CUBE Stereo 150 C:68 TM 29 – Testfazit: von c_g
(bisher hierzu erschienene Artikel: CUBE Stereo 150 – Vorstellung & Testintro, Erste Praxiseindrücke)
Hier bei TNI-de nehmen wir uns normalerweise Zeit um ein Bike zu testen – meist etwa einen Monat. Jeder Biketest ist dabei in zwei Teile geteilt. Der erste ist dazu da das Bike, so wie es vom Hersteller geliefert wurde, kennenzulernen. Der zweite Teil geht noch ein wenig darüber hinaus – hier schauen wir, wo noch zusätzliches Optimierungspotential steckt, wo seine Grenzen liegen und auch um vorher noch nicht gänzlich geklärte Fragen zu beantworten.
Nachdem das brandneue CUBE Stereo 150 C:68 29er in der Trail-Motion Variante, in Riva auf dem Skull bereits zu Testbeginn seine erste Härteprüfung absolviert hatte und zum Zeitpunkt der Ersten Praxiseindrücke schon viele Trailkilometer auf meinen Hometrails hinter sich hatte, galt es für den zweiten Teil einerseits die Extrema des Spektrums zu erkunden und andererseits die Frage nach dem wahren Charakter des Bikes zu klären – ein echtes Enduro-Racebike oder doch eher ein langhubiges All-Mountain?
Zu diesem Zweck habe ich damit noch paar höhenmeter-reiche Touren absolviert, das Stereo 150 auf einen Tag in den Bikepark Oberammergau (Bilder unten) mitgenommen und es als krönenden Abschluss über die Trails rund um Sölden im Ötztal gefahren – neben vielen weiteren Stunden auf meinen gewohnten Hometrails natürlich. Unser Tester MiMü hatte das Vergnügen, das Stereo 150 einen Tag lang auf der Schnitzeljagd sehr intensiv kennenzulernen (Bilder oben) – quasi als Zweitmeineung – während ich es als meinen persönlichen Testabschluss einen Tag davor über die hiesigen Trails jagen durfte. Die simple zusammenfassende Erkenntnis all der vielen Höhen- und Tiefenmeter, sowie ungezählter Trailkilometer:
„Das CUBE Stereo 150 C:68 TM 29 ist zwar als Enduro-Racebike entwickelt worden, deckt meiner Meinung nach aber ein viel breiteres Einsatzspektrum ab – eines der derzeit vielseitigsten 29er, die ich kenne.“ (c_g)
Was die Umbauten, bzw. das oben genannte Optimierungspotential des Bikes angeht, gibt es nicht wirklich viel zu tun. Mit den extrem guten Federelementen, vorne die neueste FOX Float 36 GRIP2 EVOL und hinten der extrem sensible Float X2, beide in der edlen Factory Variante, gab es hier ganz sicher nichts zu tunen. Beide waren in ihrer Sensibilität, bzw. ihrem pauschalen Federungsperformance einfach erste Sahne. Der einzige Kompromiss, den man für die sehr fähige und traktionsstarke Hinterbaufederung in Kauf nehmen muss, ist dass der blaue Low-Speed-Compression-Hebel bergauf doch eher Pflicht ist, wenn man dem Stereo bergauf die Sporen gibt. Einmal eingelegt, klettert das Bike allerdings erstklassig effizient. Man sollte außerdem ein wenig Erfahrung mit Federelementen mitbringen (oder sich von kompetenten Fachhändler helfen lassen), denn die vielfältigen Einstellmöglichkeiten von Gabel und Federbein bergen neben den Möglichkeiten für Kenner auch Gefahren für alle, die sich damit nicht beschäftigen wollen oder können.
Auch bei der super präzise funktionierenden SRAM 1×12 Schaltung konnten wir keine Defizite finden. Klar, könnte man mit noch edleren Komponenten aus der X01 Gruppe noch ein wenig Gewicht sparen, aber funktionell gab es aus der X1/GX Eagle Kombi absolut nichts zu bemängeln. Durch die leichte X1 Carbonkurbel gibt es außer bei der GX Kassette (10-50 Zähne) auch hier nur wenig Potential zum Gewichtsparen … und bei gerade 150 g weniger, muss jeder sich selber entscheiden, ob sich die Kosten einer X01 Kassette hier wirklich rechnen. Ich würde frühestens dann darüber nachdenken, wenn ein verschleißbedingter Austauscht fällig wird .. und das kann bei den meinen Erfahrungen nach durchaus robusten SRAM Kassetten sehr wohl dauern.
