LAST Fastforward – als Plusbike und Mixed: von MiMü
Es waren einige Gründe, die mich im Herbst 2015 dazu gebracht haben LAST’s Kickstarter-Kampagne zur Produktion des Enduro-Hardtails FASTFORWARD zu unterstützen. Neben dem relativ günstigen Preis waren es vor allem die schlichte Formensprache des klassisch gezeichneten Stahlrahmens sowie die traillastige Geometrie, aber auch die Kompabilität mit 29er und der aufstrebenden Gattung der 650B+ Reifen. Als mich c_g vor einiger Zeit fragte, ob ich nachd en ersten Eindrücken als 29er ein Plus-spezifisches Update, passend zu unserer kürzlich gestarteten 27,5+ Testreihe, schreiben möchte, mußte ich nicht lange überlegen.
Mit den bisher damit gefahren drei Zoll breiten Schlappen– zuerst die WTB Brüder Bridger und TraiBoss und aktuell den VEETIRE Crown Gem – sieht das ansonsten optisch eher filigran wirkende LAST ein bischen aus wie ein kleiner Panzer. Die mitunter knapp 75 mm breiten Testreifen vermelden bereits im Stand: „Wir haben Traktion ohne Ende!“
Auffallend bei der Montage der Plus-Hinterräder war immer die enorme Reifenfreiheit des asymmetrischen Hinterbaus. Selbst jetzt im matschigen Spätherbst blieb auch bei massiven Dreckbeschuß seitlich und in Richtung Sitzrohr noch genügend Platz um den Reifen ungehindert rotieren zu lassen.
Die LAST-eigene 9mm Schraubachse sorgte indes bei einer der ersten Testfahrten für ein ungewolltes Überraschungsmoment, als sie sich im Zuge einer Wiegetrittattacke leicht lockerte und dadurch den Hinterreifen schief stehen lies. Ein seitliches Gummirubbeln an der linken Kettenstrebe war die Folge, blanker Stahl das Endresultat. Mit etwas Schraubensicherung blieb dieses Phämomen aber einmalig.
Die verstellbaren, horizontalen Ausfallenden bieten zudem die Möglichkeit, den Abstand zum Sitzrohr hin noch weiter zu vergrößern, was gleichzeitig aber den Radstand verlängert und somit die Geometrie insgesamt laufruhiger macht. Während bei den Plusreifen beinahe die gesamte Einstellbreite der Ausfallenden genützt werden konnte, limitierte der zuvor verbauten 29“ Reifen, ein paar MAXXIS Ardent 2,4er in diesen doch recht deutlich. Da musste ich die Radachse fast bis zum hinteren Ende hinausschieben, um einen Herbst-tauglichen Abstand zwischen Reifen und Sitzrohr zu erreichen. Voluminösere 29“-Pneus mit gröberem Profil könnten das Heck des FASTFORWARD möglicherweise an sein Limit bringen. Diesem Faktum werde ich dann nach Beendigung unserer Plusreifen-Testreihe näher nachgehen.
Durch den etwas geringeren Reifendurchmesser der B+ vorne und hinten wanderten außerdem die Radachsen und Tretlager weiter in Richtung Untergrund. Subjektiv fühlt man sich als Pilot noch einen Ticken besser ins Bike integriert als mit der 29er Bereifung, ohne dabei mit vermehrten Kurbelaufsitzern rechnen zu müssen.
Generell kann man sagen, dass das FASTFORWARD mit 29“ Reifen eine chrirugische Präzision an den Tag legt, die das Wedeln durch den Kurvenwald zur Freude macht. Lenkimpulse werden direkt und 1:1 umgesetzt, Traktion und Überrollverhalten sind 29er-typisch hoch. Bedingt durch das im Vergleich geringere Luftvolumen ist das Fahrkomfort auf rumpeligen Trails aber eben auch geringer. Anders mit 650B+ Reifen, die dafür bei Komfort und Traktion voll Punkten können. Ihr großes Volumen filtert bei richtig eingestelltem Luftdruck – hier hilft Experimentieren ungemein – Wurzeln, Steine oder querverlaufende Wasserrinnen einfach aus. Dafür geht die Kurvenspritzigkeit etwas verloren, das Einlenkverhalten wirkt insgesamt schwammiger, undefinierter.
Bitte nicht glauben, dass FATBIKE-Feeling aufkommt, aber beim Thema Sportlichkeit geht der Punkt für mich eindeutig an die schmäleren 29“. Dafür spielen die 3 Zoll breiten Rundlinge dann auf tiefen Böden und losem Geröll ihr volles Potential aus. Hier macht sich die bessere Brems- und Antriebstraktion infolge der größeren Reifenaufstandsfläche deutlich bemerkbar, matschige Waldtrails werden einfach freigeschaufelt, grobe Steinfelder überfliegen die „Dickmänner“ mit Leichtigkeit.
Mein persönliches Optimum aus präzisen Kurrvenverhalten, hoher Traktion und geringem Rollwiderstand fand ich letzten Endes in einer Kombi, die ich dem Motocross abgeschaut habe. Dort kombiniert man schon seit Jahrzehnten ein schmales, größeres Vorderrad mit einem breiteren aber kleineren Hinterrad.
Die Vorteile liegen dabei klar auf der Hand: Das schmale Vorderrad liefert die Lenkpräzision, sorgt auch im tiefen Matsch für eine sichere Linienwahl und überzeugt mit gutem Überrollverhalten, der breite, großvolumigere Hinterreifen gefällt dafür durch seine hohe Traktion und den optimalen Fahrkomfort. Umgelegt auf mein LAST FASTFORWARD funkionierte das beschriebene Konzept von Anfang an gleich optimal. Der vorne verbaute 2,3“ breite MAXXIS Highroller II konnte auch bei den derzeit vorherrschenden tiefen Bodenbeschaffenheiten durch sein unscheinbar-sicheres Fahrverhalten überzeugen, die mitunter 3 Zoll breiten Testkandidaten im Heck lieferten Traktion und Komfort satt.
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Zwischenstand
Die 650B+ Kompabilität erweitert den Einsatzbereich des LAST FASTFORWARD ungemein. Während es bei Verwendung von vergleichsweise schmaler 29“ Bereifung präzise und und äußerst direkt, dafür aber relativ unkomfortabel, über die Trail fegt, mutiert es bei reinen Plus-Reifenkonfiguration zur komfortablen Sportlimousine. Jede Konfiguration hat ihre Vor- und Nachteile.
Die für mich optimale Konfiguration habe ich in der „Motocross-Version“, also 29er Vorderrad und B+ Hinterrad. In der Verion bietet das Bike mir alle gewünschte Sportlichkeit ohne dass dabei der Komfort zu kurz käme. Das große Reifenvolumen hinten nimmt üblen Pisten die Härte, steigert die Traktion und das Hardtail erhält damit mehr Reserven.
Demnach: Wer bei Anschaffung eines LAST Fastforward noch etwa Geld über hat, dem empfehle ich neben einem 29“ Laufradsatz noch den Kauf eines ordentlich breiten, aber dennoch leichten 27,5“ Hinterrads. Ich bin mir sicher: An einem Bike wie dem Fastforward ist die Kombination aus 29er vorne und 27,5“+ hinten einfach super. Eine Kombi, die begeistert!
MiMü