ALUTECH Tofane 29er Enduro – erste Eindrücke: von c_g
(hierzu erschienenen Artikel: Testintro des ALUTECH Tofane, Tofane Prototyp am Garda Festival’13, Tofane auf der Eurobike’13)

Mit einer kurzen, gesundheitlich bedingten, Unterbrechung waren es zwar keine ganzen 3 Wochen, aber doch genug Zeit auf dem ALUTECH Tofane 29er um meine ersten Eindrücke abzuliefern.

10 ALUTECH Tofane

Das ALUTECH Tofane 29er bei seiner ersten Ausfahrt auf sommerlich sonnigen Trails.

Satte 150 mm Federweg am Heck und 160 mm an der Front sind schon mal eine Ansage bei ein 29er. Dazu das für diesen Federweg kompakte Heck mit 438 mm Kettenstrebenlänge und die progressiven Winkel von 66° an der Lenkung und effektive 75° am Sitzrohr. So sehen wirklich moderne Fahrwerke aus … auch wenn das Tofane bereits 2013 entwickelt worden ist du deswegen seiner Zeit deutlich voraus war.
Bleibt nur noch die Frage ob modern auch gleichzeitig gut, vielleicht sogar besser bedeutet.

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Das Federungs-Set-Up

17b ALUTECH Tofane3f ALUTECH Tofane DB Inline Base tune

Das Set-Up der Federung ist nicht weiter schwierig. Die Fox36 FIT4 an der Front verhält sich wie jede andere moderne Gabel auch: Luftdruck auf den passenden Sag einstellen, Rebound passend justieren und losfahren. Weil es sich bei der Testgabel nicht um die in High- und Low-Speed einstellbare HSC2 Kartusche, sondern eine FIT4 handelt, nicht weiter aufwendig. Der CANE CREEK DB Inline CS Dämpfer würde mit seinen Justageoptionen selbst technisch sehr affine Fahrer herausfordern, aber ALUTECH hat seine Hausaufgaben gemacht und bereits einen sogenannten Base-Tune hinterlegt, der sowohl auf der ALUTECH Webseite, wie auch in der CANE CREEK Datenbank online leicht abzurufen ist. So folgt man einfach den Vorgaben des Base Tunes und erreicht so in wenigen Minuten ein erstes Set-Up, von dem aus man – wenn überhaupt gewünscht – weiter optimieren kann.

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Sitzposition und Handling

Der Erstkontakt mit dem Tofane ist schon mal genau wie man es für ein sportliches Enduro-Bike erwarten würde. Mit dem langen Oberrohr (628 mm beim L Rahmen) und der niedrigen Front sitze ich mit meinen normal proportionierten 182 cm Körpergröße, sportlich, aber nicht zu gestreckt oder zu geduckt auf dem Bike. Die Gewichtsverlagerung ist dementsprechend nach vorne gerichtet. Schon im Stand ruht viel Druck auf dem Vorderrad – spürbar aber nicht extrem oder gar störend.

18c ALUTECH Tofane

Auf dem Trail überrascht das Tofane mit einem sehr agilen Lenkverhalten.

Einmal auf dem Trail ist das Erste was mir aufgefallen ist, die unglaublich reaktionsfreudige Lenkung. Von meinem vorherigen Testbike kommend, dem ORBEA Occam TR wirkt das ALTECH Tofane noch agiler und nach williger jede Lenkbewegung sofort umzusetzen. Bereits der geringste Zug/Druck am Lenker sorgt für einen Richtungswechsel. Gerade auf verwinkelten Kursen habe ich das Bike anfangs öfter übersteuert und musste Nachkorrigieren. Einmal daran gewöhnt, wirkte das Tofane wie eine direkte Verlängerung des Fahrers und war wunderbar intuitiv zu fahren. Für meinen Geschmack ist die Lenkung so genau das was ein Pilot sich von einem Race-Enduro erwartet, der das ABC des Bikehandlings sicher verinnerlicht hat – für unerfahrene Plioten ist das Bike fast schon zu reaktionsfreudig.

12a ALUTECH Tofane

Das Tofane vermittelt viel Sicherheit und ist eindeutig so konzipiert, dass man damit anspruchsvolle Trails mit viel Speed fahren kann.

Demgegenüber fördert der Rest des Bikes ein maximales, subjektives Sicherheitsgefühl. Der Rahmen ist sehr steif, die E*THIRTEEN Laufräder zählen zu den präzisesten im 29er Format, die ich kenne und die FOX 36er Gabel gehört ohnehin zu den besten in diesem Bezug. Das bedeutet in der Praxis, dass das Bike sich unter einem halbwegs erfahrenen Piloten unglaublich weit pushen lässt.

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Federungscharakteristik:

Im vorgeschlagenen Base-Tune war mir die Heckfederung für meine Wurzeltrails etwas zu straff und zu wenig komfortabel. Ich könnte mir vorstellen, dass der Tune für alpine Felsentrails und Endur-Races sehr gut funktioniert, aber für meine Hometrails musste ich mit der Low- und High-Speed Druckstufe noch ein wenig runtergegangen. Mit der geringfügigen Veränderung war das Heck dann ein Muster an Sensibilität und schluckte selbst schnelle Wurzelteppiche sehr sicher ohne bei Sprüngen oder Drops seinen Federweg zu bereitwillig freizugeben. Auch Landungen ins Flache ergaben eine volle Nutzung des Federwegs, aber ohne spürbare Durchschläge.

