die SRAM Guide RE Bremsen mit großen Schieben vorne und hinten neigen mit ihren metallischen Belägen bei Nässe zwar schnell zum Quietschen, bieten aber stets ausreichend Bremskraft und haben eine gute Modulation.

Während ich anfangs damit gerechnet hatte, dass ich bei der Bedienung des FOX Dropper-Remotes öfter ungewollt dem unteren Knopf des iWOC-TRIO Bedieneinheit aktivieren würde (und damit die Unterstützung verringern oder ganz abschalten würde), ist mir die trotz dicker Handschuhe bisher nie passiert.

Die Schaltung und der Antrieb arbeiten hervorragend und zeigen trotz regelmäßiger Schlammpackungen und ständiger Nässe bisher keine Auffälligkeiten. Nur an den „Ein-Klick/Ein-Gang“ Funktionsweise des GE Eagle 1E-Shifters musste ich mich zuerst gewöhnen. Nachdem der spezielle Shifter aber allein dem Zweck dient, den Antrieb unter den höheren Belastungen zu schonen, ist es grundsätzlich ein smarter Move von ROCKY diesen zu spezifizieren. Die große Übersetzungsbandbreite der NX Eagle Kassette (11-50) passt auch hier hervorragend.

Die Trail sind gerade dabei wieder frei zu werden … deswegen hat das ROCKY Instinct Powerplay noch einiges an Trailerfahrungen vor sich.

Demnächst noch mehr zu meinen Eindrücken des ROCKY MOUNTAIN Instinct Alloy 70 Powerplay bei immer besseren Trailbedingungen und hoffentlich auch längeren Ausfahrten.

RIDE ON,
c_g