Eurobike Media Days #4 – BMC Speedfox 01 One: von MiMü
(Anmerkung: Bei diesem Artikel handelt es sich lediglich um Fahreindrücke auf uns teils unbekannten Trails mit zeitlich eng begrenzter Fahrzeit – mehr nicht, aber auch nicht weniger. Echte TNI-Tests folgen wenn sich die Gelegenheit ergibt.)
Vor kurzem erst hat die schweizer Marke BMC das komplett neue Speedfox der Öffentlichkeit vorgestellt und nun hatten wir wenig später hatten wir bereits im Rahmen der Eurobike Media Days 2017 die Gelegenheit, das Topmodell das Speedfox O1 One zu fahren.
Kein Stein blieb beim neuen Speefox auf dem anderen, denn neben dem Technologie-Highlight „Trailsync“ (dazu weiter unten noch mehr) hat man sich bei BMC richtig bemüht ein zeitgemäß agil-sicheres Trail-Fully zu entwickeln das einen möglichst breiten Einsatzbereich abdeckt.
Scaled Sizing ist ja in aller Munde und so verwundert es nicht weiter, dass das Speedfox in Rahmengröße „S“ ausschließlich mit 27,5“ Rädern erhältlich ist. In „M“ hat der Käufer die Wahl hat zwischen 27,5“ und 29“ und in „L“ bzw. „XL“ wird das Speedfox nur noch als 29er angeboten. Die beiden 27,5“ Modelle verfügen dabei über einheitlich 130 mm Federweg, die Big Wheeler bieten etwas weniger, nämlich 120 mm.
Unser Testbike in Rahmengröße „M“ und – logisch – großen 29“ Laufrädern verfügte über einen sehr schön gefertigten Carbonrahmen sowie Carbonhinterbau – dafür steht das 01 in der Typbezeichnung. Auf den ersten Blick fallen neben den großzügig verteilten Rahmenschutzelementen noch jede Menge kleinere Leitungsein- und -auslässe auf. Wozu die wohl dienen? Ein sinnvoles Detail der innenverlegten Züge ist, dass die Zugführung wirklich komplett, sprich vom Steuerrohr bis kurz vor dem jeweiligen Endpunkt in internen Carbonführungen erfolgt. Klapperfreiheit garantiert. Über die „Mud Flap“ genannte Abdeckung/Serviceklappe beim Hauptlagerpunkt der Hinterbaus können sämtliche Leitungen leicht erreicht werden, zusätzlich schützt die Kunststoffklappe noch die Lagerung des Hecks. Die Montage eines Side-Swing-Umwerfers wäre mit einem Nachrüstsockel ebenfalls möglich und sogar eine ISCG-Aufnahme ist mit an Bord. Wie mittlerweile üblich ist der Rahmen mit Boost-Standard ausgeführt.
BMC’s eigene Hinterbautechnologie APS (für Advanced Pivot System) soll bergauf mit erstklassiger Effizienz bei gleichzeitig hoher Traktion punkten und im Downhill mit feinfühligem, aktiven Ansprechverhalten bei gleichzeitig erstklassiger Gesamtperfromance verwöhnen.
Entgegen dem allgemeinen Trend zu „Long, Low’n Slack“hat BMC die Rahmengeometrie des neuen Speedfox nur geringfügig geändert. Der Hauptrahmen wurde minimal kürzer, im Gegenzug verlängerte man das Heck um den gleichen Betrag. In der getesteten Rahmengröße „M“ beträgt der Reach nun 430 mm (vormals 435 mm) bei einem Stack von 610 mm (beim Vorgänger 607 mm). Die effektive Oberrohrlänge blieb mit 611 mm (zuvor 610 mm) beinahe identisch. Insgesamt wollte man damit soll das Downhill-Potential etwas anheben, aber gleichzeitig die sehr gute Kletterfähigkeit erhalten. BMC-typisch sind die Kettenstreben mit stattlichen 445 mm recht lang. Am auffälligsten an der aktuellen Geometrie ist die deutlich reduzierte Überstandshöhe, die jetzt 734 mm beträgt und dem alten Speedfox (758 mm) mehr als 2 cm abnimmt. Diese Veränderung war BMC besonders wichtig, den sie bringt eine grundlegend bessere Bewegungsfreiheit auf dem Bike.
Die Lenk- sowie Sitzwinkel sind im Vergleich zum Vorgänger beinahe gleich geblieben, 68,25° an der Front versprechen ein guten Mittelweg aus Agilität und ruhigem Lenkverhalten auf dem Trail, die 73,25° des Sitzwinkels sollen dafür dem Vortrieb und der Uphill-Leistung zugute kommen.
