GHOST SL AMR X LC9 – Testintro: von c_g
Wie schon mehrfach hier angesprochen, stehen alle Zeichen darauf, dass die 29er zunehmend auch die gröbere Fraktion der Trailpiloten, bis hin zu den Enduroracern erreichen.
Ein wunderbares Beispiel hierfür ist das für 2017 bandneue GHOST SL AMR X LC 9, das ich hier zum Test vorstellen darf. Das AMR steht bei dem Waldsassener Bikehersteller GHOST, den es seit 1993 gibt, seit jeher für ein ausgewogenes Fahrwerk und eine vielseitige Geometrie – das soll auch auf das SL AMR zutreffen, doch mit dem Namenszusatz X will man noch ein wenig weiter gehen und die Brücke zum gröberen Einsatz schlagen. Während das SL AMR (ohne „X“) mit 130 mm vorne und hinten der echte Allrounder ist, zielt das SL AMR X mit 150 mm an der Front und 140 mm am Heck deutlich mehr Richtung „All-Mountain“ und „Trailshredding“. Ein Bike um damit Spaß zu haben und genau so ist es auch aufgebaut … aber dazu später mehr.
„Das SL AMR X ist ein Bike für alle, die nicht genug bekommen können! Während unser SL AMR ein klassischer Touren-Allrounder ist, serviert das X einiges an Xtras – allen voran ein Plus an Federweg. Unsere 29er stecken mit 150 mm / 140 mm Federweg ordentlich was weg …. Unsere X-Bikes zeigen sich auf dem Trail zwar verspielt, aber auch sehr spurtreu und bergauf spürt man die schnellen SL AMR Renngene. Denn auch wenn sich das SL AMR X bergab als eine Granate präsentiert, mag es die langen Anstiege noch immer …“ (Auszug von der GHOST Webseite des Bikes)
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Der Rahmen
Schaut man sich den sandgelben Rahmen an, fallen sofort die kantigen Formen des Carbon-Hauptrahmen ins Auge – vom Steuerkopfbereich, bis hin zu den kantig, flachen Rohren wirkt das Bike sehr dynamisch und modern, ja fast schon futuristisch wirkt der durchgestylte Rahmen. Alle technischen Finessen, wie konisches Steuerrohr, innen verlegte Züge (auch die Bremsleitung) und PressFit-Tretlager, aber auch an eine ISCG-Aufnahme hat man bei dem Rahmen gedacht. Der AMR Viergelenker-Hinterbau ist aus Aluminium gefertigt und mit großen Lagern versehen und natürlich mit dem neuen Boost-Standard versehen.
Besonders gut gefällt mir was sich GHOST zur Zugführung im Hauptrahmen und im Hinterbau hat einfallen lassen. Die Einlässe am Steuerrohr sind mit abschraubbaren Einlässen versehen und am Übergang zum Hinterbau verlaufen die Leitungen nahezu längungsfrei nach hinten. Im sogenannten X-Yoke sind kleine nach Kanälen in welchen die Leitungen sehr aufgeräumt und aber dennoch servicefreundlich verlegt sind. Gut gemacht!
Bei der Postmount-Bremsaufnahme nimmt GHOST eine separate Platte, die sich wiederum an zwei Platten am Rahmen abstützt. Über unterschiedliche Platten kann man so ohne zusätzlicher Adapter auch größere Rotoren fahren – wie an unserem Testbike mit 180 mm hinten.
Die Dämpferaufnahme besteht aus zwei Alu-Platten, die am Sitz- und Unterrohr verschraubt sind. Durch unterschiedliche Platten kann so der gleichen Hauptrahmen auf verschiedenen Plattformen für unterschiedliche Federwege und Dämpfereinbaulängen genutzt werden – umgedreht könnte man einen 190 mm Dämpfer ohne Änderung der Geometrie fahren, allerdings mit kürzerem Federweg.
Die Geometrie des SL AMR X ist ein weiteres Beispiel von „Modern und Progressiv“ ohne sich allzu weit aus dem Fenster zu lehnen. Mit seinem 67° Lenkwinkel, dem effektiven 74° Sitzwinkel und dem moderat kompakten Hinterbau (Kettenstrebenlänge bei 438 mm) ist es klar auf Trailspaß ausgelegt ohne dabei die Vielseitigkeit außer Acht zu lassen. Die Oberrohrlänge bei unserem Testbike in Large ist mit 622 mm tendenziell auf der langen Seite, genau wie der Reach, der hier mit 444 mm angegeben wird. Den Zahlen nach ein Bike, das dem kürzlich getesteten ALUTECH Tofane in vielen Punkten recht ähnlich ist.
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Die Ausstattung
Wo das GHOST wirklich Flagge bekennt, und das deutlich klarer, als jedes andere All-Mountain 29er, das wir bisher im Test hatten, ist in der Ausstattung. GHOST hat den Zusatz „X“ nicht nur in den Namen und etwas mehr Federweg übertragen, sondern wirklich konsequent und in jedem Detail des Bikes auf eine härtere Gangart hin ausgelegt.
