EMD’17 #8 – MARIN Rift Zone 3 (2018): von c_g

Als Mountainbike-Tester ist man ständig versucht die Perspektive zu verlieren. Wenn wir Testbikes rein bekommen, sind es zunehmen die edelsten und damit leichtesten und teuersten Modelle. Klar, macht das Biken damit oft mehr Spaß und der Test fällt oft positiver aus. Andererseits möchte nicht jeder 5000.- Euro und mehr für sein MTB ausgeben. Womit wir schon bei unseren nächsten Kurztest der Eurobike Media Days wären – dem für 2018er komplett überarbeiteten MARIN Rift Zone.

Das Rift Zone ist ein klassischer „Jack of all Trades“ – ein Alleskönner-Bike – schnell und effizient genug für die XC-Runde und doch sicher und laufruhig genug um auch auf technischen Trails noch richtig Spaß zu haben und das in einem voraussichtlichen Preisbereich zwischen 1700 und 2400.- Euro, den viele eher als Einstiegsbereich für hochwertige Fullies ansehen.

Das Rift Zone kommt zwar nicht mit dem innovativen R3Act3Play Federungssystem des Wolf Ridge, aber bei 120 mm Federweg vorne und hinten verspricht der MultiTrac Hinterbau, MARINs Interpretation eines abgestützten Eingelenkers, bewährte Performance.

Zum aktuellen Zeitpunkt muss der Kunde auch noch auf einen Carbon-Rahmen verzichten, aber wenn man sich die Merkmale des Rift Zone Alurahmens so ansieht (hydrogeformter, konifizierter Rohrsatz, Boost-Hinterbau, Dropper-Stützen kompatibel, innen verlegte Züge, …) vermisst man an dem Rahmen eigentlich nichts. Erwähnenswert ist noch das BSA-Tretlager über das sich so manchen Selberschrauber freuen wird.

 
Und wer nach der Plus-Kompatibilität fragt: Ja, auch das kann der Rahmen. Das parallel zum Rift Zone vorgestellte B-17 basiert auf dem identischen Rahmen, nur eben mit 2,8“ Plus-Bereifung und 130 mm an der Front.

Richtig spannend finde ich die moderne Trail-Geometrie des Bikes, die man dem Allrounder gegeben hat. Long. Mit einem 67,4° Lenkwinkel und einem fast 75° effektiven Sitzwinkel, dazu ein recht langes Oberrohr (636 mm in Größe L) und einem eher kompakten Heck von 435 mm sind die Rahmenbedingungen schon mal sehr vielversprechend. „Long, Low’n Slack“ wie es heute so schön heißt. Mit vier Größen von S (16“) bis XL (22“) und deckt damit ein breites Größenspektrum ab.

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Ausstattung

Aktuell ist das neue Rift Zone in drei Ausstattungsvarianten geplant – mit dem hier vorgestellten Rift Zone3 als Topmodell und den Rift Zone 2 und 1 jeweils mit dem identischen Rahmen aber jeweils einfacherer Ausstattung.

Das Rift Zone 3 kommt mit einer soliden Ausstattung, die funktionell kaum Wünsche offen lässt. Die Federelemente, eine 2018er Revelation RC und ein Deluxe RT Dämpfer, je mit 120 mm Federweg stammen von ROCK SHOX.

Die 1×11 Antrieb ist ein Mix aus der SHIMANO SLX mit großer 11-46 Kassette und einer FSA Alukurbel (30 Zähne). Die Bremsen sind ebenfalls von SHIMANO, aber aus der Deore Gruppe.

An den Custom-Laufrädern mit FORMULA Naben findet man eigene Alufelgen mit einer ordentlichen Innenweite von 29 mm. Dazu WTB Trailboss TCS Reifen in 2,4“ Breite und fertig ist eine sehr traktionsstarke und zugleich komfortable Kombi.

Erfreulich ist die TRANS-X Dropper Stütze mit Stealth Ansteuerung und ergonomischer Remote-Bedienung links unter dem Lenker. Während unser Testbike noch eine Version mit nur 100 mm Absenkung hatte, wird das Bike in Serie (außer in Größe S) mit 120 mm Hub kommen. Vorbau, Lenker und die Kleinteile stammen von MARIN selbst. An der großzügigen Lenkerbreite von 780 mm und dem kurzen 45 mm Vorbau spiegeln sich der Trailbike-Einfluss und die moderne Geo wieder. Nun aber zu den ….

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Fahreindrücke

Ein 120 mm Fully sollte eigentlich alles können – effizient nach vorne gehen, ruhig und gelassen klettern und auch bergab ein gutes Maß an Sicherheit und Spaß vermitteln. All das trifft ohne Einschränkungen auch auf das neue Rift Zone zu. Klar, ist das Bike mit 13,3 kg nicht das sprintfreudigste, aber für seinen empfohlenen VK von ca. 2400.- Euro passt die Ausstattung und damit das Gewicht.

Die Federung war während der kurzen XC-Testrunde mit einzelnen Trailabschnitten komplett unauffällig. Keine auffällige Wipptendenz, immer ordentlich Feedback und auch bei den kleinen Drops der Runde keine Durchschläge. Mit dem vorgeschlagenen Sag von 20 bis 25% hat der Hinterbau einen eher straffen Charakter, mit etwa 30% generiert der Hinterbau auch auf den heftigeren Wurzelpassagen viel Komfort ohne je wegzusacken. Die Revelation gibt sich genauso leistungsfähig wie unauffällig und passt damit sehr gut zum Heck. Was die Federungsperformance angeht ist das neue 18er Rift Zone damit rundum gelungen.

Wo mir das Rift Zone aber wirklich aufgefallen ist – und zwar positiv – ist sein Handling, dessen Ursprung in der modernen Geo liegt. Auch hier funktioniert die Kombi aus laufruhiger Front, viel Bewegungsspielraum auf dem Bike und dem steilen Sitzwinkel ausgezeichnet. Damit klettert das Rift Zone auch sitzend sehr effektiv und erfordert selbst in sehr steilen Passagen nur wenig Schwerpunksverlagerung durch den Fahrer. Das kompakte Heck fördert dagegen den Spieltrieb und sorgt stehend im Wiegetritt für viel Traktion. Geht es auf dem Trail mal etwas ruppiger zu, in sehr steilen Bergab-Passagen oder wenn man mit High-Speed unterwegs ist, spendet der flache Lenkwinkel die erforderliche Laufruhe und Sicherheit.

Was die Komponenten angeht, ist die kurze Testrunde natürlich zu wenig für einen echten Test, aber auch hier gab es keine echten Beanstandungen bis auf den zu geringen Hub der Stütze, der ja in Serie größer ist. Vor allem die Kombi der breiten Felgen und 2,4er Reifen finde ich sehr gelungen. Sie erweitern den Einsatzbereich des Bikes zusätzlich. Wer mehr XC-orientiert ist, kann sich ja einfach schmälere und leichtere Reifen aufziehen.

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Fazit: Nach etwa zwei Stunden auf einer eher XC-lastigen Testrunde hat das neue 2018er MARIN Rift Zone 3 bei mir einen rundum positiven Gesamteindruck hinterlassen. Die Federung ist im besten Sinne unauffällig. Was das Handling angeht, merkt man dem Rift Zone bereits den Einfluss der „Long-Low’n Slack“ Trailbike-Geometrien an. Es fährt sich in allen Lagen sehr sicher ohne zu laufruhig zu werden und ist auch bergauf sehr gelungen. Angesichts der funktionellen Ausstattung passen auch der Preis und das Gewicht.

RIDE ON,
c_g