LAST Fastforward Enduro-Hardtail – Vorstellung / Testintro: von MiMü
Endurobikes gibt es ja viele. Meistens handelt es sich dabei um langhubige Fullys aus Alu oder Carbon mit ausgeklügelten Hinterbaukinematiken und sonstigen technischen Fiessen. Sucht man stattdessen nach einem Enduro-Hardtail, dann wird die Auswahl schon kleiner – eines sin wir vor kurzem mit dem 2017er CONWAY WME 29er HT gefahren. Wenn es noch dazu ein Modell mit Stahlrahmen sein soll, genügen fünf Finger um die Kaufoptionen abzuzählen.
Ob sich die deutsche Kleinschmiede LAST diese Marktnische bewußt ausgesucht hat, als sie den Prototypen ihres Stahl-Enduro-Hardtails Fastforward auf der letztjährigen Eurobike gezeigt haben, muss wohl ungeklärt bleiben. Das Feedback des Publikums war jedenfalls so überwältigend positiv, dass man sich noch im Oktober zum Start einer Kickstarter-Kampagne entschloß. Eine weise Entscheidung, denn das Investitionsziel von knapp unter 20.00.- € wurde um ein Vielfaches übertroffen.
Der aus 4130 Stahllegierung geschweißte Rahmen gefällt durch eine cleane, geradlinige Optik, wie sie nur mit Stahl realisierbar ist. Schlanke, zum Teil mehrfach konifizierte Rohre sorgen am Fastforward für eine zeitlose Optik. Ein klassisch schöner Diamantrahmen! Beim Steuerrohr kombiniert man eine interne obere Lagerschale mit einer externen unteren Lagerung. Diese Lösung erlaubt die Verwendung von Tapered- oder 1 1/8-Zoll-Gabeln, je nach verwendetem Steuersatz.
Das Sitzrohr hat einen Durchmesser von 31,6 mm und ist sowohl für extern angesteuerte Dropper-Sattelstützen als auch für Stealth-Varianten geeignet. Eine dafür notwendige Öffnung befindet sich am unteren Ende des Sitzrohres. Montage- und servicefreundlich zeigt sich das BSA-Tretlager mit 73 mm Breite, das auf der Antriebsseite zusätzlich über eine ISCG 05 Aufnahme verfügt.
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Richtig spannende Details befinden sich auch im hinteren Rahmendreieck:
LAST vertraut beim Fastforward auf einen asymmetrischen Hinterbau, dessen Hinterradnabe um 6mm zur Antriebsseite hin versetzt wird. Dadurch sind die Speichenwinkel zwischen linker und rechter Laufradseite nahezu gleich, was der Steifigkeit, Robustheit und im Endeffekt auch der Haltbarkeit zu Gute kommt.
Auch ohne Boost kommt das LAST Fastforward damit auf eine Kettenlinie von 52 mm, was wiederum den Verschleiß von Ritzeln und Kettenblatt reduzieren soll. Gegen den Trend immer breiterer Hinterradnaben (ich denke da an 142 mm oder 148 mm Boost) greift man auf 135 mm breite Quick-Release-Nabe zurück. Der normalerweise lose Schnellspanner wird allerdings durch eine spezielle 9 mm Schraubachse getauscht. Diese klemmt nicht nur das Hinterrad in den Ausfallenden, sondern fixiert auch noch zuverlässig das Schaltauge.
Wo wir schon bei den Ausfallenden sind – hier wartet der nächste Clou des Rahmens: Mittels zweier Rändelräder in den horizontalen Ausfallenden ist die Kettenstrebenlänge von 426 bis 436 mm stufenlos einstellbar.
Die breit geführten Sitz- und Kettenstreben sollen nicht nur der Steifikeit des hinteren Rahmendreiecks dienen, sie sind auch notwendig für die nächste Besonderheit des FASTFORWARD-Rahmen: als Käufer hat man die Wahl zwischen 29“ und 650+ Laufrädern. Bis zu 2,35“ breite 29er-Reifen sollen dabei zwischen die Streben passen (LAST selbst hat efolgreich auch den 2,5“ MAXXIS Minion verbaut), Plus-Format-Reifen schafft der Hinterbau bis 2,8“ Breite. Ganz dem aktuellen Trend zur Vielseitigkeit hin folgend erhält also zwei Bikes zum Preis von einem! Wer mag, kann sogar ein großes Vorderrad mit einem kleineren Hinterrad kombiniert – möglichkeiten über Möglichkeiten!
Schön anzusehen ist noch die LAST-eigene Bremssattelaufnahme an der hinteren Sitzstrebe. Die Aufnahme wird von innen an der Strebe fixiert und mittels Langloch an die eingestellte Kettenstrebenlänge angepasst. Eine simple und gleichzeitig effektive Lösung.
Auch an die dauerhafte Wetterbeständigkeit der Schaltzüge hat man bei der Entwicklung des Fastforwards gedacht, indem man den Rahmen mit aufschraubbaren Führungen für durchgehend verlegte Außenhüllen ausgestattet hat. Die hintere Brems- sowie eine möglicherweise verbaute Stealth-Leitung werden ebenfalls zuverlässig in diesem leichten und formschönen Führungen gehalten.
Für mich als 1-fach Befürworter nicht gerade zwingend notwendig, aber dennoch eine Erwähnung wert: der Rahmen kann auch mit 2-fach Kurbel aufgebaut werden, die Verwendung von Shimano’s Side Swing-Umwerfern soll möglich sein. Damit ließe sich mit dem LAST Fastforward auch ein superbes Touren-Enduro-Hardtail verwirklichen.
