ROCKY MOUNTAIN Element RSL ’17 – Praxiseindrücke aus Kirchberg: von c_g
Manchmal gibt es Bikes, die einen wirklich umhauen – das ROCKY Element RSL’17 des Jahrgangs 2017 ist eins davon. Als ich das Bike bei den Media Days in Kirchberg erstmals zu Gesicht bekommen habe (Vorstellung hier), war ich sofort von dessen unglaublich dynamischer Optik fasziniert und begeistert – ganz besonders in die weiß-rote 999 RSL Version mit dem klassischen Ahornblattdesign hatte ich mich augenblicklich verliebt. Als fahrbare Testmuster hatte ROCKY mehrere Element 970 RSL 1×11 mitgebracht (VK bei 5900.- Euro mit einem Gewicht von gewogenen 12,42 kg) von denen ich in Kirchberg einen Rahmen in Größe L gefahren bin.
Auch die bei den neuen Element serienmäßig verbaute 120 mm Federgabel war sofort als Pluspunkt vermerkt, schließlich hatte mich die BC-Edition des Element MSL bei dem Test seinerzeit so richtig begeistert. Ganz zu schweigen, dass man nun dank RIDE-9, das erstmals beim Element zu finden ist sowohl die Geometrie, wie auch die Federungscharakteristik anpassen kann …
Bei dem Blick auf die Geometrietabelle und montierten MAXXIS Ikon 2.2 Reifen wurde ich allerdings schnell daran erinnert, dass das Element eben doch mehr XC-Racer als Trailbike ist … so zumindest meine erste Einschätzung. Schaut man sich die Geometrie an, fällt der Lenkwinkel (je nach RIDE-9 Position zwischen 69 und 70°) doch eher steil aus und auch das Heck ist mit 439 mm keineswegs so modern progressiv kurz.
Auf einer kurzen XC-Runde mit dem Bike in der Umgebung wurde zumindest ein Teil meiner Annahmenbestätigt: Das Element wurde genau wie seine Vorgänger dazu geschaffen um damit Rennen zu fahren – so effizient und vortriebsstark wie das Bike ist, kann man fast nicht anders als ordentlich in die Pedale zu treten und den Vortrieb genießen. Bei der kurzen Runde wurde auch deutlich, dass der Rahmen noch mal an Steifigkeit zugelegt hat. Anfang hatte ich den Eindruck eines für meinen Geschmack etwas zu hecklästigen Bikes, aber das lag alleine an der vom Vorreiter in der vordersten Position befestigten RIDE-9 Einstellung am Anfang. Kurzerhand auf dem Trail umgeschraubt in die mittlere Neutralposition gebracht, war der Eindruck absolut weg und das Bike fuhr sich genau so mittig wie ich es haben wollte.
Als ich dann nach dem Anstieg in den untersten Teil des Fleckalmtrails eingebogen bin, war ich einerseits gespannt, und andererseits auch etwas nervös, wie sich ein so sportliches Bike mit nur 100 mm Federweg am Heck hier machen würde.
Doch zu meinem ehrlichen Erstaunen hatte ich selbst auf den gröberen Wurzeltrails des unteren Abschnitts einen unglaublichen Spaß mit dem Element. Weder über Waschbrettpisten, enge Wurzelkehren oder in den vielen kleinen Drops kam je das Gefühl, auf, dass das Element hier Fehl am Platze wäre oder das Fahrwerk auch nur im geringsten unbalanciert sei. Ganz ehrlich – dem Fahreindruck nach, würde ich nicht glauben, dass das Element wirklich nur 100 mm Federweg am Heck hat.
Eigentlich hätte die serienmäßig verbaute FOX F34 mir schon ein Hinweis sein können, wo doch die meisten bei einem XC-Bike eine leichtere F32 verbauen, aber manchmal muss man es zuerst erleben! Wie dem auch sein, diese kurze Ausfahrt hat mir gezeigt, dass das Element auch in Sachen Federungsperformance richtig zugelegt hatte … und mich dazu bewogen noch eine zweite traillastige Testrunde damit zu fahren, nämlich den ganzen Fleckalmtrail mit seinen unzähligen technischen Passagen und über 1000 Tiefenmetern.
Ganz besonders hat mich der erstklassige Kompromiss aus Agilität und subjektiver Sicherheit begeistert, der schon ein wenig eher in Richtung XC-mäßiger Agilität tendiert, aber weder in technischen, noch in besonders schnellen Passagen bei mir je das Gefühl aufkommen hat lassen, dass das Bike an seinen Grenzen gewesen wäre. Wieder einmal zeigt, sich, dass die Zahlen eben doch nur einen Teil der Geschichte erzählen, denn dem Handling nach ist das Element MSL 2017 alles andere als konservativ – eher eine unglaublich schnelle Fahrmaschine.
