DIRTLEJ Dirt Suit Core Edition – Erfahrungsbericht: von c_g
Was wäre, wenn ein Kleidungsstück dazu beitragen würde auch bei den nassesten Witterungsbedingungen nicht die Freude am Biken zu verlieren? Wenn ein Kleidungsstück den Biker auch dann trocken halten könnte, wenn alles andere bereits an die Grenzen käme? Diese Fragen haben sich auch die Macher des bike-spezifischen Schlechtwetter-Overalls Dirt Suit Core Edition von DIRTLEJ gestellt … und glauben mit dem Einteiler eine Antwort darauf gefunden zu haben.
Schon bei der ersten Inspektion der Dirt Suit wird klar, dass dieses Kleidungsstück nicht dafür gemacht ist, als Reserve im Rucksack zu weilen, sondern als robuster und umfassender Schlechtwetterschutz, den man von Anfang bis Ende anbehält. Sowohl der widerstandsfähige Stoff, die auf Langlebigkeit getrimmte Verarbeitung machen sofort klar: Dieses Teil ist dafür gemacht ordentlich etwas wegzustecken.
Doch kommen wir zu den zahlreichen Details, welche den DIRTLEJ Overall so speziell machen. Das robuste Außenmaterial hatte ich ja bereits angesprochen. Es verfügt über eine hohe Wasserdichtigkeit von 15.000 mm Wassersäule und eine sehr ordentliche Wasserdampfdurchlässigkeit von 15.000 mvp. Als zusätzliche Unterstützung auf der Innenseite ist der gesamte Overall mit einem Netzstoff-Innenfutter versehen, das die Körperfeuchtigkeit noch besser verteilen soll.
Zusätzlich verfügt der Overall über viele zusätzliche Belüftungsöffnungen – 10 Stück insgesamt an wirklich bike-spezifischen Stellen: Davon sind 6 Stück an den Beinen (je Bein eine auf der Innenseite und 2 auf der Außenseite) sowie vier Belüftungsöffnungen am Torso. Bis auf die sehr langen Reißverschlüsse unter den Armen sind die anderen jeweils mit Netzstoffstreifen hinterfüttert … wohl um unter Schlammbeschuss weniger Dreck nach innen durchlassen. Die großen Reißverschlüsse unter den Armen reichen von der Hüfte bis fast zur Armbeuge. Außerdem steht noch eine zusätzliche permanente Belüftung am Rücken unter der Schalterpartie zur Verfügung die gut geschützt unter einer Überlappung liegt. Ergänzt durch den sehr langen Frontreißverschluss ergeben sich damit vielfältige Möglichkeiten zur Kontrolle des Körperklimas.
Auch an strategisch platzierten Taschen mangelt es dem Anzug nicht. Zwei großzügig geschnittene Taschen liegen im Brustbereich und fassen, wenn notwendig, eine ganz Menge. Dazu gibt es zwei kleinere Taschen auf dem vorderen Oberschenkel, die so platziert sind, dass sie auch gefüllt beim Pedalieren kaum spürbar sind. Sehr praktisch für Kleinutensilien wie Schlüssel oder Kleingeld ist eine kleine Oberarmtasche auf der linke Seite. Alle diese genannten Taschen sind mit kontrastfarbigen, wasserdichten RVs verschließbar. Zusätzlich hat der Overall zwei tief sitzende Gesäßtaschen, bei denen der Inhalt über je einen quer laufenden Klett gesichert ist. Auch wenn potentiell die Gefahr besteht, dass diese durch ablaufendes Wasser oder Schmutz verdreckt werden, hatte ich im Praxiseinsatz nie derlei Probleme.
Eine sehr praktische Sache finde ich, dass alle Reißverschlüsse mit zusätzlichen Kordeln (siehe Bilder oben) auch mit Handschuhen gut greifbar sind. Zusätzlich hat man mitgedacht und die Griffkordeln an den Belüftungsöffnungen und den Taschen kleiner gehalten während die drei Hauptreißverschlüsse (an der Front und unter den Armen) deutlich größere Kordeln erhalten haben. Einmal an deren Haptik gewöhnt findet man immer sehr schnell und intiutiv den gewünschten RV ohne zusätzlich hinsehen zu müssen. Hier hatte ich angesichts der vielen Reißverschlüsse beim Biken fast schon erwartet, dass es zu Fehlgriffen kommen würde, aber die smarte Konstruktion hat das auch in der Hektik des Gefechts komplett verhindert. Gut mitgedacht!
Weitere sinnvolle Details sind die beidseitigen Klettbänder an der Hüfte um die Dirt Suit noch besser anzupassen, die großzügig geschnittene Kapuze, welche entweder offen getragen werden kann oder zusammengerollt als breiter Kragen fungiert und der oben verlängerte Ärmelabschluss, welcher per Klett sehr gut angepasst werden kann.
