NEWMEN SL A.35 29er Laufradsatz – Testfazit: von c_g
(bisher hierzu erschienene Artikel: Vorstellung der NEWMEN Produktpalette auf der Eurobike’16, NEWMEN SL A.35 Laufradsatz – Testintro, Erste Praxiserfahrungen, Zwischenstand)

Keith Bontrager soll einmal gesagt haben: „Light, durable, cheap – choose two.“ Mit dieser Aussage spricht er ein grundlegendes Thema im Radsport an. Auch wenn es nur recht selten passiert, so ist es umso erfreulicher wenn es einem Produkt gelingt diesen scheinbaren Widerspruch zu durchbrechen und alle drei Faktoren in sich zu vereinen. OK, zugegeben – mit 698.- Euro für den  NEWMEN SL A.35 Laufradsatz wird der Faktor „Cheap“ schon ein wenig gedehnt, aber mit 1750 g für Vorder- und Hinterrad im 29er Format und das bei einer Felgen-Innenweite von 35 mm  … das kann sich sehr wohl sehen lassen.

Schwarze Felge, mattgrauer Schriftzug – die NEWMEN Laufräder sehen sehr dezent aus …

Ich bin die 29er Laufräder – einer der allerersten der erst 2016 gegründeten Marke NEWMEN – nun über 3 Monate lang sehr intensiv gefahren. Und in der gesamten Zeit konnte ich keine echten Schwächen daran feststellen. Wie in den bisherigen Berichten dazu (siehe oben) bereits ausführlich besprochen, ist die 35 mm Maulweite der Felge überraschend universell und nach meinen vielfältigen Erfahrungen ideal für Reifen von 2,3 bis hin zu 3,0“ geeignet. Ich bin die Felge mit eine ganzen Reihe von Reifen gefahren, vom Semislick SCHWALBE Rock Razor in 2,3″, über den  Enduro-Reifen Magic Mary 2.4“ bis hin zum  VITTORIA Morsa TNT 2,3 4c oder dem Nobby Nic in 2,6 … sogar einem MAXXIS Chronische in 3,0″ habe ich ausprobiert – jedes Mal mit dem gleichen positiven Ergebnis, dass die 35 mm mit all diesen Breiten hervorragend funktionieren.

… konnten aber in der mittlerweile über 3-monatigen Testzeit mehr als überzeugen.

Wichtig dabei ist die Tatsache, dass der Reifen mit der breiten Felge so gut unterstützt wird, dass man ihn getrost mit etwas weniger Luftdruck fahren kann, was wiederum die Traktion und den Komfort merklich verbessert. Für den normalen Traileinsatz bin ich mit meinen 2,3 bis 2.4“ Testreifen bis auf 1,25 bar vorne und 1,35 bar hinten runtergegangen ohne irgendwelche negativen Effekte zu erleben. Mit keinem einzigen der Reifen hatte ich je Probleme mit Burping. Das Felgen-Hochbett (auch: Felgenschulter) und die hakenlose Felgenflanke hielten jeden der Reifen so sicher, das es eine reine Freude war, die Reifen bis an ihren Grenzen zu belasten.

 

Was aber wirklich verblüffend war, ist wie robust und dellenresistent die NEWMEN Felgen in der Praxis sind. Aus der meines Wissens nach einzigartige Kombination aus leicht nach außen gestellten Flanken und der hakenlosen Konstruktion mit dementsprechend gleichmäßigen Wandstärken, aber auch die komplett abgerundete Felgenform zeiht die Felge eine wirklich unglaubliche Haltbarkeit. Über die Testdauer wurde der Laufradsatz mit vielen Durchschlägen konfrontiert, die angesichts der doch geringen Drücke auch mal etwas heftiger ausfielen, aber bisher blieben diese ohne jede erkennbare Folgen – weder Dellen in der Felge, noch Seiten-, bzw. Höhenschläge gibt es bisher zu beklagen. Wirklich beachtlich.
Wie im Intro geschrieben, war es eigentlich geplant die Laufräder auch mit SCHWALBEs Procore zu fahren, aber alle die oben genannten Faktoren, der sichere Reifensitz, die sagenhaft niedrigen sicher fahrbaren Drücke und die extrem gute Dellenresistenz, haben mich bisher immer davon abgehalten. Warum sollte ich mit das zusätzliche Gewicht ans Bike schrauben, wenn ich es bei den gleichen Drücken um 1,2 bar bisher noch nicht einmal geschafft habe der Felge eine einzige Delle zu verpassen oder einen Reifen auch nur ansatzweise zum Burbing zu bewegen?