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Wirklich spannend, ja fast schon extreem wird es auch, wenn man sich die Geometrie des Bikes ansieht.
Ein 64° flacher Lenkwinkel ist auch im extremeren Enduro-Bereich keineswegs alltäglich. Wenn man sich etwas genauer im aktuellen Markt umsieht bleibt das Fastforward nach unserer Kenntnis alleine auf weiter Flur. Mit einem derart flachen Winkel fliegen sonst nur ausgewachsene Downhill-Bikes die Berge hinunter. LAST verspricht sich dadurch natürlich eine enorme Laufruhe und Stabilität bei Highspeed-Passagen, wirkt dem möglichweise sperrigen Handling in engen Sektionen aber mit dem besagten kurzen Hinterbau und einem kurzen Vorbauten zwischen 35 und 50 mm entgegen.
Für eine gute Pedalierbarkeit bedient man sich eines recht steilen 73,8° Sitzwinkels, wodurch der Tritt ergonomisch günstiger mehr von oben als von hinten erfolgen soll.
Der relativ große Reach (in meiner Rahmengröße Medium immerhin 425 mm) dürfte dennoch für eine etwas sportlicher-gestreckte Sitzposition mit ordentlich Druck auf dem Vorderrad sorgen, die Tretlgerabsenkung von 55 mm integriert den Fahrer dabei gut im Bike.
Es wird den Rahmen in drei Größen geben M (40cm Sitzrohr), L (45cm) und XL (50cm). Nach eigenen Aussagen will LAST damit Fahrer von 166 cm bis 198 cm bedienenkönnen.
Fünf verschiedene Pulverbeschichtungsfarben stehen dabei zur Auswahl wobei online steht, dass nur mattschwarz, und klar rot auch später bestellt werden könne, während die grüne und blaue ganz transparent Farbvariante nur für die Unterstützer der Kickstarter-Kampagnie bestellbar waren. Alle außer der mattschwarzen Variante sind dabei transparent ausgeführt und lassen so die Verfärbungen des Schweißvorgangs durchschimmern. Wunderschön!!
Für einen derart robusten und dennoch erschwinglichen Stahlrahmen bleibt das Gewicht des LAST Fastforward mit 2,603 kg für den pulverbeschichteten Rahmen in Medium überraschend moderat. Die spezielle Achse schlägt kommt mit weiteren 27 g dazu. 2630 g für einen derartigen Rahmen in Stahl ist keineswegs übertrieben.
Sehr vernünftig ist auch der Preis des Rahmens. Nur 549.- Euro verlangt LAST für den Rahmen. Es werden aber auch verschiedene Build-Kits und drei Komplettbikes von 1949.- bis 2949.- angeboten. Ein vergleichbares Ragley Bigwig kostet mit umgerechnet 572.- € in etwa gleich viel.
Mehr Einzelheiten zu den verschiedenen Bikes findet ihr hier.
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Glücklich schätzen dürfen sich alle, die bereits ein Fastforward ihr Eigen nennen dürfen, denn in der Zwischenzeit sind nur noch wenige Rahmenkonstellationen verfügbar. Wer jetzt eine der schon vergriffenen Varianten per Pre-Order bestellt, kann mit einer Auslieferung im November rechnen.
Für mich war schon nach dem ersten Blickkontakt auf der Eurobike klar: Sollte dieses Bike je in die Serienproduktion gehen, dann muß ich eines haben. Der schlanke, geradlinige Stahlrahmen, die hoffentlich gut pedalierbare, laufruhige Geometrie und noch dazu die Möglichkeit, zwei verschiedene Laufradgrößen zu verwenden – mein Interesse war geweckt und die Kraditkarte war gezückt.
Außerdem fehlt mir bis dato ein spaßiges Trailbike in meinem Fuhrpark. Mit dem Flair eines Sorgloshardtail und Endurohardtails zugleich, ein Bike das für die Feierabendrunde genau so gut geeignet ist wie ausgiebige Enduro-Abenteuer oder gelegentliche Ausflüge in den Bikepark. Seit der erfolgreichen Kampagnenbeendigung Ende Oktober’15 sind einige Monate vergangen, und die Wartezeit seitdem war schier unterträglich lang. In regelmäßigen Abstanden versorgte LAST uns Supporter aber mit Updates, ein netter Zug der Jungs aus Mülheim. Aber ich war nicht untätig und habe die Wartezeit zum Tüfteln und Grübbeln benutzt – denn eines stand für mich von Anfang an fest: Nur ein Custom-Bike kommt in Frage.
Wie mein LAST Fastforward in einem Probeaufbau aussieht könnt ihr hier schon mal sehen, um herauszufinden wwas wir genau damit vorhaben, werdet ihr demnächst erfahren – jetzt müßt ihr erst einmal Geduld beweisen!
MiMü
Hallo,
ich habe den Rahmen schon seit längerem im Auge und konnte ihn schon beim einem Testevent probefahren und war begeistert.
Ich nehme mal an, es handelt sich bei deinem Rahmen um die Version V1. Mich würde ein Vergleich zur Version V2 interessieren. Steht Ihr mit dem Hersteller im Kontakt? Es wäre toll, genauere Infos zu den Veränderungen zu bekommen.
Viele Grüße
Hallo,
das Last Fastforward ist nicht ganz allein auf der Extremgeometrie Flur. BTR Fabrications bietet ebenfalls Stahl-Hardtails mit offensiver Geo an.
Das Ripper AM hat ebenfalls 64° Lenkwinkel, das Belter gar 61°…
Bin gespannt auf erste Fahreindrücke!
Grüße
Edit: Link vergessen: https://www.btr-fabrications.com/product-category/frames/