Die NEWMEN Laufräder gehören ohnehin zu meinen absoluten Favoriten und haben uns auch dieses Mal nicht enttäuscht – ordentlich leicht, und unglaublich robust. Bei den SRAM Code R Bremsen gab es ebenfalls keine echten Auffälligkeiten. Zugegeben, mit ihrer fehlenden Einstellbarkeit hatte sie nicht ganz genau das gleiche Bremsgefühl zwischen vorne und hinten, aber obgleich MiMü und ich das anfangs sehr wohl bemerkt hatten, hat es uns schon nach kurzer Zeit nicht mehr wirklich gestört. Was ihre Bremsleistung und Dauerbelastbarkeit angeht, gab es jedenfalls nie irgendwelche Probleme – noch nicht einmal bei der berüchtigten High-Speed-Abfahrt vom Gaislachkogel Gipfel zur Mittelstation, wo es reihenweise zu Bremsausfällen unter den Schnitzeljagd-Teilnehmern kam. Die für mich etwas zu direkten SDG Griffe hatte ich ja schon sehr früh gegen besser dämpfende ERGONs getauscht (und weile es mir ja auch um seine Tourentauglichkeit ging, habe ch in dem Zuge noch meine geliebte SQ-LAB Innerbarends montiert).
Was bleibt da also noch zu tunen? Eigentlich nur noch die SCHWALBE Reifen, die in Serie in der Super Gravity Version zwar das Gravity-Potential in die Höhe trieben, aber zugleich ordentlich auf die Waage drücken. Um dem Tourenpotential des Stereo 150 verstärkt nachzugehen, habe ich daher hin und wieder die etwas leichtere Reifen-/Laufradkombi vom TANTRUM 2.0 (ebenfalls NEWMEN Laufräder, aber mit normalen SCHWALBE Magic Mary Reifen) gefahren. Nur am Rande bemerkt – die neue SCHWALBE Hans Dampf, der ja am Stereo hinten montiert war, hat mir dort sehr gut gefallen – mehr als ausreichend Traktion für jeden Anstieg und doch etwas weniger als die Magic Mary vorne was bei gleichzeitig ordentlichem Rollwiderstand und der vom Vorgänger bekannten Gutmütigkeit in allen Lagen. In meinen Augen ein seh vielversprechender Reifen.
Allein dadurch waren schon mal ca. 500 g eingespart. Wer am CUBE noch mehr Gewicht sparen und das Stereo 150 zugleich noch tourenlastiger ausstatten will, findet in dem MRP Bash-Guard/Kettenführung und dem schweren Alulenker noch zwei vielversprechedne Kandidaten. Macht noch mal bis zu 300 g Ersparnis. Wem das zu aufwendig ist, der kann sich auch gleich eines der beiden anderen Modelle des Stereo 150 kaufen – das Stereo 150 C:62 SL oder das Race, die genau auf diesem Weg auf sehr tourentaugliche 13,6 kg (Race) bzw 13,3 kg (SL) kommen. Die Mühe habe ich mir aber gar nicht gemacht, weil der universelle Charakter des Bikes mir auch so schon deutlich genug war.
Mein einziger, zugegeben ziemlich subjektiver Kritikpunkt am Stereo 150 ist sein für meine oft technischen Wurzeltrail-Uphills ein wenig zu tiefes Tretlager. Ich bezweifle, dass das vielen Fahrern auffallen wird, aber wer so gerne technische Upphills erobert, wie ich, muss seinen Tritt doch sauber timen um nicht ungewollt mit der Kurbel oder den Pedalen aufzusetzen. Bergab gab es diesbezüglich aber nie irgendwelche Probleme und außerdem ist es ja auch genau dieses tiefe Tretlager, das den Fahrer so perfekt im Bike integriert.
Die Gretchenfrage nach dem Grundcharakter des CUBE Stereo 150 C:68 TM 29ers kann ich mittlerweile auch beantworten – Enduro-Race oder All-Mountain Tourer? Beides! Was sein Handling angeht, hat CUBE es hier geschafft ein Bike auf die Beine zu stellen, das in allen diesen Szenarien wirklich erstklassig funktioniert und doch nie gelangweilt wirkt.
