GHOST SL AMR X LC9 – Zwischenstand: von c_g

Wow, was für ein Geschoß!“ Es ist noch nicht mal 2 Wochen her seit ich das bandneue GHOST SL AMR X LC 9 des Jahrgangs 2017 zum Test erhalten habe und schon stehe ich hier im Bikepark Oberammergau und habe eine Menge Spaß mit diesem wirklich fähigen 29er.

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In den allermeisten Fällen kommen die Testbikes mit gemäßigter Ausstattung (insbesondere bei den Reifen) und offenbaren ihr Trailpotential erst nach kleineren Tuningmaßnahmen am Cockpit und eben an den Reifen. Nicht so das SL AMR X LC9! Wie schon im Intro beschrieben, ist dieses Bike 100% auf Trailperformance ausgelegt. Hier gibt es einfach nichts, was für den aggressiven Einsatz noch zu optimieren wäre. Und so fühle ich mich auch keineswegs deplatziert, wenn ich das SL AMR auch auf ein paar schöne Runden im Bikepark mitnehme.
Doch erst einmal der Reihe nach. Erstmal ist das SL AMR mit seinen langen Federwegen, der modernen Geometrie und dem Rahmen in Large ein recht großes Bike. Schon beim Aufsitzen versprüht es sofort das Gefühl von Sicherheit. Man fühlt sich sofort wunderbar in das Bike integriert und so kam es, dass ich bereits nach den ersten Einstellungsrunden angefangen habe mir die schwereren Testtrails damit vorzunehmen.

27a-ghost-slamr-lc9Die Sitzposition ist für meinen Geschmack und meine Körpergröße ganz leicht auf der gestreckten Seite, aber weniger dass es mir zu lange vorkommt, sondern eben in dem Sinne, dass es damit eher die Laufruhe als die Verspieltheit betont. Dass man damit spielen kann und dem Trail ganz neue Facetten abgewinnen kann, haben mir bereits die ersten Ausfahrten damit eindrücklich gezeigt. Der Spieltrieb kommt dabei aber weniger aus der hohen Agilität der Lenkung sondern viel mehr aus der unglaublichen Sicherheit, die man verspürt und di einen dazu antreibt sein Grenzen ständig weiter hinaus zu schieben. Durch den kurzen Vorbau (45 mm) und breiten Lenker (800 mm), aber auch den 67° Lenkwinkel, bliebt das Bike sowohl sehr handlich, wie auch stabil – egal ob im verwinkelten Gelände oder bei High-Speed über Wurzelteppiche.

20c-ghost-slamr-lc9Der Rahmen (Hautrahmen aus Carbon, Alu-Hinterbau) selber ist sehr verwindungssteif, was zusammen mit der ebenso präzisen FOX 36 Federgabel, den steifen Laufrädern und natürlich dem hochwertig gelagerten Hinterbau ein super präzises Lenkverhalten mit sich bringt.
Einzig in dem durch heftige Bremswellen recht ruppig gewordenen Flowtrail mit maximalen G-Kräften habe ich eine leichte Verweindung der 29er Laufräder bemerkt. Auf Naturtrails und selbst bei Sprüngen gab es hierzu keinerlei Auffälligkeiten.

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Was mich am GHOST wirklich begeistert hat, war wie kompromisslos das Bike auf Trailperformance aufgebaut ist. Mit einer FOX 36 Performance Elite mit RC2 Kartusche (150 mm) und dem CANE CREEK DB Coil (IL) Stahlfederdämpfer (140 mm) hat man sich klar für die Federungsperformance und gegen Kompromisse zugunsten des Gewichts entschieden. Genauso bei den Reifen, die mit Magic Mary vorne und Hans Dampf hinten (beide in der TrailStar Mischung) sozusagen „Grip satt“ bieten … und zwar unter allen Bedingungen.

