ORBEA Loki H10 – Fahreindrücke der B+ Variante: von Fabian
(hierzu erschienene Artikel: Pressenews – ORBEA Loki, Testintro ORBEA Loki H10, Erste Praxiseindrücke als 29er)

In der ersten Phase unseres Tests des ORBEA Loki H10, welches uns mit zwei unterschiedlichen Laufradsätzen zur Verfügung gestellt wurde, habe ich die Trails mit dem 29er Laufradsatz unter die Räder genommen. Wie ihr in den Ersten Praxiseindrücken hierzu lesen könnt, hat mich das Loki als 29er Trail-Hardtail voll und ganz überzeugt.

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Auch mit breiter Plus-Bereifung durfte sich das ORBEA Loki im Test bewähren.

Nun war es in der zweiten Testphase an der Zeit, herauszufinden, ob sich das Loki mit der B+ Bereifung hinter seinem 29er Pendant verstecken muss oder ob es diesem, was den Fahrspaß ansteht, gleichzieht. Schließlich bietet ORBEA das Bike in beiden Varianten an – ganz ohne durchgreifende Veränderungen im Setup oder der Geometrie.

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Auswirkungen des B+ Setups auf Gewicht und Geometrie

Was sich beim Wechsel auf den mit 40mm breiten Felgen sowie mit den 3.0“ breiten MAXXIS Chronicle bereiften B+ Laufradsatz nicht wegdiskutieren lässt, ist das zusätzliche Gewicht von einem knappen Kilogramm, welches man sich so ans Bike holt. Dass sich dieses erhöhte Gewicht von satten 14,3 kg zu allem Übel auch noch ausschließlich auf die rotierenden Masse niederschlägt, mag bei dem einen oder anderen ein gewisses Maß an Skepsis hervorrufen. Ich war natürlich sehr gespannt darauf, wie sich dies auf das Fahrverhalten auswirken würde, nicht zuletzt deshalb, weil mit dem Laufradwechsel auf die dicken 3,0“ MAXXIS Reifen auch eine Tretlagerabsenkung um ca. 1,5 cm einhergeht, wenn man den „Sag“ der Reifen mit einbezieht.

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Egal was der Trail bietet – mit den breiten Plus-Reifen gibt sich das Bike noch souveräner.

Diese Veränderung der Tretlagerhöhe war auf dem Trail definitiv spürbar: Man hatte das Gefühl, sich noch mehr „im Rad“ zu befinden, was im Zusammenspiel mit den breiten Reifen für ein extrem „sattes“ Fahrverhalten sorgte. Auch als B+ agiert das Loki ungemein souverän uns lässt sich weder in technischen Passagen, noch auf schnellen, flowigen Abschnitten aus der Ruhe bringen.
Ganz im Gegenteil, als B+ schien das Bike mir permanent Dinge zuzuflüstern wie „Komm, ein bisschen mehr Speed geht noch!“ oder „Schau mal, wie wäre es denn mit dieser Linie? Lass uns die doch mal versuchen!“

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Mit dem ORBEA Loki B+ H10 macht jede Testausfahrt richtig Spaß.

Gemeinsam mit der zwar etwas tieferen, aber weiterhin sehr ausgewogenen Geometrie sorgten die 3,0“ breiten MAXXIS Chronicle Reifen dafür, dass das Loki auch in der B+ Variante sämtlichen Herausforderungen, die der Trail bereit hält, gelassen entgegentritt und den Fahrer vor bösen Überraschungen wie einem abrupt endenden Grenzbereich bewahrt. Einzig auf wirklich rutschigen Waldböden merkt man, dass die fein-bestollten Plus-Reifen zwar viel leisten, aber eben doch keinen grobstolligen All-Mountain-Reifen ersetzten können.
Auf die hohe Sensibilität der 3,0“ breiten Plusreifen bin ich bereit zu einem früheren Zeitpunkt eingegangen und auch im weiteren Test habe ich den für mein Empfinden optimalen Luftdruck von 0,9 bis 1,0 bar nie verlassen müssen.

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Auswirkung der B+ Laufräder auf die Klettereigenschaften

Im Forststraßen-Uphill präsentierte sich das B+ bereifte Loki erwartungsgemäß etwas träger als die (leichtere) 29er Version. trotzdem gab es dem Fahrer dabei nie das Gefühl, sich längere Anstiege „hochquälen“ zu müssen. Es ging eben alles ein wenig gemächlicher und gelassener zu, aber der Geschwindigkeitsverlust und der höhere Rollwiderstand blieben dabei absolut im Rahmen des Erträglichen.

