TUNE Skyline Fat LRS (mit KUROSHIRO Enso 747 Felgen) – Erste Eindrücke: von c_g
TUNE und KUROSHIRO in einem Produkt vereint – das weckt Erwartungen nach wirklich edlem und leichten Material. Und das sind unsere TUNE Skyline B+ Laufräder mit gerade mal 1355 g Rohgewicht auch wirklich. Nachdem ich euch im Testintro bereits alle Details und technischen Finessen aufgeführt habe – soll es hier in erster Linie um die praktischen Aspekte gehen – Montage, Tubeless-Eigenschaften und natürlich auch die ersten Eindrücke auf dem Trail.
Nun, wie ihr wisst, ist die Montage auch immer abhängig von den Reifen, aber weil es sich bei den B+ Reifen ja noch um eine sehr junge Facette des Radsports handelt, haben wir noch kein so umfangreiches Repertoire von Reifen bei uns. Mit den Testmustern des WTB Trailblazer 2.8 TCS (hier getestet), eines VEETIRE Trax Fatty 3.25 (hier getestet) und dem SCHWALBE Nobby Nic 2.8er (hier vorgestellt, Realgewicht 875 g) haben wir aber doch ein paar Exemplare für erste Versuche.
Die Montage der drei verschiedenen Plus-Reifen selber war auf der KUROSHIRO schon mal kinderleicht – keine grenzwertigen Fingerkräfte oder gar Reifenheber von Nöten.
Beim Tubeless-Aufpumpen dagegen stellt einen die Enso 747 vor echte Herausforderungen. Weil nämlich die versteifende Alpha Ridge Rinne zum Teil bis an die Felgenschulter heranreicht, hatte ich mit meiner Standpumpe nie Erfolg. Mit den bei normalen Reifen fast immer ausreichenden CO2 Kartuschen klappte es nur in 1/3 der Fälle und selbst der TOPEAK Joe Blow Booster Kompressor-Standpumpe ist bei der Kombi mehrfach zuerst die Puste ausgegangen ehe sich Druck in den Reifen aufgebaut hat.
Auf Rückfrage bei KUROSHIRO Gründer Mauro Bertolotto, meinte er, dass man das etwas erscherte Aufpumpen mittels Kompressor zugunsten des minimalen Gewichts in Kauf genommen hätte. Er schlägt vor den Reifen zuerst mit einem Schlauch zu montieren, den Schlauch auf einer Seite vorsichtig herauszunehmen, das Tubeless-Ventil zu montieren und den Reifen dann mit einem Kompressor aufzupumpen.
Hier sei aber angemerkt, dass es mit den großvolumigen Plus-Reifen ohnehin schwierig ist den initialen Druck zu bekommen bis sich der Reifen an die Felge anlegt. Um wirklich sicher zu gehen, dass man den Reifen schlauchlos aufgepumpt bekommt, sollte man hier also zum Kompressor greifen. Auf dem Trail greift man gegebenenfalls sowieso besser zum Ersatzschlauch.
In dem bei uns üblichen Abdrücktest (Versuch, die Felgenwulst bei wenig bis gar keinem Luftdruck von der Felgenschulter zu drücken), hat sich die KUROSHIRO gut geschlagen. Die Reifenwülste der gestesteten Reifen sind nie von selber ins Tiefbett gerutscht und brauchten schon etwas zusätzliche Belastung um von der Felgenschulter zu rutschen – so bombensicher wie etwa auf den AC Smokin’ Gun mit ihrer extrem breiten Schulter oder den BULLS Hattori sitzt der Reifen aber garantiert nicht. Gerade bei den für Plusreifen, die ja oft mit sehr niedrigen Reifendrücken gefahren werden ist das ein wichtiger Punkt, der vor allem in aggressiver Kurvenfahrt durchaus relevant sein kann. Wir werden definitiv während des Tests auch darauf achten.
Was das selbständige Abdichten der Felge ohne Dichttape angeht, kann ich das absolut bestätigen. Es gab nie die geringsten Anzeichen von Luftverlusten oder austretender Dichtmilch an den 32 Speichenlöchern. Kompliment und definitiv eine positive Sache. Dafür war die Abdichtung des Tubeless-Ventils mit seiner Position mitten in der Rinne weniger einfach. Mit dem mitgelieferten Ventil von AMERICAN CLASSIC mit dem üblichen greisförmigen Rand, kam es bei jedem Aufpumpen zu leichten Luftverlusten. Die wurden zwar immer wieder durch die Dichtmilch abgedichtet, aber so richtig vertrauenerweckend fand ich das nie. Erst der Wechsel auf ein anderes Ventil mit einem größeren Kunststofffuß, brachte dann wirklich Ruhe.
