MUDHUGGER „Shorty“ und „29er Rear“ Fenders – Praxiserfahrungen: von c_g
Ganz ehrlich, Schutzbleche gehören bei mir – und wohl den meisten anderen Bikern auch – nicht unbedingt zu den Teilen, die weit oben auf der Tuningliste stehen. Sexy? Nicht wirklich.
Aber Schutzbleche, oder „Fenders“ haben ihre Berechtigung. Gerade in der Off-Season, wenn das Wetter sehr wechselhaft und die Trails oft nass sind, machen sie wirklich Sinn. Wie viel Sinn sie wirklich machen, durfte ich in den vergangen Wochen bei durchweg nasskalter Witterung an einem Satz MUDHUGGER ausprobieren. MUDHUGGER ausprobieren. Bei der kleinen britischen Firma weiß man was schlechtes Wetter bedeutet und hat es sich zur Aufgabe gemacht wirklich gute Schutzbleche fürs Bike zu machen. Der deutsche Vertrieb SHOCKER DISTRIBUTIONS hat uns einen Satz für unser „Winterbike Light“ Projekt zum Test zukommen lassen – vorne den „Standard Front“ (manchmal auch „Shorty front“ genannt und hinten den „29er Rear Fender“.
Wie im Projekt-Intro bereits vorgestellt, handelt es sich bei den beiden MUDHUGGERn um eher robuste Schutzbleche, nicht die Sorte aus robuster Kunststofffolie, wie sie heute als Minifenders an beinahe jeder Federgabel zu sehen sind. Die MUDHUGGER sind wirklich durchdachte, aus Kunstoff geformte Teile, die man zwar nicht nur bei Gelegenheit schnell ans Bike schraubt und sofort wieder abnimmt, die dafür aber viele Schlechtwetter-Saisonen überstehen sollten .
Dass die MUDHUGGER Fender als Schutzbleche zur mittelfristigen Nutzung und für wirklich widrige Bedingungen gemacht sind, merkt man auch an den schieren Ausmaßen und dem Gewicht der Teile. So hat das hintere Schutzblech eine Länge von 64 (!) cm und wiegt immerhin 216 g. Das vordere Schutzblech hat eine Länge von immerhin 34 cm und wiegt 56 g (zum Vergleich, die üblichen Mini-Fender bringen es meist auf 18 bis 22 cm Länge, bei 15-25 g). Wer noch mehr Abdeckung fordert, kann beide Schutzbleche sogar noch mal verlängern – in den Bildern oben ist die Verlängerung („Front Externder“) für vorne abgebildet.
Preislich liegen die MUDHUGGER Fender zwar über der Minikonkurrenz, aber noch voll im vernünftigen Rahmen – vorne 19.95 Euro (zzgl. 9,95 Euro für die optionale Verlängerung) bzw. 35,95 Euro für hinten.
Die Montage der Schutzbleche erfolgt per Kabelbinder, ist denkbar einfach und nahezu selbsterklärend. Vorne fixiert man das Schutzblech zuerst mit seinen „Flügeln“ locker an den Gabelbeinen und dann an der Gabelbrücke. Um mit allen Gabeln auf dem Markt kompatible zu sein, sowie zur Neigungseinstellung hat der vordere Fender oben diverse Lochreihen durch welche die Kabelbinder geführt werden können. Einmal alles festziehen, die überstehenden Enden kürzen und fertig.
Hinten funktioniert es genauso, wobei hier die Sitzstreben als Montagepunkte dienen. Bei Fullies gilt es nur zu prüfen, an welcher Position genau das hintere Schutzblech auf den Sitzstreben fixiert wird (damit sie bei eingefedertem Hinterbau nicht das Sitzrohr berühren) und diesen Bereich mit der mitgelieferten „Helikopter-Schutzfolie“ anzukleben. Alles anziehen, die Enden kürzen und schon kann es los gehen auf die aufgewachten Trails.