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Ausstattung
Ausstattungstechnisch weiß das Topmodell Speedfox 01 One von vorne bis hinten durchaus zu überzeugen: SRAM’s X01 Eagle Gruppe mit 34er Kettenblatt, ROCK SHOX Pike RCT3 Federgabel, FOX Float DPS Dämpfer in der Performance Elite Variante,
Eine SRAM Guide Ultimate Bremsanlage mit 180 mm Scheiben vorn und hinten sorgen für standesgemäße Verzögerung.
Hinzu kommen ein DT SWISS XM 1501 Spline One Laufradsatz mit 30 mm Maulweite, garniert mit neuen MAXXIS Forekaster EXO Reifen. Lauter Top-Parts, die noch durch BMC’s eigenen 55 mm langen Vorbau und 760 mm breiten Lenker ergänzt werden. Nicht zu vergessen die eigentliche Innovation des Rahmens, die Trailsync Sattelstütze (siehe unten).
Allerdings hat eine derartige Aussattng auch ihren Preis: Immerhin 6.999.- Euro gehen für das Speedfox 01 One über den Ladentisch. In den betreffenden NEWS hat euch c_g die komplette Speedfox-Familie bereits ausführlich vorgestellt, für nähere Infos bitte einfach dem Link folgen.
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TRAILSYNC
Was genau ist dieses nun schon mehrfach angesprochene Trailsync aber nun? Kurz gesagt ist es BMC’s Interpretation einer intelligenten Systemintegration zwischen Dropper-Stütze und Federung. Über lediglich einen Remotehebel werden die absenkbare Sattelstütze und der Dämpfer bedient. Dem Piloten wird dadurch der Griff nach unten zur Regulierung des Federbeins erspart.
Je nach Rahmengröße verfügt die komplett selbst entwickelte Dropper-Sattelstütze dabei über verschiedene Absenkhöhen: 80 mm bei S, 100 mm bei M und 125 mm bei L sowie XL. Sämtliche Stützen lassen sich dabei in vier Stufen (die oberste mit eingerechnet) absenken: nach gut 2,5 cm ist eine Art Trail-Stufe platziert, die zweite dann gut 3 cm vor Erreichen der maximalen Ansenkung und dann noch die eigentliche Maximalabsenkung. Laut BMC sollen damit sämtliche Fahrsituationen durch eine passende Sattelhöhe abgedeckt sein. Ob diese Gleichung wirklich aufgeht?
Der direkt über die Dropper Stütze angelenkte FOX Float Dämpfer ist dabei nur in der obersten Sattelposition in seinem straffen Plattform-Modus. Sobald die Stütze abgesenkt wird, öffnet auch das Federbein und steht dem Piloten 100% aktiv zur Verfügung. Einen echten Lockout, etwa für Asphaltanstiege, bietet das System nicht. Die individuelle Sattelhöhe wird dabei durch Ablängen des oberen Stützenendes hergestellt. An ihrem unteren Ende ist das Stützenrohr fest mit dem Trailsync- Mechanismus verbunden. Hat man das Sattelrohr einmal abgelängt bietet der aufgesteckte und geklemmt Stützenkopf immerhin noch 30 mm Feinanpassung. Sinnvoll: BMC bietet auch noch eine zweite Version des Sattelkopfes an, die rund 90 mm Höhenanpassung bietet – für diejenigen, die sich ordentlich vermessen haben (… oder ein gebrauchtes Speedfox erstanden haben).
Von seiner Funktionsweise her ist Trailsync genauso einfach wie effektiv: Drückt der Pilot den Lenkerremote, wird mit Hilfe eines einfachen Schaltzuges ein im hintern Ende des Oberrohrs montierter Bolzen zurückgezogen (Bild oben). Die Sattelstütze fährt aus, bzw. senkt sich durch Druck von oben ab.
Der Absenkvorgang drückt am unteren Ende eine Art Metallstift mit integriertem Zugstopp heraus wodurch sich der vorgespannte Schaltzug zum Dämpfer entspannt. Dieser wird im Rahmen um den Knotenpunkt zwischen Sitz und Unterrohr geleitet und steuert den Druckstufenregler des upside-down stehend im Rahmen montierten Dämpfers. Wie gesagt, erfolgt die Umstelung zwischen Open und Plattform-Modus nur zwischen der voll ausgefahrenen Position und der ersten Absenkstufe, in den übrigen Absenkstufen ist der Dämpfer immmer im OPEN Modus aund damit voll aktiv.
Umgekehrt funktioniert Trailsync genauso einfach: Hebel drücken und die Sattelstütze ausfahren lassen. Im Inneren strafft eine simple, nach oben fahrende Speiche den Schaltzug des Dämpfers. Erreicht die Sattelstütze ihre oberste Position wird er dadurch in seinen straffen Modus versetzt. Ein Ändern des Setups, etwa um das Federbein auch in Stufe 2 der Sattelstütze noch mit straffer Druckstufe nutzen zu können, ist lt. BMC nicht möglich und war in der Entwicklung von Trailsync auch nicht vorgesehen.
