BOLD CYCLES Linkin Trail LT – Neuvorstellung (& Linkin Trail – Kurztest): von c_g
Auch in Sachen 29er Bikes gab es auf dem BIKE Festival in Riva natürlich ein paar echte Überraschungen – eine solche war das neue BOLD Linkin Trail LT.
Erst im Sommer 2015 hatte die kleine Schweizer Edelschmiede mit dem vielgefeierten BOLD Linkin Trail ihr Debüt gefeiert. Es war damals eines der ersten 29er mit einem Boost-Hinterbau und eines, das sowohl als 29er, wie auch als Plus-Bike zu haben war. Seither hat das ungewöhnliche Bike nicht nur allerlei Design-Awards sondern auch echte Testsiege eingefahren.
Jetzt, noch nicht einmal ein Jahr später folgt schon eine langhubige Variante des Bikes – LT steht hier für Long Travel.
Mit dem komplett im Sitzrohr liegenden Umlenkhebel und Dämpfer (IST = Internal Suspension Technology) aber einem auf 154 mm aufgeblasenen Federweg ist das LT ein echt aggressives Trailbike mit einer unverkennbaren Optik.
Dabei handelt es sich bei der Konstruktion keineswegs um einen Designgimmik, sondern um eine sehr wohl begründbare konstruktive Lösung. Nach BOLD’s Mitbegründer Oliver Kreuter ging es darum die gewünschte Kinematik mit möglichst kurzem und damit steifem Umlenkhebel zu konstruieren und das war nur möglich, wenn man den Dämpfer im Sitzrohr integriert.
Zur Einstellung muss man nur den Unterrohrrahmenschutz abnehmen und kommt dann problemlos an das abgewinkelte Spezialventil des DT-SWISS Dämpfers. Den richtigen Sag bestimmt man einfach und genau über eine Schablone, die in das kleine Sichtfenster am Sattelrohr eingeklickt wird – einmal eingestellt, wird das Fenster über einen passgenauen Gummistopfen verschlossen.
Selbst die Dämpfermontage soll laut BOLD genauso einfach gehen, wie bei frei liegenden Dämpfern. Es würden übrigens auch Dämpfer anderer Hersteller in das Linkin Trail passen, aber derzeit bietet nur DT ein abgewinkeltes und drehbares Ventil an welches zum Setup von außen notwendig ist.
Wer sich das edle Vollcarbon-Bike und seinem großen und sehr kurzen oberen Umlenkhebel, den großen Gelenken sowie das voluminöse Unterrohr ansieht, wird bereitwillig glauben, dass es sich hier um einen sehr steifen und präzisen Rahmen handelt.
Mustergültig clean ist auch die optionale Umwerferaufnahme gehalten – in der oberen Abbildung mit mit der Abdeckung für 1-fach Antriebe und unten mit Low-Mount-Sockel für einen Umwerfer.
Der edle Plus-kompatible 29er Carbonrahmen aus der Schweiz behält auch in der LT Version die moderate Kettenstrebenlänge von 439 mm bei bekommt aber eine deutlich aggressivere Geometrie.
In Sachen Dämpfer bleibt BOLD auch hier wieder dem Hersteller DT-SWISS treu und verbaut hier einen noch nicht offiziell vorgestellten Dämpfer (bald hier mehr hierzu) und genau das ist der Grund weswegen noch keine Details zu dem Bike herausgegeben wurden. Die offizielle Vorstellung mit allen Details soll, zur Bikeweek in Solothurn Ende Mai erfolgen wo DT-SWISS auch den neuen Dämpfer offiziell vorstellen will.
Schon bald darauf soll das LT dann auch schon in die Shops kommen mit Preisen in etwa im Bereich des Linkin Trail, d. h. der Rahmenkit wird über 3000 Euro liegen, Komplettbikes gibt es etwa 4500.- Euro. In typisch schweizer Manier verfolgt BOLD mit seinen Bikes aber auch nicht das Ziel massentauglich zu sein – man will schlicht und einfach das bestmögliche Bike bauen und wenn das etwas teuerer ist, dann ist das eben so …. :-).
Anders als das dezent gehaltene Linkin Trail wird es die LT Variante neben einer glänzend schwarzen Farbvariante auch in zwei farbefroheren Versionen geben – in dem oben vielfach gezeigten grellrot und in progressivem Grau-Gelb.
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Kurztest – BOLD Linkin Trail
Aber die ihr uns kennt, wißt, dass es uns nicht genug nur mal kurz ein Bike vorzustellen. Wo sich die Gelegenheit bietet, wollen wir auch Trailerfahrungen sammeln um zu sehen wie es sich auf dem Trail macht – und weil das mit dem neuen LT des Dämpfers wegen noch nicht möglich war, haben wir statt dessen das bereits erhältliche BOLD Linkin Trail (130 mm vorne wie hinten) mit auf eine Spritztour genommen.
Während das Testbike weitgehend dem günstigsten XT-Aufbau entsprach, waren hier abweichend von der Speiste eine paar RACE FACE Next SL Teile (Kurbel und Lenker), sowie eine DT-SWISS OPM O.D.L. Gabel verbaut.