Recht smart finde ich die Formgebung der beiden Fender, insbesondere des hinteren 29er Schutzbleches. Weil es durch seine Auflage an den Sitzstreben kaum Variabilität bei der Montage gibt, musste MUDHUGGER eine Form finden, die möglichst universell mit allen möglichen Rahmenformen kompatible ist. Wir konnten selbstverständlich nicht jeden 29er Rahmen und ausprobieren, aber am Fully mit tiefen Sitzstreben (wie beim CUBE AMS Fully) hat der „29er Rear Fender“ perfekt gepasst. Am B+ Hardtail mit hohen Streben (hier am IDWORX RnR gezeigt) ging es auch noch, stand nach hinten aber doch etwas weiter ab. Wie es sich bei einem Bike mit noch tieferen Sitzstreben, wie z.B. dem BOLD Linkin Trail, verhält konnten wir leider nicht ausprobieren. Hier würde das Schutzblech vermutlich auch etwas abstehen, würde aber aufgrund der großzügigen Länge (und der Verlängerungsmöglichkeit), aber recht wahrscheinlich weiterhin einen sehr effektiven Spritzschutz bieten.
Was die Optik angeht, gibt es wohl nur wenige Fahrer, die Schutzbleche als „attraktiv“ bezeichnen würden, da machen auch die noch massiver wirkenden MUDHUGGER keine Ausnahme. Während ich mich ästhetisch noch recht gut mit dem vorderen Schutzblech anfreunden konnte, wirkt das hintere, auch wenn es sich recht gut an den Reifen anschmiegt, allein durch seine Größe am Bike doch immer noch wie ein Fremdkörper. Ach ja, wer mag, kann sich für die MUDHUGGER noch ein farblich abgestimmtes Decal Kit dazu kaufen, oder sie mit bunten Aufklebern aufpeppen, aber mir ist die schlicht weiße Optik doch noch am Liebsten …
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Praxiseindrücke
Mit den großzügigen Dimensionen ist die Schutzwirkung hervorragend. Im Falle des hinteren Schutzbleches, das den gesamten oberen Reifen abdeckt und noch weit nach hinten reicht, haben Dreckspritzer wirklich keine Chance mehr bis zum Fahrer vorzudringen. Po und Rücken bleiben unter allen Bedingungen sauber. Die Schutzwirkung ist so gut, dass ich bisher noch keinerlei Aussagen zur Schmutzresistenz der VECNUM XC Sattelstütze machen konnte … sie ist bisher einfach noch nie wirklich schmutzig geworden. (Um diesen Test fundiert durchzuführen, muss ich deswegen die hintere Stütze wirklich wieder abnehmen ;-).)
Auch vorne ist die Größe in der Fahrpraxis deutlich zu spüren. Die kleinen Enduro-Fender für vorne sind mir bestens vertraut und sind für mich bestenfalls ein Kompromiss, aber mit den MUDHUGGER Fendern bin ich um ersten Mal ohne „Windpocken“ oder Schlammpackung im Gesicht von meinen Touren zurückgekommen … und die Witterungsverhältnisse in den letzten Wochen waren wirklich alles andere als einfach. Durch die große Abdeckung ist man sehr gut geschützt. So finden nur sehr wenige Spritzer den Weg am Schutzblech vorbei. Selbst bei Vollgas-Abfahrten auf weichem Schlamm und durch stehendes Wasser bleibt man damit recht sauber. Besonders deutlich ist mir das aufgefallen, weil ich erstmals ohne Bikebrille (die bekanntlich bei nasskalter Witterung gerne mal beschlägt) fahren konnte und nur sehr selten etwas in die Augen bekommen habe.
