ALUTECH Tofane 29er-Enduro – Testintro: von c_g
Noch nie vorher hat es so lange gedauert von der ersten Vorstellung eines Bikes bis zum offiziellen Test auf TNI. Erstmalig auf dem BIKE Festival in Garda’13 gesehen und danach im Zuge der Eurobike näher vorgestellt, ist das ALUTECH Tofane das Testbike mit der bisher längsten Vorlaufzeit :-).
Doch abgesehen davon ist es auch ein Bike, das seiner Zeit weit voraus war. Schon damals, als die 29er noch durchaus dabei waren eine optimale Geometrie zu finden, haben ALUTECH Frontmann Jürgen Schlender und Sebastian Tegtmeier dieses Bike entwickelt und gebaut … ein Bike, das auch heute noch hochmodern wirkt. Dabei wollte J. Schlender eigentlich nie ein 29er bauen und musst erst von seinem Kollegen dazu überredet werden. Als er aber dann den Prototypen erstmals über die bestens bekannten Trails um Nauders, verflog die Skepsis schnell und wich purer Begeisterung, wie er uns selber erzählte.
Anfangs kämpfte das eigenständige Bike noch unter gewissen Kinderkrankheiten (wegen eines Produktionsfehlers des Zulieferers brachen die Carbonstreben gerne), doch das ist vorbei und das Tofane gehört fest zum Postfolio der Firma aus dem kleinen schleswig-holsteinischen Ort Ascheffel ganz im Norden der Republik.
Doch genug zur Vergangenheit, denn jetzt haben wir dieses wirklich eigenständige Bike zum Test – mit satten 150 mm am Heck und 150-160 mm an der Front.
ALUTECH Tofane – Der Rahmen
Hier was ALUTECH selber über ihre Tofane sagen:
„Unser 29″ Enduro als Trailrakete. Zwei Jahre Entwicklungsarbeit stecken in der Tofane und sie wartet mit einem besonders leichten Aluminium Hauptrahmen und einer Carbon Umlenkwippe sowie Carbon Sitzstrebe auf. Die Kettenstrebe ist aus Aluminium.
Alleine die Carbon-Sitzstreben bedeuten rund 500g weniger Gewicht gegenüber der Alu-Version aus der Fanes, dazu kommt noch Umlenkwippe aus Carbon welche gegenüber eine Aluminum Variante um weiter 125 Gramm leichter ist. Mit diesen superleichten Rahmenbauteilen erreichen wir ein Höchstmaß an Sensibilität im Hinterbau. Neuentwickelte und formschöne Titanschrauben sind bei der Tofane serienmäßig verbaut und werten nicht nur die Optik deutlich auf, sie sorgen ebenfalls für ein Plus an Steifigkeit. Die Hinterbaulager (Lagertyp Enduro Bearing MAX mit mehr Kugeln im Lager für 35% mehr Traglast ) kommen mit einer vollen Fettpackung.
Beim Hauptrahmen der Tofane kommt eine besondere Schweißtechnik zum Einsatz, das sogenannte smooth welding. Gemeint ist damit, dass der Rahmen an den Verbindungen zweimal geschweißt wird. Das Besondere daran ist, dass die Schweißnähte nicht etwa verschliffen werden, sondern eine zweite und leicht versetzt aufgebrachte Schweißnaht die erste Naht glättet und durch die formschlüssigere Verbindung weniger Lastspitzen entstehen können. So entsteht eine noch stabilere Verbindung zwischen den Rahmenrohren. Der Aufwand lohnt sich, denn das Ergebnis ist nicht nur deutlich belastbarer, es sieht auch deutlich besser aus.“
Die große Auffälligkeit an dem Rahmen ist die oben schon genannte Konstruktion mit einem extrem tief bauende Hauptrahmen aus zum Teil intensiv hydrogeformtem Alu, und massiv wirkenden Sitzstreben aus Carbon plus Carbon-Umlenkwippe. Die Kettenstreben genau wie das wunderschön geschmiedete Yoke sind übrigens auch aus Alu, auch wenn man ihnen das aufgrund der schönen Formgebung erst auf den zweiten Blick ansieht.
