TUNE „Re4mer“ Sattel und „Schwarzes Stück“ Sattelstütze – Testintro: von Fomeracer
Seit über einem Jahrzehnt bin ich ein glücklicher Biker. Unter anderem weil ich schon früh in meinem Bikerdasein den richtigen Sattel für mich gefunden habe. Kaum ein anderes Bauteil am Mountainbike entscheidet so nachhaltig über andauernden Fahrspaß oder Leid beim Biken. So ist es einem nicht zu verdenken, hat man einmal „seinen“ passenden Sattel gefunden, dass man über Jahre diesem treu bleibt. So auch bei mir und nur widerwillig hab eich eingewilligt, als es darum ging „einen Sattel“ zu testen … bis ich vor mir sah, was ich da testen sollte:
Den brandneuen Re4mer Carbonsattel und die passende Carbonsattelstütze „Schwarzes Stück“ der Leichtbau-Edelschmiede TUNE!
Zwei Teile welche die Herzen der Freunde von exponierten Teilen, Leichtbaufans und den geneigten Racern gleichermaßen höher schlagen lassen und intuitives „Fass mich an, schraub mich ans Bike, fahr ein Rennen mit mir“ versprühen. Die kommenden Wochen werde ich dem ultraleichten Duett aus TUNE Re4mer Sattel und der TUNE „Schwarzes Stück“ Sattelstütze bei zahlreichen Trainingseinheiten und dem ein oder anderem Wettkampf auf den Zahn fühlen werde. Ich wage es kaum auszusprechen den die komplette Sitzzentrale aus den beiden Edelteilen wiegt gerade mal 205 g!! Mit diesem Gewicht, einem Fahrer mit 85Kg und dem bevorstehenden harten Renneinsatz, könnten die Rahmenbedingungen für den anstehenden Test nicht spannender sein.
TUNE Re4mer
Spezifikation TUNE Re4mer: Der TUNE Re4mer ist der derzeit leichteste Sattel in der TUNE Familie. Dern as oben schon angesprochene Klientel ist ja grundsätzlich immer bereit, viel Geld für wenig Material auszugeben. Beim Re4mer könnte diese Lücke nicht größer sein. Sensationellen 79 g (!) stehen einem Beschaffungspreis von 289 Euro gegenüber. Hierfür bekommt man aber einen Sattel, der in Gewicht und Verarbeitungsqualität seines gleichen sucht.
So sind quasi alle Sattelkanten nach Innen umgelegt und gratfrei ausgeführt. TUNE selbst nennt dieses Kantendesign „einziehend“ und soll Scheuerstellen wie auch Verletzungen bei Stürzen gleichermaßen unterbinden – ein Kritikpunkt den der ansonsten extrem bequeme TUNE KommVor Sattel leider akzeptieren muss. Der schlanke Sattel mit 130 mm Breite und seiner geschlossenen Nase ist 260 mm lang. In die Karbonschale ist das hochovale Sattelgestell, formschlüssig eingeklebt.
Der minimalistische Alcantara Kunstlederstreifen stellt keine Polsterung dar, sondern soll lediglich das Herumrutschen auf dem sonst blanken Carbon minimieren. Das besagte Leder ist in 7 Farben wählbar und in einer maßgeschneiderten Vertiefung in den Sattel geklebt. Somit ist sichergestellt, dass es für jedes Bikedesign ein optisch passendes Modell erhältlich ist. Der auf den Sattelstreben markierte Verstellbereich misst 70 mm im Gelände ist der TUNE Re4mer für 90 kg freigegeben.
