ORBEA Loki 29 H10 (und B+) – Erste Eindrücke: von Fabian

Mittlerweile ist das ORBEA Loki 29 H10 seit knapp zwei Wochen bei mir und ich konnte mit dem spannenden Hardtail in der 29er-Variante einige Kilometer auf den Trails abspulen. Bevor es zu den Fahreindrücken geht, möchte ich das Versprechen aus dem Testintro noch einlösen und das Gewicht des ORBEA Loki im 29er-Setup nachliefern: Schmalbereift bringt das Loki etwas leichtere 13,36 kg auf die Waage (Zur Erinnerung als B+err mit den MAXXIS Chronicle und den breiten B+ Laufrädern wog es 14,40 kg).

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Das ORBEA Loki 29 H10 mag nicht das leichteste oder exklusivste Hartdetail sein … das tut seiner Performance und dem Fahrspaß aber keinen Abbruch.

Schon nach den ersten Metern mit dem Loki fiel mir auf, dass die auf dem Papier progressive Geometrie (67° Lenkwinkel, 73° Sitzwinkel, 599 mm  Oberrohrlänge in Rahmengröße M und 429 mm langen Kettenstreben) sich in der Praxis als sehr ausgewogene heraus stellte. Ich kann es nicht anders sagen: Das Loki passte mir schlicht von Anfang an richtig gut und eine Eingewöhnungsphase war daher quasi nicht existent. Von den ersten Metern an fühlte ich mich auf dem Bike wohl und an diesem Gefühl hat sich während der ersten Testphase nichts geändert. Das muss nicht auf jeden Fahrer zutreffen – bei mir aber war/ist es so. Die Sitzposition auf dem Bike fällt sehr zentral aus, was sich in einer wunderbar mittigen Gewichtsverteilung auf dem Bike bemerkbar macht – genau so wie sie sein sollte. Das Hauptgewicht lastet auf den Pedalen, wodurch sich der, subjektiv sehr steife, hydrogeformte Alurahmen weitaus komfortabler fährt, als es die groß dimensionierten Rohrquerschnitte vermuten lassen würden.

Loki_Wurzelpassage

Trotz sehr steifem Rahmen fährt sich das ORBEA Loki legend er ausbalancierten Sitzposition sehr komfortabel.

So ist man in der Lage, Schläge aktiv mit den Beinen wegzufedern, was auch die Sicherheit auf Abfahrten spürbar erhöht. Überhaupt lädt diese Position dazu ein, mit dem Bike beinahe jede sich auf dem bietende Welle oder Kante zum Spielen zu nutzen oder plötzlich auftauchende Hindernisse im Manual zu „surfen“: Mit dem Körper nach hinten zu gehen, um das Vorderrad über eine große Wurzel zu lupfen, die man zuvor übersehen hat, ist kein Problem mit dem Loki. So hält man das Loki auch dann noch zuverlässig auf Kurs, wenn man sich abseits der eigentlichen Ideallinie befindet. Gerade für die Zielgruppe, die ORBEA das Loki anpeilt, ist diese verspielte Gutmütigkeit definitiv eine positive Eigenschaft und ein starkes Kaufrgument.
Beim Klettern verhält sich das Loki ebenfalls sehr gutmütig. Erwartungsgemäß ist es – natürlich auch bedingt durch das Gewicht von über 13,3 Kilo und der eher entspannten Geometrie – keine Bergziege, die man aggressiv jeden Anstieg hochdrückt oder mit dem man persönliche Bestzeiten anpeilt. Dafür bewältigt man Forststraßenanstiege und auch Singletrail-Uphills sehr gelassen … wenn gewünscht, auch durchaus zügig. Richtig in seinem Revier befindet sich das Loki dann, wenn es technisch bergauf geht. Auch wenn die Front hier durchaus früher steigt und schon einige Gewichtsverlagerung einfordert, unterstützt die große Bewegungsfreiheit auf dem Bike auch bergauf das Überwinden von Stufen und anderen Hindernissen. Das Hinterrad sorgte dabei zuverlässig für sehr viel Grip und musste sich bisher nur in seltenen Fällen von dem Gelände geschlagen geben.

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Die FOX 34 Boost Federgabel gibt sich einfach einzustellen und sehr kontrolliert komfortabel.

Die FOX Float (34) 32 BOOST Federgabel passt mit ihrem unkomplizierten Setup sehr gut zum Loki und verrichtete bislang äußerst effektiv und mit viel Komfort ihren Dienst. Auf ebenen Trails machte besonders die mittlere Plattform-Einstellung der FIT-Kartusche sehr viel Spaß. Das Bike lag satt und straff auf dem Trail, gab dem Fahrer Rückmeldung über die Beschaffenheit des Untergrunds und ließ genug Raum für eine aktive Fahrweise. In der offenen Einstellung bügelte die Gabel mit ihren 120 mm Federweg kleinereund auch gröbere Unebenheiten glatt, ohne dabei je schwammig zu wirken, was auf Abfahrten der Lenkpräzision sehr zugute kam und auch ohne je zu stark abzutauchen.