Über die sehr groß ausgeführten und breit abgestützten Lager, soll der Rahmen ausgesprochen steif sein. Ein typisches Erkennungszeichen aller ALUTECH Modelle ist die spezielle Viergelenkerkinematik mit umgedrehtem Umlenkhebel, welcher den 216 mm (!) langen Dämpfer fast schon von unten ansteuert. Die Kinematik ist dabei auf ein Einfach-Kettenblatt hin optimiert und soll angeblich trotz des üppigen Federwegs sehr antriebsneutral sein. Optisch ist ein ALUTECH Bike dadurch auf alle Fälle sofort wiederzuerkennen.
Schöne Details an dem Rahmen sind zum Beispiel die durchdachte Zugführung – so wird das hinter Bremskabel direkt am Hauptdrehpunkt fixiert (keine Längung beim Einfedern), oder der Schaltzug rechts wunderschön versteckt am Yoke entlang und in der rechten Kettenstrebe geführt. Einfach gut gemacht. Auch die austauschbaren Gewindeanschläge für die PM-Bremsbefestigung an den Carbonsitzstreben wissen zu gefallen. Der Rahmen hat übrigens keinerlei Verstelloptionen eingebaut – weder für die Geometrie, noch die Kinematik. Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, wird der Praxistest zeigen.
Die TWINWORKS Schraubachse arbeitet mit einem 8 mm Inbus, wie er an den meisten Minitools dabei ist. (Anmerkung: Unsere ursprüngliche Aussage, dass man einen 10 mm Inbus für die Achse bräuchte war falsch.) Alternativ kann man das Bike auch mit einer anderen Schnellspanner-Steckachse ordern. In unserem Fall hat ALUTECH einfach das hauseigenen Multitool beigelegt, das über den passenden Inbus verfügt – im Onlineshop für 29,95 Euro zu bestellen.
Weil das Tofane bereits vor ein paar Jahren entwickelt wurde, hat es noch einen normalen 142×12 Hinterbau, soll aber trotzdem Plus-fähig für Reifen bis 2,8“ sein. Damit ist das Tofane also auch eines der wenigen plusfähigen Bikes ohne Boost. Bemerkenswert.
Ach ja, eine ISCG Aufnahme am BSA Tretlager hat das als Enduro entwickelte Bike selbstverständlich auch und wer mit 2-fach Kurbeln fahren will, kann das dank S3-Umwerferaufnahme auch jederzeit machen – heutzutage auch keine Selbstverständlichkeit mehr :-).
ALUTECH Tofane – Die Geometrie
Beim Blick auf die Geometrietabelle fallen sofort der zur Zeit der Vorstellung revolutionäre und auch für heutige Verhältnisse noch sehr flache Lenkwinkel von 66° und der in Relation dazu steile Sitzwinkel von effektiv 75° auf. Bemerkenswert, dass ALUTECH das aktuell bei All-Mountain und Endurobikes so populäre Konzept aus laufruhigem Lenkwinkel und kletterfreudigem Sitzwinkel schon vor über 3 Jahren erkannt und im Tofane so konsequent umgesetzt hat.
Die Kettenstreben fallen mit 437 mm kurz aus, wenn auch nicht ganz so extrem, wie etwa beim SPECIALIZED Enduro aber sehr nahe am BMC Trailfox, beide bei ähnlichem Federweg.
Den Rahmen gibt es in vier Größen von S (Fahrer unter 172 cm) bis XL (Fahrer bis 198 cm). Unser Testbike ist ein Large, der mit einem effektiven Oberrohr von 622 mm (452 mm Reach) schon recht lange ist – dafür ist unser Testbike mit einem 40 mm Stummelvorbau ausgestattet, was die effektive Sitzlänge wieder ziemlich genau in meinen Idealbereich bringt. Ich bin sehr gespannt wie ich damit zurecht kommen werde.