Montage TUNE Re4mer: Man möchte meinen, bei einer Sattelmontage gibt es nix relevantes zu beachten, der Verstellbereich ist klar gekennzeichnet, das Anzugsmoment meist auf der Stütze gekennzeichnet der Neigungswinkel sowieso ein individuelle Einstellung. Nicht so beim Re4mer. Hier gibt es zahlreiche Infos in der Bedienungsanleitung die entweder informativ oder zwingen zu beachten sind. Zum einen gibt TUNE für die optimale Sitzposition eine Überhöhung des Sattelendes zur Spitze von 30mm an, schön wenn man bei der Erstmontage schon mal ein groben Richtwert für die vermeintlich passende Sitzeinstellung hat. Dass das hochovale Sattelgestelle natürlich ausschließlich mit einer passenden Stütze montiert werden darf klingt einleuchten, hier geht TUNE noch eine Schritt weiter und pflegt auf ihrer Homepage eine Liste mit kompatiblen Stützen, sehr vorbildlich! Redundant und fast schon humorvoll finde ich den Vermerk: „ … bei tiefen, kurzen Unebenheiten Ihres Fahrweges gehen Sie bewusst aus dem Sattel und entlasten ihn …“ Ein solches Verhalten sollte bei derartigen Leichtbbauteilen selbstverständlich sein und zu den Automatismen des Bikens gehören – dass es hier aber nochmals explizit erwähnt wird, zeigt aber, wie nahe am Machbarkeitslimit derartige Leichtbauparts entwickelt wurden.
Ein letzter wichtiger Montagehinweis sollte noch genannt werden, die Satteldecke hat eine Eigendämpfung von angeblich bis zu 10mm, deshalb muss der Freiraum unter der Satteldecke in einem Bereich von 10mm frei von Schrauben und Befestigungsmaterial sein. Bei Nichteinhaltung kann das im schlimmsten Fall zum Bruch des Sattels führen!
Hier noch ein nettes Infomercial Video zum Re4mer um die Feature noch mal visuell zu highlighten:
***************************************************
TUNE „Schwarzes Stück“
Spezifikation TUNE „Schwarzes Stück“: Ich kann bis jetzt nicht sagen, welcher der beiden Testkandidaten mich nun mehr begeistert. Zwar kommt die TUNE „Schwarzes Stück“ wesentlich unscheinbarer daher, dennoch wirkt die mattschwarze Stütze die lediglich durch einen schwarz glänzenden „TUNE“ Schriftzug am Kopf geziert ist, maximal edel und „understated“. Dadurch fügt sie sich dezent in jedes erdenkliche Bikedesign ein. Erst beim zweiten Blick entdeckt man die vielen spannenden Details dieser Carbonstütze.
Neben dem schon tollen Erscheinungsbild fällt zunächst die filigran gefertigte Carbonwippe auf, die in Kombination mit den schlanken Titanschrauben für das niedrige Gewicht der Stütze sorgt. Bei einer Stützenlänge von immerhin 420 mm und einem Durchmesser von 27,2 mm schlägt das Schwarze Stück mit lediglich 126 g zu Buche – sensationell! Positiv stimmt mich dann noch die Gewichtsbegrenzung von 110 kg, dies lässt auf ordentliche Reserven erhoffen. Natürlich ist die TUNE „Schwarzes Stück“ in diversen anderen Abmaßen erhältlich den Durchmesser 27.2/30.9/ und 31.6 stehen die Längen 270mm/350mm und 420mm zu Verfügung. Wer bereit ist 309 Euro für eine Sattelstütze zu bezahlen, darf diese edle Teil sein Eigen nennen.
Als Randnotiz möchte ich noch die schon fast obligatorische und sehr unscheinbare Skalierung für den Verstellbereich erwähnen, sowie die Tatsache, dass durch die innere Konifizierung, die Stütze ausschließlich mit der Skalierung zum „Heck“ verbaut werden darf. Ganz klasse finde ich die beigefügt Packung mit Montagepaste die bei Carbonparts obligatorisch ist, jedoch selten bei einem Teil mitgeliefert wird.
Generell habe ich jetzt schon den Eindruck, dass man bei TUNE die Dinge „zu Ende“ denkt. Es beginnt bei der schon erwähnten Liste an kompatiblen Stützen für den TUNE Re4mer, hier hat man es nicht gescheut, Konkurrenzprodukte aufzulisten um die Funktion der eigenen Teile zu gewährleisten. Ausführliche Bedienungsanleitungen (jeweils auf der Produktseite zum Download zu finden) in Deutsch und Englisch auf der Homepage sind hier ein weiteres Merkmal. Details wie die mitgelieferte Carbon-Montagepaste oder auch das angebotene Crashreplacement der Teile zeigen einfach, dass man sich hier auf den Kunden konzentriert, nicht nur auf das Produkt.
