AMERICAN CLASSIC Smokin’ Gun 29er Laufradsatz – Testintro: von c_g
(Anmerkung: Wer uns kennt, weiß, dass wir normalerweise keine Produkte fahren, ehe wir sie auch offiziell vorstellen – die wechselhaften Witterungsbedingungen und auch die Neugier haben uns aber dazu getrieben in diesem Fall eine Ausnahme zu machen. So habe ich diesen Laufradsatz bereits vor seinem offiziellen Intro gefahren und zwar um den Test der 45NRTH Nicotine Spikereifen zu einem Abschluss zu bringen für den wir die Breite der Felgen sehr gut gebrauchen konnten.)
Der regelmäßige Leser unsere Seite kennt unsere Meinung zu Laufrädern und Felgenbreiten. Er weiß, dass wir den aktuellen Trend hin zu breiteren Felgen sehr offen und positiv gegenüberstehen. Zugegeben, es gibt Reifenkombinationen – insbesondere solche unter 2,2“ Breite – die mit breiten Felgen über 30 mm nicht mehr optimal funktionieren, aber in den meisten Fälle der Reifen ab 2,3“ haben wir positive Erfahrungen gemacht, wenn wir von schmäleren Felgen (zwischen 21 und 25 mm) auf breitere Felgen gewechselt haben. Genau deswegen ist bereits seit 2014 die AMERICAN CLASSIC Wide Lightning unsere erklärte Lieblingsfelge, die mit 29,3 mm schon nahe daran liegt, was ich derzeit als Optimum für normale 29er Reifen (2,3 bis 2,4“) betrachte.
Wie breit ist aber zu breit für normale Reifen? Dieser Frage dürfen wir uns mit den brandneuen Laufrädern von AMERICAN CLASSIC widmen, die wir exklusiv und bereits vor ihrer offiziellen Vorstellung auf TUN testen dürfen – die Smokin’ Gun Laufräder (cooler Name, oder?). (Deswegen findet man auch noch keine offiziellen Angaben zu dem neune LRS auf der AC Homepage.)
Wir haben sie euch bereits im Rahmen der Eurobike 2015 kurz vorgestellt. Mit einem Gesamtgewicht von angekündigt unter 1800 g liegen sie im Bereich guter All-Mountain 29er Laufräder, haben dafür aber eine extrem breite Felgen mit einer Innenweite von immerhin 40 mm (!).
Nun denkt jeder bei solchen Maßen natürlich sofort an die derzeit so trendigen Plus-Formate, schließlich werden die statten die meisten Hersteller ihre Plus Bikes mit Felgeninnenbreiten zwischen 30 und 45 mm aus. Doch Bill Shook machte bei unserem Besuch am Eurobike-Stand sehr deutlich, dass die Smokin’ Gun zwar auch für Plus-Reifen geeignet sind, eigentlich aber dazu konstruiert wären um auch normalen Reifen einfach noch mehr Volumen und Stabilität zu verleihen – praktisch ein noch extremerer Wide Lightning.
Beide Eigenschaften konnte ich bereits in meinem Testfazit zum 45NRTH Nicotine belegen. Hier hat sich sehr wohl gezeigt, wie die zusätzliche Breite es erlaubt den Nicotine mit seiner extrem weichen Karkasse zusätzlich zu stabilisieren und damit möglich machte ihn bei noch niedrigeren Drücken zu fahren.
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Doch zurück zum Intro des Testlaufradsatzes selbst. Mit 1853 g schafft es unser Testmuster nicht ganz das angepeilte Gewicht zu erreichen. Schade aber angesichts der Breite wirklich nicht dramatisch, denn 989 g für das Hinterrad und 864 g für das Vorderrad sind auch weiterhin sehr spannende Werte.
Natürlich ist die Felge tubeless-ready, wie man unschwer an der ausgeprägten Felgenschulter mit Bead-Lock-Rippe erkennen kann, welche die Reifenwulst sicher fixiert. Aufgrund der allgemeinen Kritik zur Empfindlichkeit des bisherigen honigfarbenen Tubeless-Tapes hat AMERICAN CLASSIC ab dem Modelljahr 2016 auf ein blaues, deutlich robusteres Tape gewechselt – wie in den Abbildungen zu sehen. Wer genau hinschaut, erkennt auch, wie das die Dichtung zuerst aus einer Lage schmalem Filamentband besteht (zur mechanischen Überbrückung der Felgenlöcher) und erst darüber das blaue Tape als eigentliches Dichtband gewickelt wurde – ganz sicher eine robustere Lösung als vorher das durchsichtige Tape.
