MAGURA Vyron eLECT Dropper-Stütze – Testintro und erste Eindrücke: von OLI

Perfektes Timing – weil meine  am NINER WFO9 verbauten ROCK SHOX Reverb Dropperstütze ohnehin einen Komplettervice brauchte, kommt mir der Test mit der MAGURA Vyron eLECT Stütze gerade  recht.  Kürzlich konnte Grannygear auf dem MAGURA Presscamp in Sedona auch einen kurzen Eindruck der neuen Vyron „erfahren“. Wir haben glücklicherweise die Möglichkeit, sie einem ausführlicheren Test zu unterziehen und uns die Details genauer anzusehen.

1 MAGURA Vyron

Hier ist das MAGURA Vyron eLECT Komplettpaket zu sehen – nicht abgebildet: die ausführliche Bedienungsanleitung.

Magura hat sein Portfolio der elektrisch angesteuerten Teile seit der ersten Einführung des eLECT Systems im Presscamp 2013 deutlich erweitert und zur Eurobike 2015 mit der Vyron die erste Teleskop-Sattelstütze (oder auch Variostütze) mit Funkfernbedienung präsentiert.
(Vyron ist übrigens ein Vorname, dessen Bedeutung so umschrieben wird: “At the cattle sheds”. Damit gibt Magura einem Bauteil am Bike wieder mal einen Namen ,wie zuvor Marta, Julie, Gustav…)

Seit ein paar Monaten ist sie nun auf dem Markt und für ca. 400,- Euro erhältlich und liegt damit preislich etwa im Rahmen einer Rock Shox Reverb Stealth. Gewichtsmäßig schafft es die Stütze mit 150 mm Verstellweg, die in einer Länge von 446 mm (!) in Stützendurchmessern von 30,9 und 31,6 mm erhältlich ist, knapp unter 600 g zu bleiben. Das ist absolut erstaunlich, denn allein die Stütze bringt es schon auf gemessene 578 g. Somit liegt das Ziel, unter 600g zu bleiben, maßgeblich an der federleichten Bedieneinheit am Lenker.

2a MAGURA Vyron 2 MAGURA Vyron

Erkennbar ist auf dem linken Bild die eigentliche Elektronik in der Stütze. Dieser Block ist wie eine kleine Satteltasche hinter dem eigentlichen Klemmkopf fixer Bestandteil der Stütze. 3 MAGURA VyronAuf der linken Seite sind hinter eine Silikonabdeckung der On/Off-Schalter, der Anschluss für einen Micro-USB-Stecker und – erst einmal nicht erkennbar – eine LED-Leuchte. Diese LED-Leuchte stellt die Ladekontrolle dar, auf die wir unten noch einmal zu sprechen kommen werden. Auffällig ist auch, dass der Stützenkopf mit zwei Schrauben (Achtung: Torx 25, wie fast alles bei MAGURA!) fixiert wird – und das außermittig nach vorne versetzt.

4 MAGURA VyronUnten sitz das AV-Luftventil, mit dem sich die Luftkammer mit jeder handelsüblichen Dämpferpumpe befüllen lässt. Wichtig ist hier, sich an die Vorgaben von Magura zu halten, denn die Stütze muss mit 13 bis 15 bar befüllt werden. Damit soll gewährleistet sein, dass ausreichend Druck da ist, die Stütze schnell genug auszufahren. Ich habe erst einmal mit dem Mittelmaß, mit 14 bar begonnen.

6c MAGURA VyronWie eingangs bereits gezeigt beinhaltet das System neben der eigentlichen Stütze noch den eLECT-Remotehebel (mit passender Batterie), die Lenkerschelle, einem Spanngummi (plus Ersatzgummi), sowie das Ladekabel mit USB Anschluss geliefert. Erwähnenswert ist an der Stelle auch die sehr gute und hilfreiche Bedienungsanleitung  – nicht selbstverständlichen einer Welt der eher üblichen digitalen Dokumentation.

Sieht man sich den Hebel genauer an, so sieht man, dass er auf Leichtbau getrimmt ist und dass er unterseitig gerundet ist. MAGURA empfiehlt es zwar den Hebel rechts zu montieren, aber technisch, wie auch wegen der gekippten Schrift ist es im Grunde egal. Wegen meines Grip-Shift Schalthebels rechts der nicht mit dem Remote kombinierbar ist, habe ich ihn aber links montiert.

