IDWORX Rockn Rohler (Rough-Spec) – Testfazit: von c_g
Normalerweise nehmen wir uns ja für ein Testbike einen Zeitraum von 4 Wochen oder länger für einen Test. Weil das IDWORX aber bereits ein guter alter Bekannter ist und bereits das nächste „geplante“ Testbike in den Startlöchern steht, erlauben wir uns in diesem Fall schon etwas früher ein Fazit zu formulieren. Wer das Testintro und den Zwischenstand zum IDWORX Rockn Rohler gelesen hat, weiß was für ein spannendes Bike das RnR Sorglos-Hardtail ist. Auf die drei großen Themenbereiche dieses Bikes, die ROHLOFF Speedhub, die klassische Geometrie und auch die spezielle Hybrid-Bereifung der Rough-Spec Variante bin ich ja schon ein wenig eingegangen. Hier aber trotzdem noch ein par erweiterte Erfahrungen der letzten Wochen.
Die Fahreigenschaften und Funktion der ROHLOFF Speedhub 500/14 Getriebenabe, auf die das Rockn Rohler ja bereits im Namen hinweist, habe ich bereits bei meinem Test des RnR im Jahr 2014 ausführlich behandelt. Danach ist die Speedhub in ihrer Funktion und Bandbreite durchaus eine Alternative zu den aktuellen Kettenantrieben. Was sie an Mehrgewicht gegenüber einer Schaltung á la SRAM Eagle fordert, leistet sie andererseits in Form eines Rundum-Sorglos-Paketes durch ihre komplett gekapselte, und kompakte Bauweise in der Hinterradnabe. An das leichte Mahlen des Getriebe in den unteren Gängen muss man genauso gewöhnen, wie die Tatsache, dass man nur sehr schwer unter Volllast schalten kann. Andererseits kann man das Getriebe auch im Stand und wenn man nicht tritt jederzeit schalten, was gerade beim Anfahren ein Riesenvorteil ist. Das in der Hinterradnabe konzentrierte Gewicht ist vor allem bei einer sehr aktiven Fahrweise oder beim Springen zu spüren, aber beides sind ja bekanntlich nicht die Disziplinen für welche das IDWORX RnR gedacht ist.
Und damit sind wir schon beim zweiten wichtigen Punkt des IDWORX, das ja eine klassische Geometrie vertritt. Der recht steile Lenkwinkel (ca. 69,5°), flache Sitzwinkel (hier um 71,5°), dazu ein recht kompakter Hauptrahmen mit eher langem Vorbau (80 mm) und ein ungewöhnlich langes Heck mit einer Kettenstrebenlänge von stattlichen 460 mm machen das IDWORX zum Exoten unter den heutigen Geometrien. Was sich den Zahlen nach nicht mehr so zeitgemäß anhört, funktioniert allerdings in der Fahrpraxis begeisternd gut, wie ich in diesem Test wieder einmal erleben durfte. Speziell nach den letzten Testbikes, die allesamt einer Low’n Slack Philosophie gefolgt sind, hat es schon ein paar Ausfahrten gebraucht bis ich mich an das RnR gewöhnt hatte … aber ab dem Zeitpunkt fand ich die effziente und doch entspannte Sitzposition einfach sehr gelungen und das Bike als Ganzes richtig stimmig.
Nur in wirklich steilen und technischen Abfahrten wirkt das Rockn Rohler weiterhin etwas deplatziert. Hier setzen der Lenkwinkel und der lange Vorbau schnell Grenzen oder fordern eben eine sehr gute Fahrtechnik. Wer Manuals liebt, auf dem Hinterrad über Wellen surft oder ähnliche Manöver zu seinem fahrtechnischen Pflichtprogramm zählt, für den ist das RnR nichts. Für mich selber war es am Anfang des Tests ein wenig ein Kampf dies zu akzeptieren, aber sobald ich gelernt hatte, dass das RnR es einfach bevorzugt über den Trail zu rollen (oder sollte ich sagen zu „rohlen“ ?) statt zu tricksen, hat das Bike angefangen rundum Sinn und damit auch Spaß zu machen.
Trotzdem habe ich in dem zweiten Teil dieses Tests noch etwas mit dem Cockpit-Setup experimentiert – in erster Linie um zu sehen ob ein breiterer Lenker oder ein kürzerer Vorbau noch etwas mehr das Trailbike im IDWORX Rockn Rohler hervor kitzeln würden. Am Ende und nach diversen Umbau-Versuchen habe ich meine persönliche Idealkombination beim 80 mm Originalvorbau aber einem mit einem 16° gekröpften Lenker gefunden. Dabei hat sich gezeigt, dass das Handling des IDWORX Rockn Rohler deutlich weniger sensibel auf die Änderungen in der Vorbaulänge oder die Lenkerbreite reagiert, als es die modernen progressiveren Geometrien. Je nach Sichtweise könnte man das auch als Vorteil interpretieren, denn damit hat der Fahrer mehr Freiheiten die Sitzposition anzupassen ohne den Charakter des Bikes zu verändern. Der Tausch der Sattelstütze gegen eine SYNTACE P6 Alu-Stütze war ja wie oben bereits erwähnt allein durch die fehlende Höhenskala der Original-Stütze bedingt. Funktionell gab es an der Originalstütze nichts zu bemängeln.
