MARZOCCHI Bomber CR Stahlfeder-Dämpfer – Testintro: von c_g
Kaum vorgestellt und schon haben wir auch einen zum Test – die Rede ist vom neuen MARZOCCHI Bomber CR Stahlfederdämpfer. Der Grundgedanke dahinter ist der gleiche wie bei der gesamten MARZOCCHI Produktpalette: Ein zuverlässiges und robustes Produkt für wenig Geld, das mit wenig Einstellungsaufwand vor allem die Set-and-Forget Fahrer anspricht, denen es auch nicht aufs letzte Gramm Gewicht ankommt. Einmal einstellen und danach vor allem fahren, fahren, fahren …
Der MARZOCCHI Dämpfer, der eine Weiterentwicklung der bewährten FOX VAN RC Plattform ist, und ein modifiziertes Dämpfungs-Innenleben erhalten hat, will aber nicht nur als Dämpfer für Gravity-Bikes verstanden werden. Er soll eine Stahlfederoption für jedermann sein – vom Trail-Piloten, der schon immer mal einen Stahlfederdämpfer fahren wollte, bis hin zum typischen Bikpark-Shredder, für den es einfach nichts anderes gibt als die Robustheit und Sensibilität einer Stahlfeder.
Damit der MARZOCCHI Bomber CR das angepeilt breite Spektrum an Fahrern und Bikes überhaupt abdecken kann, gibt es ihn in einer Vielzahl von Längen, von Trailbike-lastigen 185 mm (mit 50 mm Hub) bis echten DH-würdigen 250 mm Einbaulänge mit bis zu 75 mm Hub. Die Varianten verteilen sich über die klassischen Standardmaße, metrische Maße und sogar mit Trunnion Aufnahme ist der CR zu haben. Um dem Anspruch ein „Dämpfer für Jedermann“ noch weiter gerecht zu werden, kommt der nackte MARZOCCHI Dämpfer (ohne Feder) in jeder Länge mit einem empf. VK von 399.- Euro. Der Bomber CR ist damit schon vom Start weg einer der günstigsten seiner Art. Die jeweiligen Stahlfeder, die es mit Federhärten von 350 bis 700 lbs (in 50 lbs-Schritten) gibt, kosten jeweils 49.- Euro.
Ein interessanter Aspekt an dem MARZOCCHI Bomber CR Dämpfer ist, dass er nur mit nur einem Standard-Setup ausgeliefert wird – nicht wie vielfach üblich mit verschiedenen Dämpfungstunes, sondern für jedes Bike und jeden Fahrer zuerst einmal gleich. Um den Bomber CR auf den jeweiligen Fahrer und Fahrstil anzupassen, hat man genau drei Einflussmöglichkeiten von außen: Die Federhärte (und in geringem Maße noch deren Verspannung – über das Gewinde am vorderen Federteller), die Low-Speed-Zugstufe (roter Einstellknopf – oben links) und die Low-Speed-Druckstufe (goldener Knopf am Ausgleichsbehälter – oben rechts), keine zuschaltbare Plattformdämpfung, kein Lockout und keine einstellbare Highspeed-Dämpfung. Wobei letzteres nicht ganz korrekt ist, denn wer sich damit auskennt, kann die High-Speed-Kreisläufe durch die Shim-Stacks im Inneren doch anpassen oder im Service-Center anpassen lassen. Die beiden extern verstellbaren Low-Speed-Dämpfungskreisläufe haben dafür einen sehr breiten Verstellbereich. Auch deswegen lässt sich der Bomber CR auf die allermeisten Fahrer und Bikes anpassen – egal ob 50 kg Leichtgewicht mit sauberem Fahrstil oder 100 kg Fahrer im Attack-Modus. Der grundsätzlich lineare Verlauf der Federkennlinie bei der Stahlfeder hilft zusätzlich dabei, dass die Dämpfung nicht so genau an die Kinematik angepasst werden muss, wie etwa bei einem Liftdämpfer. Durch die spezielle Konstruktion hat die Dämpfung außerdem eine leichte aber effektive Endprogression, die ihn zusammen mit dem Kunststoff-Endanschlag (im Bild oben links) vor hartem Durchschlägen bewahrt.
Letztlich läuft es darauf hinaus, dass der MARZOCCHI Dämpfer auch mit Einheits-Setup mit den verschiedensten Bikes und Kinematiken sehr gut harmonieren soll. Und genau da liegt für mich ein spannender Aspekt in dem Test, den ich natürlich auch nur punktuell beleuchten kann – und zwar an meinem POLE Evolink 158 Testbike: Kann ein Stahlfederdämpfer mit Einheits-Tune wirklich so gut funktionieren wie ein Luftdämpfer, der speziell auf das jeweilige Bike abgestimmt wurde? Wenn es Unterschiede gibt, wann und wo sind diese zu spüren und wo nicht? Als ein Fahrer, der sehr wohl weiß, wie sehr das korrekte Dämpfungs-Setup die Fahrqualität beeinflusst und einer, der grundsätzlich vorsichtig damit umgeht, an einer gegebenen Kinematik einen anderen Dämpfer zu nutzen (es sei denn er hat all die vielen Einstellmöglichkeiten :-)) bin ich wirklich neugierig darauf was der Bomber CR an meinem Testbike zu leisten vermag. Im Fall des POLE Evolink 158 mit seinem doch recht wenig komfortablen ROCK SHOX Monarch Plus Dämpfers erwarte ich mir vom MARZOCCHI Bomber CR auf jeden Fall eine deutliche Verbesserung im Ansprechverhalten, bin aber auch gespannt, ob er in Sachen Wippanfälligkeit und Effizienz mit dem Luftdämpfer mithalten kann – zumal es hier ja keine schnell zuschaltbare Plattformdämpfung gibt. Mal sehen.
Der für mein Bike passende Dämpfer (216×63 mm) wiegt ohne Stahlfeder 368 g, die für mein Körpergewicht (95 kg mit Ausrüstung) passende Stahlfeder (500 lbs) kommt auf 479 g – macht summa summarum 847 g für den fahrfertigen Dämpfer und damit ca. 400 g mehr als der Original-Luftdämpfer.
Die Montage des Dämpfers am POLE Evolink war an sich wenig spannend. Einzig die Orientierung ist anzusprechen, denn während sich der Monarch Plus Originaldämpfer mit dem Reservoir nach hinten/unten hat montieren lassen, ging dies beim Bomber CR nicht – in diesem Fall war der breite Sockel des Ausgleichsbehälters im Weg, weshalb am POLE nur diese eine Montageposition realisierbar ist. Demnächst erfahrt ihr hier mehr darüber, wie es mir auf den ersten Ausfahrten mit dem MARZOCCHI Dämpfer auf dem POLE ergangen ist und ob sich das Mehrgewicht der Stahlfeder in der Fahrpraxis wirklich auszahlt.
RIDE ON,
c_g