VITTORIA Daemion 29er LRS – Testfazit: von MiMü
Seit gut zwei Monaten haben wir VITTORIAs ersten selbst entwickelten Allmountain- und Enduro-Laufradsatz nun schon in der Testphase der unter dem Namen Daemion läuft. Im Intro und den Ersten Eindrücken durfte ich euch den bereits ausführlich vorstellen und darüber berichten wie er sich fährt.
Dank des wirklich milden, langen Herbstes und einem Winter, der seinen Namen bis jetzt nicht verdient, konnte ich dem Deamion ohne einschränkungen ordentlich auf den Zahn fühlen … und so etwaige Schwachstellen aufzudecken. Schnee und Eis blieben den italienischen Rundlingen dabei zwar erspart, dafür sorgte das nass-kalte Wetter für stänigen Beschuss mit Matsch und klebrigem Sand. Höchstbelastung für die Nabenlagerung und Dichtungen inbegriffen.
Ich hatte es in den Ersten Eindrücken schon erwähnt wie gleichmäßig die Speichenspannung zu Beginn des Test war. Auch nach den vielen Trail-Kilometern mit allen Facetten unseres Sports hat sich das nicht geändert – weder Speichenknacken noch irgendeine anderes Zeichen deutete auf Defizite in der Einspeichung hin. Das Durchdrücken der Speichen mit den Fingern ist zwar eine rein subjektive Messmethode, um eine mögliche lose Speiche oder abfallende Speichenspannung aufzufinden – dennoch konnte ich keine wirklich spürbaren Spannungsunterschiede feststellen. Es scheint, als wäre der Laufradsatz im Werk mit viel handwerklichem Geschick eingespeicht und danach mehrfach abgedrückt worden. Mit derartigem Sorglosmaterial macht das Testen dann noch mehr Spaß!
Die beiden Laufräder bestachen bis zum Schluss des Tests durch ihre hohe Steifigkeit, was sihc vorne durch eine sehr präzises Lenkverhalten und hinten durch eine tolle Direktheit bemerkbar macht, die die Laufräder leichter wirken lässt als sie es eigentlich sind. Dennoch schaffen die Daemion immer noch einen Hauch von Restkomfort. Mit meinen nicht gerade asketischen 80 kg ohne Ausrüstung hatte ich schon Laufräder unterm Hintern, die den Trail-Belastungen sicht- und hörbar nachgaben. Der Deamion zählte definitiv nicht zu dieser Kategorie –sie waren einfach nur robust und stabil. Ein echter Sorglos-Laufradsatz!
Die abschließende Kontrolle im Zentrierständer förderte nur minimalste Veränderungen bei den Rundlaufeigenschaften der beiden Räder zu Tage. Während das Vorderrad weiterhin nahezu 100% rund läuft – und das trotz einiger unsauberer Drops oder gröberem Kantenkontakt – , zeigt das Hinterrad einen minimalen Seitenschlag von unter 1 mm. Hier von einem in der Fahrpraxis spürbaren „Eiern“ zu Sprechen wäre übertrieben, ich konnte die leichte Unwucht nur im Zentrierständer ausmachen, on Trail ist davon nichts zu merken. Woher der Seitenschlag rührt, darüber kann ich nur spekulieren.
Auf jeden Fall scheinen die 28 Straighpull-Speichen gut mit dem asymmetrischen Felgenprofil zu harmonieren, die Kombination lieferte in unserem Test nämlich eine tadellose Vorstellung ab. Dellen oder Kerben als Folge von arglistig provozierten Snakebite-Versuchen suchte ich nach Demontage der Reifen vergeblich. Das Felgenprofil und die verwendete Alu-Legierung bieten den äußeren Einflüssen genügend Gegenwehr. Auf den Oberflächen der Felgen hat der beinahe permanente Dreckbeschuss während der letzten acht Wochen nur kleinere Spuren in Form von kaum sichtbaren Kratzern hinterlassen, die aufgeklebten Sticker sind noch „einwandfrei“.
Haltbarkeit und Robustheit sind, soweit das nach einem 2-monatigen Test überhaupt zu sagen ist, absolut tadellos.
Die beiden Naben bieten auch bei der Schlussinspektion keinen Grund zur Kritik. Vorne wie hinten sind die Lager sehr gut abgedichtet, nur wenig Schmutz lässt sich im Inneren finden. Der Lauf der hochwertigen Industrielager ist weiterhin seidenweich, Spiel konnte ich keines feststellen.
Besonders lobenswert finde ich die erstklassigen tubeless-Eigenschaften des Deamion-Laufradsatzes (in der Testzusammenfassung vom VITTORIA Gato kam es schon ganz gut rüber wie problemlos die Reifenmontage und das anschließende Abdichten des selbigen war). Den tubeless-Aufbau erleichtert VITTORIA dem Endverbraucher durch das ab Werk montierte tubeless-Felgenband. Schade nur, dass VITTORIA keine passenden Ventile mitliefert – die würden den Lieferumfang noch komplettieren.
