QUARQ ShockWiz – Erste Eindrücke: von c_g
QUARQ ShockWiz – Elektronischer Helfer für ein besseres Fahrwerks-Setup oder überflüssiges Gimmick? Was kann der kleine Kasten, wenn es darum geht den Spaß am Biken zu fördern? Nach nun gut 2 Wochen mit dem Teil an meinem CUBE Stereo 140 Dauertestbike und dessen Federelementen – einer FOX 34 FIT4 Federgabel und einem FOX Float DPS EVOL Dämpfer – hier meine ersten Erfahrungen dazu:
Die Montage am Bike ist sehr einfach und auch der Kalibrierungsvorgang ist für jeden gut zu machen. Solange man den im Intro verlinkten Tutorial Videos folgt (hier zur Montage und hier zur Kalibrierung und der Nutzung der App und hier die Hinweise und Tipps zur Nutzung, derzeit noch nur in Englisch) kann man eigentlich nichts falsch machen. Wirklich kein großer Aufwand und für jeden locker zu bewerkstelligen. Sollten dabei doch irgendwelche Fehler auftreten (bei mir einmal passiert) gibt ShockWiz eine klare Fehlermeldung.
Die genau Anzeige in der App zum aktuellen Sag hat mir bereits an der Stelle geholfen einen etwas zu geringen Luftdruck im Dämpfer zu erkenne und zu beheben. So war der erste unmittelbare Nutzen von ShockWiz, dass ich den Dämpfer sehr einfach und prozent-genau auf den gewünschten Sag 25% bringen konnte. Die Problematik, dass sich damit auch die bei der Kalibrierung festgelegten Druckbedingungen ändern, ist ganz schnell behoben. Ein Klick auf „Set new baseline pressure“, mehr braucht es dafür nicht. Auch wenn man Änderungen an der Dämpfung vornimmt, ist keine erneute Kalibrierung erforderlich. Nur wenn man das Luftvolumen per Spacer, also die Progression verändert, muss man das System erneut kalibrieren.
Um eine (erste) Testfahrt zu starten muss man nur noch das Smartphone und die App mit dem gerät koppeln und eine neue Session starten („Start new session“). Auf dem Trail macht sich das System dann fleißig ans Datensammeln. Laut QUARQ werden dabei aber nicht alle Bewegungen der Gabel, bzw. des Dämpfers aufgezeichnet, sondern nur solche, die für die Bewertung des Fahrwerks wirklich sinnvoll sind.
Nach gut 10 Minuten auf meinen üblichen Test-Trails mit viel Auf und Ab war das System bereits soweit, dass die „Confidence“ Anzeige über 50% stand – nach QUARQ bereits ausreichend um erste Aussagen zu machen. Im Display stehen noch klare Anweisungen, welche Geländeformen noch zu fahren sind – in meinem Fall „Large Impacts (Jumps or Drops)“. Ein paar Trails weiter und in meinem Fall nach etwa 30 min, war die Anzeige dann bereits bei 100%, was bedeutete, dass jede Kategorie an Federungsereignissen ausreichend mit Daten gefüttert wurde.
Das erste erfreuliche Ergebnis, das ihr in den unteren Screenshots erkennen könnt – Shockwiz it mit meinem Set-Up zufrieden und gibt mir einen „Tuning-Score“ eine Bewertung der Güte meiner Federung von 96 bzw. 100 % am Federgabel und Dämpfer. Es ist schon mal erfreulich zu sehen, dass mein Popometer wohl auch nach ShockWiz ganz gut funktioniert. Soweit so gut. Der Einfachheit halber habe ich sowohl Gabel wie auch den Dämpfer die komplette zeit offen gefahren.
