YETI SB4.5 – Testintro: von c_g
Es gibt wohl nur wenige Marken, die einen derartigen Kultstatus genießen wie die in Colorado USA beheimatete Edelmarke YETI CYCLES – sei es die türkis-gelben ARC Hardtails, mit denen John Tomac Geschichte geschrieben haben, oder die späteren, oft abenteuerlichen Konstruktionen unter denen Miles Rockwell uns Missy Giove zu Legenden wurden. Auch wenn Racing weiterhin ein wichtiger Aspekt bei YETI ist – Richie Rude im EWS Zirkus ist ein gutes Beispiel dafür – hat sich YETI doch bewusst auch andere Kundenkreise für sich entdeckt.
Unser Testbike, das SB4.5, ist so ein Bike, das weniger auf Race, dafür aber auf Vielseitigkeit getrimmt ist. Mit einem Federweg von 140 mm an der Front und 114 mm am Heck ist es ein nur schwer präzise einzuordnendes Bike. YETI selbst beschriebt das SB4.5 folgendermaßen (übersetzt aus dem Englischen):
„Bevor Du es nicht gefahren bist, ist es schwer das Rad einer Kategorie zuzuordnen. Es ist wie ein Chamäleon und kann zu alledem werden, wofür Du es nutzen willst. Unsere Crew hat es schon auf hochalpinen Abenteuern gefahren, hat damit schon 7-Tage Ausdauerrennen bezwungen – es ist einfach das Bike, das wir jedem empfehlen, der ein vielseitiges 29er Bike sucht.“
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SWITCH INFINITY LINK – Kinematik
Über das SB4.5 gibt es eine ganze Menge zu sagen, aber der größten Besonderheiten des Bikes ist mit Sicherheit die Switch Infinity Kinematik, die seit dem Wegfall des ARS im Jahr 2018 an allen YETI Bikes zu finden ist.
Diese ausgeklügelte Variation eines VPP-Hinterbaus sieht durch den einteiligen Hinterbau und den großen zentralen Drehpunkt auf den ersten Blick wie ein Eingelenker aus. Doch schon auf den zweiten Blick erkennt man die zwei senkrecht stehenden und parallelen Kashima Führungsschienen, auf denen der Hauptdrehpunkt sich frei auf und ab bewegen kann.
Die genaue Richtung dieser Bewegung steuert ein formschön versteckter Carbon-Umlenkhebel vor dem Sitzrohr. Wenn man den Hinterbau komprimiert, sieht man wie sich der Drehpunkt zuerst leicht hebt und sich dann tiefer im Federweg wieder senkt. Nur um in paar Millimeter, aber die sollen dafür sorgen, dass das SB4.5 einerseits so fähig und andererseits so effizient fahren soll. Ich bin gespannt und angesichts des sehr positiven Kurztest-Ergebnisses beim SB5.5 auch zuversichtlich was das Bike auf dem Trail so leisten wird.
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RAHMEN
Nicht nur was die unglaublich gelungene Formgebung mit ihre weichen Übergängen und sanften Schwüngen angeht, auch beim Material. Statt Wertigkeiten mit Carbon- und Alurahmen zu unterschieden, war YETI eine der ersten Marken, die auf zwei unterschiedliche Carbon-Rahmen gesetzt haben.
So gibt es bei den Bikes eine leichtere, steifere und teurere Turquoise Serie (auch T-Serie) dir mit den besten auf dem Markt verfügbaren Carbonfasern hergestellt wird und ein etwas schwere, ein wenig flexiblere und damit robustere, aber eben auch günstigere Carbon Serie (auch C-Serie). Beim Turquoise-Modell soll der nackte Rahmen im Fall des SB4.5 nur 2,4 kg , das Carbon-Modell ca. 2,65 kg wiegen. Die Formgebung und sonstigen Technologien bleiben zwischen beiden Modellen identisch. Alternativ zu dem Carbon-farbenen Rahmen (links) gibt es das SB4.5 auch noch in einem dunklen Storm-Blau (rechts). Eine türkis-Gelbe Variante gibt es leider nicht … schade :-).