Auch MiMü war anfangs irritiert, wie agil und flink sich das Stereo auf verwinkelten Trails fahren lässt und welch hohes Maß an Laufruhe und Sicherheit es gleichzeitig auf schnellen und steilen Passagen bietet (oben). Am Ende bleibt bei uns beiden die Erkenntnis, dass das Stereo 150 wirklich beides ist und kann – für alle, die gerne etwas mehr Federweg für ihre All-Mountain Touren wollen eine echte One-Bike-Solution, aber eben auch ein Racebike für den Enduristen. Die spezielle Ausstattung des TM verschiebt das Einsatzspektrum zwar in Richtung Enduro-Racer und verleiht dem Bike dadurch noch mehr Abfahrtspotential und Reserven, aber bereits mit sehr wenigen Veränderungen, wie oben angesprochen, kann man das Bike schon wieder perfekt als All-Mountain, ja sogar als Trailbike nutzen. Das CUBE Stereo 150 ist kein Enduro-Racebike vom Schlage eines TRANSITION Sentinel, POLE EVOLINK oder dergleichen, die ultralaufruhig förmlich nach Speed schreien. Es zwingt einem das Tempo nicht auf, offenbart sein Potential aber bereitwillig, wenn man es dementsprechend fordert.
Zusamenfassung: CUBE hat mit dem Stereo 140 bereits früh daran geglaubt, dass viel Federweg und Tourentauglichkeit kein Widerspruch sein müssen – ein Grund weshalb dieses Bike lange bei uns als Dauertester im Einsatz war. Mit der kompletten Neuentwicklung des Stereo 150 und der Zielsetzung ein waschechtes Enduro-Racebike für ihr EWS-Team zu schaffen, haben die Waldershofer eine kleine Meiserleistung vollbracht. Das Stereo 150 29er schafft es einerseits ein modernes Enduro zu sein, das Greg Callaghan sicher nicht einschränken wird und andererseits es so auszulegen, dass auch der „Normalofahrer“ (ohne Spiderman-artige Reflexe) auf gemäßigten Trails und auf Touren damit noch viel Freude hat. Die Ausstattung bestimmt in welche Richtung das Bike stärker tendiert – die Plattform des ultraleichten Vollcarbonrahmens hält alle Optionen offen. Und nur um es noch mal zu wiederholen – angesichts eines Preises von gerade mal 4499.- Euro für die aktuelle TM Topversion, oder 3099.- bzw. 3499.- für die beiden anderen Versionen, hat das Stereo 150 ein Preis-Leistungsverhältnis, das nur sehr schwer zu schlagen ist.
RIDE ON,
c_g
Hi,
seid ihr mit den Newmen Laufrädern gut zurecht gekommen?
Ich lese in einem Facebook Forum das sehr viele arge Probleme nach kurzer Zeit mit den Lagern haben.
Gruß Simon
Hi,
ich bin sehr am überlegen mir dieses Bike zuzulegen. Kannst du einschätzen ob es die 1.000 EUR Aufpreis vom SL (welches ja sogar noch leichter ist), wert ist? Im wesentlichen unterscheidet es sich ja hptsl. durch die FOX statt RockShox Federkomponenten und den höherwertigen Werkstoff am Rahmen (C68 statt C62).
Welches Bike hat das bessere PL-Verhältnis? Lohnt sich die Mehrinvestition für das TM?
Würde mich freuen über ein Statement. Danke!
Hallo Rainer,
die TM-Version hat halt die aktuellen Top-Federelemente von FOX und ist damit vielfältig einstellbar (gut für den, der nutzt aber evtuell überfordernd legend er Möglichkeiten, wer sich nicht damit auskennt), während die anderen Modelle hier etwas einfacher sind. Außerdem hat die TM-Version die sehr enduro-lastigen Super Gravity Reifen (daher auch schwerer als die anderen Modelle), während die anderen Modelle eher Touren-orientierte Bereifung haben. Für mich wäre es einfach eine Frage nach dem Einsatz: Fährst du Enduri-Rennen, dann TM – fährst du eher Touren und All-Mountain, dann eines der anderen Modelle.
