SQ-LAB 7OX und 711 Griffe – Praxiserfahrungen: von c_g

SQ-LAB ist uns allen bekannt als Marke, die sich ganz der Ergonomie auf dem Bike verschrieben hat. Einige ihrer Produkte wie die 411 Innerbarends oder die Ergowave Sättel sind für mich schon zur Standardprodukten geworden, die ihren Weg früher oder später an jedes Testbike finden. Auch die 3OX Lenker, einer der mittlerweile seltenen Lenker, mit starker Kröpfung (wahlweise mit 12° oder 16° Backsweep), ist einer meiner All-Time-Favorites.

Der 7OX ist einer der beiden neuen Griffe von SQ-LAB, …

… der 711 ist der andere. Zwei Griffe mit ähnlichen Formen, aber recht unterschiedlichen Eigenschaften.

Bei den Griffen hat es bis jetzt aber immer noch ein Lücke im Sortiment gegeben. Zwar findet man dort diverse ergonomische Griffe für den Allrounder und Tourenfahrer, aber für den ambitionierten oder aggressiveren Fahrer war nichts wirkliches dabei. Das wird sich 2018 mit dem bereits vorgestellten 7OX und dem 711 ändern die auf den gleichen ergonomischen Grundformen basierend unterschiedliche Qualitäten betonen. Der 7OX möchte mit seiner hohen Griffigkeit vor allem den trailhungrigen Enduristen ansprechen und der 711 mit seiner auf Dämpfung optimierten Konstruktion eher den Trailtourer und Langstreckenfahrer. Ich selber habe beide Griffe seit Ende April in der mittleren Größe M (den 7OX gibt es auch in S und L und den 711 noch in S) am TANTRUM Shinning 2.0 gefahren. Hier meine Erfahrungen damit pünktlich zur Verfügbarkeit der beiden Griffe jetzt in der zweiten Junihälfte.

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SQ-LAB 7OX – der griffige mit smarten Details

Der 7QX hat mich auf so manche Trail-Abenteuer begleite, hier am Lago.

Der 7OX ist der derzeit aggressivste Griff von SQ-LAB. Er ist als Schraubgriff mit Innenklemmung und durchgehender Kunststoffhülse ausgeführt. Eine indexierte Skala in der Klemmung hilft dabei die richtige Position schnell  wiederzufinden, sollte man die Griffe mal umschauen müssen oder Feinjustagen vornehmen wollen. Auf den ersten Blick wirkt er mit seiner griffigen Diamantstruktur und dem eher direkten Griffgefühl fast wie ein gewöhnlicher Rundgriff, doch sobald man in einmal ein paar Minuten gefahren hat, spürt man, dass doch etwas mehr dahinter steckt. Dafür sind vor allem zwei Merkmale verantwortlich:

Diese sind der Bereich des äußeren Handballens (Bild links aus der Sicht des Fahrers) und der von den Fingern umgriffene Bereich (Bild rechts – Blick von vorne unten). In beiden Bereichen kommt statt der griffigeren Diamantstruktur eine kleinplattige Oberfläche zum Einsatz. Das und die hier deutlich höhere Materialstärke sorgen für eine spürbar höhere Dämpfung in diesen Bereichen. Die zum Fahrer hin gerichtete Handballenauflage ist zudem etwas abgeflacht und verteilt so den Druck großflächiger. Von der Seite betrachtet, erkennt man dies sehr gut.

In der Seitenansicht erkennt man gut wie der 7OX an der Handballenauflage mehr Material hat und so den Druck verteilt.

Der vordere Bereich, der von den Fingern umfasst wird, hat zudem eine erhöhte Griffkante, welche bei richtiger Griffposition genau im Fingergelenk liegt. So werden die erforderlichen Griffkräfte merklich reduziert und die Armmuskulatur ermüdet weniger.

Auch auf den Trails in Sölden hat mich der SQ-LAB 7OX mit seiner Griffigkeit überzeugt.

In der Praxis auf dem Trail spürt man sofort, wie griffig der 7OX ist. Egal ob nass oder trocken, die Hand oder der Handschuh haben stets ein sehr sicheres Gefühl. Interessant, war, dass ich mich tatsächlich zuerst an den 7OX habe gewöhnen musste. Während ich die Griffigkeit und die Kombination aus extra griffigen und dämpfenden Zonen sofort sehr angenehm empfunden habe, hatte ich doch am Anfang immer wieder ein leichtes Taubheitsgefühl … und zwar ausgerechnet im Bereich der Handballenauflage.

 

Das ging nach ein paar Fahrten aber recht schnell weg und seither fahre ich den 7OX sehr gerne auch für längere Trailtouren. Auch mit seinen Dämpfungszonen würde ich den 7OX im Vergleich zu anderen Griffen weiterhin auf der direkten Seite einordnen. Gerade sie sehr griffige Diamantstruktur ist etwas, das mir mit der nackten Hand zwar stets viel Grip bietet, mir über längere Zeit aber besser gefällt wenn sie mit Handschuhen getragen wird.

Die SQ_LAB 7OX sind an einem Enduro, wie dem TANTRUM Shinning bestens aufgehoben.

Insgesamt würde ich den SQ-LAB 7OX daher auch vor allem für aggressivere All-Mountain- und Trailfahrer empfehlen, die zwar auf Ergonomie und Dämpfung wert legen, aber dennoch ein direktes Fahrgefühl und maximalen Grip priorisieren. Mit einem Gewicht von 146 g in Gr. M und einem empfohlenen VK von 29,95.- Euro liegt er gleichauf mit vergleichbaren Griffen.

