ONZA Canis 27,5×2,85“- Testintro: von MiMü
Teil Drei unserer im Sommer begonnenen Plusreifen-Testreihe. Nach dem US-amerikanischen Brüderpaar WTB Bridger und Trail Boss, sowie dem thailändischen Vertreter VEETIRE Crown Gem folgt nun mit dem ONZA Canis in 27,5 x 2,85“ ein Produkt einer Marke, deren Wurzeln zwar in den USA liegen, das aber seit einigen Jahren in der Schweiz beheimatet ist.
Aber nicht nur durch seine Markenherkunft unterscheidet sich der ONZA von seinen drei Vorgängern: Mit 2,85 Zoll nomineller Breite ist er schon einmal schmäler (die bisherigen Testkandidaten bauten allesamt 3 Zoll breit) und sein weniger ausgeprägtes Profil empfiehlt den Canis (lat. Hund) mehr für den Allround bis gemäßigten Allmountain-Bereich.
Seinen schmäleren Bruder in 29×2,25“ hatten wir 2012 bereits getestet. Damals war unser Tester M1 hin- und hergerissen wegen seiner Qualitäten: Auf der Pro-Seite standen sein guter Grip auf beinahe allen Bodenarten, top tubeless-Eigenschaften und eine mehr als passable Selbstreinigung in Matsch und Schlamm. Negativ fielen der für einen XC- bis Allroundreifen zu hohe Rollwiderstand, sein überdurchschnittlicher Verschleiß und die für die angegebenen 2,25“ zu geringe Breite des Reifens auf. Im aktuellen Test der Plus-Variante werden wir den seinerzeit aufgetretenen Kritikpunkten natürlich auch nachgehen, uns aber primär an den eigentlichen Vorteilen der „dicken Brummer“ orientieren, die da wären Traktion und Komfort.
Der deutsche Importeur COSMICSPORTS stellte uns den ONZA Canis 27,5×2,85“ in der komplett schwarzen Top-Version mit einer 120 TPI-Karkasse zur Verfügung, die mit einem UVP von 119,99.- € schon im oberen Preisbereich mitspielt. Mit einer kurzen Online-Suche sind derzeit Straßenpreise um 100.- Euro zu finden.
Den Retro-Markt bedient man mit einer Skinwall-Variante mit beige-weißen Seitenwänden, die dann etwa 70 g mehr wiegt, nur mit einer 60 TPI-Karkasse kommt aber dafür satte 124,99.- kostet. Na ja, die schicke Optik hat halt auch ihren Preis :-).
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Vergleicht man das Profil der B+ Version (unten links) mit dem der „normalbreiten“ Reifenmodelle (unten rechts), dann erkennt man zwei zusätzliche Stollenreihen. ONZA hat also nicht nur das Profil an das größere Reifenvolumen und damit verbunden die größere Aufstandsfläche angepasst, sondern gleich eine Optimierung der Stollenanordnung vorgenommen, vermutlich um den Übergangsbereich zu den Seitenstollen besser zu definieren.
Die übrigen Merkmale des Profils mit den zentralen X-förmigen Mittelstollen die nach hinten immer eine Vierergruppe von angeschrägten, fast quadratischen Profilblöcken folgt und die schräg gestellten Seitenstollen, abwechselnd quadratisch und U-fömig ist geblieben. Weil die Unterschiede zwischen normalbreiten Reifen und deren höheren Betriebsdrücken und den Plusreifen mit ihrer großen Aufstandsfläche aber mitunter gewaltig sind, erlaube ich mir an der Stelle noch keine Prognose darüber, ob auch die Fahreingeschaften ähnlich sein werden. Durch die geringe Höhe der Stollen von lediglich 3 mm in der Mitte und 5 mm an den Seiten dürften die Rolleigenschaften schon mal gut ausfallen.
Beiden Canis B+ gemein ist die RC²55a genannte Dual Compound Gummimischung. Eine 65a harte Gummimischung auf der Lauffläche sorgt dabei für geringen Rollwiderstand und eine hohe Laufleistung, ein 55a weiches Compound an den Seiten gibt sich für guten Kurvengrip verantwortlich. Beim Karkassenaufbau unterscheiden sich die komplett schwarze und die Skinwall-Version. Unser schwarzes Testexemplar verfügt über die FRC120 getaufte 120TPI Karkasse, die auch bei leichten Freeride-/Enduro-Modell ONZA Ibex (hier getestet) verwendet wird. FRC steht dabei für Freeride Casing, die Zahl 120 gibt die TPI-Anzahl wider. Die Skinwall-Variante muss sich mit der einfacheren FRC Karkasse begnügen, die über lediglich 60TPI verfügt. Selbstredend sind beide Canis 650B+ uneingeschränkt tubeless-tauglich.