Das erkennt man an den Federelementen, die mit einer FOX 36 Performance Elite und dem neuen CANE CREEK DB Coil (IL) keine Kompromisse in Sachen Federungsperformance eingeht. Die Gabel verzichtet zwar auf die imageträchtige Kashima-Beschichtung, der Factory Serie, arbeitet aber bereits mit der erstklassigen RC2-Kartusche, die eine separate Einstellung von Low- und Highspeed-Druckstufe erlaubt … und sieht mit ihrem kompletten Schwarz einfach saugut aus, wie ich finde. Auf den neuen CANE CREEK DB Coil (IL) Dämpfer mit der leichten VALT Stahlfeder (hier vorgestellt) bin ich besonders gespannt. Schließlich ist es der erste Stahlfederdämpfer seit Jahren, den ich an einem 29er fahre. Auch die Climb Switch Funktion mit ihrer straffen Low-Speed Druck- und Zugstufe ist für mich bisher immer ein Highlight gewesen, wann immer ich einen damit aisgestatteten Dämpfer gefahren bin.
Auch bei der Bereifung die mit SCHWALBE’s Magic Mary 2,35 vorne und Hans Dampf 2,35 hinten, beide in der griffigen TrailStar-Version, ging es klar um Traktion anstatt Gewichtsersparnis. Dies ist eines der ersten All-Mountain 29er, bei denen ich nicht andere Reife aufziehen um es im gröberen Gelände auszufahren. Lob verdient GHOST auch für die breiten RACE FACE ARC 27 Felgen (27 mm Maulweite), die den Reifen natürlich eine optimale Abstützung bieten.
Beim Cockpit betont man mit einem kurzen RACE FACE Atlas Vorbau (45 mm) und dem 800 mm breiten Atlas Alulenker ebenfalls die gröbere Seite des Bikes. Bei den SHIMANO XT 8000 Bremsen mit 200er Scheibe vorne und 180er Schieb hinten gibt es auch nichts zu meckern.
Beim Antrieb setzt das SL AMR X LC 9 in Serie auf eine Kombi aus SHIMANO XT 1×11 (mit er großen 11-46 Kassette) und einer RACE FACE Atlas Kurbel mit 32 Zähnen. Abweichend davon ist unser Testbike mit einer XT-Kurbel mit 30 Zähnen ausgestattet. Als Sitzgelegenheit dient ein sportlich-schmaler SDG Fly Sattel, der auf einer KIND SHOCK Lev Integra Dropper-Stütze mit 150 mm Absenkung montiert ist. Ach ja, und wer immer noch Zweifel an den Intentionen des Bikes hat, für den sei noch kurz die verbaute E+Thirteen Kettenführung mit Bash-Guard angemerkt. Noch Fragen?
Wie angesprochen, bekennt das GHOST SL AMR X LC9 klar Flagge und muss sich mit einer derart fähigen und robusten Ausstattung seiner 13,70 kg auch keineswegs schämen. Auch, was den Preis angeht, enttäuscht der VK von 3599.- Euro keineswegs.
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Modelle und Alternativen:
Die GHOST SL AMR X Serie umfasst zwei 29er Bikes (und zwei 27,5“ Bikes), das Topmodell LC9 mit Carbon-Hauptrahmen und Stahlfederdämpfer (wie hier im Test) und das AL6 mit komplett in Alu und mit Luftdämpfer, das mit einem VK von 2699.- kommt.
Wer es nicht ganz so robust und potent will und mit 130 mm Federweg auskommt, hat weitere Optionen bei der SL AMR Baureihe. Und wer aufs Plusformat setzen will, die ja ebenfalls auf 29er umrüstbar sind, kann zusätzlich noch zu den H AMR Modellen greifen – für besonders abenteueraffine Biker sogar in einer Variante mit Pinion-Getriebe, dem rechts gezeigten H AMR X Al, das sogar mit den passenden Packtaschen ausgeliefert wird.
Nachdem der Sommer nun endgültig vorbei ist und der Herbst mit nassen Trails bereits Einzug gehalten hat, freue ich mich gleich doppelt gerade jetzt ein Testbike zu fahren zu, das den weniger gutmütigen Verhältnissen sehr wohl gewachsen scheint.
Demnächst mehr zu meinen Fahreindrücken des GHOST SL AMR X LC9.
RIDE ON,
c_g
Kann man auch einen B+ Reifen in dem Rad fahren oder muss man dann zum H AMR greifen?
@Firevsh2o: Wie du schon sagst,die H AMR Modelle sind für beides geeignet. Beim SL AMR habe ich keine Infos gefunden, würde aber sagen, dass der Hinterbau sich evtl. mit 2,8″ oder 3,0″ Reifen schwer tun dürfte. Habe aktuell auch nichts zum ausprobieren da, daher ist das auch keine definitive Antwort. Sobald ich was rausbekommt, poste ich es hier.
Wann darf man mit dem Bericht über die Fahreindrücke rechnen? Ich bin schon ganz gespannt, da ich auch mit diesem Bike liebäugele.
@ Orac: Mit den ersten Praxiseindrücken schon recht bald ;-).
Super!
Ich bin auch schon auf die Kritik gespannt!
Sehr cool!
Mich interessiert vor allem auch die Performance bergauf bzw. ob das Bike auch tourentauglich ist und der Eindruck von Fahrwerk insbesondere der Cane Creek Dämpfer.
@Firevsh2o: Oben hatte ich die Chance einen SCHWALBE Rocket Ron 27,5×3.0″ (auf einer Felge mit 30 mm Maulweite) in den GHOST Rahmen zu stecken … und er passt locker rein :)! Mit der etwas schmäleren Felge hat er zwar nicht die maximale Breite, aber bei dem Raum, der noch übrig ist, bin iicc zuversichtlich, dass auch andere B+ Konfigurationen passen würden.
Die Bilder dazu folgen im schon bald erscheinenden Zwischenstand.