18a ALUTECH Tofane

Der CANE CREEK DB Inline CS Dämpfer ist vielfältig einstellbar und bietet eine Top-Performance.

Während ich mit dem vorgeschlagenen Base Tune das Tofane auch bergauf gut offen fahren konnte, musste ich mit dem sensibleren Tune vor allem auf sehr steilen oder wurzeldurchsetzten Uphill-Trails doch öfter den leicht erreichbaren Climb Switch (CS) Hebels des CANE CREEK DB Inline CS Dämpfers betätigen – aber dafür ist er ja da. Neben seiner speziellen Dämpfungsarchitektur mit kontinuierlichem Ölkreislauf und der resultierenden breitbandigen Einstellbarkeit, mit der er auf fast jeden Hinterbau adaptiert werden kann, ist es ja die speziellen Climb Switch Kletterhilfe, die den Dämpfer auszeichnet. Das Besondere dran ist, dass nicht nur, wie sonst üblich die Low-Speed Druckstufe gestrafft wird, sondern auch noch die Low-Speed-Zugstufe. Der spürbare Effekt ist, dass sich das so Heck nicht nur ruhiger und wippneutraler fährt, sonder gerade über technische Passagen bergauf auch die Traktion deutlich besser wird. Echt klasse!

18b ALUTECH Tofane

Auch bergauf oder im Toureneinsatz gibt sich das Tofane sehr fähig.

An der Stelle möchte ich auch noch mal darauf hinweisen, dass die Kinematik des Tofane Hinterbaus sehr antriebsneutral ist. Man spürt also keinerlei Pedalrückschlag, aber eben auch nur wenig Anti-Squat, weshalb das Tofane ohne zugeschalteter Plattformdämpfung – anders als etwa das BANSHEE Phantom – eben auch unter Pedalzug voll aktiv bleibt.
Apropos Hinterbau. Während des Tests ist mir aufgefallen, dass ich hin und wieder mit der rechten Ferse am Hinterbau streife. Wie schon mehrfach bei anderen Tests angesprochen, fahre ich generell mit leicht nach innen gerichteten Fersen und spüre so was daher oft früher als etwa Fahrer mit gerader Fußstellung. Daher sehe ich das moderate Streifen eher als Hinweis für andere Fahrer, denn als echte Kritik.

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Die Ausstattung

 16 ALUTECH Tofane  16a ALUTECH Tofane  13 ALUTECH Tofane

Die Ausstattung des Tofane blieb bei den bisher meist sommerlich trockenen Trailbedingungen ebenfalls funktionale Schwächen. Die E*THIRTEEN TRSr Laufräder habe ich ja bereits angesprochen. Sie sind sehr steif und tragen zur hohen Lenkpräzision des Bikes bei. Mit den verbauten Reifen, Hans Dampf vorne und 2.25er Nobby Nic hinten und verbauten Schläuchen, ist die moderate Maulweite von 24 mm bisher nie ein Problem gewesen, aber wenn ich die Wahl hätte und weil bevorzugt tubeless fahre, würde ich mir persönlich breitere Felgen wünschen. Auch das lautstarke Knattern des E’THIRTEEN Freilaufs ist Geschmackssache. Die verbaute ROCK SHOX Reverb Stealth mit 150 mm Absenkung passt perfekt zum Bike. Wirklich Top empfinde ich die wunderbar steife E+THIRTEEN TRSr Kurbel mit dem 28er Direct-Mount Kettenblatt In Kombination mit der 11-fach SRAM Kassette (10-42 Zähne) sollte man zwar nicht unbedingt beim Marathon starten, aber bergauf kommt man damit wirklich alles locker hoch. Für den Einsatzbereich des Bikes in meinen Augen sehr gut gewählt. Die SRAM Guide RSC Bremsen sind ebenfalls ohne Tadel – insbesondere mit ihren großen Disc-Rotoren (200 mm vorne und 180 mm hinten) erwarte ich hier auch keine Probleme in Sachen Bremskraft und Standfestigkeit.

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Zwischenstand: 

14 ALUTECH Tofane 18d ALUTECH Tofane

Mittlerweile habe ich das ALUTECH Tofane schon über allerlei Trails bewegt, mal tourenmäßig über Forststrassen und mal gröber und aggressiver. Bis auf die überaus reaktionsschnelle Lenkung und die sportlich-frontlastige Sitzposition blieb Gab es keine echten Auffälligkeiten. Die Federung und Kinematik mit den massiven Federwegen ist ungemein potent und noch bin ich damit auf meinen Trails an noch keine echten Grenzen gestoßen. 18 ALUTECH TofaneTrotz allen Gravity-Potentials blieb das Tofane bisher auch auf gemäßigteren Trails sehr gut zu fahren und hat mir auch bergauf wirklich gut gefallen. In seiner Auslegung und den Fähigkeiten nach, sehe ich den Anspruch des ALUTECH Tofane als potentes All-Mountain bzw. Enduro-Bike voll erfüllt, aber mit dem Zusatzbonus, dass es auch wirklich gute Allroundeigenschaften besitzt. Zum abschließenden Test werde ich noch ein paar kleinere Veränderungen an dem Tofane vornehmen um sein Potential wirklich voll auszuleben … demnächst mehr dazu im Testfazit.

RIDE ON,
c_g