SALSA Cutthroat Force 1x Testintro: von Oli

Wer sich mit dem immer aktueller werdenden Thema Bikepacking und Selbstversorger-Langstreckenrennen beschäftigt, kommt derzeit an einem Fahrer kaum vorbei: Jay Petervary, aus Victor in Idaho/USA. Jay hat zuletzt die „kurze“ Strecke des extrem harten Iditarod Trail Invitational Winterrennens in Alaska (350 Meilen) auf einem Salsa Carbon Fatbike gewonnen und letztes Jahr in Europa auf einem Salsa Cutthroat das Italy Divide – ein Selbstversorgerrennen im Frühsommer von Rom nach Torbole. 850km, 20.000hm in 82 Stunden. Insgesamt! Mich persönlich interessiert das Thema der Langstreckenrennen immer mehr, bin ich doch schon 24h Rennen und sehr viele Touren mit dem Mountainbike gefahren, die nicht nur durch schweres Gelände sondern auch schlicht abseits der Straße, auf Schotterwegen, Forstraßen oder einfachen Wanderwegen führten. Hätte ich die Zeit, würde ich auf jedem Fall dieses Jahr am 28.4. beim CandyB Graveller starten , einer „Bikepacking-Abenteuerfahrt im Selbstversorger-Modus“ über eine Etappe mit 550km (!).

Das passende Rad dazu, ein Salsa Cutthroat Force 1x in der Größe L hätte ich auch schon. Der deutsche SALSA Vertrieb Cosmic Sports hat uns eines dieser jungen Bikegattung „Dropbar-Mountainbikes“ zum Test geschickt.

 
Doch was ist das für eine Radgattung, die wir hier testen können? Ist es ein Mountainbike mit „Dropbar“, mit Rennradlenker? Ein Crossrad mit dicken Reifen? Es soll beides sein und können. Ob es letztlich doch eher Kompromiss oder doch das Beste aus beiden Welten in einem Rad vereint werde ich herasufinden. Diese Gattung von Bikes ist auf alle Fälle für Langstreckenrennen auf nicht asphaltierten Wegen über mehrere Tage gebaut, für Rennen und Abenteuer wie die unter Langstreckenfahreren bekannte Tour Divide. Eine spezielle Forellenart, die es häufig in den Staaten, durch die die Strecke der TD führt, war auch Namensgeber für das Bike: Die „Cutthraot Forelle“.

Das SALSA Cutthroat gibt es in zwei Ausführungen: In der hier getesteten Version Force 1X für 4499.- Euro oder in der günstigeren Version Rival in rot, mit 2×11 für 2999.- USD, die jedoch leider nicht in D erhältlich ist. Das Rahmenkit ist nur in der getesteten Farbkombi für 2399.- Euro erhältlich.

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Zunächst zur Geometrie: 

Ich muss zugeben, dass es nicht alleine die Geometriedaten sind, die mich als 1,88m großem Mountainbiker bei unserem L-Rahmen irritieren, weil sie schlicht ungewohnt sind:

Klassisch anmutende Lenk- und Sitzwinkel (71° und 73°) werden hier mit einem ungewohnt kompakten Hauptahmen (effektive Oberrohrlänge von kurzen 580mm) und einem langen Heck (445 mm) kombiniert und das Gnaze mit einem langen 90 mm Vorbau und dem speziellen Drop-Bar verfeinert. Hört ishc zunächst sehr skuril an für ein 29er Bike. Wenigstens der BB-Drop ist mit gut 70 mm MTB-tauglich tief. Die starre SALSA Carbongabel hat eine Einbaulänge von 483mm, kann aber gegebenefalls auch mit einer 100 mm Federgabel getauscht werden.

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Und nun die „inneren Werte“

Doch nun zu den Details, die man nicht nur auf dem Papier erkennt. Zunächst einmal ist es ein sehr leichtes Bike mit 9,2 kg – ohne Pedale. Dazu tragen primär der Carbonrahmen, die Salsa Cutthroat Carbongabel (mit einer zulässigen maximalen Reifenbreite von bis zu 29×3,0!) und die SRAM Force X1 1×11 Schaltung bei. Interessant an Gabel und Rahmen sind die Unzahl an Ösen: Vier Flaschenhalter-Befestigungsmöglichkeiten am Rahmen und an den Gabelscheiden jeweils drei Ösen für Flaschenhalter oder Salsa Anything Cages. Auf dem Oberrohr finden sich noch Ösen für die direkte Befestigung einer Oberrohrtasche.

