BROOKS Cambium C13 – Praxiserfahrungen: von Fabian

Nachdem die britische Traditionsmarke für edle Rindsledersättel BROOKS 2014 mit dem Cambium C17 ein Modell mit ins Portfolio nahm, bei dem die Satteldecke aus Naturkautschuk mit einem tweedartigen Baumwollbezug bestand, folgte ein Jahr später mit dem Cambium C15 ein schmaleres, mehr auf sportlichere Fahrer zugeschnittenes Modell. Als Vorteile entfiel bei der Cambium Serie die sonst übliche Einfahrzeit und auch die befürchtetet mangelnde Nässeresistenz des Baumwollstoffs stellte sich als unbegündet heraus.

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Klassisch und doch modern präsentiert sich der neue BROOKS C13 Sattel.

 Dennoch bleib mit dem recht hohen Gewicht – BROOKS gibt für den Cambium C15 ein Gewicht von 405 g an – ein Nachteil bestehen, der sich für sportlich ambitionierte Fahrer nicht wegdiskutieren lässt. Mit dem C13 vollziehen die Briten nun den logischen nächsten Schritt und bringen ein für BROOKS-Standars wahres Leichtbauprodukt. Erstmals in der 150 Jahre währenden Firmengeschichte gibt es nämlich ein Sattelgestell aus Carbon … und schafft so ein mehr als konkurrenzfähiges Gesamtgewicht von 266 g (Herstellerangabe 259 g).

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Schaut man sich das Carbongestell genauer an, erkennt man auch sofort, dass es sich hierbei nicht um „irgendein“ Carbongestell handelt, sondern eines, das den Namen BROOKS auch wirklich verdient. Aus einem Stück gefertigt ist das Gestell  aufwendig geformt, wunderschönanzusehen und alles andere als filigran. Während man bei manchen Carbongestellen schon vorsichtig wird, scheint der C13 für die Ewigkeit gemacht. Der Klemmbereich ist zusätzlich mit Carbonmatten umwickelt und dürfte so auch härtere Klemmattacken unbeschadet vertragen.

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Ein derart formschönes und robustes Sattelgestell aus Carbon habe ich bisher noch nirgendwo anders gesehen.

Bei aller modernen Technologie, die im Gestell liegt, lässt man aber keineswegs die eigene Tradition außen vor: Wie bei allen BROOKS Sätteln geht die Satteldecke mit dem Carbongestell eine gefühlt sehr robuste mit insgesamt fünf Nieten (vier am Heck des Sattels und eine an der Sattelnase) gesicherte Verbindung ein. Das kleine weiße Logo auf einer der Nieten (siehe Bild weiter oben) wirkt sehr dezent und unterstreicht das britische Understatement des Cambium C13.

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Der C13 ist der bis dato sportlichste Sattel der britischen Traditionsschmiede.

Auf dem ersten Blick würde der Sattel fast nicht als ein BROOKS auffallen, was auch an den durchaus sehr sportiven Maßen liegt: Der Cambium C13 bringt es auf eine Breite von 132 mm, ist 275 mm lang und gerade mal 55 mm hoch.

Der BROOKS Cambium C13 ist für einen Listenpreis von stattlichen 200.- € erhältlich und macht den C13 nicht nur zum mit Abstand leichtesten, sondern auch teuersten BROOKS Sattel bis dato. Der Straßenpreis hat sich inzwischen bei etwa 180 € eingependelt, was man durchaus auch als Signal werten kann wie angesagt der Sattel ist.
Dementsprechend gespannt war ich darauf, wie sich der Sattel in der Praxis schlägt und ob er in der Lage ist, den nicht ganz einfachen Spagat zwischen Leichtbau und Komfort zu meistern. Besonders interessant war dabei, inwiefern die Flexibilität der Satteldecke die subjektiv durch die runde Form schmal ausfallende Sitzfläche des Sattels wird relativieren können.

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Praxiserfahrungen

Sieht zwar nicht unbedingt so aus – ist aber ausgesprochen bequem und dämpfend.

Die Sättel von BROOKS genießen aufgrund ihres Komforts bereits einen legendären Ruf bei Reise-, Touren- und sonstigen Langstreckenradlern. Was lag da also näher, als den Erstkontakt mit dem C13 in genau dieses Metier zu verlagern? Wie es der Zufall wollte, stand – kurz nachdem der BROOKS C13 den Weg zu mir gefunden hatte – der Besuch einer Geburtstagsfeier im Chiemgau im Kalender. Von München aus waren das gut 100 Kilometer und für den Sattel bedeutete das: Ab auf das „29Minus“-Bike (ein SPECIALIZED AWOL) und seinen Langstreckenkomfort unter Beweis stellen. Um es dem C13 noch ein wenig schwerer zu machen, zog ich bei dieser Tour statt einer Bikeshorts eine alte, abgeschnittene Jeans inklusive Mittelnaht (und somit einer potenziellen Druckstelle) über die Bib und machte mich auf den Weg.

8 Chiemgau_Gewitterstimmung

Bei seiner Feuertraufe, einer langen Tour an den Alpenrand, konnte der BROOKS C13 sofort überzeugen.

