HUCK NORRIS Durchschlagschutz-Reifeneinlage – Praxiserfahrungen: von c_g

huck_norris_fenderWährend ich die HUCK NORRIS genannte Pannenschutzeinlage aus Schaumstoff in meinen Reifen montierte, habe ich mich ehrlich gefragt wie ernst die Macher es mit dem System wirklich meinen. Mit einem derartigen Namen und dem böswilligen Gedanken im Hinterkopf eine zugeschnittene Isomatte am Rad zu montieren, ist es fast schon naheliegend an der Ensthaftigkeit zu zweifeln. Aber als Tester darf man nicht wählerisch sein und so machte ich mich mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis an diesen Test …

Die erste Behauptung zu HUCK NORRIS, dass es beim Tubeless Aufpumpen helfen würde, hat sich im Test schon mal nicht bewahrheitet. Reifen die vorher leicht aufzupumpen waren gingen auch mir HUCK NORRIS leicht und die anderen gingen damit auch nicht besser. Tatsächlich hatte ich erwartet, dass die aktive Spreizung des Reifens durch die Einlage hier mehr Wirkung gehabt hätte. Na ja. Dafür erfordert das System keinerlei mechanische Vorkenntnisse und ist denkbar einfach zu montieren – einfach in den teilweise montierten Reifeneinlagen, die Reifenwulste auf der felge montieren und aufpumpen … fertig.

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Auf der ersten Ausfahrt, zuerst noch mit normalen Drücken und dann immer niedrigeren Drücken (bis 1,1 bar) in den beiden VITTORIA TNT Reifen, haben mir dann eine sehr wohl funktionierende Seite von HUCK NORRIS gezeigt. Die Dinger bringen wirklich einen spürbaren, zusätzlichen Durchschlagschutz und sorgen für eine sehr angenehmen Progression wenn die Reserven des Reifens aufgebraucht sind!

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Weil unsichtbar im Reifen versteckt gibt es an einem bike mit HUCK NORRIS montiert auch nichts auffälliges zu zeigen …

Solange der Reifen nicht wegknickt, was dank der verstärkten Karkasse der gefahrenen TNT Reifen weitgehend verhindert wird – sind mit HUCK NORRIS wirklich Drücke fahrbar, die ich vorher nur mit SCHWALBE’s Procore oder DEANEASY’s Tube+ fahren konnte. Wirklich beachtlich!
Auf meinen wurzeligen Hometrails erbrachte das einen spürbar höheren Komfort, eine verbesserte Traktion und einfach viel mehr Fahrspaß … und das ganz ohne negative Nebeneffekte, mal von den kaum spürbaren 80 g im Reifen abgesehen. In den 2 ½ Wochen hatte ich auch keinerlei Defekte oder Schäden an der Felge durch Durchschläge.

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Die alpine Härteprobe

Wie weit kann man aber mit HUCK NORRIS gehen? Wie gut ist der Durchschlagschutz wirklich? Auch wenn ich keine Laborversuche zur objektiven Messung unternehmen konnte, ist mein Vertrauen in das System derart angewachsen, dass ich überzeugt davon, war, dass HUCK NORRIS noch mehr kann. 11-huck-norris

Um das herauszufinden habe ich auf die wirklich fordernden Trails der Plose in Südtirol mitgenommen. Zum Warmfahren bin ich zuerst auf dem Plose Flowtrail gegangen. Dort habe ich nachhaltig gelernt, dass 1,1 bar im Reifen definitiv zu wenig sind um damit Anlieger zu fahren! Schon in der ersten Anliegerkurve hat sich der Reifen umgelegt und ich bin die im Powerslide querstehend gefahren. Mit jeder anderen Felgen-Reifenkombi hätte es mir den Reifen abgezogen, aber weil die VITTORIA TNT Reifen derart sicher auf der DT-Felge sitzen, kam es noch nicht einmal zum Luftverlust durch Burping.
–> Die Lektion daraus: Auch wenn HUCK NORRIS einen hohen zusätzlichen Durchschlagschutz bietet, wirkt es nicht weiter stabilisierend auf den Reifen.