Ohne defektanfällige Hydraulikteilen dürfte die BMC-Innovation Trailsync äußerst langlebig und servicefreundlich sein. Die großzügigen Wartungsöffnung unter dem Oberrohr zeigt zumindest, dass man sehr wohl daran gedacht hat, dass jede Technik am Bike irgendwann ein wenig Zuwendung braucht und dafür leicht erreichbar sein muss.
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Praxiseindrücke
Jetzt aber genug der technischen Fakten, Zeit für echte Fahreindrücke von den Eurobike Mediadays.
Dabei konnte das Speedfox seine nahe Verwandschaft zum ebenfalls neuen XC-Fully BMC Agonist nicht verbergen. Äußerst beschleunigungswillig und mit hoher Treteffizienz zieht unser Testbike jeden Anstieg schnell und effizient nach oben. Die Kombination aus moderat steilem 73,25° Sitzwinkel, langem Heck und einem recht geringen Gewicht von 12,8 kg, wohlgemerkt bei vertrauenerweckend robuster Ausstattung, machen das Speedfox bergauf zum Tourenbike erster Güte. Natürlich helfen auch der im Wiegetritt äußerst steife Rahmen und die für mien emfpfinden recht leicht rollenden MAXXIS Forekaster Reifen dabei.
Auf ebenen und hindernisarmen Untergründen spielt der mittels Trailsync gestraffte Hinterbau dem Vorwärtsdrang des Speedfox in die Karten: Selbst im bewußt übertriebenen Wiegetritt blieb jedes vortriebshemmende Wippen komplett aus und jede Pedalumdrehung wurde unvermittelt in vor- bzw, aufwärtige Beschleunigung umgewandelt.
In der ersten wurzeligen Uphill-Sektion zeigte sich aber auch relativ schnell die Kehrseite von Trailsync. Die mit ausgefahrener Sattelstütze spürbar straffe Dämpfung führte unweigerlich zu früherem Traktionsverlust. In den wurklich gröberen Wurzepassagen zeigte das Heck eine deutliche Neigung zum Hüpfen. Die Vorteile eines Fullys, wie höhere Traktion und besseres Überrollverhalten bei Hindernissen, wurden dadurch zwar nicht komplett ausradiert, aber zumindest beschnitten.
Senkt man aber in solchen Situation die Stütze in die zweite Position ab, öffnet sich das Federbein und die die Traktion steigt spürbar weil sich das Heck nun viel besser an den Untergrund anpassen kann. Die damit rund 2,5 cm tiefere Sitzposition, ist meines Erachtens spürbar, wirkt sich aber erst bei längeren Uphill-Trailpassagen wirklich störend aus. Andere Fahrer, die diesbezüglih empfindlicher sind, könnten darin aber einen gewichtigen Kritikpunkt sehen, denn auf Dauer könnte diese Tretposition doch von Unbehagen bis hin zu echten Knieproblemen führen.
Generell benötigte ich ein wenig Zeit um mich die einzelnen Absenkstufen der Trailsync-Stütze zu gewöhnen. Nach Drücken des Remotehebels rauscht man relativ schnell und mit weniger Genedruck als von anderen Dropper-Stützen gewohnt durch den kompletten Hub. Speziell Benutzer von stufenlosen Systemen wie Reverb & Co. könnten sich anfangs schwer tun, die mittleren zwei Rastpunkte auf Anhieb zu treffen. Auf der anderen Seite ist gerade der geringe Gengendruck ein echtes Argument bei sehr leichten Fahreren, die eben oft mit den üblichen Dropper-Stützen zu kämpfen haben.
In den teils technischen, teils flowigen Downhills am Kronplatz, darunter auch der Herrnsteig, präsentierte sich der „schnelle Fuchs“ dann mit einem zielsicheren, direkten Handling. Lenkbefehle wurden der Carbonrahmen punktgenau umgesetzt. Der ja bereits als moderat bezwichnete Lenkwinkel verhilft dem Bike zu einem in meinen Augen sehr gelungenen Kompromiss aus Agiität und Laufruhe oder anders ausgedrückt: Viel Verspieltheit bei hoher subjektiver Sicherheit. Speziell langsame, winkelige Passagen machten mir mit dem Speedfox richtig viel Spaß, die Front geht dabei zackig ums Eck, das lange Heck folgt unauffällig, ohne dem Handling dabei je hinderlich zu werden.
