BOLD Linkin Trail LT – Update: von c_g
Das BOLD Linkin Trail LT ist zurück! Der Test kann weitergehen! Wie ihr euch vielleicht erinnert, gab es ja Probleme mit dem Carbonrahmen (eine weichte Stelle auf dem Oberrohr, die ich lediglich durch Zufalle entdeckt habe), wegen der BOLD mich gebeten hatte den Test zu unterbrechen und das Bike zurückzuschicken. Ein offizielles Statement von zum der Angelegenheit steht zwar noch aus – der Defekte Rahmen wird dafür bei BOLD in der Schweiz genauestens untersucht – aber der Ersatzrahmen ist bereits wieder aufgebaut und hat schon wieder einige Traileinsätze hinter sich.
Dabei begeistert mich das BOLD LT auch weiterhin mit seinem sehr aktiven und doch neutralen Fahrwerk und der hohen Rahmensteifigkeit. Auf dem Trail macht das Teil ungemein viel Spaß und auch wenn der Hinterbau mit effektiv 438 mm Kettenstrebenlänge nicht außergewöhnlich kurz ausfällt ist es eine pure Freude das Bike aufs Hinterrad zu ziehen. Auf meinen Trails gibt es ein paar Querrinnen, die man mit viel Druck auf dem Vorderrad passiert und da ist mir sofort aufgefallen, wie leicht man das BOLD LT vorne anheben und auf der gegenüberliegenden Seite wieder sanft absetzen kann. Wirklich gut!
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Dämpfer-Setup
Seit das Bike wieder im Test ist, habe ich mit stark dem optimalen Setup des Dämpfers für mein Gelände beschäftigt. Wie ja schon im Intro und dem Zwischenbericht angemerkt, bietet das BOLD LT die Möglichkeit es in einem sehr breiten SAG-Bereich zwischen 35% und 20% fahren können – deutlich mehr als die meisten Fullies dieser Federwegsklasse.
Mit den zuerst einge-stellten 35% ist die Federungsperformance grandios. Das BOLD LT fühlt sich so eingestellt bergab und über grobe Trails nahezu unfehlbar und doch verspielt an. Was mich schon bei der Jungfernfahrt am Lago aber auch in den folgenden Testfahrten auf meinen Hometrails wirklich verblüfft hat, ist wie der Hinterbau trotzdem noch einen sehr effektiven Durchschlagschutz und damit sehr gut nutzbare Reserven besitzt. Klasse!
Auf der Kehrseite und das haben mich meine heimischen Testtrails gelehrt, neigt das so eingestellte Heck dann doch spürbar zum Abtauchen in steilen Bergauf-Passagen. Vor allem wenn es über heftige Wurzeln steil bergauf geht – und davon habe ich hier sehr viele – gibt der Hinterbau dann doch so viel Federweg frei, dass der Schwerpunkt etwas zu weit nach hinten wandert. Also blieb mir nur eine ordentliche Gewichtsverlagerung um auch meinen steilsten Trails sitzend noch gut nach oben zu kommen. Alternativ gäbe es noch den sehr gut erreichbaren Lenker-Remote zur Straffung des Dämpfers, damit das Heck über ruppigem Gelände höher im Federweg steht, aber damit büßt man zwangsläufig einiges an Traktion ein und das macht auf manchen meiner Trails den Unterschied zwischen Hochkommen oder Absteigen aus. Fahrer die solche Passagen ohnehin im Steh fahren, hab eauhc mit 35% SAG kein Problem, denn Traktion bietet der Hinterbau auch bergauf mehr als genug.
Kurz vor der (ungeplanten) Testunterbrechung habe ich um das andere Extrem auszuprobieren denDämpfer deutlich härter aufgepumpt und damit den SAG auf 25% reduziert – ein bei vielen Trail- und All-Mountain-Bikes durchaus üblicher Wert. Das Ergebnis war, dass sich das BOLD LT wie ein 120-130 mm Trailfully gefahren hat – bergauf aufrechter und natürlich viel weniger tief im Federweg, bergab aber deutlich spürbar straffer. Der Gesamteindruck dabei war keineswegs schlecht, aber wer die Traktion und den Fahrspaß des aktiven Fahrwerks einmal erlebt und genossen hat, gibt sich mit dem strafferen Heck nicht mehr so leicht zufrieden, Außerdem habe ich so eingestellt nur noch selten den gesamten Federweg ausgenutzt. 25% SAG sind für meine übliche Trails also auch keine optimale Lösung.
