WTB Bridger und Trail Boss TCS Light Fast Rolling 27,5×3.0 – Testintro: von MiMü
Beim kürzlich vorstellten LAST Fastforward haben wir es bereits angedeutet, im Intro zum AMERICAN CLASSIC Smokin‘ Gun 27,5+ Laufradsatz waren die Hinweise dann schon eindeutiger – hier ist er nun, der erste von TNI durchgeführte 27,5“ Plus-Reifenrest. Unsere ersten beiden Kandidaten stammen aus dem Hause WTB, einer 1982 im kalifornischen Marin County gegründeten Firma, die neben Gelände-Reifen (Cyclocross- und Gravel-Freunde kommen bei WTB ebenfalls nicht zu kurz) auch noch Felgen, Sättel, Griffe und tubeless-Zubehör entwickelt.
Mit dem ungleichen Brüderpaar Bridger TCS Light Fast Rolling und Trail Boss TCS Light Fast Rolling, jeweils in 3.0″ Breite, stellte uns der deutsche Vertrieb SCKER DISTRIBUTION zwei wirklich interessante Plus-Reifen zur Verfügung.
Der deutlich gröbere Bridger soll dabei an der Front für mächtig Kurvenhalt und Führungsarbeit sorgen, während der zahmere Trail Boss im Heck mit geringerem Rollwiderstand sowie hoher Antriebs- und Bremstraktion glänzen dürfte.
Bevor wir aber euch die beiden Reifen aber genauer vorstellen, schauen wir uns erst einmal die Gemeinsamkeiten der beiden Plus-Reifen an:
- Beide verfügen über WTB’s eigens entwickeltes tubeless-System, TCS genannt. Das Tubeless Compatible System kombiniert dabei eine leichte Allroundkarkasse mit einer für den tubeless-Einsatz konzipierten UST-fähigen Reifenwulst, einklassische r tubeless-ready Reifen mit dem Sicherheitszusatz einer echten UST-Reifenwulst.
- Die Light Fast Rolling Karkasse zeichnet sich durch eine hohe Elastizität aus, um sich Hindernissen besser anpassen zu können. Gleichzeitig wurde das Gewicht reduziert, um die Rotationsmaße so gering wie möglich zu halten. Wie bei manchen anderen WTB Reifen, gibt es hier bisher nur die eine Version – mit größerer Beleibtheit der Plus-Reifen ist aber anzunehmen, dass weitere folgen werden.
- Kombiniert wird die Leichtlaufkarkasse mit WTB’s Dual DNA Compound. Die härtere 60a Gummimischung der Lauffläche hält dabei den Rollwiderstand niedrig und erhöht die Laufleistung, die weicheren Seitenstollen mit 55a Shore sorgen für bessere Traktion und Kontrolle.
- Bridger wie auch Trail Boss verfügen über eine hochwertige, aber nicht besinders feine 60 TPI Karkasse.
Somit hätten wir alle Gemeinsamkeiten abgehandelt…
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WTB Bridger 3.0
Der WTB Bridger 3.0 wurde auf der letztjährigen Taipeh International Cycle Show erstmals vorgestellt. Zielsetzung bei der Entwicklung war ein plus-formatiger Reifen, der mit der härteren Gangart des Mountainbikens problemlos fertig werden sollte. Selbst vor Enduro-Abenteuern im schrofferen, felsdurchsetzten Gelände soll der Bridger nicht zurückschrecken.
Seine unzähligen viereckigen Stollen überziehen die komplette Lauffläche und ragen auch noch weit in die Reifenflanken hinein. Ein einzelner großer, mittig positionierter Stollen wird dabei von zwei kleineren geschlitzten Profilblöcken flankiert. Abwechselnd dazu setzt WTB vier leicht v-förmig angeordnete Stollen ein. Durch diese Anordnung versucht man wohl, den Rollwiderstand auf harten Böden zu minimieren, bildet die Kombination aus großem Einzelblock und in der Mitte platziertem kleineren Profilstollen bei der Reifenrotation eine Art durchgehende Schiene. Die seitlichen Stollen ordnet WTB paarweise in Längsrichtung an, was wiederum der Kurvenstabilität zu Gute kommen dürfte.