Ich weiß so was jedenfalls zu schätzen, und bin mir sicher, dass ich da nicht der einzige bin – deshalb großes Lob an TUNE!
Montage TUNE „Schwarzes Stück“: Hier gibt es lediglich zwei Punkte die ich erwähnen möchte. Die ist zunächst die Jochbeinklemmung mit ihren filigranen Bügeln. Dass diese Klemmung immer etwas fummelig ist und manchmal zum Geduldsspiel wird das weiß man. Positiv ist aber anzumerken, dass der Steg nicht lose in der Stütze liegt, sondern dort bereits fixiert ist … schon mal ein Teil weniger, das man festhalten muss. Aber auch die TUNE Stütze kann sich dem Kritikpunkt (wie auch die KCNC Ti Pro Lite Stütze mit ähnlicher Klemmung) nicht verwehren, dass insbesondere die vordere Sattelklemmschraube nur sehr eingeschränkt zugänglich ist. Hier lässt sich teilweise nicht mal ein handelsübliche 6 Kantschlüssel ansetzten wenn man die Stütze nicht verkratzen möchte. An ein Multitool oder einen Drehmomentschlüssel ist erst gar nicht zu denken, wobei letzterer eigentlich unabdingbar bei der Montage von Leichtbau-Carbonparts ist. Es gilt also ein wenig zu experimentieren und nur an der hintern Schraube mit Drehmomentschlüssel zu arbeiten.
Als zweiter kleiner Punkt fällt auf, dass zunächst die Position der Auflagepunkte der Carbonschale nicht perfekt zum Abstand der Sattelgestellrohre passt. Hier muss das Sattelgestell erst mit einer gewissen Vorspannung seitlich zusammengedrückt werden, um ihren Platz auf der Schale zu finden. Ob dies gewollt ist oder durch mögliche Fertigungstoleranzen entsteht, möchte ich nicht bewerten, ich fände es aber schön wen sie besser zusammenpassen würden – zumal beide Produkte ja vom selben Hersteller stammen. Dass die Stütze mit entsprechender Paste montiert wird und man das gekennzeichnete Anzugsmoment von 6 Nm nicht übersteigt, bleibt hier eine Randnotiz bzw. ist obligatorisch.
Soweit zum Intro der edlen TUNE Sitzkombi – bald mehr dazu mit meinen ersten Eindrücken.
FOMERACER
Ich freue mich schon sehr auf die ersten eindrücke dieses Tests!
Ich habe vor die identische Sattel/Sattelstützen Kombination zu fahren,
mit dem gleichen Körpergewicht wie es der Tester aufweist.
Hoffentlich gibt es schon bald Neuigkeiten 🙂
@ Schnapp: Hatten wir uns auch .. nur leider ist der Re4mer bereits bei der ersten Ausfahrt an einer unsauber ausgeführten Klebestelle zwischen Sattelgestell und Satteldecke gebrochen. Nach Erläuterung von TUNE ein Defekt, der sich auf eine neu eingelernte Hilfskraft zurückführen ließe, die an dem ersten Arbeitstag einige Sättel mit der gleichen Schwachstelle produziert hätte. Alle anderen defekten Muster wären sofort aus dem Verkehr gezogen worden, weshalb unser Defekt wohl ein Einzelfall bleiben sollte.
Aufgrund der derzeit immens hohen Nachfrage nach dem Sattel warten wir leider immer noch auf Ersatz um den Test richtig angehen zu können.
Sorry, dass wir derzeit nicht mehr abliefern können.
Ohje, ich hoffe das dem Fahrer nichts passiert ist!
Das klingt ja erstmal nicht so gut.
Dann werde ich mich wohl noch gedulden müsse bis
weitere Ergebnisse vorliegen. Ich finde den Artikel weiterhin sehr spannend!
Jetzt sogar noch mehr als vorher.