DT-SWISS OPM O.D.L. 130 Federgabel – Testintro: von MiMü
Es ist nicht einmal zwei Jahre her, dass c_g die eidgenössische 29er Trailgabel auf Herz und Nieren getestet hat. Sein Intro, die nachfolgenden Ersten Eindrücke sowie das durchwegs positives Fazit habt ihr bestimmt gelesen.
Warum wir die Gabel jetzt einem neuerlichen Test unterziehen, ist leicht erklärt: DT-SWISS hat sich ein interessantes technisches Update einfallen lassen, was einen genaueren Blick lohnt – in den News aus Riva hatten wir schon kurz darüber berichtet.
Bevor wir uns an die Neuerungen wagen, hier noch einmal kurz erklärt was die kryptischen Abkürzungen in der Modellbezeichnung bedeuten:
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OPM – One Piece Magnesium Casting
One Piece Mag, oder kurz OPM, nennt DT-SWISS seine aus einer speziellen Magnesiumlegierung hergestellte einteilige Tauchrohreinheit. Die Rohrdurchmesser, die Gabelbrücke mit ihren auffälligen Verstrebungen oder die Ausfallenden – jeder einzelne Abschnitt wurde exakt den auftretenden Kräften angepasst. Dadurch verspricht man sich (oder uns) ein Maximum an Leichtbau bei höchstmöglicher Steifigkeit, Lenkpräzision und Haltbarkeit.
Wie in dem vorhergehenden Test bereits belegt, machen die auffälligen Verstrebungen der rückwärtigen Gabelbrücke die Gabel sehr torsionssteif. Interessant ist auch, dass die OPM so breit konstruiert ist, dass selbst Reifen bis 2,8 Zoll Breite zugelassen sind. Und das bei Verwendung einer normalen 100mm breiten Nabe! Anhand der Bilder könnt ihr gut sehen wieviel Platz zwischen dem immerhin 61 mm breiten VITTORIA Morsa und den Holmen noch bleibt.
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O.D.L. – 3-stufige Druckstufendämpfung
O.D.L. ist DT-SWISS’s eigens entwickeltes Dämpfungssystem, das es dem Fahrer mit Hilfe der drei Stufen „OPEN“, „DRIVE“ und „LOCK“ ermöglichen soll, sein Fahrwerk an den jeweiligen Untergrund anzupassen:
- Open Mode: Ideal für Fahrten auf rauen, felsigen und wurzligen Trails. Die Federung arbeitet über den gesamten Federweg und bietet volle Kontrolle in anspruchsvollen Fahrsituationen.
- Drive Mode: Perfekt sowohl für ebene, flowige Trails, als auch für knackige Anstiege und rasante Abfahrten. Das Fahrwerk ist straff und bietet maximale Effizienz bei einem aggressiven Fahrstil.
- Lockout Mode:Ideal für Asphaltpassagen und für Sprints. Die Dämpfung ist blockiert und bietet so die höchstmögliche Treteffizienz, während die integrierte Blow-Off Funktion unerwartete Schläge absorbiert.
(Quelle: Homepage DT-SWISS )
Im „OPEN“-Modus kann die Lowspeed-Druckstufe mit Hilfe des blauen Drehrades am rechten oberen Holm zusätzlich 18-fach verstellen, um sein persönliches ein Performanceoptimum zu erreichen. Dreht man den Lowspeed-Knopf ganz zu, hat man annähernd dieselbe Fahrgefühl wie im Drive Mode.
Wie üblich, ist auf der rechten Gabelseite das Dämpfungsystem untergebracht, am oberen Gabelholm die Druckstufenverstellung O.D.L., am unteren Ende der Rebound. Ab Werk wird O.D.L. wahlweise direkt an der Gabel bedient, oder wie bei unseremunser Testmuster mit dem als Zubehör erhältlichen Two In One Remotehebel ausgeliefert. Mit gerade mal 46 g leicht bietet dieser nützliche kleine Helfer, auch die Möglichkeit gleichzeitig zur Gabel einen kompatiblen DT-SWISS Dämpfer anzusteuern. Dafür beide Daumen nach oben! Die einzelnen Rasterstufen des Hebels haben einen deutlichen Einrastpunkt, die oben angebrachte Beschriftung zeigt leicht erkennbar, in welchem Fahrmodus man sich gerade befindet. Über den unterhalb angebrachten Release-Schalter lässt sich die Gabel wieder entsperren. Auch hier ist der Druckpunkt klar definiert.
Neben der von uns getesteten Version gibt es noch 29er Varianten mit 100 mm und 120 mm Federweg sowie einige „Race“ genannte Leichtbau-Modelle mit Carbon-Brücke- und –Schaft. Weiter bietet DT-SWISS die genannten OPM-Gabeln auch mit einfacherem O.L. System an, wo der Fahrer lediglich zwischen „OPEN“ und „LOCKOUT“ wählen kann.