Auffallend ist noch der doch relativ große Abstand zwischen den einzelnen Profilreihen, die Selbstreinigung im matschigen Terrain sollte für den Bridger also keine große Sache sein.
Mit nachgewogenen 1093 g ist unser Testexemplar um einiges leichter als die Herstellerangabe von 1207 g. Wie nicht anders erwartet erfolgte die Montage auf unserem AMERICAN CLASSIC Smokin‘ Gun Plus-Laufradsatz vollkommen problemlos, die auffallend flexible Karkasse ließ sich gänzlich ohne Zuhilfenahme eines Reifenhebers über den Felgenrand drücken. 80 ml Dichtmilch und ein kräftiger Luftstoß aus meinem Airshot genügten um den Reifen auf die 40 mm breite Felge zu schießen. Bei 2,0 Bar konnte ich dann eine beachtliche Stollenbreite von 74 mm messen, die Karkassenbreite betrug dabei 71 mm.
WTB war immer schon eine Marke, die auch beid en Reifen nihc tzu exterme Presie verlangt hat und der Bridger ist mit einem UVP von gerade mal 59,90.- Euro keine Ausnahme. Einzelne Internetshops bieten den Reifen derzeit noch günstiger an.
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WTB Trail Boss 3.0
Anders der WTB Trail Boss 3.0. Sein Profil wirkt im Vergleich zum Bringer fast schon mickrig, als würde man einem LKW-Reifen einen Formel 1-Pneu gegenüber stellen. Sein quergestelltes, lamellenartiges, in Zweierreihe angeordnetes Mittelprofil ist für die Übertragung von Brems- und Traktionskräften zuständig, durch den geringen Stollenabstand möchte man den Rollwiderstand gering halten. Inwieweit sich das auf die Selbstreinigung und das Matschverhalten auswirkt wird unser Test zeigen. Die Stollen der zweiten Reihe und die seitlichen Profilblöcke sind abwechselnd versetzt angeordnet, was gerade auf ruppigen Untergründen für kontinuierlich hohe Traktion sorgen dürfte. Das eigentliche Seitenprofil ist zudem leicht schräg angeordnet, um eine Art Schaufelwirkung zu erzielen. WTB verwendet beim Trail Boss übrigens nur geschlitzte Stollen, durch die höhere Flexibilität soll sich das Profil so noch besser an den Untergrund anpassen können, wodurch wiederum die Performance gesteigert wird.
Satte 1129 g zeigt meine Werkstattwaage beim Trail Boss an, nur lächerliche 4 g schwerer als die Herstellerangabe. Nicht unbedingt leicht, aber für sein Volumen durchaus ordentlich.
Auch hier erfolgte die tubeless-Montage ohne jegliche Probleme, erneut sorgten 80 ml Dichtmilch für konstanten Reifendruck. Den ohnehin nicht schmalen Bridger überragte der Trail Boss dann noch ein bisschen, einer Stollenbreite von 75 mm steht eine Karkassenbreite von enormen 74 mm gegenüber. Der Trail Boss baut also etwas runder, seine Flanken sind dadurch aber weniger durch die Seitenstollen vor Feindkontakt geschützt.
Ebenfalls bemerkenswert geringe 64,90.- Euro sind für den Trail Boss 3.0 fällig, ein ebenfalls sehr gemäßigter Preis für den „Chef der Pfade“.
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Meine Erwartungen
Meiner ersten Plus-Ausfahrt blicke ich schon mit Spannung entgegen. Klar, ich bin auch das eine oder andere Mal Fatbike gefahren, was mir jedes Mal unglaublich viel Spaß gemacht hat. Aber richtig technische Trails hätte ich mich damit nicht zu fahren getraut, zu gewöhnungsbedürftig erschien mir dazu das Handlung der dicken Brummer.
Anders bei 27,5“+. Hier erwarte ich mir eine gewisse Sportlichkeit, gepaart mit direktem Handling, guten Rolleigenschaften und hohem Pannenschutz. Zudem sollten die immens breiten Reifen auch bei der Komfortwertung überzeugen können. Wie es mir mit den beiden WTB-Brüdern ergeht, darüber werden wir euch in wenigen Wochen berichten – bleibt also dran!
MiMü