 

Um den Felgen wirklich eine Herausforderung zu stellen, habe ich damit sogar ein paar Ausflüge in Bikeparks unternommen und die Testanforderungen damit noch mal verschärft. Trotz haufenweise grober Abfahrten, einiger wirklich missglückten Landungen und zu kurzen Sprüngen blieb selbst dieser Einsatz ohne jegliche erkennbare Folgen für das Material – weder Rundlauf noch die Felgen selber wurden dadurch beeinträchtigt. Ob es dabei trotz hörbarer Durchschläge nie zu Defekten am Reifen gekommen ist, kann Zufall sein, ist aber wahrscheinlich auch durch die recht breite Reifenwulst und damit geringere Quetschung der Karaksse beim Durchschlag begründet. Im Gespräch mit Michi Grätz, dem Entwickler und Inhaber von NEWMEN sagte er mit: „Wir sind selber positiv überrascht wie stabil die SL-Alufelgen in der Praxis sind. Wir haben ja für den Downhill- und E-Bike-Einsatz extra noch robustere Felgen entwickelt, aber nach allen bisherigen Praxisergebnissen ist selbst die „Normalfelge“ mehr als robust genug für diese Herausforderungen … bisher hält sie sogar unter Jasper Jauch auf der Downhill-Rennstrecke!“

Mit gerade mal 1750 g bei stattlichen 35 mm Innenweite ist der Laufradsatz nicht nur schnell, sondern auch extrem robust.

Die ausgezeichnete Balance aus Steifigkeit und doch ausreichend Flexibilität um im Groben nie zu harsch zu wirken, hilft einem zusätzlich, sich in jedem Gelände sicher zu fühlen. Während ich bei Sprüngen und in schnellen Anliegern durchaus bei so manchen 29er Laufrädern spüre, wie sie nachgeben, blieb dies bei den NEWMEN SL A.35 bisher komplett aus – trotz ihres Aufbaus mit nur 28 Speichen.
Auch in allen anderen Bereichen blieb der Laufradsatz absolut zuverlässig und ohne jegliche Auffälligkeiten. Die Naben liefen den gesamten Test hindurch sehr leicht und seidenweich und die Speichenspannung des klassisch, 3-fach gekreuzten Laufradsatzes blieb die ganze Testdauer über unverändert. Auch die Güte des Oberflächenfinishs von Naben und Felgen ist mustergültig – selbst nach zahllosen Schlammpackungen und Reinigungszyklen sieht man ihnen keinerlei Abnutzung und nur minimale Kratzer an. Wirklich beachtlich!

Schon die Zugspannung des Latex-File reicht aus um das Dichttape ein Stück weit abzuziehen.

Ach ja, eine einzige, kleine Schwachstelle der Laufräder habe ich nach den vielen Reifen-Montagen doch noch gefunden: Die kugelgestrahlte Oberfläche der Felge, eine Methode um das Material oberflächlich zusätzlich zu verdichten und damit zu härten, war mit den von mir verwendeten Dichttape zwar immer zuverlässig dicht zu bekommen, die Hafteigenschaften des Dichttapes auf der felge waren aber nicht allzu sicher. Beim Wechseln der Reifen oder genauer gesagt wenn man die Reifenwulst von der Felgenschulter drückt kam es deswegen mehrfach dazu, dass sich die Verbindung gelöst hat und so undichte Stellen zwischen Tape und Felge entstanden sind. In der Fahrpraxis gab es deswegen nie Probleme, aber wer häufig seine Reifen wechselt, sollte immer damit rechnen auch das Dichttape neu aufzuziehen.

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Testfazit:

Die noch sehr junge Marke NEWMEN hat es mit ihrem SL A.35 Laufradsatz im 29er Format auf Anhieb geschafft mich richtiggehend zu begeistern. Mit Ausnahme der verminderten Hafteigenschaften des Dichttapes auf der Felgenoberfläche (siehe oben) gibt es nicht einen einzigen echten Kritikpunkt, den ich den Laufrädern in dem 3 ½ Monate dauernden Test ankreiden könnte.

Egal ob im Bikepark oder einer schönen Trailrunde am Feierabend – die NEWMEN SL A.35 Laufräder waren in jeder Situation erstklassig!

Die NEWMEN Alu-Laufräder mögen auf den ersten Blick zurückhaltend sein, sind aber bei genauerer Betrachtung gespickt voll mit innovativen Technologien und spannenden Konstruktionsdetails. Die NEWMEN SL A.35 Laufräder haben ich in dem Test als sehr zuverlässig und unglaublich robust erwiesen.

 

In ihrer Kombination aus Gewicht, Robustheit, Fahreigenschaften haben sie schon beim ersten Versuch ein neue Referenzmarke unter Alu-Laufrädern gesetzt und sich damit in Sachen Preis-/Leistung  als fast schon konkurrenzlos erwiesen. Erste Sahne und ein ganz klarer Kauftipp. Way to go NEWMEN!

RIDE ON,
c_g

Ps: Übrigens, wer die 35 mm Maulweite unseres Test-Laufradsatzes als zu breit ansieht, der findet bei NEWMEN die identischen Features auch in 30 mm Felgenbreite in Form der NEWMEN SL A.30 Laufräder, die mit ebenfalls sehr guten 1680 g angegeben ist. Wer es noch mal deutlich leichter und schmäler möchte, findet im NEWMEN SL. X.A.25 mit 25 mm Maulweite und ca. 1460g eine Option. Beide Laufradsätze kommen ebenfalls auf beachtlich gute 283.- Euro für das Vorderrad und 415.- Euro für das HR, also sehr vertretbare 698.- Euro für den Laufradsatz.