Aufgrund der robusten Konstruktion und Montage sitzen beide Mudhugger super sicher an Gabel bzw. Sitzstrebe. Selbst grobe Rüttelpassagen, Stütze und unvorsichtige Ladevorgange ins Auto konnten den Fender bisher nichts anhaben. Auch beim Material selber gibt es nichts zu kritisieren. Es ist steif genug, um auch in groben Rüttelpassagen, nicht ins Schlingern zu geraten und doch flexibel genug um Stürze und unvorsichtige Ladevorgange ins Auto unbeschadet zu überstehen. Die bisherigen Temperaturen sind bisher nie zu tiefe gefallen, aber selbst bei -5°C ist das Material noch flexibel geblieben
Weil die Fender innen vollkommen glatt sind und auch zwischen Rahmen und Schutzbleche keine Kanten oder Stege entstehen, gab es auch unter schlammigsten Bedingungen keinerlei Problem mit Dreckansammlung oder gar Zusetzen. In dem Test bin ich sie zwar „nur“ mit 2,0“ breiten Reifen gefahren, aber den Montageversuchen mit bis zu 2,4″ breiten Reifen nach, habe ich keine Bedenken, dass die Teile auch dort erstklassig funktionieren würden – der limitierende Faktor im Bild links sind nicht die Schutzbleche, sondern die enge geschnitten Gabelbrücke der FOX 32 SC Gabel.
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Zusammenfassung:
MUDHUGGER hat mir mit ihrem Fender-Set gezeigt, dass durchdachte Schutzbleche bis widrigem Wetter und auch in Zeiten der Mini-Fender durchaus noch ihre Berechtigung haben. In Tagen wie diesen, wo die Trails nahezu permanent nass und weich sind habe ich erneut gelernt wie schön es ist, nicht immer im direkten Beschuss von Schlamm und Dreck zu stehen. Was ihre Schutzwirkung, Konstruktion und Montage angeht, sind die MUDHUGGER Fender erstklassig. Wer auch bei schlammigen Trails möglichst sauber bleiben will, findet für dem echtem MTB Einsatz kaum etwas Besseres. Nicht unbedingt für vereinzelte Regentage, aber ideal für längere Regenperioden und die nasskalten Jahreszeiten.
Gerade vorne ist der Sicherheitsvorteil von „echten“, großen Fendern durch die freie Sicht auch bei High Speed den Preis und das geringe Mehrgewicht auf alles Fälle wert. Im Fall des hinteren Fenders bin ich etwas zwiegespalten – auf der einen Seite bietet der Rear Fender einen erstklassigen Spritzschutz was die Klamotten und Dropper-Stütze sauber hält (… was langfristig den Geldbeutel und die Nerven schont), auf der anderen Seite hat das hinten auch weniger Relevanz was die Sicherheit angeht, ist aber gleichzeitig das deutlich schwerer der beiden. Hier darf jeder selbst entscheiden worauf es einem ankommt. Sauber bleiben, oder Gewicht sparen. Falsch machen kann man bei beiden MUDHUGGERN aber ganz sicher nichts.
RIDE ON,
c_g
Ich fahre diese Kombi auch schon seit gut 3 Jahren an meinem 2013er Stumpjumper. Wenn es richtig matschig wird, habe ich Spritzer am oberen Rücken und Helm. Sonst schützen die Teile wirklich prima.
Ist halt auch abhängig vom Winkel der Sitzstrebe. Denke beim Bold schützen sie nicht so gut wie an einem nike mit steileren Sitzstreben.
Da die Mudhugger nicht klappern und auch sonst nicht stören, fahre ich sie ganzjährig.
Lustig… habe meinen 29er Rear gerade letztes Wochenende an meinem Rock’n Rohler eingeweiht, komme mal wieder auf diese Seite und finde einen Test 😀
Ich kann die Testergebnisse bisher für hinten voll und ganz bestätigen. Das 4-6 Kabelbinder reichen, um den langen Lappen so richtig in der Stellung zu halten, habe ich am Anfang bezweifelt… aber tatsächlich, klappt!
Vorne ist die Marzocchi-Gabel im Zusammenspiel mit 2.4″-Reifen leider sogar für die oben erwähnten Mini-Fender zu eng ausgelegt, da fehlt mir momentan die Idee.
Toller, ausführlicher Test, ich habe mich mit beschlagener, schmutzverpickelter Brille wiedererkannt 🙂