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SQ-LAB 711 – das Komfort- und Dämpfungswunder

Bei seiner fast strukturfreien Oberfläche glänzt der 711 aus Silikon durch seine hohe Dämpfung und maximalen Komfort.

Auch wenn der 711 ergonomisch und in seiner Form sehr nahe am 7OX liegt – die gleiche Griffkante im Bereich der Fingergelenke, die erhöhte und abgeflachte Handballenauflage, wirkt der 711 fast wie ein Handschmeichler im Vergleich zum 7OX. Schuld daran ist vor allem das hier verarbeitete, weichere Grundmaterial Silikon und die fast unstrukturierte Griffoberfläche. Um die Materialeigenschaften noch besser zu betonen und noch mehr Dämpfung aus dem 711 herauszuholen, kommt hier ein partieller Kunststoffkern zum Einsatz, der nur ca. 1/3 der Grifflänge ausmacht. Der Rest des Griffes sitzt auf Reibung am Lenker. Die Montage erfordert hier also etwas mehr Einsatz und einen Spritzer Wasser (oder andere flüchtige Flüssigkeiten) um ihn auf dem Lenker in Position zu bringen. Mögliche Nebenwirkungen der Konstruktion sind, dass der Griff bei Nässe oder mit der Zeit eventuell leicht wandern kann. Während bei mir der linke Griff von Anfang an und für die gesamte Testdauer bombensicher gesessen ist, musste ich den linken Griff hin und wieder ein wenig zurecht rücken. Ein komplettes Lösen wird durch die Innenklemmung verhindert.

Auch wenn der klassische Einsatzbereich des 711 eher Trail bis Langstrecke sein soll, fand ich ihn auch auf solchen Ausfahrten absolut passend.

Was die reine Griffigkeit angeht, schenken sich der 711 und der 7OX meiner Meinung nach nur wenig – was der 7OX durch seine Struktur leistet, schafft der 711 durch das anschmiegsame Material. Allerdings nur solange beide trocken sind, denn sobald man den 711 mit schweißnasser Hand oder bei Nässe umfasst, büßt er leider spürbar an Grip ein, während der 7OX noch uneingeschränkt griffig bleibt.

Je länger die fahrt, desto besser wird der 711 – auf der Schnitzeljagd im Ötztal war er jedenfalls top.

In Sachen Dämpfung ist der 711 allerdings eine echte Offenbarung. Ob auf langen Trainingsfahrten, oder auf ruppigen Trails, hat sich der 711 fast wie ein wenig zusätzlicher Federung angefühlt und die Beanspruchungen beim Fahren merklich reduziert. Zugegeben geht diese erstklassige Dämpfung ein wenig auf Kosten des direkten Fahrgefühls, aber doch nie so sehr, dass es mich je gestört hat. Ich habe die Griffe auf so manchen Endurotouren gefahren und auch bei den  insgesamt 4800 Tiefenmetern währen der Ötztaler Schnitzeljagd und war wunderbar zufrieden mit den 711 auf meinem Bike. Als ich einen Tag später versuchsweise wieder die 7OX montiert habe um ein paar der alpinen Trails noch mal zu fahren, fand ich ihn ebenfalls sehr angenehm, aber eben auch direkter. Beschwerden, oder vorzeitig ermüdende Hände hatte ich mit beiden auch auf sehr langen Non-Stop-Abfahrten mit über 1000 Tiefenmetern am Stück keine.

Ein weiteres Detail, hat mir am 711 sehr gut gefallen – die Tatsache, dass er optimal mit den Innerbarends kombiniert werden kann. Um die Hand in der gedrehten Griffposition mit den Innerbarends noch besser zu entlasten. Er verfügt nämlich genau in diesem Bereich über eine zusätzliche Auflagefläche die auch diese Griffposition noch komfortabler gestaltet. Zugegeben, ich kenn (noch) nicht viele Fahrer, die auch am Enduro mit Innerbarends fahren, aber für mich sind sie ein der praktischsten Accessoires fürs Bike – unabhängig von der Kategorie.

Gerade in der Kombination mit den Innerbarends waren die 711 Griffe einfach super.

Mit meiner Handgröße von 8,5 liege ich zwar genau im Bereich der Griffgröße Medium, finde aber, dass man sich im Fall des 711 durchaus überlegen kann, ihn auch eine Nummer kleiner zu fahren. Leider war die erste Lieferung der Griffe in S bereits vergriffen, weshalb ich dies im Rahmen des Tests nicht mehr ausprobieren konnte, aber ich bin ziemlich sicher, dass diese Kombination nahe meinem persönlichen Ideal für den Allroundeinsatz liegt.

Fazit: SQ-LAB hat mit den beiden Performancegriffen 7OX und 711 eine lange offene Lücke im Sortiment geschlossen und zwei wirklich gute und eigenständige Griffe vorgestellt. Mit ihrer ähnlichen Grundform decken beide einen wirklich breiten Einsatzbereich ab bedienen aber doch unterschiedliche Fahrertypen. Der 7OX ist eher auf maximale Griffigkeit und ein direktes Fahrgefühl getrimmt, während der 711 besser dämpfend und komfortbetonter ist. Damit reicht das Einsatzspektrum des 7OX auch in Richtung Enduro und Gravity, während der 711 sich auch hervorrganed für lange Trailabenteuer und  den Marathoneinsatz empfiehlt. Richtig gute Griffe sind sie ohne Zweifel beide.

RIDE ON,
c_g