Ach ja, wie auch schon bei den Wide Lightning geht man mit den Wandstärken der Alufelge hart ans Limit. Wer eine maximale Dellenstabilität erwartet, wie sie etwa eine Felge vom Schlage der AMERICAN CLASSIC Carbonator oder der BULLS Hattori haben, der wird hier nicht fündig – die sehr niedrigen Seitenwände der Felge haben Wandstärken gerade mal von 1,5 mm! Dafür dürfte auch die Smokinf Gun ein Idealkandidat für eine Kombination mit SCHWALBE’s Procore sein.
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Die AMERICAN CLASSIC Boost Naben
Gehen wir einmal weg vom Offensichtlichen – den Felgen – und schauen uns die nicht minder spannende Interpretation von AMERICAN CLASSIC zum Thema Boost an – unser Testlaufradsatz kam nämlich mit den brandneuen AMERICAN CLASSIC Boost Naben – also für Gabeln mit 110×15 mm und Hinterbauten mit 148×12 mm Achsmaßen. Wer sich an unser Intro der Boost-Technologie von SRAM vor knapp einem Jahr erinnert, weiß, dass SRAM die größere Baubreite einfach symmetrisch auf beide Seiten verteilt – vorne jede Seite 5 mm breiter und hinten je 3 mm.
Bill Shook kam zu der Erkenntnis es anders zu machen. Für ihn ist die Asymmetrie der Speichenwinkel (vorne links und hinten rechts stehen die Speiche viel steiler als auf den Gegenseiten) das Haupthindernis für eine optimale Haltbarkeit der Laufräder, noch vor der höheren Steifigkeit durch maximale Flanschabstände. Also hat er einwenig mit den Zahlen gespielt und herausgefunden, dass wenn er den Abstand der Nabenflansche beibehält und die 6 mm alleine dafür nutzt die Asymmetrie auszugleichen ein aus seiner Sicht stabileres Laufrad dabei rauskommen würde.
Im Fall der Hinterradnabe, bei der die Konstruktion ja rechts durch die Position der Kassette und links durch die Position des Rotors bestimmt sind, ging das nur durch eine komplett neue Nabe, die man an dem deutlich größeren Abstand der Disc-Aufnahme zu dem linken Flansch erkennt. Bei der Nabe stecken die gewonnenen 6 mm also in dem Abstand der Disc-Aufnahme. Der Kunstgriff, der aus den AC Boost Laufrädern aber die angeblich steifsten und robustesten Laufräder bis dato macht, ist, dass man dadurch die Felgen auch um 6 mm versetzt eingespeicht, was bedeutet, dass die Speichenwinkel und die Speichenspannungen nun auf beiden Seiten fast identisch sind.
Am Vorderrad, wo allein die Disc-Aufnahme zählt, konnte AC den Nabenkörper sogar unverändert lassen und durch einen spezielle Endkappe rechts sowie einen verstärkte Achse den gleichen Effekt erzeugen – ein fast symmetrisches Laufrad mit gleichen Speichenwinkeln und gleicher Speichenspannung rechts wie links.
–> Nach AMERICAN CLASSIC sei diese Interpretation von Boost eine bessere Lösung um das Laufrad als Ganzes sowohl ein steifer, aber vor allem haltbarer zu machen.
(Anmerkung: Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man bei AMERICAN CLASSIC mit dem passenden Kit durch Umbau der VR-Nabe und ein Neuzentrieren der Felge aus einem 142×15 Vorderrad eine Boost-Vorderrad machen kann. Hinten geht das aufgrund des eigenen Nabenkörpers nicht. Ein ähnlicher Weg, den LINDARETS jüngst auch mit ihren Boostinator Umrüstkit verfolgen, dort allerdings allein um bestehende Laufräder auf Boost-Rahmen und Gabeln anzupassen.)
Wie oben schon erwähnt, wer auf die AMERICAN CLASSIC Webseite geht und dort nach der Smokin’ Gun sucht wird dort erst in ein paar Wochen fündig werden – die Laufräder sollen etwa Ende Februar/Anfang März im 29“ und 27,5“ Format verfügbar (keine 26“ geplant), und für gute 899.- Euro erhältlich sein. Der deutsche Vertrieb hierzu ist weiterhin REVOLUTION SPORTS.
Weil wir bisher noch keinen boostfähigen Rahmen bekommen konnten, hat uns CUBE noch mal das bereits getestete STEREO 140 29er SLT zur Verfügung gestellt, das uns bis auf weiteres als Boost-Testplattform dienen wird. Danke an CUBE für die Unterstützung!
Demnächst mehr zu den AMERICAN CLASSIC Smokin’ Gun 29er Laufrädern und den ersten Fahreindrücken damit.
RIDE ON,
c_g