Der Unterschied zwischen den Rahmen (C:68 oder C:62) würde ich garnicht so sehr betonen das geringe Mehrgewicht ist für die allermeisten Biker vernachlässigbar.
Was die NEWMEN Laufräder angeht, laufen die in unserem Fall weiterhin ohne Probleme im harten Testbetrieb. Demnächst (nach fast 1 3/4 Jahren im Dauereinsatz) sind am VR schon neue Lager fällig, aber das ist aufgrund der Industrielager nicht wirklich schwierig oder gar teuer.
OK super, vielen Dank. Ich muss mir das mal durch den Kopf gehen lassen.
Prinzipiell könnte ich mir ja dann das günstigere Modell holen und die Enduro-Reifen nachrüsten falls Bedarf besteht. Ob ich als Hobbyfahrer wirklich die Hi-End-Federelemente brauche, wage ich zu bezweifeln.
Mal sehen…
Hi,
in welcher Größe bist du das Bike gefahren ? Ich bin ca. 1,80 bei 85cm Schrittlänge und bin unentschlossen ob 20″ oder 18″…
@ Sebastian M.: Ich bin das Bike bei ähnlicher Größe in 20″ gefahren und würde dir auch dazu raten es eher in 20″ zu nehmen. Gerade weil CUBE auch hier auf einen eher kompakten Hauptrahmen mit lediglich moderater Oberrohrlänge und Reach setzt, würde ich im Zweifelsfall hier immer zur höchstgrößeren Option tendieren – gerade wenn du es auch als für härtere Trails und Enduro nutzen willst.
Grundsätzlich könntest du sicher auch das 18″ fahren, würde ich aber nur dann empfehlen, wenn du bewußt kompakte Rahmen und kürzere Radstände bevorzugst. Bis vor ein paar Jahren bin ich der Vorgängermodell ja auch in 18″ gefahren und fand es vollkommen in Ordnung, aber seit ich längere Rahmen kennen und lieben gelernt habe und mich an die zusätzliche Laufruhe und Sicherheit gewöhnt habe, möchte ich nicht mehr zurück. Du siehst es ja selber indem ich das soeben erst vorgestellte LAST Glen sogar in XL zum Test geladen habe …
Danke für den ausführlichen, informativen Eindrücke im Test!
Jetzt ist nur noch die Frage, ob ich mit der 22″ Version bei einer KÖG:193cm, BEL:92cm, ARL:72cm glücklisch werdo?
Dankö
@Naish Pivot: Wie bekannt bin ich 1,83 m groß mit einer Schrittlänge von 86 cm sehr gut zurecht gekommen, genauso wie MiMü, der etwas kleiner ist.
Was die Beinlänge und den Sattelauszug angeht, würde dir das 22″ ziemlich gut passen. Mit einer effektiven Oberrohrlänge von 6423 mm und einem Reach von 477 liegst du mit deiner Größe auch noch im Bereich des vertretbaren, wenn auch im oberen Bereich … das 22″ könnte dir aber durchaus
passen, wenn du eher kompakterer Rahmen bevorzugst. Am besten wäre es, so ein Rad mal Probe zu fahren, wenn du die Möglichkeit dazu hast.
Hi,
ich interessiere mich sehr für das Stereo. Ich durfte die Tage auf einem YT Jeffsy, die Vorzüge eines längeren M Rahmens kennen lernen. Aktuell fahre ich das Canyon Spectral 2016 in Größe S. Wurde mir bei 1,72m und 79,5cm Schrittlänge so empfohlen. Aber der Rahmen des Jeffsy in M 27,5″ iegt mir besser.
Es ist ähnlich betreffend der Geo wie das Cube, welches mir aber optisch besser gefällt. Euer Test bestärkt auch das Interesse am Cube.
Nun die generelle Frage, ist bei oben genannten Körpermaßen ein 29ger für mich sinnvoll?
Tendenz
Cube Stereo 150 29zoll
YT Jeffsy 27,5 oder 29
Rose Pikes Peak EN 27,5
@Cyclepit: Welches der Bikes dir besser gefällt, darfst und musst du wirklich selber entscheiden …. Was aber die grundsätzlich Frage ob 29er oder 27,5″ angeht, kannst du mit der genannten Körpergröße ganz frei nach deinen ganz persönlichen Vorlieben wählen. Wir würden natürlich einen 29er auswählen, ist ja klar :-).