27-ghost-slamr-lc9 Dass das ein wenig mehr auf die Waage drückt (das Gewicht des Testbikes in Large liegt bei 13,71 kg ohne Pedale) und auf Tour etwas mehr Körner kostet, ist da nicht zu vermeiden. Ich habe das GHOST schon auf ein paar längere, tourenmäßige Ausfahrten mitgenommen und mir schon etwas schnellere Reifen gewünscht, aber sobald die herbstlichen Trail sich wieder nach unten geneigt haben und vor allem sobald es rutschig und technisch wurde, waren diese Gedanken sofort verflogen, denn hier sind die gripstarken Reifen einfach ein riesiges Plus.

Die FOX 36 Performance Elite Federgabel ist für mich auch ohne goldene Kashima Beschichtung eine Wucht, spricht super an, steht hoch im Federweg und kann über die getrennte High- und Low-Speed Druckstufe sehr fein abgestimmt werden. Optisch finde ich die komplett schwarze Gabel sogar noch ansprechender und absolut stimmig zum sonstigen Design des kantig-dynamischen Bikes.
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Was mir ebenfalls sehr gut gefällt, ist der CANE CREEK Coil (IL) Stahlfederdämpfer. Wie immer bei den Double Barrel (DB) Dämpfern von CANE CREEK hat man zwar zuerst die Aufgabe seine vielfältigen Einstellmöglichkeiten optimal hinzubekommen, aber aufgrund meiner Vor-Erfahrungen ist mir das recht leicht gefallen. Allerdings musste ich das von GHOST ausgelieferte „Base Tune“ tatsächlich etwas „besänftigen“, die Low- und High-Speed Druckstufe und auch die Zugstufe etwas reduzieren, um das Potential der Stahlfeder wirklich optimal zu nutzen. Einmal richtig eingestellt, sorgt der DB Coil (IL) für eine derartige Sensibilität und schnell reagierende Heckfederung, das es eine reine Freude ist, das Bike über ruppigen Untergrund zu jagen. Auch jetzt schon, kann ich offen zugeben: So sehr ich die Einstellbarkeit und das geringe Gewicht eines Luftdämpfers schätze, in Sachen Federungsperformance, Traktion und Komfort, schlägt der DB Coil (IL) am GHOST SL AMR X sie spürbar. Entgegen meiner Befürchtungen gab es auch keinerlei Probleme damit, wenn ich mal mit oder ohne Rucksack gefahren bin – weder im Fahrgefühl, noch mit Durchschlägen.
Aufgrund der hohen Sensibilität und Aktivität des Dämpfers, bin ich auf meinen schnell wechselnden Trails aber auch oft gezwungen, den Hinterbau durch den Climb Switch bergauf zu beruhigen. Wie schon mehrfach beschrieben, sorgt die spezielle Architektur von Climb Switch aber nicht etwa dafür, dass sich das Bike dadurch hölzern fährt. Die beruhigte Low-Speed Druck- und Zugstufe machen das Bike einfach nur ruhiger und helfen dabei, dass auch in schwierigen Anstiegen die Traktion nie abreißt.
Zu Thema Stahlfeder habe ich neugierdehalber mal den Dämpfer ausgebaut und nachgewogen. Mit satten 672 g ist er doch deutlich schwerer als etwa ein FOX Float DPS EVOL. Aktuell bin ich noch zu keinem endgültigen Schluss gekommen, ob was mir wichtiger ist – die hier überragenden Fahreigenschaften ,dafür aber ein ordentliches Mehrgewicht oder eben doch ein deutlich leichterer Luftdämpfer. Derzeit genieße ich einfach das sahnige Ansprechverhalten und den grandiosen Komfort des SL AMR Hinterbaus.

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Allgemein gesprochen, kommt man mit dem SL AMR beinahe jeden Anstieg gut hoch. Es ist zwar kein Bike, das sich dadurch auszeichnet, dass es selbst in sehr steilen Ansteigen noch sicher klettert und immer viel Druck auf dem Vorderrad hat, aber es ist auch keines das andersherum auffällt. Insgesamt braucht man in steilen Anstiegen schon etwas Gewichtsverlagerung, aber nichts, was außerhalb der Norm wäre.