39b ORBEA Loki H10

Bergauf ist die Traktion hervorragend – so gut, dass man den Anstieg gerne mal im Wiegetitt und in einem zu großen Gang bergan stürmt.

Auf mit Wurzeln oder anderen Hindernissen gespickten, kurzen und knackigen Anstiegen dagegen wurde schnell klar, was das B+ Loki am liebsten mag: Durchbeißen und dabei Spaß haben! Die Reifen generierten hier trotz ihrer flachen Stollen einen enormen Grip und laden dazu ein, auf ein Herunterschalten zu verzichten und stattdessen einfach aus dem Sattel zu gehen und die Reifen den Rest machen zu lassen. Als generell eher schaltfauler Biker hatte ich mit dem Loki hier sehr viel Spaß, wer aber lieber gelassen die Ansteige hochklettert, kann das natürlich genauso tun.

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Federgabelsetup

39a ORBEA Loki H10

Trailspaß!

Anpassungen der FOX Float 34 Boost Federgabel waren nach dem Wechsel auf das B+ Setup eigentlich nicht erforderlich. Trotzdem habe ich, weil die voluminösen Reifen Unebenheiten in einem gewissen Rahmen herausfiltern, den Luftdruck in der Gabel geringfügig auf knapp über 100 psi (6,9 bar) erhöht und war im Gelände etwas mehr mit der mittleren Druckstufeneinstellung unterwegs.
Auf diese Weise blieb das Handling des Plusbikes einfach noch ein wenig direkter und das den Plus-Formaten oft nachgesagte etwas schwammige Fahrverhalten vollkommen aus. Dies erlaubte mir eine ebenso aktive Fahrweise wie mit dem 29er und sorgte außerdem dafür, dass das Rad zu jeder Zeit straff auf dem Trail lag und die Front an Steilstellen oder Stufen noch weniger wegtauchte.

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Das ORBEA Loki H10 im Bikepacking Einsatz

Auch wenn das Wetter nicht optimal war – machte mir der der Backpackung Trip eine Menge Spaß.

Nachdem die Kanadier von ROCKY MOUNTAIN mit dem Sherpa ihre Vorstellung von einem Adventure- und Offroadtouringbikes auf Basis der B+ Plattform vorstellten, zogen andere Firmen rasch nach und verordneten ihre Plusbikes ebenfalls in dieser Kategorie. Auch ORBEA will mit dem Loki in dieser Sparte mitspielen. Was lag da also näher, als die Bikepackingtaschen an das Loki zu zurren und sich auf einen kleinen Overnight-Trip in den Wald zu begeben, um zu sehen, wie sich das Bike dabei schlagen würde?
Mit etwa 6 Kilo relativ ausgewogen auf Lenker-, Sattel- und Rahmentasche verteilten Zusatzgewicht (insgesamt brachte es das Testbike so auf gut 20 Kilo) ging es durch strömenden Regen in den nassen und entsprechen matschigen Wald.
Ich darf es gleich vorwegnehmen: Das ORBEA Loki überzeugte auch dabei auf ganzer Linie und hat mich wieder einmal richtig begeistert!

Auch mit Zusatzgepäck war das ORBEA Loki H10 ein echt gut zu fahrendes Bike.

Trotz der ordentlichen Zuladung zeigte es sich keinesfalls träge oder gar behäbig. Vielmehr blieb sogar die bereits in den Fahreindrücken zur 29er Variante lobend erwähnte Verspieltheit noch zu einem gehörigen Teil erhalten. Auch bepackt war es weder auf technischen Kletterpassagen noch auf trailigen Downhills problematisch die Linie mit einer raschen Entlastung des Lenkers oder einem kurzen Anlupfen des Vorderrads zu korrigieren. Da die Teststrecke für das bepackte Loki im Dunkeln unter die Räder genommen wurde bin ich das Bike zwar nicht voll ausgefahren, dafür war gerade diese Handlichkeit ein besonders großes Plus an Fahrsicherheit für mich.

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Bikepacking Accessoires.