Einen nicht unwesentlichen Anteil am sauberen Handling hat ganz zweifelsohne der steife Carbonrahmen. Weder im Lenkkopf noch im Tretlager konnte ich viel Flex feststellen, grobe Felspassagen brachten den Rahmen ebenfalls nie aus der Ruhe.
Mit abgesenkter Sattelstütze und offenem Dämpfer zeigte das Heck des Speedfox ein sehr sensibles, aktives Federungsverhalten. Kleinere wie größere Schläge werden wirkungsvoll abgefedert und selbst gestuftes Gelände mit hoher Schlagfrequenz ließ den Hinterbau nicht verhärten. Auch die Progression ist gut gelungen – bei gut 25% Sag konnte ich während der Testrunden kein Durchschlagen provozieren.
Die verbaute ROCK SHOX Pike harmoniert dabei sehr gut mit dem FOX Float Pendant am Heck, spricht ähnlich sensibel auf Unebenheiten an und läßt sich dank manigfaltiger Einstelloptionen leicht auf den jeweilgen Fahrstil und die Anforderungen individualisieren.
Gerade in wirklich steilen Bergab-sektionen, etwa bei Stufen, zeigte sich dann aber doch, dass der mit lediglich 100 mm bei Rahmengröße Medium geringe Absenkung der Stütze, doch ein wenig zu klein ausfällt. Gerade Fahrer, die mehr Absenkung gewohnt sind, werden on Trail unweigerlich die dadurch einge-schränkte Bewegungs-freiheit spüren. Außerdem wird dadurch die gewonnene. Bei „normalen Dropper-Stützen könnte man sich oft noch dadurch helfen, dass man die Stütze ienfach ein wenig mehr ins Sattelrohr schiebt, aber weil integiert, geht das in diesem Fall eben nicht. Auf Anfrage erklärte uns BMC, dass die Absenkung bewußt so gewählt auf den Einstzberich des Biks, nämlich Trail gewählt worden sei. Während wir BMC vollkommen Recht darin geben, dass „Scaled Sizin“ Sinn macht, weil kleinere Fahrer mit meist auch kürzeren Beine eben nicht ganz so viel Hub benötigen wie große Fahrer, würden wir uns deswegen doch generell etwas mehr Hub für jede Rahmengröße wünschen.
Was die übrigen, verbauten Komponenten angeht, funktionierten sie während des Kurztests einwandfrei und ohne Auffälligkeiten. SRAM’s Eagle Schaltung etwa war auch hier ein Musterbeispiel für Präzision und hoher Schaltperformance. Die Kassette gefällt mir besonders durch ihre gefühlt homogenen Gangsprünge. UM bergauf ein paar Körner zu sparen, würde ich an mienem persönlichen Speedfox allerdings ein kleineres 32er Kettenblatt montieren.
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Zusammenfassung
Das BMC Speedfox trifft für mich ziemlich den Schnittpunkt zwischen schnellem, nach Geschwindigkeit gierenden CC-Fully und spaßbringendem, verspielten Trailbike. Das quirlige und gleichzeitig agenhem sichere Fahrverhalten prädestiniert es für enge, verwinkelte Trails, die vor Kurven nur so strotzen genauso wie ruppige Highspeed-Passagen. Die 120 mm Federweg bei der 29“ Variante agieren dabei äußerst feinfühlig, ohne den Fahrer je im Ungewissen zu lassen, was gerade unter im geschieht. Auf der einen Seite bewahrt sich das Sppeedfox damit seine ausgezeichnete Effizient auch für lange Touren und andererseits reicht der auf dem Pappier eher spartanische Federweg aufgrund der erstklasigen Abstimmung völlig aus um auch verblocktere, technischere Sektionen schnell, sicehr und sauber zu durchfahren. Der sehr steife Rahmen bietet eine ausgezeichnete Lenkpräzision und macht das Sppedfox zur idealen Plattform für alle die ein Bike mit sehr breiten Einsatzbereich suchen.
Die innovative Trailsync Technologie ist für mich eine wirklich interessante Interpretation des neumodischen Begriffs „Systemintegration“, denn durch die Verknüpfung der von Hinterbaudämpfung mit der Dropper-Sattelstütze erspart man dem Piloten den einen Griff weg vom Lenker zum Federbein. Je nach Fahrweise kann das ein deutliches Sicherheits-Plus bringen. Durch den zu geringen Hub der Sattelstütze bleibt das System aber hintern den Möglichkeiten zurück – 80 bzw. 100 mm Absenkung sind einfach nicht mehr zeitgemäß und bieten dem Trail-affinen Piloten zu oft zu wenig Bewegungsfreiheit – mit ein paar Zentimetern mehr Hub könnte das ansonsten sehr fähige und stimmige Trailfully sein Potential noch besser ausspielen.
MiMü