5 MAGURA Vyron 5a MAGURA Vyron
Für die Bedienung der Stütze ist nur der mittlere runde Knopf notwendig. Die anderen beiden Hebel sind für die zuschaltbaren Dämpfer bzw. Federgabel sollte man die ebenfalls am Bike fahren. Anders als die kompakt und massiv wirkende Stütze ist der Remote in seiner Haptik fast schon filigran. Zum Teil liegt das sicher an dem ultraleichten Gewicht des Remote (ca. 20 g) aber sicher auch daran, dass der Spanngummi den Hebel auch nicht hundertprozentig fest am Lenker fixiert – ein wenig Spiel bleibt immer.

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Vor dem Start: Vor der Inbetriebnahme sind noch zwei Dinge zu erledigen. Mit dem mitgelieferten Kabel muss der Akku im Stützenkopf erst einmal ca. drei Stunden geladen werden:
6 MAGURA VyronSo lange der Akku noch nicht voll ist, blinkt die Leuchte, wenn er dann geladen ist, leuchtet sie dauerhaft rot (im Foto sichtbar). Der Akku ist fest montiert und lässt sich nicht demontieren, weshalb man die Stütze zum Nachladen auch am besten aus dem Rad nimmt um mögliche Schäden am Anschluss zu vermeiden, wie es Fomeracer beim Laden seiner eLECT Testgabel passiert ist.
Zuletzt muss man die Sütze noch mit der Fernbedienung koppeln bzw. funktechnisch verbinden oder wie MAGURA es nennt „pairen“. Mit der beigelieferten Bedienungsanleitung ist das relativ einfach zu machen. Wichtig ist nur, dass man andere ANT+ Geräte (z. B. Navigationsgeräte) außerhalb der Reichweite von ca. 40 m (!) ablegt, da sonst das Pairing gestört ist. ANT+ hat den Vorteil, dass sehr wenig Strom verbraucht wird und damit die Akkukapazität verlängert ist.

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Erste Montage: 

Schneller geht es kaum mit der Montage einer Variostütze. Ist einmal der Bedienknopf mit dem Stützenkopf „gepairt“, muss nur noch der Sattel mit den wie Torx-Schrauben am Stützenkopf fixiert und die Stütze dann im Sitzrohr auf der richtigen Höhe geklemmt werden. Keine Kabel innen oder außen, keine Kabelbinder, nichts. Ein wahrgewordener Schraubertraum!8 MAGURA Vyron
Am Rad montiert macht die MAGURA Vyron dann eine außerordentlich gute Figur. Wer eine Stütze mit innen liegendem Zug sein eigen nennt, wird keinen Unterschied erkennen – außer eben, dass am Cockpit ein Zug weniger abgeht.
8b MAGURA VyronFür mich als Besitzer einer Stütze mit außenliegendem Zug ist das erst mal ein ästhetisches Aha. Die kleine Schaltzentrale hinten mit der Elektronik fällt mit dem montierten Sattel kaum mehr auf.
Allerdings hat die Elektronikbox hinten auch den Haken, dass sich Satteltaschen nur etwas aufwändiger montieren lassen. Glücklicherweise sind meine Gurte etwas länger aber mit manchen Taschen wird das nicht gehen – wenn sie straff gefüllt sind.
Eine andere Besonderheit, die man auf dem Bild gut erkennt, ist, dass der Klemmkopf gegenüber der Stützenachse um etwa 5 mm nach vorne versetzt ist.

6b MAGURA Vyron 6a MAGURA Vyron

Den Remotehebel habe ich wie oben genannt links mit dem Klemmgummi befestigt. Anfangs hatte ich den Hebel nach innen gerichtet mit dem Druckknopf nach außen, doch schon bald hat mich der etwas wackelige Sitz des Remote irritiert. Deswegen habe ich dann den Remote um 180° gedreht, damit der Fortsatz auf der Schelle der Bremse (oder dem Schalthebel) aufliegt und damit stabiler auf dem Lenker sitzt. Die effektive Position des Druckknopfes bliebt dabei in meinem Fall die gleiche.

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Erster Eindruck

9 MAGURA Vyron
Neben ordentlichen Rides auf meinen Heimattrails hatte ich auch die Chance, die Stütze bei mehreren Touren im Soca-Tal auf meinem NINER WFO auf Herz und Nieren zu testen. Da hier alles geboten ist und es auch mal nach langen Aufstiegen technisch knackig zur Sache gehen kann, dachte ich, dass das das ideale Testgebiert für mich ist. So ging es dann mit dem NINER gen Süden.

