SCHWALBE Dirty Dan XC 2.0“ Liteskin EVO Reifen – Testfazit: von c_g

Von den widrigen Testbedingungen gezeichnet, ist der Dirty Dan Schriftzug kaum mehr zu lesen.

Was für ein feuchter Winter! Als ich euch den SCHWALBE Dirty Dan XC 2.0 Liteskin EVO mit dem Projekt „Winterbike Light“ vorgestellt habe, bin ich davon ausgegangen, dass Eis und Schnee und damit der Umstieg auf einen Spikereifen den Test früher oder später unterbrechen würden. Doch bis auf ein paar Tage mit Schnee ist der Winter bislang komplett ausgeblieben. Statt dessen herrschten fast durchweg schlimmste Trail-Bedingungen, oder anders ausgedrückt: Idealbedingungen für den leichtgewichtigen Schlammreifen aus dem Hause SCHWALBE.

Wie schon im ausführlichen Testintro samt erster Praxiseindrücke beschrieben, ist der gerade mal 2.0“ breite Dirty Dan in der XC Version mit Liteskin Karkasse ein echtes Leichtgewicht – nur 520 g. Trotzdem ist der Reifen durch sein offenes und aggressives Profil ein echtes Grip-Wunder. Ich bin ihn unter den widrigsten, weichen Bedingungen gefahren und fand es einmalig, wie er selbst dann noch Halt gefunden hat, wo fast alle anderen Reifen um mich herum bereits zugesetzt waren und aufgeben mussten.

Sag, was man ihm zumutet – in Sachen Traktion, muss der Dirty Dan XC sich nicht verstecken.

Wie für einen Matschreifen üblich gräbt er sich mit seiner geringen Breite einfach durch bis er auf festern Untergrund trifft und schiebt dann souverän voran. Auf nassen oder rutschigen Wurzeln verzahnt sich das grobe Profil sehr gut mit dem Untergrund und ergibt auch dort eine sehr hohe Traktion. Nur auf wirklich rutschig-hartem Untergrund wie nasse Felsplatten spürt man, dass der Dirty Dan eben doch auf dem eher harten Speedgrip Compound daherkommt und nicht auf einer weicheren, griffigeren Mischung fährt.

Weiche Böden sind sein bevorzugter Untergrund, aber auch auf rutschigen Wurzeln bitte er noch sicheren Halt.

Das schnelle Compound ist auf der anderen Seite aber auch dafür verantwortlich wie gut der Dirty Dan noch rollt und wie schnell er sich anfühlt … trotz seines Profils. Nur auf der Strasse ist je nach Geschwindigkeit ein leichtes, aber tolerierbares Vibrieren zu spüren, ansonsten rollt der Dirty Dan überraschend gut. Ich habe mit dem XC-Bike viele auch längerer Trainingfahrten absolviert und war immer wieder positiv von den Rolleigenschaften des Reifen angetan, wie wenig er auf einfachen Rollpassagen abbremst und wie leichtfüßig ich auch mit echt schlappen Beinen noch vorankomme.

Mit seinem geringen Volumen und der leichten Karkasse ist der Luftdruck ein wichtiger Faktor um Durchschläge zu vermeiden – im Tubeless-Betrieb noch viel mehr.