Während die anderen DIRTLEJ Dirt Suite Versionen zwar oben den kompletten Oberkörper abdecken ist die Core Edition die derzeit einzige Variante, welche die Option bietet die Beine zu verlängern und so den gesamten Biker abzudecken. Die Verbindung erfolgt über einen umlaufenden Reißverschluss, der unter einer doppelten Abdeckung verläuft. Die verlängerten Beine sind auf der Innenseite mit Cordura verstärkt und dürften damit auch das konstante Reiben an Kurbel und Kettenblatt dauerhaft unbeschadet wegstecken. Nach unten erlaubt eine Klettlasche, die Beinweite zusätzlich zu regulieren. Wer mit der Beinlänge allein noch nicht zurecht kommt, etwa weil er oder sie besonders lange Beine hat, kann die Beinlänge sogar über zusätzliche Adapter (separat zu kaufen) verlängern.
Die Dirt Suite Core Edition gibt es in der dunkelblauen Grundfarbe entweder mit orangen oder mit pinken Akzenten (wie getestet). Sie kommt wie alle Dirt Suites in den Größen S bis XXL.
Wie bereits eingangs gesagt, ist die Dirt Suit Core Edition, die robusteste Variante der verfügbaren Dirt Suites, aber eben auch die einzige mit der Option auf lange Beine. Wer die Idee eines Bike-Einteilers gut findet, aber eher etwas leichteres sucht, findet derzeit eine Option in der Dirt Suit Black Edition (238.- Euro, schwarz mit gelben Akzenten, ca. 800 g und eben nur mit knielangen Beinen.) Die ursprüngliche grüne oder navy-blaue Dirt Suit Classic Edition (grellgrün, ca. 700 g, 199.- Euro) ist bereits ausverkauft.
Wer sich noch etwas geduldet, findet in der Dirt Suit Light (ca. 400 g), die demnächst vorgestellt wird, eine noch leichtere und klein packbare Variante – eine die man bei unsicheren Verhältnissen auch locker im Rucksack mitnehmen kann. Das leichtere Material und die reduzierte Ausstattung machen es möglich … demnächst mehr dazu.
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Praxiserfahrungen mit der DIRTLEJ Dirt Suit Core Edition:
Einige Aspekte die im Praxiseinsatz aufgefallen sind, wurden ja schon weiter oben angesprochen, viele andere aber noch nicht – deswegen hier meine ausführlichen Praxiserfahrungen:
Die erste Auffälligkeit der Dirt Suites und eine, die man schone beim Kauf unbedingt berücksichtigen sollte, ist dass sie in ihrer Passform etwa eine Größe kleiner ausfallen. Normalerweise liege ich in der Kleidungsgröße zwischen Large und X-Large, aber bei der Dirt Suit brauchte ich XXL (!) um reinzupassen. Wer überlegt sich so ein Teil zu kaufen sollte also eher eine Nummer größer wählen. Dieses Thema ist auch DIRTLEJ bekannt weshalb man sehr gerne bei der Größenauswahl weiterhilft. Außerdem wird dies bereits mit der kommenden Kollektion (ca. Mai oder Juni’17) behoben werden.
Hat man einmal die passende Größe gefunden, ist die Passform wirklich gut. Am Oberkörper hat man ausreichend Platz um eventuell zusätzliche Isolationsschichten drunter zu ziehen (für wirklich kalte Tage ) und auch die Arm- bzw. Beinlänge war für meinen durchschnittlich proportionierten Körper genau richtig. Selbst in der gebückten Haltung auf dem Bike sorgen die beiden elastischen Einsätze am Bund für einen immer spannungsfreien Sitz und auch um die Schultern ist es nie eng geworden.
Der kräftige Klett an der Hüfte und an den Armabschlüssen hilft beim Feintuning und bewahrt den Overall davor zu verrutschen. Gerade mit dem Klett an der Hüfte hatte ich fast erwartet, dass er über den Rucksack-Hüftgurt leicht ungewollt geöffnet und verstellt wird (wie es mir regelmäßig bei diversen Bike-Shorts mit derartigen Verstellungen passiert :-)), aber DIRTLEJ hat den Klett hier genau so dimensioniert, dass mir dies kein einziges Mal passiert ist. Auch die Beine sind so geschnitten, dass sie nicht zu sehr flattern, aber doch bequem eine Satz Knieprotektoren darunter passen.
Was den Wetterschutz angeht, konnte ich während des sehr nassen Spätwinters keinerlei Defizite feststellen. Selbst bei 3 h im Dauerregen und bei ständigem Schlammbeschuss von unten durch die Reifen ist nie Feuchtigkeit von außen zu mir durchgedrungen. Das Netzfutter der diversen Belüftungsöffnungen funktioniert bemerkenswert gut als Barriere gegen Spritzer und auch der große RV unter den Armen war keine Schwachstelle. Die abperlende Wirkung des Außenmaterials lässt zwar mit der Zeit und nach wiederholtem Waschen nach, kann aber mit einer handelsüblichen Imprägnierung wieder hergestellt werden. Ich habe bei meinem Test auch gute Ergebnisse erzielt indem ich den Overall nach dem Wasche und Lufttrocknen kurz im Trockner hate, aber DIRTLEJ rät davon ab, weil das Material bei zu langer und intensiver Hitzeeinwirkung auch beschädigt werden kann.