Zeit sich die einzelnen Seiten innerhalb der App mal genauer anzusehen, welche übrigens die einzige Schnittstelle zu ShockWiz ist und auch nur etwas anzeigt, wenn es per Bluetooth mit dem Mikroprozessor von ShockWiz wirklich verbunden ist (abseits vom Bike und außer Reichweite des Verbindung ist die App nutzlos und zeigt auch keine Daten an. Wer mit den Ergebnissen arbeiten oder Vergleiche ziehen will, macht sich deswegen nach jeder Testfahrt am besten ein paar Screenshots. Ich gehe aber davon aus, dass spätere Entwicklungsstufen der App auch einen gewissen Speicher erhalten werden. Andererseits muss man sich im Vorfeld keinerlei Gedanken darüber machen, welchen „Riding-Style“ man wählt, denn das System adaptiert die Ergebnisse auch später auf jeden gewählten Fahrstil. Ich selber habe mich als Trailfahrer mit Tourenaffinität von vornherein an dem Default-Setting „Balanced“ orientiert. „Efficient“ erschien mir etwas zu sehr auf Vortrieb und XC-lastig. „Aggressive“ ist in der Beschreibung eher die Komforteinstellung für DH-Fahrer und erschien mir daher als weniger passend … obwohl ich mich als durchaus aggressiven Fahrer bezeichnen wprde, der sein Bike hart ran nimmt. Hier finde ich die Wortwahl etwas irreführend, aber dafür hält die App ja auch eine Erklärung für jeden Fachbegriff intern parat. Wie und ob „Playful“ zutrifft, wusste ich selber nicht, also hab ich mal mit „Balanced“ angefangen und bin damit sehr gut gefahren.
Interessant fand ich schon mal dass das System selbst bei einem Tuning Score von 96 % noch Optimierungswünsche hat – in meinem Fall mit dem Dämpfer auf OPEN, noch eine geringere Low-Speed-Druckstufe. Auf den folgenden Ausfahrten mit immer wieder fast der gleichen Trails (jeweils mit einer neuen Session) hat mir Shockwiz bewiesen, dass es bei der Datenermittlung und Bewertung sehr konsistent Arbeitet Der Score blieb konstant zwischen 92 und 100 % wobei ich die leichten Varianzen darauf zurückführe, dass ich witterungsbedingt nicht jeden Tag gleich aggressiv fahren konnte und auch nicht immer genau die gleichen Trails in er gleichen Reihenfolge gefahren bin.
Nach diesen ersten Testrunden komme ich also zu einem sehr positiven Ergebnis, was die Zuverlässigkeit und Messgenauigkeit von ShockWiz angeht. Das System funktioniert genau wie angekündigt und mit einem weniger sensiblen Popometer und einem dementsprechend weniger guten Set-Up zu Beginn des Tests hätte es mir sicher dabei geholfen noch etwas zu verbessern. Ob es ein reiner Zufall ist, dass ShockWiz mit meiner Fahrwerkseinstellung so zufrieden war, oder ob der sich die Ergebnisse vollkommen problemlos auch auf andere Fahrer übertragen lassen, kann ich natürlich nicht sagen, ich denke aber, dass man sich auch mit digitale Hilfen wie ShockWiz immer etwas zügeln muss um nicht starr dem bestmöglichen Tuning-Score hinterher zu jagen, wenn man selber der festen Ansicht ist, dass die ein oder andere Einstellung dem eigenen Fahrstil doch besser tut … selbst wenn diese gegen die digitale Empfehlung geht. Fahrer, die sich ihres Popometers weniger sicher sind oder hier weniger Sensibilität haben, können aber bedenkenlos den ShockWiz Empfehlungen folgen.
Als nächsten Schritt in dem Test habe ich die Testrunden einfach stärker variiert. Mal bin ich eine komplett andere Runde (z.B. ohne die größeren Sprünge) gefahren und mal habe an die bisherige Testrunde einfach verlängert um zu erkunden wie die Datenermittlung und -filterung von ShockWiz funktioniert. Die Erkenntnis daraus war etwas ernüchternd. Wenn man bedenkt, dass QUARQ den Anspruch erhebt, dass man mit ShockWiz sein Set-Up sogar auf Tour machen könnte, also auf immer anderen Trails, ergaben sich dabei dann doch recht große Differenzen. In den resultierenden Empfehlungen. Selbst wenn ich die gleiche Testrunde gefahren bin bis das System sich seiner Empfehlungen 100% sicher war – wie anfangs auch und mit dem identischen Ergebnis – und dann eine für die Federung wenig herausfordernde XC-Runde angehängt habe, die an sich wenig neue Erkenntnisse erbringen sollte, sank dabei der Tuning Score auf bis zu 70% mit zum Teil relevanten Veränderungsempfehlungen. Gerade für ein Fahrwerks-Setup auf Tour wirft das natürlich verschiedene Fragen auf, wenn man ShockWiz eben nicht auf immer der selben Strecke nutzen will.