Das dritte große Thema beim IDWORX Rockn Rohler und auch Anlass für diesen Test war die spezielle Hybrid-Bereifung der Rough-Spec Variante – mit einem 29er Vorderrad und einem Mid-Plus Reifen im Format 27,5×2,6“ hinten. Bereits in der Serienausstattung spürt man deutlich wie das Konzept bei dem Rock Roller Hardtail sehr gut aufgeht. Vorne sorgt der 2,35-Zoll breite 29er Reifen für eine präzise Lenkung und die 100 mm Federgabel für die notwendige Kontrolle und den Komfort. Hinten bringt der 2,6“ Reifen mit einer auf die Breite angepassten Felgenbreite von 35 m spürbar mehr Vibrationsdämpfung, Komfort und die mit der Reifenbreite wachsende Traktion. Auf diesem Hardtail bringt das spürbar mehr Fahrfreude ohne den Vorwärtsdrang des Bikes zu sehr zu zügeln.
Aus Neugierde und um das Konzept weiter auf seine Praxistauglichkeit zu überprüfen, habe ich bei beiden Reifen auch mal ein weiteres „Upsizing“ ausprobiert und habe den „Reifenbreiten-Regler“ noch ein wenig nach oben gefahren: Vorne einen Nobby Nic in 29×2,6“ und hinten ein 3,0-Zoll breiter Plusreifen im 27,5er Format. Nebenbei ließ sich so auch ausprobieren, ob die mutmaßliche Reifenfreiheit des Rahmens wirklich so großzügig ist, wie angekündigt. Sie ist es, denn der 3,0“ Rocket Ron hat in jeder Richtung mehr als ausreichend Platz in dem Rahmen (siehe Bilder oben).
In dieser übergroßen Kombination bin ich dann auch einige längere und kürzere Ausfahrten gefahren. Während ich den „echten“ Plusreifen hinten trotz des Mehrgewichts von ca. 100 g als positiv erlebt habe –mehr Komfort und mehr Traktion – hat sich der 2,6er Reifens vorne wieder einmal als „nicht immer optimal“ herausgestellt. Auf dem Trail waren das Überrollverhalten, die Traktion und die Sicherheit mit dem Riesenreifen toll, aber sobald es damit auf feste Fahrbahnen oder gar auf die Strasse ging, ist mir sofort wieder das Self-Steering des dicken Vorderreifens aufgefallen. Ein Handling-Aspekt den ich so gar nicht mag. Am Ende bin ich vorne wieder zum Fat Albert zurückgekehrt, habe aber hinten den dicken 3,0“ Rocket Ron behalten. Letztlich bleibt es ja jedem selbst überlassen welche Reifenbreite man bevorzugt, aber die gute Nachricht ist: Mit dem IDWORX Rockn Rohler hat man alle Optionen.
–> Als Konzept und am Hardtail hat sich die Hybrid-Bereifung auf dem Rockn Rohler Rough-Spec auf jeden Fall bewährt und mir gezeigt, dass es sich lohn diese Idee auch auf anderen Bikes genauer anzuschaun.
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Testfazit:
Keine Frage, das IDWORX Rockn Rohler Rough-Spec ist ein Nischen-Bike. Mit dem Rohloff-Antrieb, dem mit zahllosen spannenden Details gespickten und auf Wartungsarmut getrimmten Rahmen und der Hybridbereifung mit schmalem 29er Reifen vorne und dickem 27,5er hinten, geht das RnR eigene Wege. Auch mit seinem gehobenen Preis von 4398.- Euro macht das IDWORX Rockt Roller schnell klar, dass es nicht für die Massen gebaut ist. Über die klassische Geometrie mit langem Heck erhält das Rockn Rohler ein Handling, das sich nach XC-Bikes anfühlt und doch sehr bequem auch auf langen Touren bleibt. Für den einen oder anderen mag das Gewicht von 12,8 kg einen Widerspruch darstellen – für mich, der ich auf meinen Ausfahrten nicht um Sekunden und Platzierungen kämpfe, war es lediglich der Kompromiss, den man wegen der Sorglos-Ausstattung eingeht und hat mich nie wirklich gestört. Vielmehr war ich immer wieder überrascht, wie sehr einen das RnR dazu verführt richtig Gas zu geben. Auf gemäßigten, flowigen Trails macht das RnR viel Spaß und auch auf technischeren Passagen fühlt man sich damit nur unwohl. Nur richtig steile und technische Abfahrten mag das IDWORX RochnRochler nicht. Sitzend steil bergauf wiederum ist eine echte Paradedisziplin des RnR.
Die getestete Hybrid-Bereifung der Rough-Spec Variante ist nur eine Option unter vielen (es gibt das Rockn Rohler ja auch als Speed-Spec, Pure-Spec und als Singlespeeder mit 29ern vorne und hinten), hat sich an diesem Hardtail aber als sehr praxisgerecht erwiesen.
RIDE ON,
c_g