DVO Diamond 29er Federgabel – Erste Praxiseindrücke: von c_g
DVO Suspension ist eine kleine Firma von nur 5 Leuten aus Kalifornien, die es sich zur Aufgabe gemacht hat echte Premium-Produkte zu entwickeln und anzubieten.
Wie aber will eine derart kleine Firma es den großen zeigen, die ein vielfach größeres Entwicklungsbudget haben?
Ganz einfach: Mit Know-How, Erfahrung und einem klaren Fokus bei Qualität und Kundenservice. Bei DVO ist eigentlich nur der Firmenname neu (gegründet 2012); die Verantwortlichen sind allesamt langjährige Veteranen im Bereich Bike-Federungen und DVO vereint ein paar der hellsten Köpfe die früher bei MARZOCCHI (und MANITOU) tätig waren an vordersten Front Martin Bryson Sr. Und Tom Rogers.
Selbst wenn man sich unsere DVO Diamond Testgabel genauer anschaut, ist man versucht diesen imageträchtigen Schlagworten zu glauben, denn es gibt wirklich nichts an der Gabel, was einem nicht den Eindruck eines High-End-Produkts mit einer Top-Verarbeitung vermittelt …. und auch die vorbildliche Online-Dokumentation mit Set-Up-Tipps und .Videos ist mehr als nutzerfreundlich angelegt.
Anfangsprobleme: Das heißt, solange man sie nur anschaut, denn den größten Patzer hat sich die Edelgabel gleich zu Anfang des Tests erlaubt – indem das optionale Schutzblech so eng bemessen ist, dass der montierte 2,35er Reifen noch nicht einmal schleiffrei durchpasst! Anfangs wollte ich es gar nicht glauben, dass hier ein so fundamentaler Fehler aufgetreten ist, aber es lässt sich nicht leugnen. Es bleibt also nur die Option entweder deutlich schmälere Reifen zu fahren, oder das ansonsten sehr schicken Accessoire wieder im Karton verschwinden zu lassen.
Ohne Schutzblech schleift zwar nichts mehr, aber auch die nackte Gabelkrone bietet nur eine überraschend geringe Reifenfreiheit von gerade mal 3,0 mm nach oben. Selbst ein heute so beliebtes Minischutzblech (mit Kabelbinderbefestigung) passt da nie und nimmer rein.
Wie uns von DVO bestätigt wurde, „kann es mit breiten Reifen wirklich etwas eng werden (eine nette Formulierung für einen konstruktiven Fehler ;-)), aber die neue Boost-Version der Gabel, die auch schon bald verfügbar sein wird, hat deutlich mehr Reifenfreiheit.„
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PRAXISEINDRÜCKE:
Soweit zum wenig rühmlichen Auftakt des Tests.
Wer sich im Intro das Gewicht angesehen hat, weiß, dass die DVO Diamond eine der schwereren Gabeln ihrer Art ist – ein Teil davon mag ganz wörtlich zu Lasten der einstellbaren Negativ-Stahlfeder gehen. Ein guter Teil davon kommt aber definitiv auch der ausgezeichneten Steifigkeit zugute. Die Diamond ist definitiv steifer als die vorher gefahrenen FOX 34 und dem subjektiven Eindruck sogar besser als die Fox 36, die ich am ROCKY fahre. Sowohl bei harten Bremsungen, wie auch in der Lenkpräzisen gehört die Diamond zu den besten und steifsten Gabeln, die ich kenne. Wer sich hier noch über Defizite in der Lenkpräzision beschwert, dem bleibt nur auf eine Doppelbrückengabel auszuweichen :-).
Auf dem Trail selber habe ich meine ersten Stunden mit der Diamond genau im vorgeschlagenen Set-Up verbracht um mich an sie zu gewöhnen – gerade die präzisen Angaben von DVO erleichtern einem das doch sehr – in meinem Fall (90 kg inkl. Gepäck) war das Basis-Setup genau:
- Luftdruck: exakt 130 psi
- Zugstufendämpfung: 10 Klicks von ganz offen
- High-Speed Druckstufendämpfung (HSC): 3 Klicks von offen
- Low-Speed Druckstufendämpfung (LSC): 1 Klick von offen
- OTT (Negativfeder-Vorspannung): 7 Umdrehungen von offen
So gefahren war die DVO Diamond ausgesprochen direkt – bot eine ordentlich, aber nicht bemerkenswerte Anfangssensibilität gepaart mit einer sehr guten Performance im mittleren und oberen Federwegsbereich. Überall wo es schnell und grob zuging war die Diamond in ihrem Element, aber in eher gemäßigtem Gelände und vor allem über einfaches Gelände war sie doch so direkt, dass mir meine Arme und Handgelenke schnell Rückmeldung gaben. Auf über Waschbrettpisten und schnelle Wurzelteppiche kam es mir so vor als würde die Gabel mehr über die Spitzen springen, als die Unebenheiten satt abzudämpfen. So wurde von Anfang an klar, dass die DVO Diamond in diesem Set-Up mehr Race- und Sportgabel als Komfort- oder Tourengabel ist.
