SRAM GX 2×11 Komplettgruppe – Update: von MiMü
„Einstiegsgruppe“ in den 11-fach Bereich nennt SRAM seine GX-Gruppe, die wir seit September in der 2×11 Konfiguration für euch im Test haben. Über die genauen Spezifikationen haben wir euch ja bereits im Testintro Mitte Sepember detailiert informiert, ebenso über die Ersten Eindrücke gut zweieinhalb Monate später.
Jetzt, nach beinahe vier Monaten Testphase ist es Zeit für ein neuerliches Update. Die feuchten Herbsttrails mit all ihren Tücken und unterschiedlichsten Bodenbeschaffenheiten hatten genug Zeit, um etwaige Schwächen der einzelnen Bauteile aufzuzeigen. Der Begriff „Einstiegsgruppe“ hat ja immer auch etwas mit Einsparungen des Herstellers zu tun und ich war gespannt, ob die nasse Jahreszeit qualitative Schwachstellen ans Licht bringen würde.
Aber der Reihe nach:
Die Schalthebel
Die beiden Shifter verrichten ihre Dienste nach wie vor knackig-präzise und ohne Nachdruck am Hebel. Bisher laufen die Schaltzüge noch wie am ersten Testtag. Nur bei den großen Schalthebeln fiel mir im Laufe des bisherigen Tests die Kante zwischen Vorder- und Hinterseite auf – ein Attribut an das etwas einfachere Finish – die insbesondere beim Schalten im ruppigen Terrain, wenn der Daumen die Shifter-Fläche nicht zu 100% trifft, sich mitunter unangenehmes Gefühl im Daumen sorgt. Mit etwas Schleifpapier habe ich die Kante aber in der Zwischenzeit „entschärft“, hier würde ich mir aber wünschen, dass sRAM noch etwas mehr auf’s Finish achten würde.
Die Kurbel und das Innenlager
In den Ersten Eindrücken habe ich euch die zentrale Schraube, welche sowohl den linken Kurbelarm auf der Kurbelwelle fixiert als auch das Lagerspiel einstellt, ausführlich erklärt. Das System an sich funktioniert nach wie vor erstklassig, der Kurbelarm sitzt bombenfest auf der Welle und die Lager weisen kein Spiel auf.
Mehr Aufmerksamkeit benötigt das von mir verwendete BB86/BB92 Pressfit Innenlager. Die beiden außenliegenden Lagerschalen werden lediglich durch jeweils eine Gummischeibe abgedichtet, die man beim Zusammenbau der Kurbel-/Innenlagereinheit auf die Tretwelle aufgeschiebt und das Innenlager bei Verwendng des richtigen Anzugsdrehmoments optimal schützen soll. In der herbstlichen Praxis fällt jedoch auf, dass die Gummilippen nicht zu 100% abdichten und kleine Schmutzpartikel wie etwa Sand oder feinen Kies zu den Lagerschalen durchdringen lassen. Eine Demontage der Kurbel mit anschließender Reinigung aller Einzelteile habe ich zuletzt alle 100km durchgeführt. Das sollte die Lebensdauer um einiges verlängern.
Die Oberflächen der beiden Kurbelarme haben sich bis dato tapfer gegen die äußeren Einflüsse gewehrt. Minimale von den Schuhen verursachte Schleifspuren und einige Kratzer bedingt durch gelegentlichen Felskontakt sehe ich als normale Gebrauchsspuren an.
Die aus Aluminium gefertigten Kettenblätter weisen nur normale Verschleißspuren auf, der Schaltkomfort selbst unter Last ist nach wie vor sehr hoch. Auffallend ist die nach wie vor sehr gute Verzahnung zwischen Kettenblättern und Kette, denn einen ungewollten Kettenabwurf hatte ich bisher noch nicht zu vermerken.
Der Umwerfer & die Kette
Abgesehen von normalen Kettenspuren an den Leitblechen gibt es hier nichts nennenswertes zu berichten. Auch einige unliebsame Kettenklemmer konnten dem Umwerfer nichts anhaben.
Nachdem ich die Kette mit einem Aftermarket-Wachs versiegelt hatte beeindruckt sie jetzt mit tadelloser Funktion, auch bei widrigsten Verhältnissen. Sie verschmutzt zwar optisch stark, der Schaltungskomfort bleibt jedoch auf dem gewohnt angenehmen Niveau. Mit einem leichten Wasserstrahl läßt sie sich nach der Tour leicht reinigen und anschließend wieder versiegeln. Über die sehr gute Verzahnung habe ich einige Zeilen weiter oben ja bereits berichtet.