9b MAGURA VyronAus dem Auto ausgepackt muss die eingefahrene Stütze erst einmal heraus gefahren werden. Da aber die Elektronik einen automatischen Energiesparmodus besitzt (aktiviert sihc nach 5 min ohne Signal vom Remote), mit dem sie in einen Schlafmodus verfällt, muss die Elektronik der Stütze zuerst mit einem sanften Druck auf den mittleren Knopf reaktiviert bzw. „geweckt“ werden. Dann heißt es ca. 0,5 Sekunden warten, bis sich der Mechanismus am Stützenkopf hörbar öffnet und die Stütze flott ausfährt. Ein kurzer Funktionstest, ob sie auch wieder einfährt, ist hier für mich obligatorisch und auch hier muss mit ca. 0,5 Sekunden Verzögerung gerechnet werden.

MAGURA schreibt selber, dass sich mit einer Akkuladung etwa 400 Öffnungs- oder Schließzyklen ausführen lassen und ich war mir anfangs nicht sicher, ob das bei mir auch reicht. Hatte ich den Akku richtig voll geladen? Doch ich hatte nach den vier Tagen keinen Abfall an Leistung gespürt und sie würde vermutlich auch eine oder zwei Wochen länger halten – rechnet man vielleicht zwanzig Hübe am Tag (20×2=40). Die zur Sicherheit mitgenommene Ersatzstütze war also komplett unnötig gewesen und auch das Ladegerät bleib unbenutzt.
9a MAGURA VyronAußerdem ist das Ladethema heutzutage auch unterwegs gar nicht mehr so brisant, denn mit einer kleinen Powerbank (bereits für wenige Geld und ab ca. 40 g zu haben) kann man sein Smartphone bzw, hier die Stütze ohnehin ganz einfach aufladen. Und weil die meisten Smartpjones (außer Apple 😉 ohnehin über den Micro-USB Standard geladen werden, brauhc tman auch nicht unbedingt ein zusätzliches Ladekabel.

Von der Funktion her hat die MAGURA Vyron mich bislang sehr positiv überzeugt. Sie fährt (mit Belastung) sanft und schnell ein und hat genau die richtige Ausfahrgeschwindigkeit ohne zu heftig nach oben zu schnellen. Der Hub mit 150 mm ist mehr als ausreichend und sie hat seitlich fast kein Spiel.

An drei Dinge, die auch Grannygear bei seinem Kurztest aufgefallen sind, muss ich mich aber immer noch gewöhnen:

  • Zum einen ist da die geringe, aber doch mitunter relevante Verzögerung von ca. 0,5 Sekunden. Bei jedem Druck auf den mittleren Knopf an der Fernbedienung habe ich bislang immer ganz kurz warten zu müssen, bis der Mechanismus an der Stütze öffnet, bevor sie nach unten gedrückt werden oder ausfahren kann.
  • Zum anderen ist da der für meinen Geschmack zu wenig erhabene Bedienknopf an dem eLECT Remote. Auch wenn es absolut zu begrüßen ist, dass sich in einer Einheit die Funktionen für die anderen mittlerweile ansteuerbaren Einheiten Gabel und Dämpfer bedienen lassen können sollen, so ist der Taster zu klein und zu wenig erhaben. Es bedarf doch einiger Übung , auch in kritischen Situationen den Taster punktgenau zu treffen.
  • Zuletzt ist da noch die Tatsache auch so, dass man sich bewusst sein muss, dass die Elektronik der Stütze nach einer gewissen Zeit in den Schlafmodus verfällt. Diese Maßnahme, so sinnvoll sie auch ist um die Akkuleistung zu optimieren, sorgt dafür, dass man nach längerer „Nichtbedienung“ der Stütze zuerst einen Tastendruck braucht um die Stütze aufzuwecken und dann einen weiteren um die hydraulische Arretierung zu lösen. Derartiges ist mir mehrfach nach längern Auffahrten auf den Berg passiert, wenn ich schwungvoll in den Trail gezogen bin und die Sütze absenken wollte. Das ist anfangs gewöhnungsbedüftig, aber ich denke, dass man das schnell verinnerlicht, so wie man als Biker auch gelernt hat, wenn vermeidbar nicht unter Vollast zu schalten.

Interessant finde ich, dass sich die Erfahrungen mit der Stütze mit denen des ersten Einducks von Grannygear weitgehend decken. 8a MAGURA VyronNun ist die Bedienung aber so neu und so anders, dass vieles sicher auch wie oben schon beschrieben einer Eingewöhnungszeit bedarf, die ich ihr oder mir gerne noch zugestehe. Bis dahin macht es mir erst mal einfach nur Spaß mit der MAGUAR Vyron die Trails zu rocken ;-).

OLI