Auf der Komponentenseite habe ich bisher ebenfalls keinerlei Unstimmigkeiten entdeckt. Das RACE FACE Cockpit passt perfekt zum Charakter des Bikes. 24-ghost-slamr-lc9Ebenso die KS Integra Dropper Stütze mit ihren 150 mm Verstellweg. An der Stelle darf ich lobend noch den sehr leichtängigen Southpaw Remote ansprechen, der links unter dem Lenker ein echtes Musterbeispiel für eine vorbildliche Ergonomie und Funktion ist. Die SHIMANO XT Bremsen mit 200 mm Scheibe vorne und 180 mm hinten verzögern ebenfalls sicher und mit mehr als genug Power.
Nachdem es das erste Mal ist, dass ich die neue XT 11-fach Kassette in ihrer 11-46 Abstufung fahre, möchte ich noch mal gesondert darauf zu sprechen kommen. Während die unteren (schnellen) 7 Gänge bis 24 Zähne genauso eng gestuft sind, wie bei der bisherigen 11-40 Kassette, werden die Gangsprünge nach oben immer größer, bis hin zum letzten, bei dem man von 37 auf 46 Zähne springt. Das sind ganze 9 Zähne auf einmal! 26-ghost-slamr-lc9Damit fügt sich das große Ritzel natürlich nicht mehr ganz so harmonisch in die Gangabstufung ein und das 46er Ritzel wird schon ein wenig zum „Rettungsring“ für den man vor allem dann dankbar ist, wenn man ihn wirklich braucht. Und auch wenn man letzten großen Gangsprung recht deutlich spürt, passt die breitbandige Kassette gut ins Gesamtbild des Bikes und macht es natürlich auch bergauf noch fähiger. Beim Schalten unter Last spürt man auch nur eine minimale Verzögerung beim Sprung in das große Ritzel aber der Effekt ist bisher nie störend oder irritierend gewesen. Das einzige, was mir nicht so wirklich zusagt, ist der SDG Sattel, aber da Sättel ohnehin sehr subjektive Komponenten sind, kann man das dem Bike nicht wirklich ankreiden.

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PLUS- Kompatibilität: Auch die von einem Leser gestellte Frage nach der Plus-Kompatibilität des GHOST SL AMR X LC9 kann ich mittlerweile beantworten. Im Zuge eines Lieferung Testreifen hat uns SCHWALBE einen Rocket Ron in 3.0″ beigelegt, den ich sofort auf einer 30-mm Felge montiert habe. Der Rocket Ron ist mit seinen eher zierlichen Stollen zwar nicht der gröbste Reifen. Außerdem erreicht er auf der etwas zu schmalen Felge nicht ganz sein maximales Volumen, wie etwa auf einer 40 mm Felge, aber angesichts der weiterhin großzügigen Reifenfreiheit im Rahmen (im Bild oben links an den Sitzstreben und rechts an den Kettenstreben) wage ich begründet zu behaupten, dass das Bike sehr wohl Plus-kompatible ist. Man muss als nicht zwangsläufig auf das H AMR ausweichen wenn man neben 29ern auch Laus fahren will.

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Zwischenstand:

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GHOST hat mit dem SL AMR X LC9 ein Bike versprochen das „mit 150 mm / 140 mm Federweg ordentlich was wegsteckt“ und „… bergab eine Granate“ ist. Kein Zweifel, diesen Anspruch kann ich voll und ganz unterstreichen. Das SL AMR X zählt bergab klar zu den fähigsten 29ern, die ich gefahren bin. Allerdings erfordert es durch sein hohes Gewicht und die potenten Reifen auch etwas mehr Anstrengung um es auf Touren nach oben zu bringen. Ob man an ihm „bergauf die Renngene des schnellen SL AMR spürt“ kann ich nicht sagen, weil ich das Bike nicht kenne, aber schon in der ersten Testphase ist eindeutig klar geworden, dass das SL AMR X seine Schwerpunkte klar in schweren Trails und in der Abfahrt legt und nicht beim Höhenmetersammeln. Hierin aber ist das Bike erste Sahne. Die Plus-Kompatibilität ist dann noch das Sahnehäubchen :-).

Bald mehr dazu nach der zweiten Testphase im Fazit in 1,5 bis 2 Wochen.

RIDE ON,
c_g