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NCS – Negative Coil Spring
Das NCS steht für Negative Coil Spring, also eine Negativfeder aus Stahl, die dem Druck der Positivluftkammer entgegenwirkt und so für ein äußerst feinfühliges Ansprechverhalten sorgen soll. Ist die Gabel voll ausgefahren ist die kleine Stahlfeder vorgespannt und wirkt dem Losbrechmoment und der Luftfeder maximal entgegen. Je weiter die Gabel einfordert, desto weniger stark wirkt die Stahlfeder und ist ab ca. 1/3 des Federwegs voll entspannt – dann wirkt nur noch die Luftfeder.
Die Rebound-Verstellung mit ihren insgesamt 28 Stufen deckt von träge bis hyperaktiv alles ab. Jeder einzelne Klick führt dabei zu einer spürbaren Veränderung des Ausfederverhaltens. Der rot eloxierte Knopf ist sehr gut zu greifen und lädt richtiggehend zum Experimentieren ein.
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Neu für 2017 – APT (Adaptable Progression Tune)
Die linke Seite beheimatet nicht nur das Federungssystem, sondern auch die eigentliche Neuerung: APT, sprich Adaptable Progression Tune. Dabei wird dem Fahrer mit Hilfe von Kunststoff-Volumensspacern die Möglichkeit gegeben, die Progressionskurve der Gabel zu verändern und dem eigenen Fahrstil anzupassen – analog zu den Bottomless Tokens bei ROCK SHOX oder den Air Volume Spacern von FOX.
Drei solche Spacer liefert DT-SWISS mit jeder Gabel mit, wobei die 29er Gabeln in Serie mit 2 bereits vormontierten Spacern ausgelifert werden:
- Setting -2 (kein Spacer): linearer Kurvenverlauf für Anfänger und komforthungrige Fahrer
- Setting -1 (ein Spacer): linearer Kurvenverlauf mit etwas früher einsetzender Progression, empfohlen für „Durchschnittsfahrer“, die ein softes Fahrgefühl wünschen
- Stock Setting (zwei Spacer): die Kurve zeigt jetzt schon deutlich in Richtung Progression, für Fahrer mit aktiver Fahrweise empfohlen
- Setting +1 (drei Spacer): sehr progressiver Kurvenverlauf, für aggressiven Fahrstil, sehr direktes Fahrgefühl
Der Umbau zwischen den Settings ist dabei kinderleicht und in wenigen Minuten durchzuführen: zuerst muss die Luft abgelassen werden. Dann kann man die Luftkammer mit Hilfe einer 15mm Stecknuss vorsichtig öffnen. Gewünschte Spacer-Anzahl mittels einem 25 mm Maulschlüssel unten an den zuvor abmontierten Luftkammerdeckel schrauben und das ganze wieder zusammenbauen. Luft reinpumpen und es kann los gehen!
Solche in der Anwendung einfache Tuning-Möglichkeiten die gleichzeitig eine echte Veränderung versprechen, gefallen mir besonders. Sie bieten dem Fahrer die Möglichkeit die Gabel nach eigenen Vorlieben zu verändern und setzen kein großes technisches Verständnis voraus. Um bereits von außen sichtbar zu machne welches Setting derzeit verbaut ist, wird die Gabel gleich mit verschieden gelaserten Ventilkappen ausgeliefert.
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DT-SWISS OPM O.D.L. 130 Federgabel
Mattschwarz, fast unscheinbar kommt unser Testexemplar mit 130 mm Federweg daher. Dabei sind die 1630 g (mit ungekürztem 225 mm Aluschaft!) schon mal eine Ansage. Sie ist damit über 120 g leichter als meine bisher verbaute ROCK SHOX Revelation RCT3 (1750 g mit gekürztem Schaft), die ja im gleichen Revier wildert. Die QR15-Achse schlägt mit 58 g zu Buche, nimmt der Rock Shox Maxle Lite (70 g) wiederum ein paar Gramm ab.
Mit einem Gesamtgewicht von 1688 g geht das Gewichtsranking somit ganz klar an die Schweizer.
Nochmals ansprechen möchte ich die Eigenart, dass der RWS-Hebel der Steckachse bei der letzen Umdrehung ich sehr frei am Casting vorbeigeht, sondern leicht angehoben werden muss. Was auf den ersten Blick ein wenig wie ein Konstruktionsfehler wirkt, ist eine bewußte Sicherungsmaßnahme um zu verhindern, dass der Hebel sich selbständig lockern kann. Aufgrund der definierten Rasterung ist das ohnehin sehr unwahrscheinlich, aber sollte der Hebel durch Fremdeinwirkung doch irgendwie gelockert werden, kann er sich nie weiter als bis zum Casting drehen.
Die DT-SWISS OPM O.D.L. 130 ist an meinem SALSA Horsethief Fully montiert und wartet nur noch ihren ersten Einsatz. Dabei werde ich die Gabel auf Herz und Nieren prüfen, ganz besonders interessiert mich dabei die Funktion von APT. Wie sich die einzelnen Settings im Speziellen und die Gabel generell während des Testalltags schlagen, erfahrt ihr dann in den bald erscheinenden Ersten Eindrücken. Anfangs werde ich mit dem Setting -2 unterwegs sein, um die maximale Feinfühligkeit der DT-SWISS zu „erfahren“. Im Laufe des Tests werde ich dann die anderen Settings ausprobieren und bin schon sehr gespannt, inwieweit die Veränderungen in der Progressionskurve spürbar sind.
MiMü