PYGA Stage Max – Testfazit: von c_g
(hierzu bereits erschienenen Artikel: Testintro und Erste Praxiseindrücke)
Mittlerweile sind es gute5 Wochen, die ich das PYGA Stage Max gefahren bin – Wochen in denen es sich vom lediglich „sexy looking“ Bike zu einem meiner echten Lieblingsbikes entwickelt hat.
Ich habe das 29er Fully aus Südafrika hart rangenommen, bin damit genauso technische Trails gefahren, wie auch lange Konditionstouren auf Forstrassen … aber egal was ich dem Bike vorgesetzt habe – es schien an allem Gefallen zu finden und was noch wichtiger ist: Es hat mir in jedem Gelände extrem viel Freude bereitet.
Wer den Artikel zu meinen ersten Praxiseindrücken gelesen hat, fand mich dort mit der gleichen Begeisterung sprechen, wie damals über das BANSHEE Phantom … nur dass das Stage Max alles noch mal besser macht. Und mit alles meine ich wirklich alles.
Es ist die extrem gelungene Kombination aus der vielseitigen und modernen Geometrie, dem super fähigen Fahrwerk mit 126 mm am Heck und 140 mm an der Front, aber auch das geringe Gewicht durch den leichten und sehr steifen Carbonrahmen (plus dem leichten Aufbau), welche in Kombination das Bike für meine Trails und Fahrweise so unglaublich gut macht. Nachdem es keine einzige Ausfahrt in dem Test gab in dem mich das Bike nicht begeistert hat, habe ich begonnen nach einer Schwachstelle, einem Defizit oder irgend einem Kritikpunkt zu suchen – doch neben dem KORE Sattel der mir nicht optimal gepasst hat, und dem leider recht hohen Rahmenpreis, ist mir nichts aufgefallen, was ich verändern würde oder wo ich mir eine Optimierung wünschen würde.
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Geometrie /Sitzposition:
Anfangs war ich etwas skeptisch, ob mir das lange Oberrohr (620 mm beim L-Rahmen) im Gelände nicht zu sperrig würde, doch mit jeder weiteren Ausfahrt hat sich herausgestellt, dass in Kombination mit dem sehr kurzen Vorbau genau das Gegenteil der Fall war. Es gab keinen Sprung und keine Abfahrt auf meinen normalen Testtrails bei denen ich mich nicht sicher und wohl gefühlt hätte. Sattel runter und schon hat man massig Bewegungsfreiheit auf dem Bike.
Dieses subjektive Sicherheitsempfinden mit dem PYGA Stage Max ging so weit, dass ich das Cockpit immer tiefer gestellt habe um eine aggressivere und zugleich vortriebsorientierte Sitzposition zu bekommen, denn das Stage Max kann nicht nur Trails, sondern auch richtig gut Strecke machen. Bis zum Ende des Tests hatte ich das Cockpit maximal tief gestellt mit allen Spacern oben und einem negativen Vorbau … aber trotz ordentlicher Sattelüberhöhung (resultierend in einer sehr sportlichen Sitzposition) blieb das Bike dennoch super auch über technische Trails zu fahren.
Erwähnenswert sind auch recht kurzen Sitzstreben (438 mm) und der moderat steile Sitzwinkel zu erwähnen, die zum einen ein aktive Fahrweise fördern – Manuals und auf dem Hinterrad-Surfen inbegriffen – und zum anderen das Bike auch bergauf noch sauber laufen lassen.
Bei ganz steilen Anstiegen wie rechts im Bild ist zwar schon etwas Gewichtsverlagerung notwendig, aber das PYGA Stage Max liebt es ohnehin auch im Wiegetritt gefahren zu werden.
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Federung/Kinematik:
Ich gehöre nicht zu den Fahrern, die Eingelenker als veraltete ansehen und das PAGY Stage Max hat mich ein weiteres Mal davon überzeugt, dass mit einer optimalen Abstimmung des Dämpfers auch ein vermeintlich einfacher Eingelenker exzellent funktionieren kann.
Während ich in der Eingewöhnungsphase noch hin und wieder mit der zusätzlichen Plattformdämpfung gearbeitete habe, habe ich den in der zweiten Testphase nicht mehr angerührt. Die Kombination aus 126 mm Federweg am Heck und dem perfekt zur Kinematik abgestimmten ROCK SHOX Monarch Dämpfer macht das Bike unglaublich antriebsneutral und dennoch sensibel über beinahe jeden Untergrund. Trotz sehr forscher Gangart die grenzwertig für den Einsatzbereich eines 126 mm Fullies liegt, habe ich es nie geschafft den Dämpfer hart durchzuschlagen oder massiv zu überfordern. Daran hat natürlich auch die zusätzliche Kontrolle über die sehr aktive 140 mm Pike an der Front ihren Anteil, die es einem erlaubt immer mit viel Druck auf dem Vorderrad zu fahren.