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Geometrie
Erwähnenswert ist natürlich auch die Geometrie des SB 4.5. Ausgewogen und modern wären die beiden Schlagworte, die mir beim Blick auf die Tabelle auffallen. Mit einem 67,5° Lenkwinkel, einem nicht gerade progressiv-steilen, aber auch nicht zu flachen 73.3° Sitzwinkel und einer moderaten Kettenstrebenlänge von 437 mm sind die üblicherweise zitierten Werte schon mal nicht zu ausgefallen für ein auf Vielseitigkeit getrimmtes Trailbike. Die effektiven Oberrohrlängen sind mit 605 mm in Rahmengröße Medium und 630 in Large modern lang, aber eben auch nie sehr lang . Positiv anzumerken ist noch, dass obwohl die Sitzrohrlänge mit der Rahmengröße anwächst, die Überstandshöhe aber in allen Größen bei sehr guten 751 mm bleibt. Um die Front niedrig zu halten fallen die Steuerrohre zwischen Größe S und Large ausgesprochen kurz aus, erst bei XL macht es einen Sprung und hat eher normale 120 mm. Auch die mit 334 mm angegebene Tretlagerhöhe ist nicht weiter auffällig.
Wie es scheint, ist das YETI Sb 4.5 kein ausgefallenes und ultraprogressives Bike, aber den Zahlen nach eines, das die Zeichen der Zeit nach „Long, Low’n Slack“ erkannt und zugunsten eines möglichst breiten Einsatzspektrums interpretiert hat. Ich bin schon richtig gespannt, wie sich das Bike in der Praxis fahren wird.
Die übrigen Zutaten des Rahmens sind ein auffallend kurzes, konisches Steuerrohr, ein PF92 Tretlager, eine interne Zugverlegung mit kurz frei laufenden Leitungen im Tretlagerbereich, PM6 Bremssockel am Hinterbau und natürlich der mittlerweile obligatorische Boost Steckachs-Hinterbau (148×12 mm). Anstatt einer Schnellspannsteckachse kommt eine geschraubte Steckachse für einen 6 mm Inbus zum Einsatz.
Zwei bei YETI obligatorische, aber einfach jedes Mal erwähnenswerte Klassikdetails sind die wunderschöne „Ice Ax Headbadge“ und der kleine Yeti-Sticker auf dem Oberrohr.
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AUSSTATTUNG
Das zum Test zur Verfügung gestellte SB 4.5 ist das Modell „SRAM X01 Eagle Turq“. Wie im Namen schon impliziert, bedeutet, das dass unser Bike den leichteren Rahmen aus der Turquoise-Serie bekommen hat und mit einem SRAM X01 Eagle Antrieb vorfährt. Darum herum gesellen sich die Top-Federelemente von FOX, vorne eine Float 34 Factory FIT4 und hinten ein Float DPS EVOL Factory Dämpfer. Schön finde ich, dass YETI sich entscheiden hat den Gabelschaft nicht zu radikal zu kürzen und das Bike mit einem ordentlichen Spacerturm auszuliefern. Das gibt viel Flexibilität für den Fahrer um die ideale Sitzposition zu finden.
Die Dropper-Post komt in Form einer schwarzen FOX Transfer Performance Elite und beim Cockpit greift man auf eine 35 mm Kombi aus einem RACE FACE Turbine Vorbau (50 mm lang) und einem eigenen YETI Carbonlenker mit 760 mm Breite und 20 mm Rise.
Bei den Laufrädern geht YETI den Custom-Weg und kombiniert DT-SWISS 350 Boost Naben (hinten mit dem Star Ratchet Freilauf) mit 25 mm breiten DT 421 Felgen. Bei den Reifen findet man MAXXIS Ardent EXO TR, vorne in 2,4“ Breite, hinten in 2,25“.
In dem genannten Aufbau und mit bereits schlauchlos umgerüsteten Reifen kommt unser SB 4.5 Testbike komplett auf bemerkenswert magere 12,20 kg, erleichtert das Bankkoto in der Form aber auch um satte 8149.- Euro. Es war noch nie günstig ein YETI zu fahren. Während es auf der internationalen YETI Webseite noch andere Modelle gibt, werden in Deutschland und Europa nur zwei Komplettbike-Modelle verkauft, das hier getestete Modell und ein Modell mit C-Serie Rahmen und einem SHIMANO SLX/XT Antrieb für 5490.- Euro. Nach Aussage des Europa-Vertriebs SILVERFISH würden die meisten Kunden ohnehin einen Rahmen-Kit (3790.- Euro) kaufen und ihn sich ganz nach Wunsch aufbauen bzw. aufbauen lassen.
Als wäre der Markennamen YETI ein Omen, hatte ich nach Ankunft des SB4.5 gerade noch Zeit die Intro-Bilder zu schießen, da kam auch schon der Schnee und hat alle meine üblichen Hometrails unter ca. 25 cm Schnee begraben. Es kann also noch eine kleine Weile dauern, bis ich euch echte erste Eindrücke von dem Superbike liefern kann, denn aktuell ist ein ernsthafter Testen nur sehr eingeschränkt möglich.
RIDE ON,
c_g