Als ein Mensch der stark schwitzt, war das Material, dessen Atmungsaktivität recht gut ist gerade auf längeren Touren hin und wieder schon überfordert. Durch die vielfältigen Belüftungsöffnungen, war es mir aber fast immer möglich doch ein gutes Körperklima zu erzielen. Nur an den langen Armen, die über keinerlei zusätzlicher Belüftung verfügen, kam es zum Hitzestau. Hier fände ich persönlich eine zusätzliche Belüftung wünschenswert, aber wie gesagt, bin ich ein Mensch der sehr stark schwitzt. Durch die einteilige Konstruktion gibt es keinerlei Nahtstellen, an denen die Wärme entwichen kann oder Zug entsteht demnach ist die Dirt Suit mit geschlossenen Belüftungen wärmer als man vermuten möchte. Bei Temperaturen um und über dem Gefrierpunkt haben mir bereits ein Baselayer-Top und eine lange Bikehose ausgereicht, um darin dauerhaft warm zu bleiben. Bei starker Anstrengung und nutzt man dann einfach die Belüftungsöffnungen. Für mich persönlich blieb die Dirt Suit Core Edition so auch bis ca. 15° C noch recht komfortable zu tragen. Bei längeren dauerhaft anstrengenden Fahrten und noch wärmeren Temperaturen fand ich sie dann doch zu warm. Auf der anderen Seite des Temperaturspektrums sehe ich die Dirt Suit Core Edition als nahezu perfekte Kombi an um auch bei wirklich winterlichen Temperaturen noch mit Freude zu biken. Bei tiefen Temperaturen dürfte sie sogar noch besser funktionieren. Auf Stop’n Go Ausfahrten, etwa wenn man an einzelne Trailpassagen ins Spiellaune kommt, also dort wo man sonst schnell Gefahr läuft auszukühlen und sich zu erkälten, war die Dirt Suit Core Edition genial. Mit ihr habe ich mich unter allen Umständen wie ein Superheld gefühlt, dem selbst die widrigsten Witterungsumstände nichts anhaben konnten.
Wie nicht anders zu erwarten, hat das Material jegliche Belastungen (ungewollte Baumkontakte, Fahrten an Dornbüschen und gelegentliche „Bodenproben“) unbeeindruckt weggesteckt. Auch in der Verarbeitung und bei den Nähten gibt es nichts negatives zu berichten.
Aufgrund des sehr robusten Materials und der reichhaltigen Ausstattung hat die Core Edition Version ein recht großes Packmaß und Gewicht (ca. 1,2 kg). Solange man sie als reinen Wetterschutz an ohnehin schlechten Tagen nutzt ist das kein Thema. Als Rundum-Wetterschutz den man die ganze Ausfahrt über anbehält, also von Tür zu Tür, ist das Teil perfekt. Aber als Wetterschutz für den Fall der Fälle im Rucksack ist die Core Edition doch etwas zu groß und schwer. Dafür bietet DIRLEJ aber auch andere Modelle an.
Auch für Fahrradpendler oder neudeutsch „Commuter“, die sich bei der Fahrt nicht allzu sehr anstrengen, aber mit ihren normalen Klamotten drunter bei jedem Wetter sauber ankommen wollen, ist die DIRTLEJ Dirt Suit eine wirklich spannende Sache, denn bis auf Kopf und Schuhe ist man damit einfach rundum gut geschützt.
Wer die DIRTLEJ Dirt Suit Core Edition einmal in den Händen gehalten hat, die vielen durchdachten Detail gesehen hat, und die hochwertige Verarbeitung in Augenschein genommen hat erkennt, dass der Preis von 298.- Euro mehr als gerechtfertigt ist. Insgesamt kann ich der DIRTLEJ Dirt Suit Core Edition attestieren, das sie es einem wirklich erleichtert den berüchtigten „inneren Schweinehund“ zu überwinden und auch dann länger Freude am Biken zu haben, wenn man eigentlich „keinen Hund vor die Türe jagt“. Bei unserem Klima ist der Einteiler eine tolle Sache für die vielen Smuddelwettertage im Herbst und Frühjahr und auch erpfekt für die kalte Jahreszeit. Für die berüchtigt schlammigen Schlechtwettertage im Bikepark geht sie das ganze Jahr hindurch. Mir hat die Kombi auf so manchen nächtlich-nassen Trailrides hat sie mir geholfen den Spaß länger aufrecht zu halten bzw. überhaupt erst rauszugehen.
RIDE ON,
c_g
toller Bericht, sehr ausführlich
fühle mich jetzt gut beraten 🙂
eine kleine Frage noch, meinst du, der Dirtsuit wäre auch etwas für den Skiurlaub, also mit entsprechender Isolierung die natürlich nicht eingearbeitet ist…
und weiterhin wäre interessant, wie er sich beim Sitzen in Nässe verhält (nasse Sessellifte im Bikepark oder beim Skifahren)
cheers
paul