Also habe ich im Weiteren angefangen etwas vom Base-Tune abzuweichen. Zuerst habe ich mich der Sensibilität angenommen, was dank der separaten OTT-Einstellung ein Kinderspiel ist. Ohne den Luftdruck verändern zu müssen, dreht man an der Sechskant-Schraube unten links und schon wird die Gabel immer sensibler. Bei einer Umdrehung mehr, war das bereits spürbar und bei 2 Umdrehungen war die Gabel ziemlich genau dort angelangt wo ich sie für mein Empfinden und meinen Komfortanspruch haben wollte. Die Wirkung war sofort spürbar und brachte der Diamond eine sofortige Besserung in schnellen Schlagfolgen. Allerdings hatte sie jetzt auch die Tendenz ihren gesamten Federweg schneller frei zu geben. Schon bei mittleren Sprüngen war der gesamte Federweg aufgebraucht, ohne Reserven für die großen Dinge oder Fahrfehler zu lassen.
Deswegen habe ich in einem zweiten Schritt auch den Luftdruck in der Gabel um gerade mal 3 psi erhöht. Et Voilá – jetzt war die Diamond genau dort, wo ich sie haben wollte: Sehr sensibel im Anfangsbereit, einem optimal nutzbaren Federweg , she viel Stabilität im mittleren Federwegsbereich und einer Top-Dämpfung im gemäßigten und vor allem groben Gelände. Einhergehend mit dem höheren Luftdruck habe ich die Zugstufendämpfung auch noch 1 Klicks erhöht. Die High-Speed Druckstufe konnte ich dafür unverändert lassen.
Der Grundcharakter einer eher sportlichen Gabel bleibt aufgrund der extrem fähigen Dämpfung auch weiterhin erhalten, aber ganz ohne die vorher fast schon störende und definitiv den Fahrer stärker fordernde Direktheit.
Noch ist es zu früh um dieses Set-Up endgültig als für mich optimal zu erklären, aber ich kann jetzt schon sagen, dass mir die DVO Diamond so sehr gut gefällt. In den letzten Ausfahrten für dem Schreiben dieses Artikels war es mehrfach so, dass die Performance der Gabel mich dazu motiviert hat mal eine neue Linie zu fahren oder den bestens bekannten Sprung noch ein wenig schneller zu fahren .. und jedes Mal war ich ein wenig mehr positiv beeindruckt was die DVO Diamond zu leisten vermag.
Die als Kletterhilfe und Wippunterdrückung gedachte Low-Speed Druckstufe mit ihren 6 indizierten Klicks tut genau das was sie soll nämlich übermäßiges Wippen im Wiegetritt zu verhindern, entspricht aber selbst in der straffsten Stufe noch nicht annähernd dem Niveau, das andere Gabelhersteller anbieten. Mich hat das nie gestört und ich habe es bald aufgegeben den Hebel außer in sehr langen Anstiegen überhaupt zu bewegen, aber manch andere Fahrer, die gern aggressiv im Wiegetritt fahren, könnten den Verstellbereich als zu gering empfinden. Als leicht störend habe ich es aber empfunden, dass die LSC-Wippunterdrückung anders als üblich entgegen dem Uhrzeigersinn gestrafft wird. Dreht man den LSC-Knopf wie gewohnt im Uhrzeigersinn, verändert man so die ebenfalls sehr leichtgängige High Speed Druckstufe (HSC) – was überhaupt keinen Sinn macht. An diese Andersartigkeit hat man sich aber schnell gewöhnt.
Soweit zu meinen ersten Eindrücken zur DVO Diamond 29, einer Federgabel, die bereits am Anfang des Tests durch die geringe Reifenfreiheit aufgefallen ist, im Base-Tune für meinen Geschmack deutlich zu straff war, sich aber bereits mit wenig Zusatzaufwand in ein erstklassige Enduro-Gabel verwandelt hat. Mal sehen wie nahe ich schon am Ideal-Set-Up bin um ihr volles Potential zu entfalten.
In der zweiten Testphase werde ich noch ein wenig Feintuning beim Set-Up vornehmen und der Gabel noch etwas näher auf den Zahn fühlen. Geplant ist dafür ein Ausflug in schweres Gelände zum Gardasee oder Südtirol. Bis demnächst mit weiteren Fahreindrücken zur DVO Diamond.
RIDE ON,
c_g