Nachdem der erwartete baldige Reifenwechsel auf einen Spike Winterreifen ausgeblieben ist, habe ich die beiden Liteskin Reifen auch noch auf Tubeless umgerüstet. SCHWALBE selber sagt ja, dass man diese leichteste Karkasse zwar auch tubeless fahren kann, dass es aber mitunter etwas schwieriger ist sie auch wirklich dicht zu bekommen. Das erstmalige Aufpumpen und Abdichten durch Schütteln erfolgte zwar komplett unauffällig – selbst mit der Standpumpe – aber am nächsten Morgen waren beide dann doch komplett platt. Nach nochmaligem Aufpumpen bin ich auf eine kurze Runde gefahren und ab dem Moment waren die Reifen 100 % dicht. Seither halten sie den Druck genauso gut wie andere tubeless-ready Reifen auch.
Ich fand es wirklich interessant wie allein diese Umrüstung die Fahreigenschaften noch mal beeinflusst. Obwohl mit dem gleichen Druck gefahren wie vorher war der Dirty Dan auf einmal noch komfortabler zu fahren und über Wurzeln noch traktionsstärker. Der Grund ist natürlich die höhere Flexibilität der Liteskin Karkasse. Auf der Kehrseite war der Reifen fortan aber auch weniger stabil in schnellen Kurven und litt vermehrt unter Durchschlägen. Dabei ist es nie zu einem Defekt gekommen, aber die Zahl der spürbaren Durchschläge hat definitiv zugenommen. Letztlich habe ich um das Material zu schonen, den Druck um ca. 0,15 bis 0,2 bar erhöht und hatte am Ende wieder die sehr ähnliche Fahreigenschaften wie mit Schlauch.

Auf Tubeless umgerüstet macht es Sinn den Dirty Dan mit etwas mehr Reifendruck zusätzlich zu stabilisieren.

Womit wir auch schon bei den „Schwächen“ des Reifens wären. Wie schon mehrfach betont, ist der SCHWALBE Dirty Dan XC ein Reifen der maximalen Grip mit minimalem Gewicht zu kombinieren versucht. Die resultierende leichte Karkasse und die geringe Breite bringen natürlich nur einen eingeschränkten Pannenschutz mit sich. Ich hatte in meinem Test zwar keinerlei Defekte oder Pannen, bin mir aber sicher, dass die vielen bisherigen Durchschläge nicht auf Dauer ohne Folgen bleiben können. Man sollte den Dirty Dan daher einfach wie jeden anderen Race-Reifen fahren und ihm nicht die Pannen-Resistenz eines All-Mountain- oder gar eines Enduro-Reifens andichten, obwohl seine Traktion einen leicht dazu verleiten kann. In Folge heißt das einfach den Reifendruck wirklich dem Gelände anzupassen und auf eine saubere Linienwahl zu achten – XC-Style eben.
Ein anderer Punkt, der mir aufgefallen ist, der aber für alle sehr schmalen Reifen zutrifft ist die Tendenz selbst kleineren Fahrrinnen nachzulaufen und den Fahrer in solchen Situationen etwas mehr zu fordern. Auch das keine echte Überraschung und für einen XC- Fahrer kein großes Thema.

Nass, weich und rutschig – was die meisten Biker abschreckt ist die Spielwiese des SCHWALBE Dirty Dan.

Testfazit: In diesem Test unter fast durchweg nass-weichen Bedingungen hat sich der SCHWALBE Dirty Dan XC 2.0 Liteskin EVO sehr gut geschlagen. Mit diesem Reifen kommt man selbst dann noch vorwärts, wenn die meisten anderen schon lange am Traktionslimit sind. Keine Frage, mit seinem überraschend geringen Gewicht und der flexiblen Karkasse, muss man Abstricke im Durchschlagschutz und der Pannensicherheit eingehen. Ihn aber als reinen Schlamm-Spezialisten abzutun, fände ich meinen Praxiserfahrungen nach zu kurz gegriffen, denn die Mischung aus grobem Profil und dem Speedgrip Compound ergibt einen überraschend schnell rollenden Reifen.

Bei dem Projekt „Winterbike Light“ wollte ich ein sehen was notwendig ist um ein Racebike wie das CUBE AMS voll wintertauglich zu bekommen und der Dirty Dan war eines der wichtigsten Produkte dabei.

Während die meisten beim Dirty Dan zuerst an die Gravity-Varianten denken, ist auch die XC-Version durchaus einen Blick wert … gerade für Witterungsbedingungen wie diesen Winter. Für das, was ich mir von dem Projekt Winterbike Light erhofft habe, war der Dirty Dan XC jedenfalls genau der Richtige. Solange sich die Bedingungen nicht gravierend ändern, werde ich das leichte Traktionswunder sicher noch eine Weile auf dem CUBE AMS weiterfahren.

RIDE ON,
c_g