Der Stack ist übrigens bei allen Rahmengrößen (außer XL) genau gleich: Genau 628 mm und 637 beim XL-Rahmen. Ein Grund weshalb das Bike wie ausgeliefert eine sehr starke Sattelüberhöhung besitzt, die ich vermutlich im Laufe des Tests noch entschärfen werde müssen.
ALUTECH Tofane – Die Ausstattung
Beim Blick auf die Ausstattung ist das Testbike fast genau so aufgebaut, wie es auch als Komplettbike auf der ALUTECH Homepage angeboten wird: Mit einem CANE CREEK DB Inline CS Dämpfer, einer SRAM X01 1×11 Schaltung mit E*THIRTEEN TRSr Alukurbel mit sehr kletterfreudigem 28 Zahn Direct-Mount Kettenblatt, einem E+THIRTEEN TRSr Laufradsatz (tubeless-ready und mit 24 mm Maulweite) und einer ROCK SHOX Reverb Stealth mit perfekten 150 mm Verstellbereich.
Nur bei der Gabel weicht unser Testbike vom Standardtrim ab und kommt statt der sonst verbauten FORMULA 35 (hier schon getestet), mit einer FOX 36 Float, aber mit FIT4 Dämpfung und statt der normalen 150 mm Federweg mit 160 mm! Das Cockpit ist ein kurzer aber sehr hochwertig wirkender TWINWORLS Vorbau und eine ANSWER Pro Taper Carbon SL Lenker mit 780 mm Breite. Als Bremsen sind SRAM Guide RSC mit 200 mm Rotor vorne und 180 mm hinten verbaut.
Für den Federweg und das angenommene Potential des Bikes etwas zurückhaltend wirken auf mich die Reifen – vorne ein SCHWLALBE Hans Dampf 2.35 EVO und hinten ein definitiv unterdimensionierter NOBBY Nic 2.25 EVO. Ich bin gespannt, wie das zusammen passt, aber andererseits sind die Reifen immer eine sehr subjektive Sache und ein neuer Satz ist schnell montiert.
Beim Blick auf die Waage war ich wirklich überrascht. Gerade mal 13,15 kg wiegt das komplette Bike (samt schwerer Schläuchen in den Reifen). Das ist bereits so ein echt sehr guter Wert für ein Enduro-Fully Bike, wird aber umso interessanter, wenn man bedenkt, dass das Komplettbike wie hier im Test mit der FORMULA Seriengabel noch unter 4000.- Euro bliebe und auch mit dem Upgrade der FOX 36 nur 4290.- Euro kostet. WOW!
Überhaupt ist das ALUTECH Tofane 29er ein ausgesprochen günstiges Boutique-Bike, denn der Rahmen alleine kommt mit einer einfarbigen Eloxierung auf gerade mal 1899.- Euro (zzgl. 349,90 Euro für den DB Inline Dämpfer) und Komplettbikes gibt es bereits ab 3599.- Euro. Wem die Standardfarben zu eintönig oder langweilig sind, der kann sich sein ALUTECH Bike auch ab Werk in diversen Farben und Finishes bauen lassen. Ich muss offen zugeben, dass es bisher nichts an dem Bike gibt, was mir nicht gefällt – wenn jetzt auch noch die Trailperformance stimmt ….
Soweit zum Testintro des ALUTECH Tofane 29ers – ein Test auf den ich mich schon sehr lange freue. Bald mehr hierzu.
RIDE ON,
c_g
wieso montiert man an einem aktuellen bike den alten (<2014)nobby nic und dazu noch in zu schmal? um das geld sollten wohl auch aktuelle reifen drinnensein?
Ein Test ganz nach meinem Geschmack. Die Frage meines Vorgängers bzgl des Reifens ist absolut berechtigt. Sehr untypisch für Alutech. Das Gewicht ist ohne Pedale oder? Und danach dann bitte das 2016er Trailfox. Das wär’s…
Sorry, aber ich hab noch nie so viele Rechtschreibfehler in einem Text gelesen, wie hier. Das ist nicht zu ertragen…