 

Der Rahmen hat auch noch Ösen für einen Gepäckträger, die Gabel für die Befestigung einer Lampe mit Bohrungen für innenverlegte Leitungen bei Verwendung eines Nabendynamos. Hier stehen alle Vorzeichen auf Adventure!

Interessant und auffällig am Rahmen sind das extrem große Rahmendreieck mit den teilweise innenverlegten Zügen und dem ungewöhnlichen Hinterbau mit der so genannten Class 5™ VRS Dämpfung. Während das Rahmendreieck unglaublich viel Platz für die Rahmentasche für ein Langstreckenrennen bietet, so soll der Hinterbau mit dem Class 5™ „Vibrationsreduzierungssystem“ Stöße abfedern bzw. Komfort bieten. Zu erkennen ist das an den leicht geschwungenen Sitzstreben und den abgeflachten aber breiten Kettenstreben. Ob das auch seine Wirkung im Gelände zeigt werden wir bald herausfinden können.

 

Bei Langstreckenrennen haben sich für viele Fahrer mittlerweile Dropbars als günstig erwiesen, da sie deutlich mehr Variationen der Griffpositionen ergeben. Manche Fahrer ergänzen das auch durch Aufsätze, um sich – ähnlich den Triathleten – mit den Armen auf dem Lenker abstützen zu können. Laut den Spezifikation sollte hier ein „SALSA Cowchipper“ verbaut sein, bei uns war es jedoch ein Ritchey Dropbar mit einer sehr ähnlichen Geometrie: 45cm breit im oberen Griffbereich, enge Krümmung nach unten und ein unten ca. 50 cm breiter Griffbereich, der leicht nach außen gedreht ist. Kein klassischer Rennlenker!

 

Der Antrieb ist eine spannende Mischung aus MTB und Cyclocross. Er besteht aus einem SRAM Force 1 Schaltwerk, einer Sram X1 1400 Kurbel mit 38 Zähnen (mit Pressfit Innenlager) und einer SRAM XG 1150 11-fach Kassette mit 10-42 Zähnen, montiert an SRAM Rail 40 Laufrädern (15×100 und 12x142mm Steckachsen) mit einer Maulweite von 23mm. Das Rad ist auch für 2×11 ausgelegt denn ein Umwerfer kann montiert werden. Gefahren wird auf SCHWALBE Thunder Burt Reifen mit 2,1 Zoll Breite. Reifen und die Einfachkurbel mit 38 Zähnen sprechen gleich eine deutliche Sprache und geben ganz klar vor, wofür das Rad in seinem jetzigen Aufbau gedacht ist: Speed auf nicht zu schwierigem Untergrund.

Vorbau und Sattelstütze sind von ZIPP, einer Marke, dich ich primär mit Rennrad verbinde. Die Sattelstütze hat ein Setback von ca. 20mm, montiert ist ein WTB Volt Race Sattel, der Vorbau wiederum eine Länge von 90mm. Damit komme ich mit dem für diese Größe extrem kurzen Oberrohr von 580mm wieder klar. Länger hätte der Vorbau auch für mich nicht sein dürfen, denn mit dem Dropbar-Lenker kommt man bei der vorderen Griffposition ja noch einmal ca. 90 mm weiter nach vorne.

 

Gebremst wird mit einer hydraulischen SRAM Force und 160mm Bremsscheiben vorne und hinten. Am rechten Bremshebel ist auch der Schalthebel integriert. Die Schaltung bedarf etwas Eingewöhungszeit, dann mit einem kräftigen Hebeldruck nach innen kann mehrere Gänge gleichzeitig rauf, mit kurzem Druck auf den Schalthebel dann jeweils ein Gang runter geschaltet werden. Das bedeutet, dass der Unterschied, ob rauf oder runter geschaltet werden kann, in der Intensität des Drucks liegt.

  

Ich muß zugeben: Das SALSA Cutthroat ist so anders, gegenüber meinen gewohnten 29ern, dass ich sofort Lust bekommen habe, es gleich mal auf unterschiedlichen Untergründen zu testen: Auf Straße und Radwegen, auf Forststraßen und leichten Wanderwegen und natürlich auch in schwererem Gelände. Auf kurzen und voraussichtlich auch auf sehr langen Strecken. Wie es uns dabei ergangen ist, erfahrt Ihr in den nächsten Wochen.

Bis bald,
Oli