Generell stellte sich bei mir nie das Gefühl ein, mit dem bepackten Loki in irgendeiner Form kürzer treten und dem höheren Gewicht unnötig Tribut zollen zu müssen. Bergauf wie bergab versprühte das Bike viel Fahrfreude und vermittelte mir immer das Gefühl, für mein Abenteuer genau den richtigen Begleiter gefunden zu haben.

Dank Plus-Reifen sind auch Sandbänke kein Grund mehr abzusteigen.

Apropos Abenteuer: Diese enden mit der B+ Version des Loki keinesfalls dort, wo der Trail aufhört. Dank der breiten Auflagefläche der voluminösen 3“ breiten MAXXIS Chronicle, die – Tubeless sowie Felgen mit 40mm Maulweite sei Dank – auch mit niedrigen Drücken zwischen 0,7 und 0,8 bar keine Probleme machten, kam man sowohl auf Sand als auch bei der weglosen Fahrt über bis zu kindkopfgroße Flusskiesel gut voran. Für das Draufhalten in wurzeligen oder steinigem Gelände sind diese Drücke selbstverständlich nicht geeignet, aber dort, wo man ohnehin nur gemächlich unterwegs sein kann, ist es möglich, sich mit dem Loki ein wenig „Fatbike Light“-Feeling zu holen.

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Ein Problem hat sich mir allerdings gezeigt, als der schlammige Bikepacking Trip zu Ende war – die Rahmenschichtung ist nicht allzu abriebfest und war von der nur für diese eine Tour montierten Lenkertasche komplett abgeschmirgelt worden. In einem größeren Bereich war des Steuerrohrs fast komplett blank poliert.
(UPDATE: Auf Rückfrage bei ORBEA wegen der Lackqualität erklärte man uns, dass unser Testbike noch ein Pressemodell aus der Vorserienproduktion sei, mit noch minderer Lackqualität – in der Serie würde ein deutlich haltbarerer Lack verwendet, mit dem ein solches Problem nicht auftreten könnte.)

Davon abgesehen hat das Loki jedoch die Strapazen des bisherigen Tests schadlos überstanden.

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Anbauteile und Komponenten

Zu den Anbauteilen und Komponenten ist zu sagen, dass die Digit Sattelstütze weiterhin ohne größere Komplikationen funktioniert. Allerdings hat sie sich einmal unterwegs selbstständig um etwa 10cm abgesenkt, was daran lag, dass sich die Inbusschraube an der Sattelklemme ein wenig gelockert hatte. Seit ich diese wieder fest angezogen habe, bleibt der Sattel an Ort und Stelle. Angenehm ist, dass die Bedienkräfte am Schnellspannhebel vom Anzugsmoment der Schraube kaum beeinflusst werden.

Die Komponenten des Bikes, inklusive der hauseigenen Digit-Sattelstütze sind bisher funktionell ohne Tadel.

Die Shimano M506 Bremse blieb im bisherigen Testverlauf absolut unauffällig, was für eine Bremse durchaus als großes Kompliment zu verstehen ist. Sie verzögerte auch das bepackte Loki zuverlässig und trotz Nässe und massivem Matschbeschuss war Quietschen bisher nie ein Thema.
Das XT Shadow Plus Schaltwerk verhinderte bist dato Kettenabwürfe wirkungsvoll, schaltete zwischenzeitlich jedoch ein wenig unpräzise und beförderte die Kette nicht immer direkt auf das gewünschte Ritzel. Die Ursache hierfür vermute ich darin, dass sich der Schaltzug ein wenig gelängt haben dürfte, denn nach zwei Umdrehungen an der Einstellschraube am Schalthebel war das Problem aus der Welt geschafft.
Bezüglich der Griffe ist mir aufgefallen, dass sich diese am Ende einer Ausfahrt stets einen knappen halben Zentimeter nach innen geschoben haben. Zwar lassen sie sich im Stand auch unter großem Kraftaufwand kaum verdrehen, während der Fahrt wirken aber besonders dann, wenn man bergauf am Lenker zieht, ungleich höhere Kräfte.

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Zwischenfazit zum ORBEA Loki im B+ Format

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Soweit zum OREBA Loki als Plus-Bike … demnächst mine zusammenfassendes Fazit.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich das ORBEA Loki in der B+ Variante als ein hervorragender Allrounder gezeigt hat. Zum Abschluss des Tests möchte ich noch auf einen Vergleich zwischen 29“ und B+ eingehen und mich auch einmal mit einer Mischung aus beidem auf die Trails wagen.

Fabian