WTB SL8 Sattel – Erfahrungsbericht: von c_g

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Der SL8 ist der jüngste Zugang im umfangreichen Sattelsortiment von WTB.

Der WTB VOLT gehört schon langem zu unseren Lieblingssätteln – schlank und sportlich, mit einer direkten Polsterung und dennoch ausgesprochen komfortabel und angenehm geschwungen um auch für lange Touren viel Halt und Sitzkomfort zu bieten.
Da war ich natürlich gleich neugierig als WTB den neue SL8 vorgestellt hat, der in der Grundform viel vom Volt übernimmt (siehe Vergleichsbilder weiter unten), aber etwas gerader geschnitten sein soll. Gute Vorzeichen also für einen Test.
Auch in seinen Ausmaßen sind sich der SL8 und der VOLT recht ähnlich –mit 128 x 263 mm (auf dem Sattel vermerkt und nachgemessen – die Webseite nennt 127×255 mm) fällt der SL8 lediglich geringfügig schlanker und kürzer aus. Zum Vergleich – der WTB Volt misst in seiner Grundform 135×265 mm, ist seiner Beliebtheit wegen mittlerweile aber auch in breiteren Versionen verfügbar.
Der SL8 verfügt über die bewährte „Love Channel“ Entlastungsrinne entlang der Mittelachse, welche für eine gute Entlastung empfindlicher Nervenbahnen im Sitzbereich sorgen soll.

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IN seiner dezenten Rundung findet der SL8 einen in meinen Augen sehr guten Kompromiss aus Halt und Beweglichkeit.

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Die für WTB übliche Rundung im Sitzbereich mit erhöhtem Heck ist beim WTB SL8 (links) aber einen Tick weniger ausgeprägt als etwa beim WTB Volt (rechts).

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Die druckmindernden Aussparungen und Flexzonen der Kunststoffschale sind von unten gut zu erkennen

Beim Blick von unten erkennt man die ebenfalls typische Aussparung in der Mitte („Comfort Zone“) sowie sternförmigen Einschnitte unter den Sitzknochen. Beides Aspekte um den punktuellen Druck besser zu verteilen und bereits vielfach bewährt.

Die Polsterung selber ist WTB’s eigener DNA-Schaum, der sowohl leicht wie auch dauerhaft formbeständig ist. Sie fällt nicht hoch aber dennoch ausgeprägt genug aus um auch wenn man das Bike viel mit den Oberschenkeln führen will, keine Druckstellen zu bekommen.
Die leicht nach unten gezogene Sattelnase fällt recht schlanker aus, weswegen WTB den SL8 wohl anfangs auch eher für XC und Cyclocross entwickelt hat. Erste Feedbacks der Teamfahrer und auch verschiedener Tester haben aber gezeigt, dass er sich wohl auch genauso gut für technische Trails und All-Mountain eignet. Eine Annahme die ich meinen Erfahrungen nach durchaus bestätigen kann.

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Ich fahre den WTB SL8 bereits seit Ende März und bin damit nach einer kurzen „Eingewöhnungsphase“ sehr gut zurecht gekommen.

Wie fast immer bei WTB gibt es auch den SL8 diversen Versionen. Die einfachsten Version des SL8 ist mit dem Pro bereits ein echter Performance-Sattel, der durch hohl geschmiedeten Cro-Mo-Gestell bereits ein sehr gutes Gewicht von nur 203 g erreicht. Die leichteste Carbon-Version des schlanken S8 (mit Carbongestell und –unterbau kommt gerade mal auf 149 g. Wir haben das dritte verfügbare Team Version zum Test erhalten, die mit Titangestell ebenfalls auf magere 193 g kommt. Die noch günstigeren Comp- und Race-Version fehlen derzeit beim SL8 noch.
Die Preise rangieren von 99,90 Euro, für den SL8 Pro, über 149.90 Euro für den hier getesteten SL8 Team bis zu 219.90 Euro für den SL8 Carbon.

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Praxiseindrücke: Der Erstkontakt nach den Vorstellungsfotos und dem direkten vergleich zum VOLT viel sofort positiv aus. Ich weiß dass ich was mein Hinterteil angeht recht anpassungsfähig bin und mit verschiedensten Sätteln gut zurecht kommen kann, aber es gibt dennoch etwas wie eine subjektive Vorliebe. Diese Vorliebe hat der SL8 mit seiner nur sachten Wölbung sofort getroffen. Er bietet einerseits genug Halt und „Integration der Sitzknochen“ damit man auch bergauf oder auf langen Touren nicht unnötig Haltearbeit aufbringen muss – etwas worunter manche besonders geraden oder auch nachte Carbonsättel oft leiden. Andererseits ist er doch so straff gepolstert und besitzt eine nur so dezente Wölbung, dass man nie in eine Position „hineinfällt“ bzw. auf eine Position festgelegt ist.

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Im Testeinsatz hat sich der WTB SL8 sehr gut bewährt.

Während ich daher die Wölbung als absolut trail-tauglich und für meinen Geschmack perfekt ansehe, ist die schmale Bauweise eine Sache, die mir nicht von Anfang an zusagt hat. Mit einem gemessenen Sitzknochenabstand von 11,5 cm ist mir die sehr schlanke Form des SL8 in der Anfangsphase des Tests doch öfter aufgefallen. Als Zeichen für die Adaptionsfähigkeit des Menschen ist der Eindruck aber schon nach kurzer Zeit wieder verschwunden und auch Touren von 4-5 h waren damit dann kein Problem mehr. Fahrer mit etwas geringerem Sitzknochenabstand dürften aber sofort damit klarkommen.
Was die Materialqualität und Haltbarkeit angeht, konnte ich im bisherigen Testverlauf keinerlei Defizite oder Schwächen feststellen. Das Gewicht und der Preis sind ebenfalls voll OK.

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Auch 2 1/2 Monate im Testeinsatz haben beim WTB SL8 bisher kaum sichtbare Spuren hinterlassen. Die seitlichen Kevlarflanken sorgen für zusätzliche Robustheit.

Zusammenfassung: Die Sattelwahl ist immer eine individuelle und subjektive Sache – eine Pauschalempfehlung kann man daher nie aussprechen. Mir persönlich hat der zuerst für Cyclocross und XC-Racing entwickelte WTB SL8 auch auf Touren und sogar im technischen All-Mountain-Einsatz sehr gut gefallen. In seiner Formgebung trifft der SL8 für mich eine optimale Balance aus stützender Wölbung und dennoch ausgezeichneter Bewegungsfreiheit, während die Polsterung  mir genau das richtige Maß aus Dämpfung und Direktheit bietet.
Einzig die schmale Bauform erforderte von mir etwas Eingewöhnung – danach blieb er aber auch auf langen Touren komfortabel. Für mich persönlich käme wohl eine 1 bis 1,5 cm breitere Variante des SL8 einem perfekten Sattel schon sehr nahe, aber etwas schmäler gebaute Fahrer dürften ihn sofort lieben. Wieder ein rundum gelungener Sattel von WTB.

RIDE ON,
c_g