In Bezug auf die Reifenwahl hat ORBEA Basken bei dem 29er-Laufradsatz eine gute Wahl getroffen. Die verbauten MAXXIS Ardent 2.40“ vorne und hinten passen geradezu perfekt zum Einsatzbereich des Loki und schränken die Fahreigenschaften nicht zugunsten eines niedrigeren Gewichts auf dem Datenblatt ein. Mitbedingt durch das bereits im Testintro lobend erwähnte Tubeless-Setup waren die 29er Ardents sowohl in Nässe und Matsch als auch auf Waldboden sowie steinigem Untergrund stets Herr der Lage. Sie überzeugten außerdem mit einer guten Dämpfung und waren nach Schlammpassagen rasch wieder frei.

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… ein Hardtail das es einfach liebt über die Trails gejagt zu werden.

Ein wenig Kritik muss sich dagegen die hauseigene BOOST-Vorderradnabe des 29er-Laufradsatzes gefallen lassen: Die Hülse, durch die die Steckachse der Federgabel geführt wird, ist nicht fest in der Nabe montiert, sondern befindet sich lose darin. Im Fahrbetrieb ist dies nicht problematisch, da die Achse die Hülse fixiert, jedoch gestaltet sich der Einbau mitunter fummelig, da man die Hülse zunächst mit einem längeren Gegenstand in die richtige Position bringen muss, damit die Steckachse hindurchgeführt werden kann.

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Die Deore 2-fach Kurbel funktioniert einwandfrei, zeigt aber bereits früh erste Abriebspuren auf der Kurbelarmoberfläche.

Der verbaute Komponentenmix von SHIMANO erwies sich erwartungsgemäß als sehr solide und problemlos. SLX Umwerfer wie auch XT Shadow Plus Schaltwerk sorgten für präzise und leichte Gangwechsel. Die M506 Bremse benötigte lediglich eine kurze Einbremsphase. Anschließend genügte ein Finger, um Bike und Biker sicher zum Stillstand zu bringen. Weniger schön ist dagegen, dass die verbaute Zweifachkurbel an den Kurbelarmen bereits nach kurzer Zeit Abriebspuren zeigt.

Die ORBEA Digit Sattelstütze ist eine „fixe Stütze“ mit einer Führung und zwei verstellbaren Anschlägen für die obere und untere Position.

Die von ORBEA auf den Namen „Digit“ getaufte absenkbare Sattelstütze erwies sich während der ersten Testphase auch unter schlammigen Bedingungen als unproblematisch. Die Verstellung wie auch Fixierung funktionierte stets einwandfrei und ohne störende Geräusche jeglicher Art. Auf dem Trail sind die beiden durch Innensechskantschrauben definierten Positionen sowie die Führungsnut eine echte Hilfe in der Fahrpraxis: Das mühsame Wiedereinstellen der Sattelhöhe und das Ausrichten des Sattels entfällt. Während der Fahrt war jedoch – zumindest für mich – nur die Absenkung wirklich effizient nutzbar, da das Ausziehen der Stütze dem Fahrer doch einiges an Akrobatik abverlangt. Dies ist jedoch subjektiv und andere mögen sich damit leichter tun als es bei mir der Fall war.

Abschließend möchte ich noch eine Qualität des ORBEA Loki, erwähnen, die auf dem Weg zum Trail sowie auf den ersten Metern im Gelände irgendwie als Selbstverständlichkeit hingenommen wird, sich dem Fahrer jedoch spätestens nach dem ersten größeren Wurzelteppich, den man mit Schwung passiert, offenbart: Das Bike ist absolut leise. Die Kette wird vom Shadow Plus Schaltwerk die meiste Zeit sicher an Ort und Stelle gehalten und schlägt nur selten kaum hörbar gegen den gut gedämpften Kettenstrebenschutz. Absolut positiv überrascht in Bezug auf die Geräuschentwicklung haben mich zudem die innenverlegten Züge, die kein Geklapper von sich gaben. ORBEA hat hier wirklich sorgfältig und durchdacht gearbeitet. Warum ich das an dieser Stelle so sehr hervorhebe? Zum einen kenne ich Bikes, die mit der Geräuschentwicklung innenverlegter Züge ihre Besitzer zur Verzweiflung treiben, zum anderen passt dieses leise Auftreten perfekt zur Souveränität, mit der sich das Loki während des ersten Teils des Test präsentierte.

Loki_Isar

Mit dem Lok machen lange Touren Spaß, egal ob gemäßigtes „Kilometerfressen“ oder technische Singletrail-Abenteuer.

Ausblick: Für den zweiten Teil des Tests wird das Loki mit dem B+ Laufradsatz ausgestattet. Besonders gespannt bin ich darauf, wie sich die mit dem Laufradwechsel einhergehende niedrigere Tretlagerhöhe auf das Fahrverhalten auswirkt, ob der für B+ charakteristische niedrigere Reifendruck Einfluss auf die Abstimmung der Federgabel nimmt und inwiefern sich der Kritikpunkt der „Schwammigkeit“ von Plusreifen im direkten Vergleich mit dem 29er-Setup als berechtigt herausstellt.

Fabian