Das Setup des Bikes war zwar ein wenig ungewohnt, weil man den Dämpfer dabei eben nicht unmittelbar sieht, aber im Grunde ist es nur unwesentlich aufwendiger als mit einem freiliegenden Dämpfer.
Man muss dafür halt die über zwei Schrauben gesicherte Bodenplatte abnehmen (siehe unten) und die kleine Sag-Messschablone an das Fenster anlegen. Auffällig war, dass BOLD ganz bewusst einen recht hohen Sag von 30 – 35% empfiehlt und auch die Kinematik dementsprechend ausgelegt hat. Sie soll anfangs degressiv sein für eine hohe Sensibilität und genau im Sag Bereich linear bis leicht progressiv sein.
Zirka 5 min später auf dem Weg zum Mt. Brione als ideale Kurztestrunde war ich dann ehrlich neugierig und vielleicht sogar ein wenig skeptisch darüber wie sich das Bike wohl fahren würde. Doch schon schnell wird klar – die Macher hinter BOLD ganz genau wissen wie sich ein gutes Bike fahren soll.
Denn genau das ist das Linkin Trail ganz ohne Zweifel. Bergauf ist es ausgesprochen effizient. Die Sitzposition ist perfekt mittig und eine aus meiner Sicht gelungene Balance aus Vortrieb und Langstreckenkomfort und wie oben schon angesprochen ist der Rahmen ausgesprochen torsionssteif.
Überhaupt hatte ich en Eindruck, dass das Viergelenker-Heck des BOLD zuverlässig und vollkommen unauffällig seinen Dienst verrichtet. Selbst offen gibt es kein Wippen und kein Wegsacken bergauf, was mich insbesondere angesichts des doch hohen Sags ehrlich überrascht hat. Für seinen Federweg von immerhin 130 mm hinten ist an diesem Bike eine Plattformdämpfung nur in besonders steilen Strassenanstiegen oder im Wiegetritt wirklich erforderlich. Selbst die verblockten Felsstufen am oberen Ende des Trails am Brione, waren mit dem BOLD Linkin Trail ein Kinderspiel.
Nachdem der Dämpfer und seine 3 Druckstufen-Einstellungen nicht direkt zugänglich sind, bedient sich das BOLD des ergonomisch perfekten wenn auch nicht unbedingt optisch ansprechenden DT-SWISS Lock-Outs, der sowohl die Gabel, wie auch den Dämpfer ansteuert.
Auch bergab, gab sich das Bike so gar nicht kapriziös und rundum fähig. Egal wie steil die Felspassagen oder wie eng die Spitzkehren auch waren, bin ich mit dem Linkin Trail stets sicher und entspannt runtergekommen. Neben dem gutmütigen und dennoch agilen Handling ist mich auch bergab vor allem die hohe Lenkpräzision positiv aufgefallen. Bei meinem Testbike und auf der kurzen Testrunde hatte ich lediglich den Eindruck, dass das Heck über schnelle Schlagfolgen ein wenig zu langsam reagiert, aber dafür ließ es sich wunderbar aktiv fahren, aus Kurven heraus beschleunigen und durch Senken pushen, was man andere Fullies dieser Federwegsklasse eher unwillig tun.
Für mich als Tester war es zwar ungewohnt, dass ich den genutzten Federweg nicht anhand des O-Rings feststellen konnte, aber dafür konnte ich mich voll und ganz auf das Fahrgefühl konzentrieren und darin hat mich das BOLD Linkin Trail auch auf der kurzen Testrunde schon sehr wohl überzeugen können. Das BOLD Linkin Trail ist eine spannende Mischung ästhetischer Extravaganz (so manchem Passanten konnte man die Frage „Wo ist da der Dämpfer?“ förmlich in den Augen ablesen ;-)), und dennoch herausragender Performance und erstklassigem Handling.
Ich freue mich jetzt schon auf einen bereits besprochenen Test des BOLD Linkin Trail LT im kommenden Sommer.
RIDE ON,
c_g
Hallo,
Ich habe letzten Sommer vom Rocky Mountain Instinct zum Linkin Trail gewechselt. Die erste Fahrt mit einem Prototypen im späteren Frühling war eine Offenbarung. Sprinten kann man mit dem Bold wie mit einem Hardtail wenn man Dämpfer und Gabel (34er Fox) zu macht. Das ist so effizient, unglaublich für ein Bike mit 130mm Federweg. Auf der anderen Seite spricht die Federung so feinfühlig an, dann man kleinere Wurzeln geradeaus fast nicht spürt. Und auf dem Downhill hat man eine gute Mischung zwischen Laufruhe und agilem Lenkverhalten. Wobei mir eher das agile Lenkverhalten gefällt.
Wenn ich mich an das Rocky erinnere, dann fällt mir nur der Ausdruck Gummiesel ein. Ich hatte manchmal fast das Gefühl, dass mir der Hinterbau wegflext im Wiegetritt. Von der Federung her betrachtet – wie Himmel und Hölle.
Gruss Cyrill