Über Nebenstraßen, Feld- und Kieswege ging es in etwa 5,5 Stunden nach Unterwössen an den Fuß des Hochgern. Der C13 überzeugte mich dabei vor allem durch die hohe Dämpfung des Kautschuks. Meine anfängliche Skepsis gegenüber der gebogenen Form stellte sich als absolut unbegründet heraus. Nimmt man auf dem Sattel Platz, setzt der von gut eingefahrenen BROOKS Kernledersätteln bekannte „Hängematteneffekt“ ein und die Satteldecke passt sich sehr gut an die Anatomie des Fahrers an. Diese Flexibilität war außerdem auch bei der Dämpfung von kleinen, hochfrequenten Unebenheiten auf Schotterstraßen und Kopfsteinpflaster sehr gut spürbar, die es so gar nicht erst bis in den Rücken schafften. Auch ein durch die Jeansnaht hervorgerufenes, unangenehmes Druckgefühl blieb aus und der C13 fühlte sich definitiv nicht so an, als wäre ich erstmals mit diesem Sattel unterwegs. Einzig zwei kurze Pausen zur Feineinstellung der Neigung erinnerten mich daran, dass ein neuer, mir noch ein wenig unbekannter Sattel den Weg an mein Rad gefunden hatte.

Auch am MTB hat er mir richtig gut gefallen …

Nachdem ich mich also auf gemäßigtem Terrain und der Langstrecke von dem Komfort des C13 überzeugt hatte, ging es nun daran, den Sattel im Traileinsatz auf die Probe zu stellen. Zu diesem Zweck montierte ich ihn an mein SURLY Krampus. Hier hatte ich zudem die Gelegenheit, den Sattel in Verbindung mit vier verschiedenen Lenkern (vom 780mm breiten Flatbar bis hin zum Jones Loop Bar) zu testen, deren unterschiedliche Form sich auch auf die Sitzposition auswirkten. Eigentlich ging ich davon aus, nach jedem Lenkertausch auch eine Feinjustage am Sattel vornehmen und so der veränderten Ergonomie Rechnung tragen zu müssen. Dies stellte sich jedoch als unwahr heraus, denn der BROOKS C13 blieb im Zusammenspiel mit sämtlichen Lenkern ungemein komfortabel, wofür ich im Wesentlichen die Anpassungsfähigkeit des Kautschuks verantwortlich mache.

Diese machte sich auch beim Wechsel auf die Sattelnase bemerkbar, wenn es im Sitzen steile Anstiege nach oben ging: Der Sattel blieb dabei stets bequem und sorgte so dafür, dass beim Klettern nur die Beine, nicht aber die Sitzknochen leiden mussten. Insgesamt hat mir die Sattelnase bzw. ihre Form und Länge sehr gut gefallen, da sie im Wiegetritt oder bei der Gewichtsverlagerung nach hinten nicht störte, beim Kurvenfahren jedoch eine ausgesprochen angenehme Kontaktstelle für die Innenseiten der Oberschenkel darstellte.

… und hat so manche schöne Trailrunde mit mit absolviert.

Bei steilen, eher technischen Abfahrten fiel zudem die schmale Bauweise des C13 positiv auf: Trotz des griffigen, denimartigen Obermaterials gab es kein Hängenbleiben der Bikeshorts und auch kurz aufeinanderfolgende Gewichtsverlagerungen stellten absolut kein Problem dar.

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Einziger Kritikpunkt: Das raue Material zieht dem Schmutz richtig an und lässt sich nur schwer wieder reinigen.

Allerdings ist es auch genau dieses texturierte Obermaterial, das für den einzigen wirklichen Minuspunkt des BROOKS C13 sorgt: Matsch und Schlamm finden sehr leicht Halt an der Satteldecke und sorgen so dafür, dass der Sattel unter diesen Bedingungen nach bereits einer Fahrt optisch deutlich gezeichnet und vom ursprünglich edlenen Anthrazit nicht mehr viel zu sehen war. Eingetrockneter Matsch wird zudem an den Schrittbereich der Bikehose weitergegeben, die sich so nach kurzer Zeit ebenfalls bräunlich verfärbt ;-).
Ich persönlich kann darüber hinwegsehen, da ich von einer Ausfahrt ohnehin nur in den allerseltensten Fällen sauber nach Hause komme und außerdem kein Problem mit Gebrauchsspuren jeglicher Art am Bike habe. Wer jedoch Wert auf eine stets makellose Optik legt und nach dem Putzen gerne ein Rad hat, das aussieht wie frisch aus dem Laden, der sollte sich die Anschaffung des BROOKS C13 gut überlegen.

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Zusammenfassung:

Für mich trotz der Problematik die Satteldecke wieder sauber zu bekommen, einer der derzeit spannendsten Bikesättel.

Abschließend möchte ich noch das ohnehin Offensichtliche anmerken: Sättel sind eine höchst individuelle Sache und ich weiß, dass ich diesbezüglich zu denjenigen Radfahrern gehöre, die mit unterschiedlichen Sätteln gut bis sehr gut zurechtkommen. Der BROOKS C13 ist in meinen Augen dennoch einer der Sättel, die es mir besonders angetan haben: Sein Komfort, seine Optik sowie die wunderbare Mischung aus Tradition und Moderne bilden zusammen ein Paket, das mir ausgesprochen gut gefallen hat.
BROOKS ist es mit dem C13 definitiv gelungen, den mit der Cambium-Serie eingeschlagenen Weg fortzusetzen und das, was Sättel der Markt seit 150 Jahren auszeichnet, nun auch auf die Bedürfnisse einer Zielgruppe zuzuschneiden, die Wert auf ein geringes Gewicht sowie sportliche Optik legt.

Fabian