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PRAXISEINDRÜCKE
Für die ersten Fahreindrücke, habe ich mir den SCHWALBE Nobby Nic vorne und hinten ausgesucht. Ich hatte den Reifen zwar bereits bei meinem Test des SCOTT Genius 700 LT tuned gefahren aber unter den wenigen zur Verfügung stehenden Plus-reifen erschien er mir mit seinem Allroundprofil für die aktuell wechselhaften Bedingungen am besten geeignet.
Wieder einmal, stehe ich vor dem Problem, wie beschreibt man das Gefühl der Begeisterung, wenn man einen superleichten Laufradsatz fährt. Nicht, dass man mit normalgewichtigem Material nicht auch Spaß auf dem Trail haben könnte, aber derart leichte Laufräder machen einfach noch mehr Spaß. Sei es beim Beschleunigen, schnellen Einlenken oder beim Tanz über Wurzelteppiche – man spürt einfach wie sich da Bike aufgrund der geringeren Masse verspielter und agiler fährt. Schon bei 100 g Gewichtsunterschied ist das spürbar, aber wenn man von einem 29er Laufradsatz mit etwa 1850 g auf einen 27,5er mit lediglich 1355 g wechselt, ist das wie ein neues Bike!
Wahnsinn, wie das Bike damit auf jeden Tretimpuls reagiert und nach vorne schnellt, wie leichtfüßig man es damit um schnelle Kurven drückt ….
Und weil die TUNE Skyline B+ Laufräder noch dazu sehr seitensteif sind, mangelt es auch nie an Kontrolle oder Lenkpräzision. In Kombination mit den breiten Plus-Reifen und den geringen Reifendrücken ist die Seitensteifigkeit der Laufräder in der Praxis zwar nicht so direkt spürbar, wie bei schmäleren Reifen und höheren Drücken. Dass die Laufräder dennoch sehr seitensteif sind, beweist der Griff ans Laufrad in der Gabel und am Hinterbau zweifelsohne – da bewegt sich herzlich wenig.
Die im Intro bereits beschriebene hohe Speichenspannung und hohe Güte der Einspeichung zeigt sich darin, dass der Laufradsatz von der ersten Umdrehung an noch kein einziges Geräusch von sich geben hat – wie es sonst oft üblich ist, bis sich alles gesetzt hat. Ein Premium-Laufradsatz der offensichtlich auch mit höchster Sorgfalt von TUNE aufgebaut worden ist – hoffentlich bleibt auch der weitere Eindruck davon so positiv.
Ach ja, bisher bin ich die Laufräder mit Drücken zwischen 1,15 und 0,95 bar gefahren und hatte noch keine Anzeichen von Burping, bzw. anderen Problemen mit dem festen Sitz der Reifewulst auf der Felgenschulter (siehe Abdrücktest weiter oben), allerdings waren die weiterhin eher rutschigen Bedingungen auch nicht unbedingt dafür geeignet extrem Kurvenfahrten auszuprobieren. Ich bleibe aber definitiv an dem Thema auch weiterhin dran.
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Zusammenfassung: Extrem leicht, faszinierend schnell und sehr steif – das sind die herausragenden Eigenschaften aus den ersten Praxiserfahrungen mit dem TUNE Skyline B+ Laufradsatzes mit KUROSHIRO Enso 747 Felgen. In allen anderen Aspekten verhält sich der LRS bisher genauso unauffällig, wie man es von guten Laufrädern wünscht – auf einen weiteren Test mit vielen problemfreien und genussvollen Trailkilometern.
RIDE ON,
c_g
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Ps: Anmerkung zur Bike-Geometrie eines 29ers mit B+: Seit es B+ als Zusatzoption für 29er gibt beschäftigen wir uns damit, wie sich das auf das Bike und sein Handling auswirkt. Neben den Einflüssen auf die Federungseigenschaften am Bike geht es dabei vor allem auch um die Problematik, dass die B+ Reifen im Außendurchmesser eben nicht genau einem 29er entsprechen.