Also habe ich noch etwas weiter herumexperimentiert und schließlich mit ca. 30% SAG mein persönliches Optimum gefunden. Die Federung ist damit weiterhin auf der aktiven und komfortablen Seite, die Schwerpunktverlagerung bergauf bleibt aber so, dass ich den Remote nur noch gelegentlich oder bei ganz besonders steilen Stücken bemühen muss. Traktion satt und dennoch ein erstklassiges Kletterverhalten sitzend und stehend – genau wie ich es liebe! In diesem Setup bin ich nun schon ein paar Tage unterwegs und bin jedes Mal erneut begeistert wie gut der Hinterbau funktioniert.
Auch wenn es nicht allzu aufwendig ist, muss man an der Stelle nochmal kurz anmerken, dass man um den Dämpfer zu erreichen zuerst die mit zwei Schrauben gesicherte Kunstoffabdeckung abnehmen muss. Sls schwerer Fahrer wie ich muss man zudem noch die im Intro bereit angesprochene, spezielle Hochdruck-Pumpe (Maximaldruck > 30bar!) dabei haben, mit Meier normalen Dampferpumpe ist bei 20 bar Schluss und mit 30% SAG fahre ich derzeit einen Druck von immerhin 23 bar (Fahrergewicht it Ausrüstung zwischen 91 und 95 kg). Ansonsten ist es genauso einfach das richtige Setup zu finden wie mit einem herkömmlichen, freiliegenden Dämpfer. Um den oben angegebenen korrespondierenden SAG zu bestimmen, braucht man allerdings eine zweite Person und die spezielle BOLD SAG-Schablone, die mit dem Bike zusammen kommt. Auch das kein Hexenwerk, aber doch etwas aufwendiger als einfach den O-Ring hochschoben und draufstehen …
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Erste Detailoptimierungen
Wie in den ersten Eindrücken ja auch schon angemerkt, gibt es ein Detail das mich von Anfang an gestört hat. Der in Kombination mit dem Dämpfer–Remote ergonomisch ungünstige Original Dropper-Remote von KS (Abbildung links).
Deswegen habe ich die Wartezeit genutzt und mir für den weiteren Test einen KS Southpaw besorgt, der ab sofort seinen Dienst an dem Bike verrichtet (Abbildung rechts). Schon jetzt kann ich sagen, dass diese kleine Detailveränderung dem Bike und damit dem Fahrspaß sehr gut getan hat. Wie bereits geschrieben, bietet BOLD zwar nicht den Southpaw an, hat aber alternativ den BIKEYOKE Twiggy im Programm, den wir nur deswegen nicht an unserem Testbike haben weil er noch nicht lieferbar ist.
Außerdem habe ich den Originalsattel, einen WTB Volt, gegen meinen Lieblingssattel, den SQ-LAB Ergowave getauscht – eine rein subjektive Optimierung, die ich ja mittlerweile bei den meisten Testbikes vornehme. Jeder von uns hat halt den einen für sich optimalen Sattel und den habe ich scheinbar im SQ-LAB Ergowave gefunden :-).
Bei dieser Sattel-Ummontage der ist mir dann aufgefallen, wie der Klemmkopf der verbauten KS Lev Integra Stütze mit seinem losen Unterteil recht umständlich zu bedienen ist – ein Punkt, den andere Dropper-Posts deutlich besser machen. Was die Funktion der KS Lev Integre angeht, ist die Dropper Stütze dagegen ohne jede Kritik – sie fährt schnell und mit einem deutlichen End-Anschlag aus, klemmt zuverlässig, ist leichgängig in der Bedienung und gibt sihc bisher absolut zuverlässig. Und mit ihrer massiven Absenkung von immerhin 175 mm (!) bietet sie richtig viel Bewegungsfreiheit auf dem Bike.
Auch die SRAM XX1 Eagle Antrieb, die DT-SWISS SPLINE ONE Laufräder mit MAXXIS High-Roller II Bereifung, die SRAM Guide Ultimate Bremsen und auch die ROCK SHOX Pike RCT3 Federgabel (150 mm) funktionieren nach wie vor erstklassig – etwas anderes sollte man allerdings bei einem derart exklusiven Bike mit einem VK über 8500.- Euro (in der Konfiguration des Testbikes) auch nicht erwarten.
Weil das Bike ja gerade erst seit Kurzem wieder bei uns im Einsatz ist, gibt es nicht noch mehr zu berichten, aber das kommt bestimmt schon bald, wenn ich das Fully demnächst auch in alpine Gefilde entführen werde. Bisher jedenfalls gefällt mir das BOLD Linikin Trail LT ausgesprochen gut als ein recht verspieltes und agiles Trailbike, das mit seinem großen und wunderbar nutzbaren Federweg auch in gröberem Gelände noch eine sehr gute Figur abgibt. Wie gut? Das werden wir im nächsten Teil dieses Tests erfahren.
RIDE ON,
c_g