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Als nächstes ging es meine Lieblingsabfahrt über fast 1500 Tiefenmeter feinster Singletrails hinunter – in Bereichen sehr verblockt und technisch. Diese dürfte eine echte Herausforderung für das System darstellen – vor allem bei einem Reifendruck von gerade mal 1,1 bar vorne und 1,2 bar hinten. Auf den ersten noch etwas zurückhaltend gefahrenen Passagen war ich wieder schwer beeindruckt, wie gut das System funktioniert. Trotz vieler Situationen, in denen ich bei dem gefahrenen Luftdruck Durchschläge hätte haben müssen, blieben diese komplett aus. Vielmehr erhält der Fahrer durch die Progression gutes Feedback darüber, wann die Reserven des Reifens aufgebraucht sind und wann HUCK NORRIS eingreifen muss.

14-huck-norrisAber der Sinn war es ja die Grenzen zu testen und so bin ich immer forscher in die Felspassagen eingefahren … bis ich fast schon bei Renntempo eine Felskante so direkt angefahren habe, dass die Reifenkarkasse über 5 mm aufgerissen war. Offensichtlich kennt auch HUCK NORRIS eine Grenze J. Bei der späteren Inspektion konnte man ganz genau erkennen wo der Durchschlag auch die Schaumstoffeinlage gespalten hat. Die Felge selber blieb dabei allerdings ohne eine Delle, was sie ohne HUCK NORRIS sicher nicht geblieben wäre. Um weiterfahren zu können, habe ich den Reifen einfach von innen mit einem Klebepatch geflickt und habe den Reifendruck für die verbleibende Abfahrt auf weiterhin niedrige, aber vernünftige 1,5 bar gesetzt … ohne weitere Vorkommnisse.

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Eine die offizielle Testphase abschließende Gewichtskontrolle hat ergeben, dass der Schaumstoff wirklich kaum Dichtmilch aufnimmt und sie lediglich die Oberfläche benetzt. Auf meiner Waage ergab sich nach ca. 4 Woche im Einsatz ein Mehrgewicht von ca. 5 g nach dem Trockenen der Dichtmilch.

Zusammenfassung: HUCK NORRIS ist ein humorvoller Name für ein gleichermaßen einfaches, wie geniales Produkt. Was auf den ersten Blick wie ein Aprilscherz wirkt, hat sich in dem Praxisversuch sehr wohl als effektives Hilfsmittel erwiesen um die Auswirkungen von Durchschlägen zu minimieren. Die Selbstversuche damit haben gezeigt, dass die Schutzwirkung real ist und echte Vorteile auf dem Trail liefert, entweder in Form eines erhöhten Pannenschutzes, oder durch deutlich niedriger Drücke die damit noch sicher fahrbar sind. Ich habe es zwar geschafft das System an seine Grenzen zu bringen, aber dafür musste ich wahnwitzig niedrige Reifendrücke (1,1 bar) mit einer wirklich aggressiven Fahrweise und echten Felsentrails kombinieren!
14a-huck-norrisAuch das Mehrgewicht von ca. 80-90 g (je nach Version) ist auch gut zu verkraften. Die Montage ist ebenfalls sehr einfach was gerade im Vergleich zu den Alternativen (Procore und Tube+) ein Riesenvorteil ist. Was ich allerdings nicht ganz nachvollziehen kann, ist der recht Preis eines Sets, der mit 79.- Euro doch sehr hoch ist.
Außerdem sollte man auch bedenken, dass HUCK NORRIS einzig und allein dem Durchschlagschutz dient. Das kann es und dirt funktioniert es auch sehr gut. Es hat aber – anders als Procore oder Tube+, welche den Reifen aktiv auf der Felge sichern – keinen Einfluss auf die Reifenstabilität oder den sicheren Sitz des Reifen auf der Felge. Deswegen sollte man sich mit HUCK NORRIS auch sehr sicher sein, wie gut die jeweilige Felgen-/Reifen-Kombi funktioniert ehe man damit zu niedrige Drücke fährt und Burbing oder gar einen abspringenden Reifen riskiert.
Am Ende steht für mich die Erkenntnis, dass HUCK NORRIS wirklich funktioniert, es durchaus deutliche Durchschlagreserven bietet, sonst aber alle anderen Aspekte beim Tubeless-Fahren unberührt lässt – im Guten, wie im Schlechten. Wir werden HUCK NORRIS noch an einem Dauertestbike weiter fahren und dann gegebenenfalls noch mal über unser Langzeiterfahrungen berichten.

RIDE ON,
c_g