In unserem Fall reduziert sich der Radius zwischen dem zuletzt gefahrenen 29er Laufradsatz (AC Smoking Gun mit ONZA Ibex 2.4) und dem TUNE Skyline B+ mit 2.8er Nobby Nic um satte 12 mm! Das bedeutet vor allem ein um 12 mm niedrigeres Tretlager – ein Wert der je nach Rahmen durchaus ins Gewicht fallen kann. Dabei merke ich den Unterschied vor allem in technischeren Uphills, wo das Heck ohnehin stärker belastet ist und der B+ Reifen sich über Wurzeln zusätzlich zusammendrückt.
Hier muss ich durchaus etwas bedachter Treten, damit meine Pedale nicht zu oft in Kontakt mit Stufen oder Kanten kommen. Mit dem CUBE Stero 140 SLT 29er, das mit ca. 335 mm ein normal hohes Tretlager hat, ist das zwar spürbar, aber noch kein echtes Problem oder gar ein K.O.-Kriterium für die Umrüstung auf B+ – bei manch anderen Bikes mit noch niedrigerem Tretlager, sollte man sich aber durchaus darüber Gedanken machen.
RIDE ON,
c_g
Wer mit Flatpedals fährt spürt das tiefe Tretlager noch viel eher. Seitliche Wurzeln laden die Pins auf der Unterseite gerade zu ein, sich darin einzugraben. Und die Pedale stehen seitlich weiter ab.
Bei großvolumigen Reifen habe ich manchmal selbst mit Kompressor nicht den nötigen ersten Druckimpuls aufbauen können um einen mit Milch befüllten Fahrradmantel ins Felgenbett ploppen zu lassen. Wenn ich jedoch den inneren Teil des Ventils herausgedreht hatte, klappte es gut! Danach konnten man den inneren Teil des Ventils wieder eindrehen und danch war es kein Problem mehr den Mantel mit Luft zu befüllen.
Das Problem tritt insbesondere bei Ventilen auf, die bereits länger in einem mit Milch befüllten Laufrad montiert waren, dann merkt man schon beim Pumpen, dass der Widerstand viel größer ist, als bei Reifen mit Schlauch. Das Ventil hatte sich mit geronnener Milch zugesetz.
Übrigens, Achtung beim Kompressoreinsatz. Die Felgen sind meist nur bis zu einem bestimmten Druck zugelassen! Dieser sollte beachtet werden. Mir ist es mehrfach passiert, dass wegen zu hohem Druck (ca 4bar bei einer bis 3bar zugelassenen Felge) explosiv, mit lautem Knall, mir die Milch um die Ohren flog! Dann sofort die Klamotten in die Waschmaschine und gleich waschen. Die Milch ging dann bisher immer raus.
Mittlerweile weiß ich auch, wie ich den Druck bei meinem Kompressor auf ein Maximum begrenzen kann. Aus Fehler lernt man!
Manchmal 🙂
@Badebucht: Danke für deine Anmerkungen. Gut, dass du das mit dem Herausnehmen des Ventilkerns noch mal erwähnst, denn es hilft wirklich. Wenn wir einen Reifen das erste Mal aufpumpen, machen wird as immer, denn nur so kann – wie du ja auch schreibst – die Luft optimal in den Reifen strömen.
Ergo: Wir machen das ohnehin immer so, aber es ist gut, dass das hier noch mal explizit erwähnt wird.
Was das spezielle Testprodukt angeht, reicht aber selbst das bei der KUROSHIRO Felge nicht immer aus, weil einfach seitlich zwischen Wulst und Felge (dort wo die Rinne an die Flanken anreicht) zu viel Luft entwichen kann.
Und, JA – unbedingt auf Maximaldrücke achten! Manche Felgen, insbesondere sehr leichte wie auch die KUROSHIRO, haben sehr niedrige Maximaldrücke. Wenn man die überschreitet, kann die Felge selber Schaden nehmen.
Übrigens, wenn eine Felge selbst bei 3 bar noch nicht sicher auf die Felgenschulter rutscht, sollte jeder hellhörig werden. Dann passt was mit der Felgen/Reifenkombi überhaupt nicht – was heutzutage zwar eher selten ist aber vorkommt.