Selbst nachdem ich das Element mit Hilfe der RIDE-9 Verstellung in die „aggressivste“ Position gebracht habe – steilster Lenk- und Sitzwinkel war mir das Bike nicht zu agil oder je nervös. In der mittleren Neutral-Portion hat es mir insgesamt aber am besten gefallen, weil noch sicherer, ohne bei Sportlichkeit und Vorteil irgendwo Kompromisse einzugehen.
Und weil mir das ROCKY MOUNTAIN Element auf dieser ersten Testrunde so viel mehr Spaß gemacht hat, als es ein Rachebike dürfte, habe ich es mir am letzten Tag des Events gleich noch mal geholt – wohlgemerkt, nachdem ich diverse andere Bikes gefahren bin – um meinen Eindruck vom ersten Tag kritisch in Relation zu setzten. Aber statt den positiven Eindruck zu relativieren, hatte ich auch bei der Ausfahrt einfach wieder richtig viel Spaß mit dem Bike – und sowas passiert mir als klar Richtung Trailbike ausgerichteten Fahrer ;-).
Zusammenfassung: Für ROCKY MOUNTAIN ist das Element eines der bestverkauften Modelle – eines das schon viele Erfolge auf der Rennstrecke gefeiert hat. Als Tourenbike wurde es aber wegen des mageren Federwegs von bisher „nur“ 100 mm nie so richtig angesehen. Das neue Element RSL Jahrgang 2017 scheint zwar durch die serienmäßig verbaute Dropper-Stütze, die 120 mm Gabel und das breite Cockpit auf den ersten Anblick als Racebike einen Kompromiss einzugehen, und etwas mehr in Richtung Trailbike zu gehen … doch der Schein trügt.
Meinen Praxiserfahrungen nach ist das neue Element nämlich mindestens genauso schnell und vortriebsstark wie sein Vorgänger. Wenn man ihm bergauf oder auf Strecke die Sporen gibt, wird sofort klar, dass das Element RS ein Marathon und Racebike ist. Bergab und in technischem Gelände zeigt es aber, dass es mindestens genauso viel Trailbike in sich hat und mit den jüngst hier getesteten Trailbikes mit 110 bis 120 mm am Heck ganz sicher auf dem Trail mithalten könnte. Hier greifen die robustere und voll trailtaugliche Ausstattung und der extrem fähige Rahmen Hand in Hand und ergeben ein einfach begeisternd gutes Bike … oder wie ich gegenüber Andreas Hestler „Dr. Dre“ bei der Rückgabe am Stand zusammengefasst habe: „Das 2017er Element ist für mich eines der, wenn nicht sogar das trailtauglichste und spaßigst Racebike, das ich je gefahren bin.“. Worauf hin er mir nur wissend zuzwinkerte und sagte: „Ich weiß … und freue mich schon darauf kommende Woche damit das BC Bike Race zu fahren!“
RIDE ON,
c_g
Ps: Der einzige echte Wermutstropfen ist, dass die Elements erst gegen Jahresende ausgeliefert werden und daher erst um diese Zeit bei den ROCKY Händlern erhältlich sein werden.
Hallo
An dieser Stelle möchte ich mich für die vielen ausführlichen und interessanten Test bedanken. Auch die Rahmengrössenwahl von dir ist aufschlussreich weil wir praktisch die gleichen Masse haben.
Ich bin auf der Suche nach einem neuen Bike das schnell, leicht aber trotzdem mehr als 100mm an der Gabel hat. Ja das Rocky könnte so eines sein! Bei 12,42 kg wäre das Gewicht aber viel zu hoch und eine echte Enttäuschung! Der Rahmenkit soll ja um die 2300 gr wiegen. Die Crest Räder sind auch kein Schwergewicht und der Einfachantrieb drückt das Gewicht ebenfalls.
Ist es möglich dass du dich verschrieben hast und 11,42 kg angeben wolltest? Hast du evt. Werksangaben von Rocky? Leider finde ich nichts im Web.
Vielen Dank und bitte weiter so.
Grüsse
Uli
@ Uli: Danke für das Lob und deine Nachfrage. Allerdings musst du bedenken, dass das Bike mit einer „schwere“ Dropper-Stütze und einer FOX 34 Trailgabel daher kommt. Ich werde aber noch mal nachfragen und hier gegebenenfalls ein korrekte Reicht nachtragen.
Update: Soeben haben wir vom deutschen ROCKY Importeur gehört, die ein identisch aufgebautes Testbike mit 11,9 kg gewogen haben – auch hier mit Dropper-Stütze.