Die speziell geformten Felgenhörner und flache Felgenschulter dürften einen großen Teil dazu beitragen, dass die Reifen von der ersten Minute an absolut dicht waren und den gewählten Luftdruck über 24h zu einhundert Prozent hielten. Erst nach vier Tagen konnte ich einen Luftdruckabfall um 0,1 Bar messen, ein durchaus respektables Ergebnis. Auch forsche Kurvenfahrten mit wenig Luftdruck (~ 1Bar und darunter) lockten die Kombination aus Reifen und Felgen nicht aus der Reserve. Der Reifen begann zwar merklich zu walken und folgte nur mehr mit Nachdruck der eingeschlagenen Linienwahl, ein Luftverlust oder Burping war aber auch hier nicht festzustellen. Selbst zackige Kurvenwechsel brachten den Reifen nicht dazu über den Felgenrand zu springen.
VITTORIA sagt auf deren Homepage ja, dass die Felgenhörner der neu entwickelten Laufräder speziell an die Wülste der hauseigenen tubeless-fähigen Reifen anpasst sind, um eine optimale Performance zu ermöglichen. Nach ausgiebigem Test der Kombination Deamion-LRS und Gato TNT-Reifen bestätige ich diese „Symbiose“ gerne. Ob die Funktion mit anderen Reifen identisch problemlos ist, konnte ich in der Kürze des Tests nicht vollends verifizieren.
Ein probehalber aufgezogener Maxxis Ardent EXO Protection lies sich im übrigen genau so leicht dicht bekommen, nur musste ich hier deutlich öfter, nämlich alle zwei Tage, nachpumpen – es bestätigt sihc was c_g schon von früher wusste: Die GEAX TNT Reifen sind schon ab Werk ungemein luftdicht und die Dichtmilch ist vorrangig um die Luftdichtigkeit auch dauerhaft aufrecht zu erhalten. Beim Fahrverhalten bot der Gato mehr Feedback vom Untergrund, war dabei besser zu kontrollieren und walkte weniger. Der Ardent fühlte sich im direkten Vergleich schwammiger an, ganz so als wäre die Karkasse nicht optimal gestützt. Wen man die beiden Reifen im direkten Vergleich in der Hand hält, merkt man das auch im abmonterten Zustand deutlich.
Nur ein einziges Bauteil bietet mir Grund zur Kritik: der bremsseitige QR15-Achsadapter am Vorderrad. Der Umbau vom werksseitig verbauten 9mm-Schnellspanner-Adapter auf QR15 erfolgt zwar ohne große Probleme und ist weil einfach nur Umstecken der Achsadapter in einer guten Minute erledigt, aber der häufige Ein- und Ausbau des Laufrads in meine Rock Shox Revelation zeigte eine Schwachstelle des die bremsseitigen Adapters. Wenn man das Laufrad nämlich nur minimal schräg zwischen die Ausfallenden der Gabel einführt, kippte der Adapter oft aus der Achsführung und hat sich verkantet. Um das zu beheben muß man das Laufrad wieder kurz herasunehmen und den Adapter wieder fest in die Führung drücken. Um ein erneutes Verkanten zu vermeiden half es die beiden Gabelholme per Hand leicht auseinander zu drücken. Zusammen mit dem Einfädeln des Rotors in die Bremszange und mangels einer dritten Hand, wurde der Laufradeinbau dadurch mitunter zur Präzisionsarbeit und unnötig aufwendig. Dieses kleine Detail war der einzige echte Kritikpunkt den ich am VITTORAI Daemion LRS habe finden können und der tritt auch nur dann auf,wenn man das VR ähnlich häufig en und ausbaut wie ich es eben tue.
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Testfazit:
Der VITTORIA Deamion 29er Laufradsatz hat es geschafft mich in der 2-monatigen Testphase auf der ganzen Linie zu überzeugen. Um 665.- UVP bekommt man einen sehr solide gefertigten Satz Laufräder, dessen Gewicht mit nachgewogenen 1830g vollkommen angesichts des Einsatzbereichs und der hohen Robustheit absolut in Ordnung geht. Für das Gewicht ein tadelloses Beschleunigungsvermögen, präzises Lenkverhalten, mehr als ausreichende Steifigkeit bei gleichzeitigem Restkomfort sowie wirklich erstklassige tubeless-Eigenschaften habe ich in meinem Tourenbuch mit einem fetten „Plus“ vermerkt. Nicht zu vergessen der Lieferumfang inkl. Achsadapter, Centerlock-Adapter und tubeless-ready-Felgenband.
Bei der „Minus-Seite“ steht lediglich der QR15 Adapter mit seinem Hang zum Verkanten. Da es sich hierbei aber möglicherweise um eine ungünstige Kombination aus Laufrad und Gabel handelt, sollte dieser Kritikpunkt nicht übermäßig bewertet werden. Ob man die 24 mm Innenweite der Felge als zu schmal oder gerade recht empfindet, ist von der persönlichen Reifenwahl und den bevorzugten Drücken abhängig – mir selber war es in Kombi mit den gefahrenen Reifen nie zu scmal, ich hätte aber nichts gegen ein paar Millimter mehr einzuwänden.
Wer einen Allrpound- bis All-Mountain Laufradsatz mit viel Performance für relativ wenig Geld sucht, der sollte den VITTORIA Deamion einmal genauer unter die Lupe nehmen.
MiMü