Auf Rückfrage bei QUARQ woher das kommt, kam die Erklärung, dass „das System die komplette Federungsaktivität während einer Session auswertet, die relevanten Ereignisse in einer Vielzahl von Kategorien speichert und daraus dann seine Schlüsse zieht. Allerdings würden aus Speicherplatz-Gründen in jeder Kategorie immer nur 20 Ereignisse abgespeichert. Wenn also über diese 20 Ereignisse in einer Kategorie jüngere hinzukommen, werden die vorherigen einfach überschrieben. Dort wo keine neuen Ereignisse hinzukommen, bleiben die älteren gespeichert und fließen weiterhin unverändert in die Empfehlungen mit ein. So kann es sein, dass auf ausgedehnten Testrunden kleinere Differenzen in den Ergebnisse angezeigt werden. ShockWiz kann eben immer nur die real Ereignisse auf dem Trail bewerten“.
Noch ist es zu früh um hier schon ein Urteil zu fällen. In meinem Fall lagen die Scores bei den identischen Einstellungen jedoch zwischen 70 und 90% was aus meiner Sicht durchaus signifikante Unterschiede sind. Damit erinnert einen ShockWiz aber eigentlich nur an eine Weisheit, die man ohnehin bei jeder Fahrwerksabstimmung berücksichtigen sollte: „ Das perfekte Allround-Setup ist ein fiktives Ideal und nie erreichbar. Ein allgemeingültiges Set-Up ist immer ein Kompromiss und mit Komprmissen kommt man eben nie auf 100% .-). Aus meinem Verständnis zeigt sich hier einfach, dass Shockwiz zu präzise arbeitet um auf Tour genutzt zu werden. Gerade weil sich dabei die Trails doch nie gleichen, würde man einer sich ständig verändernden „Idealeinstellung“ hinterher jagen. Dennoch, denke ich, dass man auch auf diesem Weg zu einem ordentlichen Grund-Setup kommen würde. Was dann allerdings doch her für den weniger erfahrenen Nutzer relevant sein dürfte, denn dieses Grund-Setup schaffen wohl die meisten Biker auch so.
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Zwischenstand: Soweit zu meinen ersten Erfahrungen mit dem kleinen igitalen Helfer ShockWiz von QUARQ, einem Accessoire, das eine komplett neue Produktkategorie begründet. Bisher funktioniert dieses unscheinbare Kästchen ausgesprochen zuverlässig und liefert konsistente Aussagen auf definierten, festgelegten Strecken. Damit dürfte es für Racer ein perfektes Tool sein um schnell zu einem perfekten Set-Up für diesesStrecken zu kommen – und zwar nicht nur für eine Strecke, sondern auch für mehrere wie etwas die einzelnen, oft unterschiedlichen Stages in Enduro-Rennen.
Für normale Trailpiloten und Tourenfahrer arbeitet das System in seinen eigenen Grenzen ebenfalls tadellos – nur, dass die in Prozentzahlen und genauen Änderungsvorschlägen geäußerten Ergebnisse eben nicht einfach so und ohne weiteres übernommen und befolgt werden sollten. Sonst besteht die Gefahr, dass man ständig damit beschäftigt ist sein Fahrwerk auf sich verändernde Bedingungen zu optimieren und das Erlebnis Biken nur noch am Rande wahrnimmt. Diese Erkenntnis spricht allerdings weniger gegen ShockWiz selbst, Sie zeigt lediglich, dass die App in dem Bereich viel Potential hat um die Daten hierfür besser auszuwerten und zu interpretieren … etwas, das sich mit zukünftigen Updates in der App sehr gut beheben ließe. Gleiches gilt natürlich auch für die derzeit nur englische Sprache der App, aber eine mehrsprachige Version ist nach Auusagen von QUARQ bereits in Vorbereitung.
Demnächst hoffe ich ein paar komplett neuer Federelemente zum Test zu bekommen, bei denen ShockWiz dann beweisen kann wie es mir auch bei deren Set-Up unterstützen kann.
RIDE ON,
c_g