Mit jeweils exakt 779 g sind unsere beiden Testexemplare für einen B+ Reifen extrem leicht und knapp 60g unter der Herstellerangabe von 840 g. In Kombination mit unseren 1780 g leichten AMERICAN CLASSIC Smokin Gun Laufrädern lässt sich damit ein richtig beschleunigungsfreudiger, agiler Laufradsatz realisieren.
Erwartungsgemäß problemlos ging die tubeless-Montage über die Bühne, ohne Zuhilfenahme von Reifenhebern rutschten die Canis über die Felgenhörner, ein ordentlicher Schuss aus meiner Airshot genügte um sie mit 60 ml Milch von Anfang an zu 100% dicht zu bekommen und sie beeindruckten auch nach inzwischen 5 Tagen Standzeit mit perfekter Luftdruckkonstanz.
Bei 2 Bar Luftdruck zeigte der Messschieber dann immerhin eine maximale Reifenbreite von 70 mm – Stollen- wie Karkassenbreite waren dabei ident. Damit liegt der Canis geringfügig unter der ETRTO-Angabe von 72-584, obwohl ich ihn ja auf einer bereits sehr breiten Felge mit 40 mm Innenweite montiert habe. Anfänglich entschied ich mich wegen der geringeren Reifenbreite und damit verbunden geringeren Volumen für einen Luftdruck von 1,2 Bar am Vorderrad und 1,4 Bar im Heck, der weitere Testverlauf wird dann zeigen inwieweit diese Werte adaptiert werden müssen, um den Canis zu optimaler Performance zu verhelfen.
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Auch ich kenne den schmäleren Bruder des B+ Canis und habe ihn als angenehm ausgewogenen Tourenreifen mit geringem Rollwiderstand und gutem Kurvengrip in Erinnerung. Allerdings war er nirgends herausragend gut oder schlecht, was ihn leicht in der großen Maße an ähnlich ausgerichteten XC- und Allmountain-Reifen untergehen lässt. Nachdem unsere bisher getesteten B+ Reifen mehr dem Allmountain- und Endurobereich zuzurechnen waren, bin ich schon sehr gespannt, wie sich der scheinbar zahmere ONZA Canis in 2,85 Zoll bei den aktuell vorherrschenden Bedingungen schlagen wird. Die Reifen sind montiert und der Testbetrieb hat schon begonnen – so stay tuned!
MiMü
… grundsätzlich bin ich sehr gespannt auf den Test, da meine Trailblazer ersetzt werden müssen. Die Reifenbreite passt schon mal, bitte aber gegen Testende unbedingt nochmal nachmessen!
Aber welche Preise zunehmend aufgerufen werden … ??!!
Ja, die Preise können schon die eine oder andere Träne in die Augen schießen lassen. Fast 250.- für einen Satz Reifen sind kein Pappestiel und ich frage mich wo die Reise wohl noch hingehen wird?
Eine abschließende Breitenmessung werde ich dann ins Fazit einbauen, aber jetzt heißt es erst einmal ab auf die Trails mit dem B+ Canis!
evtl. stellt sich ein WTB-Ranger als günstige Alternative heraus. Davon bekommt man 2 stück für einen Onza Canis.
oder auch den Rocket Ron 2.8 für ca. Euro 45.00 (Strassenpreis). Fahre ihn in der 3.0er-Ausführung als Hinterreifen mit keinerlei Traktionsproblemen.
Rollwiderstand und Pannensicherheit im Vergleich zu WTB Trailblazer und Maxxis Ikon+ wäre spannend…
Hallo
hab ne kleine Frage:Hab ein Liteville H-3 und überleg mir hinten den 27.5×2.85 Canis Skinwall zu verbauen und vorne den Ibex 27.5×2.4.Felge ist die Syntace W40 mit 33.5 Maulweite.
Macht das Sinn und hast Erfahrungen wie sich das fährt?
Grüsse
Steph
Hallo Steph,
Klingt nach einer sinnvollen Reifenkombination: vorne der schmälere, mit mehr Kurvengrip ausgestattete IBEX, hinten der Komfort spendende, traktionsstarke CANIS. Mit deiner fast 34mm breiten Felge dürfte auch der IBEX ordentlich Volumen bekommen, gleichzeitig sollten die Seitenstollen noch über die Seitenwand des Reifens hinausragen.
Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Spaß mit der gewählten Reifen-Kombi.
Schöne Grüße,
Michael