Wie schon früher erwähnt, fand ich den Federwegsunterschied am Stage Max zwischen der Gabel und dem Heck nie als störend. Dank des sehr gelungenen Dämpfersetups konnte man mit dem Stage Max in Senken wunderbar durch Pushen Speed aufbauen und aus Kurven heraus beschleunigen und zugleich war es auch über Wurzelteppiche und Drops nie zu straff oder direkt. Eine Qualität, die ich nur selten bei Fullies finde.
Wenn man das Stage Max über längere Strecken bewegt fällt außerdem auf, wie effektiv und komfortabel es sich auch hier fährt. Für mich trifft es in seiner Federungscharakteristik genau den Sweet-Spot zwischen Neutralität und Kontrolle/Komfort, den ich mir bei einem Bike wünsche, das ich genauso auf der Feierabendrunde, dem Trailabenteuer am Wochenende, und der Singletrail-Transalp oder dem Marathoneinsatz wünsche. Wenn man das Bike fährt, ist man überrascht wie fähig bereits 120 mm am Heck auch gröberes Gelände wegarbeiten, aber dem Stage Max deswegen bereits Enduro-Qualitäten anzudichten, ginge dann aber doch etwas zu weit ;-).
Ausstattung und Gewicht: Keine Frage, der Vollcarbon-Rahmen ist sehr steif und zugleich leicht. Nimmt man noch die leichte und sehr edle Ausstattung unseres Testbikes hinzu, so kommt auch noch ein sehr leichtes Bike dabei heraus. Mit knapp über 12 kg (das Anlieferungsgewicht von 12,4 kg war noch mit Schläuchen) macht das Bike auch bergauf und beim beschleunigen richtig Spaß. Keine Spur von trägem Trailbike oder „unnötigem Fett auf den Rippen“.
So sehr, dass ich in dem Test wunderbar mit dem 32er Kettenblatt zurecht kam, wo ich normalerweise ein 30er bei 1×11 bevorzuge. Die übrige Ausstattung mit SRAM XX Bremsen, ROCK SHOX Reverb Stealth und auch das kurze und breite RACE FACE Cockpit waren optimal für die Fähigkeiten des Bikes gewählt und gaben sich rundum funktionell.
Der einzige echte Kritikpunkt, sofern man die Reifenwahl eines Custom-Bikes überhaupt als solchen bezeichnen darf, war die Reifenwahl. Der verbaute ONZA Lynx 2,25 war unter den vorherrschenden Bedingungen einfach viel zu schnell am Limit. Mit dem („New“)Fat Albert dagegen hatte ich genau die richtige Bereifung um das Bike gemäß seines Potentials zu bewegen. Eine Traumpaarung für wurzelige und erdige Waldtrails!
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Zusammenfassung:
Die sudafrikanische Marke PYGA und ihr deutscher Vertrieb TRI-CYCLES haben es mit dem Stage Max nicht nur geschafft meine Aufmerksamkeit zu erwecken, sondern mich mit dem Bike richtiggehend zu begeistern. Aktuell kann ich die Testbikes an einer Hand abzählen, die das so nachdrücklich geschafft haben.
Obwohl anfangs etwas skeptisch kommt das Stage Max für mich sehr nahe an das „eine Bike“ mit dem ich fast alles machen würde … außer vielleicht Shuttle-Touren oder Enduros. Angefangen von Marathon, über normale Trails, bis hin zu grobem Gelände, macht das Stage Max einfach überall eine sehr gute Figur und gab sich in dem Test nirgends eine Blöße. Findige Detaillösungen wie der FIVE+ Hinterbau und die passenden, breiten Carbonlaufräder und natürlich der wunderschön anzuschauende Carbonrahmen fügen sich nahtlos in das tolle Gesamtbild.
Der einzige Kritikpunkt an diesem besonders gelungenen Bike ist nur der zugegeben hohe Preis für den Carbonrahmen und die Notwendigkeit eines Customaufbaus – aber wer es sich das leisten kann und eine PYGA Stage Max gönnt, kann sich sicher sein hier eines der ausgereiftesten und vielseitigsten 29er Fullies sein eigen zu nennen, die man derzeit kaufen kann.
RIDE ON,
c_g