Das Schaltwerk
Hier gefallen mir besonders die prima gelagerten Schwaltwerksröllchen, die auch während ordentlichem Schlammbeschuß völlig unbeeindruckt ihre Dienste verrichten. Kein Schleifen oder Knarzen, einfach nur 100% Funktion. So etwas freut den Konsumenten. Aber auch der Rest des Schaltwerks kann vollends überzeugen. Trotz einiger Felskontakte steht der Schaltwerkkäfig nach wie vor im Lot, nur ein paar Kratzer blieben als stumme Zeugen zurück.
Die Kassette
Im Zuge eines mittlerweile laufenden Laufradtest (VITTORIA Deamion Testintro und Erste Eindrücke) sollte die Kassette vom vorherigen Laufradsatz demontiert und dort montiert werden. „Sollte“ deshalb, weil beim Versuch den Lockring zu öffnen (nicht ganz unverschuldet ;-)) rund ein Drittel der Lockringzähne abgebrochen sind:
Der Grund hierfür liegt darin, dass die Verzahnungstiefe zwischen dem Lockring und dem Kassetten-Werkzeug mindestens 7mm betragen muss um die aus Aluminium gefertigten Lockring-Zähne (der bei den SRAM 11-fach zusätzlich in in die Kassette integrierten ist) nicht zu beschädigen oder Gefahr zu laufen sie abzureißen. Um das bei meiner HOPE Pro Evo II Nabe mit 142×12 HR-Achse aber zu gewährleisten müsste man zuerst die Endkappen abziehen. Dummerweise war das bei meinem Laufradsatz nicht möglich, weil die antriebsseitige Endkappe sich ohne Gewalt nicht vor dem Ansetzen des Werkzeugs hat entfernen lassen.
Dementsprechend habe ich es so versucht … und mein Lehrgeld bezahlt. Folge: Eine neue 11-fach Kassette war notwendig :-).
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Zwischenfazit
Von Einstiegsgruppe keine Spur! Sämtliche Schaltungskomponenten überzeugten bisher mit tadellos präziser Funktion und großer Haltbarkeit. Selbst das nass-kalte Wetter der letzten Monate konnte bei der 2×11 SRAM GX-Gruppe kaum Schwächen aufzeigen. Schalthebel, Umwerfer und Schaltwerk tun genau das was sie sollen – die Schaltbefehle des Piloten umzusetzen. Kurbel/Kettenblätter, Kassette und Kette arbeiten Hand in Hand, um die Beinkraft auch in Vortrieb umzuwandeln. Zugegeben, das Innenlager benötigt etwas Fürsorge, um seine volle Funktion auch dauerhaft beizubehalten – aber sollte man nicht generell allen Schaltungsteilen ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit schenken?
Die subjektive Schwachstelle, der Grat an den Schalthebeln, der mich im Dauerbetrieb gestört hat, läßt sich aber in ein paar Minuten ohne größere Anstrengungen beseitigen.
Ich bin schon gespannt auf die weitere Testphase und werde dann im endgültigen Fazit darüber berichten.
MiMü
MiMü???
Hallo! Wenn es schon eine TNI-Teamseite gibt hab ich mal nachgeschaut; kein MiMü zu finden.
Lockring zerstört, und dann? Irgendwie wird sich das Teil ja runterpfriemeln lassen. Ohne dass die Kassette draufgeht. Und auf der Nabe selbige draufbleiben muss.
Das Innenlager erinnert an frühere Zeiten. „Spaltdichtung“ und dann viel zähes Fett. Würde ich fahren bis kaputt falls teurere Innenlager kompatibel und haltbar.
Ich fahre im Winter auch gewachste Ketten (Shimano und Sram 10f)wegen geringerer Dreckanhaftung. Aber nach ein paarmal wachsen rappelt die Kette dann doch ziemlich laut, mich nervt das. Also ölen und dann wieder wachsen. Immerhin bleibt das Sandgeknirsche dann aus.
LG Georg
Hallo Georg,
mangels Schraubstock hab ich Kassette und Freilaufkörper an Hope geschickt – die haben die beiden Teile dann von einander getrennt. Ginge natürlich auch selbst: Freilaufkörper in den Schraubstock einspannen, Lockring-Werkzeug einsetzen und bei den fehlenden Zähnen mit einem breiten Schraubenzieher oder ähnlichen verkeilen, Kassettenpeitsche ansetzen und das ganze wie gewohnt demontieren.
wenn du dir die ganzen Testartikel hier auf der HP durchschaust, dann wirst du neben mir aka MiMü auch noch einige andere Tester bemerken, die auf der TNI-Teamseite kein Profil haben. Ob es zielführend ist von jedem Tester (der vielleicht nach ein paar wenigen Artikeln drauf kommt, dass das Schreiben doch nicht seines ist) ein Profil zu erstellen, sei dahingestellt.
LG,
Michael aka MiMü
Danke für die Info.
LG Georg